"Il mio nome è Nessuno" ("Mein Name ist Nobody").
Italien 1973
Regie: Valerii/Leone
Darsteller: Henry Fonda, Terence Hill, Jean Martin
Wohl einer der seltsamsten Western, die es gibt. Sergio Leone hatte die Idee dazu. Offiziell wird er im Vorspann nicht als Regisseur genannt, soll aber als er davon Wind bekam, dass Valerii eventuell den besten Western aller Zeiten schuf, angereist sein um Valerii die Tour zu vermiesen. Daher wurden einige alberne Szenen eingeschoben, die recht fehl am Platz wirken wie die überlange Schlägerei auf dem Rummelplatz etwa in der Mitte des Films. Leone hat entsprechend Fotos aber auch bei der großartigen Szene des Showdowns in New Orleans im Regiestuhl gesessen. Außerdem soll er laut Hill von Fonda den Tipp bekommen haben, einfach Hill die Regie zu überlassen (was Hill dann später zu der irrigen Meinung verleitete, er könne als Regisseur arbeiten
). Fonda war über das Endergebnis so verärgert, dass er sich den Film nie mehr anschaute. Er hat dann auch nicht mehr mit Leone zusammen gearbeitet.
Handlung: 1899. Jack Beauregard will nach Europa auswandern, denn es hält ihn nichts mehr im Westen. Doch es fehlt ihm das Geld für die Überfahrt. Auf einer Odysee begegnet ihm Nobody (der Witz kommt in der Deutschen Fassung wenig rüber), der nochmal Beauregard in Action sehen will, denn er ist ein Fan des Revolvermannes. Aber ihm kommt auch Sullivan in die Quere, der Beauregard vorsichtshalber durch die Wilde Horde umlegen lassen möchte, da Sullivan von Beauregard fürchtet, dass er sich für den Mord an Beauregards zwielichtigen Bruder rächen wird. Daher pflastern bald Leichen Beauregards Weg. Denn die Wilde Horde ist hinter ihm her, noch mehr seit Beauregard den Unterschlupf der Bande gefunden und deren Geheimnis aufgespürt hat. Beauregard will nicht kämpfen, doch er muss es. Denn Nobody schnappt der Bande einen gewaltigen von Soldaten bewachten Goldtransport weg, den sie überfallen wollte. Nach einem der größten Gefechte des Italo-Western in epischem Stil geht es Nobody nur noch darum für Beauregard einen stilvollen Abgang zu schaffen - Jack Beauregard muss sterben, ist ja klar!
Die Handlung ist eigentlich vom Grundgerüst genial. Das Schauspielerduo Fonda/Hill auch. Übrigens einer der seltenen Fälle, wo Hill mal mehr schauspielern darf. Die Settings sind berauschend. Die Kostüme und Ausstattung regelrecht atemberaubend. Man merkt dabei Leones eigene Entwicklung, weg vom US-Vorbild hin zu mehr und mehr authentischem Gewand der Kämpfer. So tragen Gute wie Böse einfach mal richtige Kleidung, Beauregard z.B. in regelrecht kultiger Kluft, oft auch in typischem 1890er Sakko. Auch die ganz kurz eingeblendeten Soldaten wirken top.
Der Film hat so unendlich viele Motive, dass man damit Bände füllen könnte und obwohl er auch von Leone sabotiert wurde, ist er bis heute eines seiner Meisterwerke. Es gibt einfach alles, was ein Western braucht: Saloon, Barbier, Eisenbahn, Miene, ja sogar mal kurz Indianer. Der Schurke ist herrlich schurkisch und großartig besetzt. Das Hauptmanko liegt in den widersprüchlichen Slapsticknummern an 2-3 Stellen des Films, die durch die Schnodder-Synchro auf Deutsch noch verstärkt werden.
Themen: Der Ende des Westens.
Die Ablösung der Generationen auf mindestens 3 Ebenen: Alter US-Western (wofür Fonda steht) durch Italowestern (dass der kurz darauf auch verschwindet, konnte man nicht ahnen)
Alter Held durch jungen, der dann auch schneller und besser schießt.
Ernsthafter (Italo- und US-)Western (Fonda) gegen Spaßwestern der Trinity-Generation(Hill)
Die moderne Technik (Telegraphen als Handy von um 1900).
Die Erschließung des Westens (früher war der Westen unendlich weit und man traf nie jemanden zweimal...)
Geld regiert die Welt (typisches sozialkritisches Thema) - mal will Sullivan den Nobody, mal sogar Jack Beauregard kaufen und Beauregard hat eigentlich auch nichts dagegen
...
Letztlich ist der Film auch eine Abrechnung Leones mit Packinpah dessen Wild Bunch er nicht nur niedermetzeln lässt, sondern der hier sogar als Leiche auf dem Indianerfriedhof liegt. Typisch Intellektuelle, gekränkt bis aufs Blut nur weil Packinpah nicht mit Leone zusammenarbeiten wollte! Wie sollte das auch gut gehen? Zwei Genies und obendrein zwei Perfektionisten an einem Set? Never!
Darsteller: ****
Bilder *****
Story ****
Sound *****
Anmerkung: bei Streifen mit Ennio Morricone als Komponist muss Sound/Musik mit rein, denn die macht laut Leone ja 1/3 des Films aus.