Puh, da ist einiges zu erklären. Erst mal das Wichtigste:
Ja, auf der Seite kannst du gut recherchieren. Und auch die Seite zur Landwehr ist bis auf Kleinigkeiten gut. (Da fehlen bei den Angaben zur 5. Brigade die 11. Husaren.)
Da du die Lützower hast, kannst du ja einfach die 5.Brigade zum Vorbild nehmen. Die Pommern, die ehemaligen Lützower, die westfälische Landwehr, Artillerie und eine Abteilung der Schützen der Russisch-Deutschen Legion, noch in der alten Uniform, falls du es bunt magst. Als Kavallerie waren 2 Ekadronen der 11. Husaren dabei, die später noch durch die Anordnung ihrer Verlegung nach Krefeld durch Wilhelm II. als Tanzhusaren für ein Politikum gut sein sollten. (Bei den Preußen ritten immer 2 Eskadronen gemeinsam eine Attacke. Für Kugelhagel also eine Einheit.) Die auf der Reenactmentseite angegebenen Jägerabteilungen waren -bis auf die Russisch-Deutschen natürlich- Freiwillige Jäger und kämpften in den Reihen der Linieninfanterie.
(Die Lützower Reiter dienten 1815 in anderen Brigaden.)
Bei den Pommern, den Lützowern, der Landwehr und den Husaren kannst bei den Uniformtafeln der Mont St Jean -Seite gucken. Maréchal Davout hat die braunen Lederscheiden ja schon erwähnt. Dazu musst du wissen, dass das Lederzeug der damaligen Armeen meist aus Juchtenleder war, welches nur in Russland produziert wurde und daher ein knappes Gut war. Die Preußen mussten sparen. Daher nahmen sie für die Säbel und Degenscheiden normales Leder. Juchtenleder gab es in weiß, schwarz und rötlich-braun. Schon schwarz war günstiger, weshalb die Füsilier der Preußen schwarzes Lederzeug bekamen. Auch das umodische rötlich-braune wussten die Preußen zu verwenden: Die Regendeckel der Gewehre, die gewöhnlich um die Mantelrolle gerollt getragen wurden, waren daraus. (Wird auf der Landwehr-Seite samt Rekonstruktion erklärt. Das sieht auf den Knötel-Tafeln meist eher wie schwarz aus, dabei ist aber braun gemeint.)
Kommen wir zu einem weiteren Fehler der Mont-St.-Jean-Seite: Schwieriger ist die Uniformfrage bei den Jägern der Russisch-Deutschen Legion, die auf der genannten Seite einfach fehlen. Danach, ob sie schon preußische Uniformen hatten musste ich lange suchen. Denn die Infanterie der Legion hatte sie teils gut bezeugt schon. Doch wurden die Jäger erst nach der Schlacht in die preußische Organisation eingeführt. Dazu muss ich erklären, dass die 'neuen' Einheiten im Laufe von 1814 und 1815 sukzessive in die preußische Organisation eingebaut wurden und die ganze Armee im Frühjahr 1815 -wie alle 2 Jahre geplant- neue Uniformen erhalten sollte. Doch wurde das alles abgebrochen, als Napoleon in Frankreich landete. Ein Regiment soll ohne Kragen losmarschiert sein, weil die noch geändert werden mussten. Dadurch gab es 1815 einen Uniformen-Mix bis hin in die einzelnen Bataillone. Während sie das bei der Kavallerie besser recherchiert haben, gibt es auf der Mont-St.-Jean-Seite hier bei der Infanterie mitunter Fehler. Die Russisch-Deutschen Jäger hatten jedenfalls noch die alten Uniformen, weil sie noch nicht im System waren. Hier ist sie zu sehen:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/17/Knoe11_7.jpg Wenn du keine russischen Figuren findest, kannst du auch preußische Jäger nehmen, ohne dass es allzusehr auffällt, da die preußischen Uniformen 1808 bei den Russen abgekupfert wurden. Nur trugen die Russen die Tschakos in der Regel nicht schmucklos unter Lederüberzug und hatten schon länger die breiteren Tschakos.)
Die Tiroler Jäger: Büchse und 2 Pistolen, graue Uniformen und Tiroler oder -wie es zeitgenössisch hieß- Korsische Hüte. Hier zu sehen:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1d/Kn%C3%B6tel_II%2C_8.jpg Und es gibt tatsächlich Beschreibungen von Zeitzeugen, dass sie beim Angriff ihre Büchsen abfeuerten und dann beim Vorgehen beide Pistolen. So ähnlich Minis --bis auf die Pistolen und evt. die Federn auf der falschen Seite- sollte es für Österreicher geben. Und Köpfe mit Korsischen Hüten passen auch auf Lützower Körper, denn wie auf der Tafel ganz links zu sehen, trug die 'normale' Jägerabteilung der Lützower welche - mit Feder auf der anderen Seite. Auch bei der unterschiedlichen Darstellung der Federseite auf Abbildungen war länger zu suchen. (Ebenso trugen sie Baskenmützen, die damals als altdeutsch galten und auch Tschakos. Wenn du es also trotz schwarzer Uniform 'bunt' magst, ...) Wenn du möchtest, kannst du da also einiges zeigen.
Damit du etwas klarer siehst:
Nach der Katastrophe 1806-1814 wurden, leicht vereinfacht gesagt, 12 Linieninfanterieregimenter und 12 Reserveinfanterieregimenter aufgebaut. Die ersten 11 Linienregimenter bekamen die reguläre Uniform, der Rest war sehr bunt. Britische und Portugiesische Uniformen, teils durch einfache Maßnahmen und die reguläre Reserve-Uniform, dazu Beutestücke. Was eben zu bekommen war. Bei der Reserve trugen die Offiziere die Uniform des Linieninfanterieregiment, dem sie entstammten. 1815 wurden die Reserveregimenter in Linieninfanterieregimenter (Nr. 13 bis 24) umgewandelt und sollten die reguläre Uniform bekommen, die dann auch die Offiziere tragen sollten. Wie schon gesagt, wurde die Neueinkleidung mitten drin durch den Feldzug unterbrochen. Wer nicht gerne immer dieselben Uniformen bemalt, ist also bei den Preußen richtig.
Dazu kamen dann noch Organisationen wie Freikorps (eigene Truppenverbände ganz für sich, wie die Lützower; frei meint hier ursprünglich unabhängig von der restl. Armeeorganisation), Freieinheiten (Regimenter, Bataillone, aber auch einzelne Kompanien), Fremdenbataillone, von den Provinziallandtagen aufgestellte 'National'-Regimenter und was man sich sonst noch ausgedacht hatte, um auf eine ausreichende Zahl an Soldaten zu kommen. Diese trugen verschiedenste Uniformen und sollten 1814/15 ebenfalls großteils eingegliedert und neu uniformiert werden.
Dazu kamen vom Rheinbund übernommene Einheiten, insbesondere die Bergischen Regimenter, die ihre Uniformen nur wenig veränderten, um preußischer zu wirken und ebenfalls bei Waterloo noch nicht neu eingekleidet waren. Sie waren deshalb in friendly fire geraten und trugen dann ihre französische Mäntel. Tschakos waren wohl schon preußisch.
Schließlich hatte Preußen auch die Deutsch-Russische Legion von Rußland übernommen.
Die Freieinheiten und die Ãœbernommenen bildeten 1815 das 25. bis 31. Linieninfanterieregiment:
25: Lützower, (1. und 2. Bataillon in den Lützower Uniformen, nur der Ersatz war in preußische Uniformen gekleidet, das 3. (Füsilier-) Bataillon war neu gebildet und trug preußische Uniformen.
26: aus dem Elbnationalinfanterieregiment (von der Elbprovinz aufgestellt) und dem Bataillon von Reuß gebildet, bei Waterloo reguläre Uniform, aber: Kragen rot, Schultern blau, Ärmel blau und rot vorgestoßen, Offiziere: regulär
27: aus den Ersatzbataillonen des Elbinfanterieregiments, dem Fremdenbataillon von Reich, dem Freibataillon von Hellwig und dem 1. Schlesischen Ersatzbataillon (vom IR 10) gebildet, mit sehr unterschiedlicher Uniformierung
28 und 29: Bergische Infanterie, (wie gesagt, die alte, leicht veränderten Uniform oder Mantel)
30 und 31: Infanterie der Russisch-Deutschen Legion (im Gegensatz zu den Jägern schon in preußischer Uniform)
Ich muss unbedingt mal meine Übersicht zur preußischen Armee präsentabel gestalten und irgendwie online stellen.
Was die Fahnen angeht, ist es bei den Preußen traurig: Nur die 12 Linieninfanterieregimenter hatten 1815 Fahnen, weil die illegalen 1814 eingesammelt worden waren. Und auch die Husaren hatten ihre Standarten in den Kasernen gelassen. Das war dann auch einer der Gründe, warum die preußische Linie an ihren zerfetzten Fahnen und blanken Fahnenstangen festhielt. Erst im Spätsommer/Herbst 1815 verlieh der König den Regimentern wieder Fahnen.
Die Fahnen sahen schon anders aus als in altpreußischer Zeit und auch anders als später. Du kannst sie aber einfach von der Mont-St.-Jean-Seite herunterladen.
Mit der doppelten Verwendung, zu der du den ratlosen Smiley setztest, bezog ich mich darauf, dass einige Einheiten schon während des Waffenstillstands 1813 ihre Uniformen selbständig änderten, um sie preußischer zu machen und dann 1814/1815 endlich überall die reguläre Uniform eingeführt werden sollte. Die Linieninfanterie und die Landwehr, soweit sie reguläre Uniform trug, sind demgegenüber 1813-1815 zu verwenden. Ebenso die Lützower. Bei Nappo wird ja auf diese Änderungen geachtet. (1812 in Rußland war vorn am Tschako eine schwarz-weiße Kokarde in Rosettenform angebracht. Dank doppelseitigem Klebeband, gingen da also auch dieselben Figuren, so die Einheiten dort tätig waren. 1812 waren die preußischen Brigaden aber noch ganz anders organisiert.) Dadurch kannst du dieselben Preußenminis für die ganze Zeit nehmen, es sei denn du willst 1806/07 oder davor spielen. Es gab 1814 zwar eine offizielle Änderung. Die Tschakos wurden oben breiter, so wie die russischen, und der Kragen wurde vorn geschlossen. Dazu sollte nach und nach Schuppenketten statt lederner Sturmriemen eingeführt, damit die Kopfbedeckung auf dem Kopf sitzen blieb. 1815 war letzteres kaum eingeführt, die Kragen meist noch unverändert - bei 1/72 mag da auch die Bemalung helfen, aber ich würde mich an den modellierten Kragen halten. Und auch bei den Tschakos ist die Frage, wann die Bestimmung ausgeführt wurde. Jedenfalls waren die Änderungen derart, dass sie bei den Minis normalerweise ignoriert werden, da sie entweder kaum zu sehen sind, die Durchführung nicht gegeben war oder die Hersteller beim Tschako ein Mittelding gestalten.
Ach ja, das 3. Bataillon des 9. Reserveregiments (später 21. IR, 4. Pommersches) trug die britische Rifles-Uniform. Ob noch 1815 muss ich nachsehen. Auch andere Britische Uniformen gab es, ...