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Autor Thema: Go West! at the Movies  (Gelesen 16301 mal)

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Poliorketes

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Go West! at the Movies
« am: 22. Dezember 2018 - 21:49:37 »

Für alle, die jetzt einen Beitrag über Groucho, Harpo, Beppo & Chico erwarten - reingefallen!
Ich gehöre zu den Leuten, die alte Filme lieben, und eines meiner Lieblingsgenres ist und bleibt der Western. Allerdings bin ich ein recht spezieller Cineast, etwas Qualität sollte schon vorhanden sein, eine anständige Story und ansprechende Darsteller sind mir wichtiger als Krachbumm-Effekte Marke Bruckheimer & Jackson (ich finde z.B. den Herrn der Ringe ziemlich vermurkst, dabei liebe ich das Buch).

Dementsprechend bin ich auch bei Western ein Genießer, und Klassiker wie Rio Bravo, Der schwarze Falke, Ringo, Weites Land, Die glorreichen Sieben (das Original, nicht der Unsinn vom letzten Jahr) und die James Steward / Anthony
mann-Reihe habe ich jeweils mindestens ein Dutzend Mal gesehen, wenn nicht mehr. Ihr merkt, wie ich ticke.

Nachdem im TV kaum noch gute Western laufen (meist nur Italo-C-Ware oder immer die gleichen Filme, die ich eh schon habe) gibt es inzwischen ein doch ganz ansehnliches Angebot auf DVD. Insbesondere Koch Media hat da ein echt gutes Angebot aufgebaut. So bin ich inzwischen an lange nicht gesehene Perlen wie  Der letzte Wagen oder Destry reitet wieder gekommen. Jetzt habe ich mir bei Amazon die Box Meilensteine des US-Westerns - Die 50er Jahre gekauft. Von der Aufmachung hielt ich sie füe eine Koch-Ausgabe (falsch gedacht), die Titel sagten mir zwar wenig bis nichts, aber die Besetzung war durchgehend interessant- Joel McCrea, Forrest Tucker, Sterling Hayden, Alan Ladd uvm. Natürlich habe ich bei 15,99€ für 20 Filme auf 10 DVDs nicht wirkliche Meilensteine erwartet, aber ich habe es mir mit der Western-Bibel Das Western-Lexikon von Joe Hembus bewaffnet  im Sessel bequem gemacht, meist mit Katze auf dem Schoß, und arbeite mich Abend für Abend durch die Filme.

Und Euch lasse ich jetzt daran teilhaben. Ich werde in diesem Thread zukünftig immer wieder mal Western besprechen, und dabei bleibe ich sicwher nicht bei der B-Ware. Viel Spaß!
« Letzte Änderung: 11. Januar 2019 - 10:21:51 von Poliorketes »
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #1 am: 22. Dezember 2018 - 22:29:14 »

Blutiger Staub / The Outriders
USA 1950, Farbe
Regie: Roy Rowland (Wer???)
Darsteller: Joel McCrea, Arlene Dahl, Barry Sullivan, Ramon Novarro

Joel McCrea ist einer der meistbeschäftigten Westernstars der 50er Jahre, allerdings oft in B-Western. Seine bekanntesten Rollen hatte er aber zunächst in Nicht-Western wie Sullivans Reisen (den ich leider nie gesehen habe) oder Hitchcocks Foreign Correspondent. Zu einem der wichtigsten Western-Darsteller wurde er durch Filme wie Union Pacific, Colorado Territory / Vogelfrei (einer tollen Western-Adaption von Bogarts Entscheidung in der Sierra mit einer umwerfenden Virginia Mayo) und natürlich Sacramento.

Outriders entstand kurz nach Vogelfrei und hatte ein Budget von 1,6 Mio USD (laut IMDB). Zum Vergleich - König Salomons Diamanten aus dem gleichen Jahr hatte ein Budget von 2,2 Mio USD. Man kann also nicht von einem B-Western sprechen.

Die Handlung: 3 konföderierte Kriegsgefangene (McCrea, Sullivan) brechen aus und geraten an eine Abteilung von Quantrills Freischärlern. Diese zwingen sie dazu, für sie einen Treck aus Santa Fé in eine Falle zu locken, angeblich um 1 Mio in Gold für die Konföderation zu erbeuten. Der Treck hat natürlich eine schöne Frau (Arlene Dahl aus Die Reise zum Mittelpunkt der Erde), um die sich Joel McCrea und sein bester Kumpel Sullivan in die Haare kriegen. Kurz bevor die Falle zuschnappt, ist der krieg aus, aber Sullivan und die Freischärler wollen das Gold ohnehin für sich behalten. Es kommt zum Showdown, McCrea verteidigt das Gold und kriegt die Frau.

Ja, was soll ich sagen? Die Darsteller machen einen ordentlichen Job, McCrea gibt einen üverzeugenden Treckführer, Arlene Dahl ist eine Augenweide (mehr war in Western für die weibliche Hauptrolle damals selten drin)...
Aber die Story... die Geschichte ist total an den Haaren herbeigezogen. Weniger die Idee, als Treckführer under Cover für den Feind zu arbeiten.
Aber wie bescheuert ist es denn, 3 Fremde unter Todesdrohung in den Dienst zu pressen, um sie dann gleich alleine so ein Ding drehen zu lassen? Kein Wunder, daß die Konföderation verloren hat. Aber halt! Der Ehrenmann McCrea macht bei dem geplanten Massaker an den Treckleuten sofort mit. Er versucht deswegen zwar, erst gar keine Nähe zu den potentiellen Opfern aufzubauen, aber ein Blick von Mrs. Dahl genügt, und er ist gut Freund mit allen. Will sie aber trotzdem über die Klinge springen lassen, bis das Kriegsende ihn umdenken läßt. Natürlich findet jeder im Treck, daß er sich vollkommen korrekt verhalten hat, und sein gewaltsamer Ausbruch ist auch vergessen.

Bemerkenswert ist eine Flußüberquerung per Floß bei Hochwasser, aber leider zeigt sich hier besonders der fehlende Sinn für Dramaturgie beim Regisseur.

Darsteller: ***
Bilder: ***
Story: *

Zur Bewertung: Ich bin da recht hart. Ein Stern ist Mist, 5 Sterne sind Legende
Was schreibt Joe Hembus? Er faßt die Story in einem Satz zusammen und gibt keinen Stern (von maximal 4, die er genau einmal vergibt - für Der schwarze Falke
« Letzte Änderung: 22. Dezember 2018 - 22:35:57 von Poliorketes »
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #2 am: 22. Dezember 2018 - 23:33:32 »

Die letzten von Fort Gamble / Ambush
USA 1950, s/w
Regie: Sam Wood
Darsteller: Robert Taylor, Arlene Dahl, John McIntyre

Sam Wood ist bekannt als Regisseur einiger der besten Marx Brothers-Filme und natürlich für Wem die Stunde schlägt. Und Robert Taylor ist natürlich der Darsteller von Marcus Vinicius, Ivanhoe und Lancelot. Angefangen hat er in den 30ern mit Dandyrollen, zum Westernstar ist er erst zum Ende seiner Karriere geworden, aber obwohl viele seiner Western eher B-Pictures waren, hast er eine ganze Reihe hervorragender Klassiker abgeliefert: Fluch des Blutes / Devil Doorway ist einer der besten und ersten Filme, die sich positiv mit den Indianern auseinandersetzen, Ein Mann liebt gefährlich ist eine köstliche Lederstrumpf-Parodie, Karawane der Frauen, Verwegene Gegner, Der Schatz des Gehenkten und der epische Klassiker Die letzte Jagd. Taylor spielt in seinen Western selten strahlende Helden, eher stehen seine Figuren zwischen Gut und Böse. Dabei bleibt er meißt ritterlich und immer Herr der Lage. Fast schon Stereotyp ist sein schwarzes Outfit mit dem Colt links an der Hüfte.

Die Handlung: Robert Taylor war Armeescout, der zurückgeholt wird, weil eine Apachenbande unter Diabolito (dargestellt von Geronimos Enkel Charles Stevens) Die Gegend unsicher macht. Taylor macht im Fort gleich klar, daß er viel mehr Ahnung von den Apachen hat als der stellvertretende Kommandant, und daß dessen Braut (Arlene Dahl, wieder sehr dekorativ) viel eher zu ihm paßt. Ein Leutnant der Truppe macht der mißhandelten Frau eines Soldaten den Hof, worauf dieser im Suff den Kommandanten angreift und verletzt. Der Stellvertreter will Robert Taylor zeigen, daß er mehr drauf hat und bei der Gelegenheit die von den Apachen entführte Schwester von Mrs. Dahl retten. Taylor hält das für sinnlos, aber durch seinen Einsatz werden die Apachen geschlagen, er selbst rettet das Mädchen (das zum Glück noch unberührt geblieben ist!). Der neue Kommandant setzt Diabolito nach und gerät in eine Falle, bei der sich Apachen und Blauröcke gegenseitig umbringen. Nur Diabolito lebt noch, aber Robert Taylor ändert das schnell. Arlene Dahl ist über den Tod ihres Bräutigams genau so lange betrübt, bis der schöne Robert sie in den Armen hält.

Dies vorweg -  ein Western mit Robert Taylor hat von vornherein schon einen Pluspunkt. Leider ist das auch schon fast alles, was sich Positives sagen läßt. Der Film ist nicht wirklich schlecht, aber die übrigen Darsteller sind teilweise richtig schlecht, und die Handlung ist auch recht stereotyp - vor allem die Indianer kommen nicht gut weg, sehen aber wenigstens einigermaßen authentisch aus. Richtig gut ist die Szenerie, eine Felslandschaft mit glatten Steilwänden und Felsnadeln, die sich vor dem Monument Valley nicht verstecken braucht und in Schwarzweiß sehr gut rauskommt.

Darsteller ** (Taylor ausgenommen)
Bilder ****
Story **

Joe Hembus gibt einen Stern und immerhin eine kurze Kritik.
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #3 am: 23. Dezember 2018 - 00:19:20 »

Am Marterpfahl der Sioux / Warpath
USA 1951, Farbe
Regie: Byron Haskin
Darsteller: Edmond O‘Brian, Forrest Tucker, Polly Bergen, Harry Carey jr., Paul Fix

Byron Haskin hat als Regisseur mit Kampf der Welten einen SF-Klassiker gedreht, aber seine besten und Oscar-nominierte Arbeiten hat er als SFx-Mann in Errol Flynn-Abenteuerfilmen abgeliefert.
Oscar-Preisträger Edmond O‘Brian ist in Klassikern wie Der Glöckner von Notre Dame, Maschinenpistolen, Der Mann, der Liberty Valance erschoß und The Wild Bunch (der alte Sykes) aufgetreten, Warpath ist allerdings keines seiner Glanzlichter. Harry Carey jr. ist natürlich der ewige Grünschnabel in den John Wayne Western.

Die Handlung: O‘Brian jagt. Die Mörder seiner Verlobten. Einen erschießt er, von den anderen kennt er nur den Namen und Beruf - sie sind bei der Kavallerie. Er läßt sich anwerben und legt sich ziemlich schnell mit seinem Sergeanten Forrest Tucker an, und überraschenderweise sind beide hinter dem selben Mädchen her. Das Tucker und der Vater des Mädchens die Gesuchten sind überrasch dann nur O`Brian. Die Kavallerie nimmt unter Führung von Carey jr. am Siouxfeldzug von 1878 teil. Die Truppe verteidigt sich zunächst erfolgreich auf einer Flußinsel gegen eine Übermacht - eine klare Reminiszenz an den Kampf um Beechers Island 1868. Dann geraten O`Brian, das Mädchen, ihr Vater und Tucker in die Hände der sioux, die aus ihnen den Standort von General Custers 7. Kavallerie herausfoltern wollen. Tucker opfert sich, um den anderen die Flucht zu ermöglichen. O‘Brian verzeiht dem mörderischen Schwiegervater, denn natürlich kriegt er das Mädchen. Custer können sie dann aber doch nicht retten.

Ein grottenschlechter Film. Harry Carey jr. und Forrest Tucker könnenberzeugen, aber die Story und die miserable Regie sind nicht zu retten. Warum ein junges Mädchen einen gut genährten Mittvierziger angräbt, ist genauso überzeugend wie die Rekrutierung dieses nicht sehr trainiert wirkenden Edmond O‘Brian. Der mit einer grandiosen Totalen auf die anreitenden Indianer beginnende Kampf um die Insel geht schnell in ein unsinniges Handgemenge über, bei dem die verschanzten Kavalleristen nicht etwa mit Säbel und Pistole kämpfen, sonder aus der Deckung vorstürmen und die Sioux von ihren Pferden reißen. Da ist es dann auch egal, daß das Martern inklusive Spießrutenlaufen von den östlichen Waldindianern 1000 Jahre vor der Handlung, aber nicht von den Sioux oder Cheyenne praktiziert wurde.

Darsteller *
Bilder **
Story *

Joe Hembus ist die Handlung einen Satz und der Film keinen Stern wert.
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Driscoles

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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #4 am: 23. Dezember 2018 - 07:10:54 »

Wir haben die selbe Leidenschaft!
Ich kenne alle drei Filme. Warpath ist echt schlecht.
Robert Taylor Filme habe und werde ich immer super finden.
Wie heißt nochmal der wo er der fiese Jäger ist und am Ende erfroren und wartend wie ein Monument  dasitzt.
The outriders finde ich gut.
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Poliorketes

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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #5 am: 23. Dezember 2018 - 07:56:30 »

Die letzte Jagd
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #6 am: 29. Dezember 2018 - 23:29:13 »

Der Richter von Colorado / The Man from Colorado
USA 1948, Farbe
Regie: Henry Levin
Darsteller: William Holden, Glenn Ford

Henry Levins bekanntester Film dürfte Reise zum Mittelpunkt der Erde sein. Bekannter sind seine Stars.
Glenn Ford war einer der bekanntesten Westerndarsteller in Cimarron, Nebraska oder Zähl bis 3 und bete (der originale Todeszug nach Yuma). Unvergessen ist er aber durch seine Beträge zur schwarzen Serie, vor allem Gilda.
Wiliam Holdens bekannteste Rollen waren in Die Brücke am Kwai, Boulevard der Dämmerung, Der letzte Befehl und vor allem als Pike Bishop in The Wild Bunch.

Die Handlung: Am Ende des Bürgerkriegs läßt Nordstaaten-Colonel Glenn Ford eine Truppe Südstaatler trotz weißer Fahne zusammenschießen. Nach dem Krieg wird er Bundesrichter in Colorado, wo er in eine Auseinandersetzung zwischen Veteranen und einer Minengesellschaft gerät, die den an der Front kämpfenden Freiwilligen ihre Goldminen abgejagt hat. Holden war im Krieg Fords Hauptmann und wird jetzt sein Marshall. Das Ford ihm das Mädchen ausspannt, läßt er noch durchgehen, aber als der Richter die vor Gericht unterlegenen Veteranen, deren Freunde sich gegen die Minengesellschaft mit Überfällen wehren, reihenweise aufhängen lassen will, dämmert ihm, das bei Glenn Ford ein paar Dachsparren lose sind. Am Ende rastet Ford aus und wendet sich gegen seinen Freund, kommt aber im Kampf um. Holden hat sein Mädchen zurück und will in Washington die Interessen der Veteranen vertreten.

Ich habe den Film in einer 5er Box mit anderen Klassikern gekauft und muß zugeben, daß ich ihn überhaupt nicht kannte. Die Handlung ist besserer Durchschnitt, dabei erfreulicherweise ohne Logikfehler und durchaus vorstellbar. Holden spielt wie meistens ebenfalls ordentlich, aber nicht überragend (bis auf in The Wild Bunch hat er mich nie begeistert), aber was Glenn Ford (damals Anfang dreissig) mit graumeliertem Haar und irrem Blick immer tiefer im blutgierigem Wahn versinkend abliefert ist schon alleine wert, den Film anzusehen. Eine seiner wenigen Schurkenrollen, aber die braucht sich nicht vor Burt Lancaster in Vera Cruz oder Dan Duryea in Winchester  `73 verstecken. Die übrige Besetzung ist solide, auchh wenn die meisten Darsteller eher unbekannt sind. Bemerkenswert ist noch die Todesszene von Glenn Ford, der im Kampf mit einem Veteranan-Outlaw von einer brennenden Hausfassade begraben wird. Toller Stunt!

Darsteller ****
Bilder **
Story ***

Joe Hembus gibt 2 Sterne und findet „Wie sein Held ist der ganze Film ein bißchen wahnsinnig und deswegen faszinierend“

Wer war eigentlich Joe Hembus? Vor allem ein Filmkritiker, bekannt geworden durch seine Abrechnung mit dem Nachkriegsfilm „Der deutsche Film kann gar nicht besser werden“ und sein Western-Lexikon, das in der letzten Auflage über 1500 Western behandelt. Hembus ist dabei ein harter, aber gerechter Kritiker, das Buch ist für jeden Western-Fan absolut zu empfehlen!
« Letzte Änderung: 29. Dezember 2018 - 23:34:28 von Poliorketes »
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #7 am: 08. Januar 2019 - 11:24:50 »

Ich liebe auch Western und muss auch zugeben, dass ich mit den modernen Western irgendwie meistens nix anfangen kann. Da fehlen mir die richtigen Schauspieler, Dialoge und irgendwie der Thrill. Meine Lieblinge sind Italo-Western. Aber da wurde auch massig Schund produziert, der einfach nur langweilig oder nach immer demselben Rezept gebraut ist (Typ: Rachewestern).

"Dio perdona... io no!" - "Gott vergibt… Django nie!"
Italien/Spanien 1967
Regie: Giuseppe Colizzi
Darsteller: Terence Hill, Frank Wolff, Bud Spencer

Dies ist der erste Film in dem Carlo Pedersoli und Mario Girotti als Bud Spencer und Terence Hill auftreten. Im O-Ton heute noch sehenswert, am besten in einer restaurierten Fassung. Wie die ganze dreiteilige Reihe eher anspruchsvolle und brutale Western vergleichbar mit den besten Arbeiten von Corbucci und Leone, teilw. auch durchaus mit Sozialkritik, was in der Zeit im Western üblich war.
Nicht wundern: ein Django kommt im ganzen Film nicht vor und es ist auch von der Handlung her kein Django-Film. War nur ein Marketingtitel für den deutschen Markt.

Handlung: Cat Stevens (der Name ist Programm, da Hills Charakter hier wirklich gut klettern kann, geschmeidig wie Eastwood in den Dollar-Filmen etwa) erschießt in einem Gunfight scheinbar den Banditenführer Bill San Antonio. Plötzlich nachdem das Versteck der Räuberbande brennt ist der ganze Zaster aus einem Coup weg und die Bande jagt von da an Stevens, da sie hoffen ihm das Geld abzunehmen. In Wahrheit aber hat San Antonio alles nur eingefädelt um sich Stevens und einem Großteil der Bande zu entledigen und das Geld selber zu behalten. Der Versicherungsagent Hutch Bessy wird darauf angesetzt die geraubten Dollars aus einem blutigen Eisenbahnüberfall wieder zu beschaffen und trifft auf seiner Suche auf Cat Stevens, der mittlerweile anfängt zu durchschauen, dass San Antonio noch leben könnte und ihm nur die Bande auf den Hals hetzen wollte, die Stevens Mann für Mann umlegt. Der psychopathisch veranlagte San Antonio ist lange darauf bedacht sein Überleben zu verschleiern, bringt aber auch Mord und Schrecken wohin seine neue Bande auch reitet. Letztlich spüren ihn Stevens und Bessy auf. Ein mörderischer Kampf beginnt...

Ich kannte den Film früher nur in einer bescheuerten Fassung, die entstand als Spencer/Hill schon das Komödienduo waren. Erst nach Jahren hab ich ihn in einer Version mit nachträglich eingesetzten Szenen auf Engl./Ital. im Netz gefunden. V.a. Frank Wolff (bekannt auch durch "Spiel mir das Lied vom Tod") ist ein irrsinnig guter Schauspieler. Wie bei allen 3 Teilen geht es recht kunstfilmig zu mit Überblendungen, Traumsequenzen und einem ganz eigenwilligen Sound. Die Handlung ist ungemein raffiniert gemacht und gibt dem Film eine ungewohnte Komplexität. Einziger Malus, dass man Bud Spencer, der nunmal kein Schauspieler war, den Versicherungsagenten einfach nicht abnimmt. Großartige Kamerafahrten und Settings. Zu Unrecht unterschätzter Film (vielleicht weil Colizzi einfach nicht so ein Name wie Leone ist).
Mein Tipp: die ungelungene Spaßversion auf Deutsch vermeiden.

Darsteller ***
Bilder ****
Story ****

Lexikon des int. Films: „Effektvoll und spannend inszenierter, seine gelungenen Gags aber brutal ausspielender Italo-Western, der die langjährige Partnerschaft des Duos Spencer/Hill einleitete. Der in der ursprünglichen Fassung rücksichtslos gewalttätige Film wurde nachträglich zum vergleichsweise harmlosen, inhaltlich wie charakterlich von Grund auf geänderten ‚Spaß-Western‘ umproduziert und kam unter den Titeln Zwei vom Affen gebissen bzw. Gott vergibt – wir beide nie! erneut in die Kinos.“
« Letzte Änderung: 08. Januar 2019 - 11:26:21 von Pappenheimer »
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Pappenheimer

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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #8 am: 08. Januar 2019 - 11:32:32 »

Sehr schöner Thread. Kommen doch sicher auch noch Klassiker mit dem jungen Henry Fonda?  :)
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #9 am: 08. Januar 2019 - 12:14:07 »

Vor kurzem war doch noch auf 3Sat ein Western Themen Tag mit Filmen wie "Der gebrochene Pfeil", "Winchester 73" oder "Vera Cruz" (ich mag Lanciers). Kann man immer sehen, genauso wie "the shootist", "the man who shot liberty valance", ich mag aber auch Filme wie "40 Wagen westwärts" oder "ein Sheriff braucht mal Hilfe" weniger den Italo Kram. Leider ist bei manchen Filmen anstrengend gewisse Untertöne zu überhören, dennoch mag ich gute Western. Freu mich auf das Weiterlesen
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #10 am: 08. Januar 2019 - 12:38:56 »

Toller Thread und damit erstes Abo im neuen Sweetwater-Forum. :)

Ich warte immer noch auf gute Western-Szenarien im Wargaming-Umfeld, die von klassischen City-Shootouts abweichen, und diese Filme sind fantastische Inspiration!
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #11 am: 10. Januar 2019 - 08:25:47 »

Sehr schöner Thread. Kommen doch sicher auch noch Klassiker mit dem jungen Henry Fonda?  :)
Jesse James steht auf der Einkaufsliste, ist ja wieder lieferbar. Rache für Jesse James könnte ich aber tatsächlich mal behandeln, der steht im Regal.
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #12 am: 10. Januar 2019 - 10:10:17 »

Weiter geht es mit einem weiteren Film von Colizzi. Zeitweilig mein Lieblingswestern.

"I quattro dell’ Ave Maria" - "Ace high"
Italien 1968
Regie: Giuseppe Colizzi
Darsteller: Eli Wallach, Bud Spencer, Terence Hill, Livio Lorenzo, Brock Peters

Anders als "Dio perdona... io no!" ist "Ace high" eher episodenhaft aufgebaut, obwohl er durchaus eine zusammenhängende Handlung besitzt. Man möchte fast sagen, dass hier Eli Wallach eine One-Men-Show abliefert, so spielt er den Rest der Riege an die Wand mit seinem Spielwitz als schlitzohriger Gauner, der natürlich auch stark an Tuco aus Leones "Il buono, il brutto, il cattivo" erinnert, hier aber fast noch gemeiner und gewitzter. Wie gewohnt bei Colizzi wieder viel Sozialkritik, v.a. in der Behandlung von Farbigen im Amerika des 19.Jh. und wohl auch in den 1960ern. Geld regiert die Welt, könnte das zweite Thema des Streifens sein.
Mir war auch mal aufgefallen, dass hier auch der Junge aus der McBane-Familie aus "Spiel mir das Lied vom Tod" ganz kurz, aber durchaus markant auftritt.

Handlung: Hutch Bessy und Cat Stevens haben nun die Kohle von Bill San Antonio abgeliefert und hoffen auf eine saftige Belohnung. Aber dummerweise kommen sie an den Banker Harold, der ihnen seinen ehemaligen Compagnon Cacopoulos hinterher jagt. Eine turbulente Schnitzeljagd durch den Westen von El Paso nach Fair City. Immer wieder geraten die drei, getrennt oder zusammen in haarsträubende Situationen, retten sich vor einem Erschießungskommando von Revolutionären (die Szene nimmt etwas "Todesmelodie" von Leone vorweg), verlieren das Geld und sind kurz davor es zurück zu erlangen. Schließlich treffen sie in Fair City auf den Spielhöllenbetreiber Drake, einen früheren Komplizen von Harold und Caco. In einer Schießerei wird er kalt gemacht und die drei Gefährten kommen wieder an das große Geld.

Ich habe den Film schon unzählige Male gesehen. Der Mix aus Witz und brutalen Szenen ist so gelungen wie sonst selten im Italowestern. Eli Wallach brilliert als wechselhafter Charakter, mal sentimental, mal brutal, mal kinderliebend mal gerissen. Man hätte sich bei der exzellenten Schauspielerriege nur einen stärkeren Darsteller für einen der wirklichen Gegenspieler gewünscht, vielleicht so jemand wie Aldo Sambrell oder Gian Maria Volontè. Der Gunfight am Ende ist m.E. einer der besten Showdowns des Italowestern - brillant! Ich sage nur, wann bleibt die Kugel liegen?

Darsteller ****
Bilder ****
Story ***

Ulrich P. Bruckner: "Der beste von den drei äußerst gelungenen und originellen Western von Giuseppe Colizzi mit einem angenehmen Carlo-Rustichelli-Score“.
Auch Joe Hembus äußert sich positiv über den Western.
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #13 am: 10. Januar 2019 - 14:03:45 »

Dieses Mal keine Filmbesprechung, sondern ein Exkurs zu den Stars des Genres. Mit wenigen Ausnahmen sind Western-Stars Männer, Frauen sind eher schmückendes Beiwerk - auch wenn es nicht wenige sehr starke Frauenrollen gegeben hat, kann man eigentlich nicht von weiblichen Westernstars sprechen, eher von weiblichen Stars in Westernrollen.

Aber was macht einen Schauspieler zum Westernstar? Nur weil Spencer Tracy, einer der besten Darsteller, die Hollywood je hervorgebracht hat, in drei oder vier Western mitgespielt hat, würde ich ihn nicht als Westernstar sehen. James Stewart dagegen hat zwar legfendäre Rollen in Nicht-Western gehabt, aber er gilt trotzdem zu Recht als einer der größten Westernstars. Woran liegt das? In Meinen Augen macht es einen Western-Star aus, wenn er einen eigenen Charaktertypus geschaffen hat. Bei einem Kopfgeldjäger denkt jeder sofort an Lee van Cleef (so auch Morris & Goscinny für Lucky Luke), bei leicht schmierigen Frauenhelden mit muy Cojones an Clark Gable (obwohl z.B. Brian Donlevy das genauso gut konnte).  Eine Top Ten-Liste kann natürlich nicht allen gerecht werden, und natürlich fehlen einige große Namen, die an Meilensteinen des Genres beteiligt waren: Errol Flynn, Clark Gable, Steve McQueen, Yul Brynner, Joel McCrea, Robert Mitchum, Kevin Costner, Stewart Granger, Gregory Peck, Charlton Heston, Robert Duvall und und und. Diese Liste ist also rein subjektiv, aber ich denke, die Top 5 bedürfen keiner Diskussion.

Genug der Vorrede, hier sind meine persönlchen Top Ten der ultimativen Western-Stars:

10 Henry Fonda
Henry Fondas größte Rollen Waren Dramen wie Früchte des Zorns oder Die zwölf Geschworenen. Seine Rollenanlage war oft ähnlich wie bei James Stewart: der etwas linkische nette Typ von Nebenan. Seine heute bekanntesten Western-Rollen dürften wohl Frank in c‘era una volta il west / Spiel mir das Lied vom Tod und Jack Beauregard in il mio nome e nessuno / Mein Name ist Nobody sein, die beide viel von seiner Darstellung in Warlock übernommen haben. In diesen Filmen spielt er den alternden, zynischen Killer, einen Antihelden, der den Rollentyp, den Robert Taylor oft besetzt hat, auf die Spitze treibt. Allerdings hat er schon früh in seiner Karriere mehrere Klassiker des Genres gedreht: Drums along the Mohawk / Trommeln am Mohawk ist trotz der stereotypen Indianer ein gelungener Frühwestern und ein Tip für alle FWI/AWI-Spieler, geradezu ikonisch ist er aber als unfreiwilliger Outlaw Frank James in Jesse James und The return of Frank James / Rache für Jesse James. Diese Filme haben wie wenig andere zur Mystifizierung des Westens und seiner Outlaws beigetragen. In Fort Apache / Bis zum letzten Mann spielt er einen stocksteifen Bürgerkriegsveteranen, der sein Regiment gegen die Apachen ins Verderben führt und nebenbei John Wayne an die Wand spielt. Der beste Western Fondas ist aber zweifelsohne The Ox-Bow Incident / Ritt zum Ox Bow, eine bedrückende Parabel über Lynchjustiz, Schuld und Mitläufertum.

9 Robert Taylor
In den dreissiger Jahren auf die Rolle als Schönling abboniert, hatte Robert Taylor seine Sternstunden im Historienfilm (Quo vadis, Ivanhoe, Ritter der Tafelrunde). Insbesondere zu Ende seiner Karriere hat er aber eine ganze Reihe Western gedreht, darunter ein paar echte Klassiker. Seine Rollenanlage war oft der abgeklärte, schwarzgekleidete Revolverheld auf der Linie zwischen Gut und Böse, dabei immer ritterlich. Billy the Kid / Der letzte Bandit ist ein gutes Beispiel dafür. Devils Doorway / Fluch des Blutes war einer der ersten einer Reihe von Western, die Anfang der 50er Jahre die Sicht auf die Indianer änderte. Taylor spielt einen indianischen Bürgerkriegsveteranen, der erkennen muß, daß er als Indianer weniger Rechte als Weiße hat. Many Rivers to Cross / Ein Mann liebt gefährlich ist die ultimative Lederstrumpfparodie. Robert Taylor als Trapper wird von Siedlertochter Eleanor Parker eingefangen und domestiziert. Taylors beste Westernrolle ist die des Büffeljägers in The Last Hunt / Die letzte Jagd. Taylor jagt die Büffel, um sie und damit auch die Indianer zu vernichten, und driftet dabei immer tiefer in den Wahnsinn ab. Bevor sein Gefährte Stewart Granger mit ihm abrechnen kann, rächt sich der Büffel an ihm. Eine tolle Leistung in einem tollen Film.

8 Richard Widmark
Egal, ob er einen Helden oder Schurken spielt, Richard Widmarks Rollen haben oft etwas von einem verletzlichen Zyniker - und das hebt ihn von den meisten anderen Westernstars ab. Seine Western-Paraderollen sind Comanche Todd in The last Wagon / Der letzte Wagen und Jim Slater in Backlash / Das Geheimnis der fünf Gräber, aber am stärksten war er, wenn er eine führende Nebenrolle - oft als Schurke - hatte, wobei er nicht selten dem Hauptdarsteller die Show stahl. In Yellow Sky / Herrin der toten Stadt, eine seiner ersten Rollen, versucht er Gregory Pecks Bande zu übernehmen, in The Law and Jake Wade / Der Schatz des Gehenkten ist er selbst der Bandenchef, der seinen Ex-Kumpan Robert Taylor lieber verbal als mit Kugeln trifft und in Broken Lance / Die gebrochene Lanze stiehlt er als böser Bruder Robert Wagner die Show.

7 Kirk Douglas
Angefangen hat Kirk Douglas mit Gangsterrollen im Film Noir, zur Legende geworden ist er als Spartacus.  Vor allem aber kennt man ihn im Tandem mit Burt Lancaster, der Nummer 8 auf dieser Liste. Im Western haben beide oft einen ähnlichen Rollentyp besetzt - athletisch und immer lächelnd. Zusammen haben sie in Zwei rechnen ab die für mich beste Version des Gunfight at the OK Corral abgeliefert. Grandios war er als Indianer(innen)liebender Trapper in The Big Sky / Der weite Himmel und The Indian Fighter / Als Vergeltung sieben Kugeln, seine wichtigsten Rollen waren aber wohl die Cowboy-Antihelden in Man without a Star / mit stahlharter Faust, ein Klassiker über Weidekriege, und Lonesome are the Brave / Einsam sind die Tapferen, der ultimative Abgesang auf den alten Westen, bei dem der letzte echte Cowboy Kirk Douglas auf der Flucht vor dem Sheriff von einem Lastwagen überfahren wird. Bonmot am Rande: Kirk Douglas teilte sich mit John Wayne den deutschen Synchronsprecher Arnold Marquis. In The War Wagon / Die Gewaltigen, einem der wenigen gemeinsamen Filme, synchronisierte Marquis Kirk Douglas, John Wayne bekam dagegen eine fast piepsige Synchronstimme, was den Film auf Deutsch stark entwertete. Im selben Film steigert Kirk Douglas seinen Körperkult ins Lächerliche. Er zeigte gerne sein Sixpack, nur fällt es hier stark auf, daß er immer wieder seinen Bauch einzieht (der eitle Star trug angeblich oft ein Mieder).

6 Burt Lancaster
Kirk Douglas und Burt Lancaster gehören zu den großem Filmpaaren Hollywoods, trotzdem waren beide auch alleine Superstars. Burt Lancaster kam vom Zirkus, und neben seinen Antihelden im Film Noir waren seine frühen Rollen oft sehr akrobatisch geprägt (Robin Hood, der rote Korsar usw.). Seine prägenden Westernrollen waren zunächst ähnlich angelegt wie die von Kirk Douglas, aber durchaus mit einer dunklen Seite. Sein Joe Erin in Vera Cruz ist einer der besten Westernschurken überhaupt. Weitere Highlights sind The Unforgiven / Denen man nicht vergibt und Ulzanas Raid / Keine Gnade für Ulzana.

5 Randolph Scott
Einer der produktivsten Westerndarsteller überhaupt war Scott abseits der Leinwand vor allem für zwei Dinge bekannt: Er galt als bester Investor Hollywoods und hat an der Börse angeblich mehr Geld gemacht als an der Kinokasse, und er hat einige Jahre eine Wohngemeinschaft mit Cary Grant gebildet. Seine Western waren meist solide B-Ware mit ihm als abgeklärtem Helden, der alles jederzeit im Griff hatte. Ein frühes Glanzlicht war Western Union, legendärer Schlußpunkt Ride the High Country / Sacramento. Aber ewigen Ruhm und Platz 5 in dieser Liste hat er sich mit dem sogenannten Ranown-Zyklus verdient (Ranown war Scotts Produktionsgesellschaft). Einer Reihe klassischer Western, bei denen meist Budd Bötticher Regie geführt und Burt Kennedy das Drehbuch geschrieben hat. Über diese gut besetzten Western, bei denen der Held (Scott) und der Schurke oft mehr voneinander hielten als von der weiblichen Hauptdarstellerin, sind ganze Abhandlungen geschrieben worden. Leider gibt es zur Zeit nicht alle auf DVD, weder auf Deutsch noch Englisch. Der Ranown-Zyklus steht auf einer Stufe mit den anderen großen Kooperationen der Westerngeschichte: John Wayne und John Ford, James Stewart und Anthony Mann, Clint Eastwood und Sergio Leone.

4 Clint Eastwood
Von vielen würde Clint Eastwood wohl an Platz 1 oder 2 gesetzt, und daran wäre wenig auszusetzen. Er ist der einzige auf dieser Liste, der noch lebt, und auch der einzige, der zum Westernstar wurde, als der Western schon ziemlich tot war. Clint Eastwood ist der Italo-Western-Star schlechthin, und natürlich liegt das an Sergio Leone. Der war zwar nicht der einzige bedeutende Regisseur für Spaghetti-Western (Corbucci war fast genauso wichtig, und es gab noch ein paar andere), aber in der Kombination mit Clint Eastwood kaum zu übertreffen. Die beiden haben 3 Filme zusammen gemacht, die man als Dollar-Filme kennt und die man kaum beschreiben muß, gehören sie doch zu den wenigen Western-Klasssikern, die auch heute noch regelmäßig im TV laufen: Per un pugno di Dollari / Für eine Handvoll Dollar, Per qualche Dollaro in piu / Für ein paar Dollar mehr und Il buono, il brutto e il Cattivo / Zwei dreckige Halunken. In diesem Stil - brutale Western mit einem geheimnisvollen, schweigsamen Antihelden, hat Eastwood weitergemacht. Besonders bemerkenswert sind dabei The Outlaw Josie Wales / Der Texaner, und natürlich der ultimative Abgesang auf alles, was im klassischen Western schillernd und heroisch war - Unforgiven / Erbarmungslos, ein Film, bei dem der Held ein Mörder und gescheiterter Schweinezüchter ist und der Bösewicht ein Sheriff, der mit Brutalität in einer brutalen Gesellschaft Ordnung halten will.

3 James Stewart
Jimmy Stewart ist der vielleicht einzige Schauspieler, der in völlig verschiedenen Genres mit gleich 3 der größten und bedeutendsten (weitere Superlative hier einsetzen) Regisseure Hollywoods eine Reihe von Klassikern gedreht hat. Komödien mit Frank Capra, Krimis mit Alfred Hitchcock und Western mit Anthony Mann. In den 30ern wurde James Stewart oft als leicht linkischer, sympathischer junger Mann besetzt. Seine erste große Westernrolle hatte es aber gleich in sich. In Destry rides again / Destry reitet wieder soll er als Sheriff in die Fußstapfen seines legendären Vaters treten, nur hat er keine Lust auf Gewalt. Zuerst von ihr verlacht, opfert sich Marlene Dietrich am Ende für ihn auf, als er doch zur Pistole greift. Eine der besten Western-Komödien überhaupt! Zum Westernstar wurde Stewart aber durch seine Zusammenarbeit mit Anthony Mann, die in einem bitteren Zerwürfnis endete, aber vorher 5 Western hervorbrachte, von denen 4 zu den Klassikern schlechthin gehören. Wenn jemand noch nie einen Western gesehen hat und in 5 Filmen einen Überblick über das Genre bekommen will, wären diese 4 dabei. Winchester ‘73 alleine vereint nahezu jedes Subgenre des Western: Outlaws, Rache, Mut, Indianer und eine schöne Frau. Das so virtuos wie selten. Ist James Stewart hier noch eindeutig der strahlende Held, sind seine Rollen in den anderen 3 Filmen differenzierter. In The naked Spur / Nackte Gewalt spielt er einen Kopfgeldjäger, der in seinem Gefangenen nur das Geld für seine Farm sieht, in Bend of the River / Meuterei am Schlangenfluß ist er der ehemalige Outlaw, der zurück in die Gesellschaft will und in The far Country / Über den Todespaß spielt er einen Goldsucher, dem die Gemeinschaft egal ist, solange er seine Ausbeute heil nach Hause bekommt, und der erst zum Opfer werden muß, bevor er zum Helden wird.

2 Gary Cooper
Jeder Westernfan kennt Coop als großen, ruhigen Vertreter des Gesetzes, der sich mit traurigen Augen High Noon / Zwölf Uhr Mittags alleine der Übermacht der Banditen stellt. In den 30er Jahren war Gary Cooper der Actionheld schlechthin mit Filmen wie Beau Geste, Morocco oder Lives of a Bengal Lancer.  Aber schon zu Beginn seiner Karriere hat er mit The Virginian / Der Virginier einen Westernklassiker gedreht (den ich leider nie gesehen habe). Sein nächstes Western-Highlight war die Rolle des Wild Bill Hickok in The Plainsman / Der Held der Prairie, einer der besten Western der 30er Jahre. In The Westerner / In die Falle gelockt ist er (wohl ungeplant) nur der Sidekick von Walter Brennan als Roy Bean, aber in Vera Cruz spielt er gegen den hervorragend aufgelegten Burt Lancaster seine ganze Klasse aus, als er für die Juaristas einen Goldtransport Kaiser Maximilans sichert. Ein weiterer guter Film ist Man of the West / Der Mann aus dem Westen, in dem er einen geläuterten Outlaw spielt, der mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird (auch wenn es seltsam wirkt, daß der 57jährige Cooper den Pflegesohn des 10 Jahre jüngeren Lee J. Cobb spielt).

1 John Wayne
Die Wahl ist ein echter No-Brainer, aber so ist das eben. Es gibt viele hervorragende Western ohne John Wayne, aber der Western ist ohne John Wayne nicht zu denken. In 5 der für mich 10 besten Western spielt er die Hauptrolle. Nach einer frühen Hauptrolle in The Big Trail / Der große Treck (ein Geheimtip für Feinschmecker) verbrachte er Jahre als Darsteller in Serials (sogar als singender Cowboy), bevor er mit Stagecoach / Ringo zum ersten Mal zeigen konnte, wie ein echter Westernstar geht (zu John Waynes typischen Wiegeschritt sollte man sich unbedingt Nathan Lanes Version im Remake von Ein Käfig voller Narren ansehen). Es sollte noch einmal fast 10 Jahre dauern, bis er den Durchbruch hatte. In Red River konnte John Wayne erstmals zeigen, das er als Schauspieler etwas draufhatte. Der Film ist bis heute der ultimative Cattletrail-Western. Die Kavallerie-Triologie unter John Fords Regie Fort Apache / Bis zum letzten Mann, She wore a yellow Ribbon / Der Teufelshauptmann und Rio Grande wurden oft kopiert, aber nie erreicht. The Horse Soldiers / Der letzte Befehl und The Marshall / Der Marschall sind weitere Klassiker. Für mich eine seiner besten Rollen ist die des Tom Doniphon in The Man who shot Liberty Valance / Der Mann, der Liberty Valance erschoß, der personifizierte alte Westen, der von der Zivilisation verdrängt wird. Seine im deutschen Fernsehen meist gezeigten Filme sind wahrscheinlich Rio Bravo und das fast genauso gute Remake El Dorado, beides Lobgesänge auf heldenhafte Gesetzeshüter, die sich gegen die Übermacht der Verbrecher stellen. Die Rolle als Ethan Edwards in Der schwarze Falke / The Searchers gilt als sein Meisterstück. Im nach Meinung vieler (meiner auch) besten Western aller Zeiten sucht John Wayne seine von Komanchen verschleppte Nichte. Bis zuletzt weiß man nicht, ob er sie retten oder töten will. Diesen Film unbedingt auch mal im Original ansehen. John Wayne Catchphrase „That‘ll be the Day‘“ ist einfach unvergleichbar.
« Letzte Änderung: 10. Januar 2019 - 14:14:32 von Poliorketes »
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #14 am: 10. Januar 2019 - 14:20:57 »

Für mich lebt ein guter Western auch von den Gegenspielern des Helden. Gerade hier gibt es exzellente Schauspieler ohne die der Held blaß aussähe (wenn er es nicht tatsächlich auch tat). Genannt seien hier nur beispielhaft Lee Marvin, Lee van Cleef oder Dan Duryea genannt.
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