Systemwechsel / -erweiterung und Generationenkämpfe Vater vs. SohnemannDer Alltag hat mich seit gestern wieder in seinen ... zärtlichen Fingern
Das bedeutet, dass nur der Brötchenjob die Überlegungen und Aktivitäten in Sachen Hobby unterbricht. Na gut, ein wenig Familie kommt auch noch hinzu
Aber das gibt mir ein gute Ãœberleitung zu meinem geplanten Systemwechsel im historischen Tabletop.
Denn mein Jahrestag, mit dem ich den Abschluss von 0,55 gelebten Jahrhunderten begehe, steht kurz bevor.
Das nahm mein Sohn, mit dem ich ab und an bereits kleinere Spiele in Kugelhagel gespielt habe, letzten Samstag zum Anlass, mich mal wieder für ein Spielchen anzufragen, sobald er mit Frau und Kind umgezogen ist. Dabei haben wir ein wenig über meine letzte Großschlacht mit
Kugelhagel gesprochen, einigen merkwürdigen Situationen mit diesem System, meinen angedachten Systemwechsel bzw. -erweiterung ... und plötzlich wurde ich aus meinem Arbeits- und Spielzimmer hinauskomplimentiert, damit er sich mit meiner Frau mal kurzschließen könne.
Hm ... ich wage mal zu spekulieren, dass sich da etwas entwickeln wird. Neue Püppies? Neues Regelwerk?
Er hat bei mir die kleinen Warlord Epic-Minis gesehen und seine Augen leuchteten auf.
Klar.
Papa malt ja auch, er hat damit dann weniger am Hut
Da bin ich mal gespannt, was kommt!
Aber zurück zu den harten Fakten.
Wir haben auch über das Regelwerk von Decebalus gesprochen,
Quatre Bras.
Es ist auf deutsch, hat also keine Sprachbarriere, man benötigt keine Unmengen an Figuren und mit meiner Sammlung an 1/72ern könnte ich aktuell zumindest jeweils zwei einfache Divisionen bereits aufstellen und mit Plänklern sogar etwas umfangreicher. Aber da geht ja bekanntlich immer noch was und da sind für dieses Jahr sowieso schon ein paar weitere Erweiterungen geplant.
Während ich also noch Lasalle 1 im Hinterkopf behalte (und zuerst eindeutschen muss, damit ich es besser erklären kann), haben Filius & Senior beschlossen, in den nächsten Wochen ein oder zwei Spiele
Quatre Bras zu daddeln
Quatre Bras - Ein napoleonisches Tabletop von Decebalus2010 hat Decebalus zur damaligen Hamburger Tactica ein eigenes System erarbeitet, dass es mehreren Spielern mit einer überschaubaren Menge an Miniaturen und einem nicht zu üppigen Zeitaufwand ermöglicht, kleine bis mittlere Schlachten in der napoleonischen Epoche zu spielen. Das System ist frei erhältlich, der aktuelle Stand (2013) ist hier frei (!) erhältlich.
https://sweetwater-forum.net/index.php/topic,6505.0.htmlEin erster EindruckEine erste "Lesung" der Regeln habe ich bereits vorgenommen und es hat mir sehr großen Spaß gemacht. Ich betone das bewusst, denn Regeln lesen ist so ein wenig ein notwendiges Übel. Es gehört zum Hobby eben dazu, hat auch seinen eigenen Reiz ... aber Hand auf's Herz:
Es geht nichts über das Spielen selber
Die Regeln von
Quatre Bras sind übersichtlich, leicht zu lesen und gut verständlich und wirken sehr professionell. Dazu kommt, dass sie sich auf das Nötigste beschränken, also ohne das der Text mit großen Nebentexten, Anekdoten und Bonmonts angereichert ist, die sonst gerne mal ein Regelwerk etwas aufblähen. Man glaubt dem Autor einfach auch so, dass er weiß wo er hin möchte, wie er das erreicht und dass er weiß wovon er redet.
An dieser Stelle meinen Respekt vor dieser Leistung! (Ich bin nebenberuflich Autor und weiß wie schwer es manchmal sein kann, das, was man sieht oder meint, in verständliche Worte zu packen. Man kann sagen, dass 10 Minuten vergnüglichen Lesens etwa 10 bis 15 Stunden konzentrierte Arbeit bedeuten.)
Mit welchen Miniaturen kann ich spielen?Quatre Bras ist da sehr frei. 35mm, 28mm, 1/72 ... das ist dem persönlichen Geschmack überlassen. Wichtig sind hier, wie auch in vielen anderen Systemen, die Bases.
Zitat2.2.Aufstellung und Gliederung der Armeen
Jeder Spieler kommandiert ein Corps der napoleonischen Zeit aus etwa 3-4 Divisionen mit je 3-6 Regimentern. Das wären also minimal an Figuren (bei unserer Basierung) pro Spieler: ein Corps-General (als Rundbase mit drei oder mehr Figuren), zwei Divisionsgeneräle (als Rundbase mit ein bis zwei Figuren) 3 Infanterie-Regimenter (je 4 Basen mit 4 Figuren = 48 Figuren) eine Artilleriebatterie (ein oder zwei Kanonenmodelle plus Bedienung) zwei Kavallerie-Regimenter (je 3 Basen mit 2 Figuren = 12 Reitermodelle).Das ist stemmbar, finde ich. Zumal viele, die schon länger dabei sind, sowieso auf einen guten Grundstock an Miniaturen zurückgreifen können und ein Neueinsteiger wird auch nicht direkt mit Koffern voller zu bemalender Figuren erschlagen, die er zum Spielen benötigt.
Der oder die Schauplätze und ganz persönliche AnpassungenDie sollten ein gewisses Maß haben. 120 x 240cm sind empfehlenswert.
Da beginnt mein ganz persönliches Dilemma: Ich habe nur 120x120cm zur Verfügung, die kann ich allerdings fest aufgebaut stehen lassen. Auch bekomme ich keine drei bis vier Divisionen aufgestellt. Das hat mich trotz der Größe meiner Sammlung an 1/72ern verblüfft.
Aber wie gesagt: Das Hobby hat für mich kein fixes Ende und mehr geht eh immer
Bleibt also der Tisch.
Da ich nur 120x120cm zur Verfügung habe, und auch die meisten Spiele zu zweit oder solo gespielt werden, werde ich
Quatre Bras versuchsweise mit jeweils 2 großen Divisionen aufspielen. Das ist knapp die Hälfte der empfohlenen Menge, sollte aber für meinen Schauplatz reichen.
Voll auf die Glocke, alternative Geschichte oder historisch korrektHistorisch korrekt ist immer reizvoll und auch eine Empfehlung des Autoren. Je nach Platz, Zeit und Sammlung kann man hier bequem einen Ausschnitt einer größeren Schlacht nachfühlen und eventuell ja auch die Ergebnisse einzelner Teilaspekte zu einem größeren Ganzen verbinden.
Als Alternativen gibt es aber auch schön erklärte (und spannend klingende!) Möglichkeiten, wie das Pick-up Game oder das Begegnungsgefecht, die hier hervorragend erklärt werden.
Auch aufgrund des beengten Schauplatzes in meinem kombinierten Arbeits- und Spielzimmer, wird es also bei mir öfter auf eine dieser beiden Alternativen hinauslaufen.
Aber dazu später mehr, denn damit endet auch der erste Teil meier Besprechung und "Erspielung" des Systems.
Jetzt heißt es, tiefer in den Aufbau der Divisonen vordringen, eventuell noch den einen oder anderen Kommandeur aufhübschen (und vor allem meine Artillerie! Die habe ich recht fantasymäßig angepinselt
) und ein spannendes Spielfeld aufbauen.
Ein erstes Fazit aber schon jetzt:
Quatre Bras gefällt mir! Gelungener Aufbau der Regeln, verständliche Sprache, keine Schnörkel. Mit ca. 35 Seiten, einigen leicht verständlichen Diagrammen und tollen Bildern von 28mm Miniaturen auch schön "handlich"
Dass es auf Deutsch ist und zudem auch noch kostenfrei erhältlich, sind Sahnehaube und Kirsche auf diesem Hobbykuchen
Eine Verkostung mit weiteren Erfahrungen folgt, sobald ich zum Spielen gekommen bin.