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Autor Thema: Go West! at the Movies  (Gelesen 16293 mal)

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Pappenheimer

  • Edelmann
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Enzo Barboni macht Western
« Antwort #45 am: 21. Juni 2022 - 13:24:39 »

Mir ist aufgefallen, dass ich hier noch nie über die Western von Enzo Barboni geschrieben habe. Fast jeder aus meiner Generation wird die Filme irgendwann gesehen haben, ich meine hier seine Regiearbeiten mit Bud Spencer und Terence Hill, welche den Bruch vom ernsthaften zum Klamaukwestern darstellen. Dabei sei gesagt, dass die Filme bei genauerem Hinsehen doch nicht solche Meilensteine sind, weil es schon z.B. 1967 "Blaue Bohnen für ein Halleluja" (Little Rita nel West) gab. Dennoch finde ich beide Filme in ihrer Parodie des Italowesterns ganz interessant.

"Die rechte und die linke Hand des Teufels" (Lo chiamavano Trinità)
I 1970
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Bud Spencer, Terence Hill, Farley Granger, Steffen Zacharias, Dan Sturkie, Gisela Hahn

Handlung: Der müde Joe rettet in einem heruntergekommenen Saloon einen angeschossenen Mexikaner aus den Fängen von zwei Kopfgeldjägern und bringt ihn in ein Kaff. Dort stellt Joe überrascht fest, dass sein Bruder, genannt "der Kleine", den Posten des Sheriffs übernommen hat. Der Kleine gibt sich für den eigentlichen Amtsträger aus, den er unterwegs niedergeschossen und dessen Identität übernommen hat. Während der Kleine jedem Konflikt in der Stadt aus dem Weg geht und sein Leben genießt, sucht der müde Joe Streit mit den Leuten von Major Harriman, welcher die Stadt tyrannisiert. Der Kleine versucht daher seinen Bruder loszuwerden um ungestört seinen Pferderaub durchführen zu können, den er plant. Doch freundet sich Joe mit den unweit der Stadt lebenden friedlichen Mormonen an, welche von einer mexikanischen Räuberbande drangsaliert werden. Schließlich schafft es Joe doch seinen Bruder in den Konflikt hinein zu ziehen indem er ihn mit dem Diebstahl der Pferde des Majors locken kann. Die Bande des Majors wird abgewehrt, doch die beiden müssen fliehen, als der rechtmäßige Sheriff anrückt. Joe hat seinen Bruder hintergangen indem er zu guter Letzt den Siedlern die Pferde zugeschanzt hat.

Der Film vollzieht in sich selbst den Übergang vom bleihaltigen Italowestern zum harmlosen Spaßwestern. Sobald die Mormonen auftreten werden keine Leute mehr erschossen, auch wenn "der Kleine" mit dieser Vorgehensweise ohne Waffen nichts anfangen kann. Rein äußerlich sieht Terence Hill vom Kostüm her noch ganz ähnlich heruntergekommen aus wie man ihn aus seinen blutigen Westernfilmen kennt, als er beispielsweise als Franco-Nero-Nachfolger in die Rolle des Django (Django und die Bande der Gehenkten) schlüpfte oder auch in der Colizzi-Triologie seine Widersacher dutzendweise niederschoss. Der Anfang ist auch recht spannend gemacht und gut gefilmt. Doch m.E. flacht der Film zum Ende hin ab und vermag auch keine sinnvolle Balance aus Witz, Spannung und Action zu erhalten. Er war aber auch einer der ersten Regiearbeiten von Kameramann Enzo Barboni, der auch am Drehbuch mitwirkte. Insgesamt scheint man erst dabei gewesen zu sein die später typische Bud Spencer-Terence Hill Mischung auszuloten.
Die Story ist immerhin m.E. noch recht interessant und wendungsreich und daher ist der Film mit den zahlreichen Billigprodukten der Schwemme an Italowesternkomödien dann doch nicht in einen Topf zu werfen, wenn auch manches wie die Sheriff-Sterne irgendwie arg billig daher kommt.
Das Titellied ist allerdings ein brutal sich einpflanzender Ohrwurm.

Darsteller: ***
Bilder ***
Story ****
Sound *****

Nach dem enormen Erfolg von "Die rechte und die linke Hand des Teufels" v.a. auch in Italien folgte diese Fortsetzung:

"Vier Fäuste für ein Halleluja" (…continuavano a chiamarlo Trinità)
I 1971
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Yanti Sommer, Pipo De Luca

Handlung: Nachdem sich Joe und "der Kleine" im Streit getrennt haben, treffen beide bei ihren Eltern ein. Der versoffene Vater und die ebenfalls ruppige Mutter fordern den Kleinen auf seinen jüngeren Bruder ins Geschäft also in den Diebstahl und Raub einzuführen. Das gelingt auch indem sie den Kleinen reinlegen. Doch alle Versuche des Kleinen nun Joe auf die schiefe Bahn zu bringen misslingen kläglich. Statt Pferde zu stehlen helfen sie immer wieder einer Siedlerfamilie. Statt eine Postkutsche zu überfallen, raubt der als Postkutschenräuber auftretende Joe nur seinen eigenen Bruder aus. In einer Stadt geben sich beide für Regierungsbeamte aus und erwecken dadurch das Misstrauen von Mr. Parker, dem alle Halsabschneider bis zu den Sheriffs in der Gegend zuarbeiten. Es gelingt Mr. Parker nicht die beiden zu kaufen. Joe vermag es schließlich doch die Achtung des Kleinen zu gewinnen indem er ein geheimes Geldversteck einer mexikanischen Bande entdeckt, welche in einem Kloster das Geld für Waffen hinterlegt, welche ihnen dort von Mr. Parker zur Verfügung gestellt werden. Am Ende entbrennt ein Kampf um den Zaster - doch die beiden Schlitzohren ahnen nicht, dass der Prior des Klosters unterdessen die Gesetzeshüter gerufen hat.

Interessanterweise steht in den Filmtiteln beider Filme nur Trinità (Trinity) - also der müde Joe. Wahrscheinlich war Terence Hill einfach damals noch der viel berühmtere Name. Im ersten Film der Colizzi-Triologie hat auch Terence Hill eindeutig die herausragende Hauptrolle gehabt, während Bud Spencer in den Italowestern der 1960er immer wieder lediglich kleinere Nebenrollen und bisweilen sogar kaum Sprechanteile hatte.
Dieser Film schafft die richtige Mischung aus Gags und Schlägereien und unterhält zumindest mich noch heute und nachdem ich ihn bestimmt schon dutzende Male gesehen habe. Die Handlung ist ziemlich wendungsreich und wäre wahrscheinlich auch als ernsthafter Western irgendwie durchgegangen. Anders als "Ben & Charlie" sind die vielen Episoden doch irgendwie miteinander verwoben, was man am Ende auch sieht, als die Ganoven vom Anfang mit der Bohnensuppe in Parkers Bande wieder auftauchen.
Anders als Colizzi vertraute Barboni komplett auf die Qualität seines Duos Spencer und Hill statt etwa andere Italowesterngrößen wie Klaus Kinski oder Frank Wolff als Backup auftreten zu lassen. Wie in zahlreichen späteren Filmen liefern die Brüder Angelis den Soundtrack, der auch kaum an Western erinnert.
Obwohl sich der Film direkt an den vorigen anschließen soll, gibt es mindestens in der Deutschen Synchronfassung einen inhaltlichen Lapsus, da es im ersten Film so scheint, als ob die Mutter noch als Hure irgendwo arbeitet, während sie hier mit dem Vater (der kaum älter als die Söhne aussieht) zusammen wohnt.

Darsteller: ***
Bilder ****
Story ****
Sound ****
« Letzte Änderung: 21. Juni 2022 - 13:55:59 von Pappenheimer »
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Pappenheimer

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"Providenza! – Mausefalle für zwei schräge Vögel" (1972)
« Antwort #46 am: 29. Juni 2022 - 12:05:23 »

Ich schaue derzeit wieder ein paar mehr Western. Aber bei den Italowestern habe ich wohl die Highlights abgegrast.

"Providenza! – Mausefalle für zwei schräge Vögel" (La vita a volte è molto dura, vero Provvidenza?)
I 1972
Regie: Giulio Petroni
Darsteller: Tomás Milián, Gregg Palmer, Janet Agren, Dieter Eppler

Handlung: Der eigenwillige Kopfgeldjäger Providenza zottelt mit einer umgebauten Postkutsche durch den Wilden Westen. Der kleine Ganove Hurricane "Kid" Smith erweist sich für ihn als eine reine Goldgrube, da er immer wieder von ihm den Sheriffs übergeben und anschließend "Kid" von Providenza wieder befreit wird. Einmal müsste Providenza stutzig werden, als statt ihm jemand anderes "Kid" zum Ausbruch verhilft. Schließlich kommt Providenza einem Ring von Falschgelddruckern auf die Schliche. Es gelingt zwar Providenza diesem echtes Geld abzujagen. Aber da schnappt sich "Kid" den Zaster und nicht nur, dass Providenza wieder an die Moneten kommen will, er muss sich nun auch mit einem ehemaligen Colonel der Südstattenkavallerie und dem rachsüchtigen Sheriff rumschlagen, der sein echtes Geld wieder haben will...

Das Motiv des Films ist natürlich seit "The good, the bad, the ugly" etwas ausgelutscht, aber Petroni vertraut ganz auf das komödiantische Talent seines Stars Tomás Milián, der auch wirklich mithin das Beste ist, was man von diesem Film darstellerisch sagen kann. Providenza ist als Figur ganz nett und er und seine ulkigen an Charlie Chaplin erinnernden Klamotten, die er teilweise sogar als Waffe einsetzen kann sind ein kleines Highlight. Denn soviele Wendungen der Plot auch hat, ist er weder so richtig originell noch temporeich genug. Immerhin bereichert der fetzige Score von Ennio Morricone diese laue unblutige Westernkomödie. Insgesamt kommt der Film an die beiden Trinity-Streifen an Action und Witz nicht ran. Es fehlt auch selbst für eine Klamaukkomödie an einem richtigen Gegenspieler wie Mr. Parker in "Vier Fäuste für ein Halleluja" oder der Bankbesitzer in "Stetson - Drei Halunken erster Klasse". Die Gags sind arg flach und harmlos und die Schlägereien wissen nichtmal zu unterhalten.
Kommerziell muss sich der Streifen gelohnt haben, denn es gab eine Fortsetzung.

Darsteller: *** (praktisch nur für Tomás Milián)
Bilder *
Story **
Sound ****
« Letzte Änderung: 30. Dezember 2022 - 11:15:22 von Pappenheimer »
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"Sabata" (1969)
« Antwort #47 am: 04. Juli 2022 - 21:21:14 »

Endlich sah ich mal wieder einen ernsteren Italowestern, auch wenn einzelne Figuren comichafte Züge hatten.

"Sabata" ( Ehi amico… c'è Sabata, hai chiuso!)
I 1969
Regie: Gianfranco Parolini
Darsteller: Lee van Cleef, William Berger, Pedro Sanchez, Aldo Canti, Franco Ressel

Handlung: Sabata kommt in eine Stadt in der genau in der Nacht seiner Ankunft 100.000 Dollar in Gold der US-Army aus der Bank gestohlen werden. Doch Sabata stellt im Handumdrehen die Räuber, tötet sie und bringt das Geld zu den Truppen zurück. In kurzer Zeit ermittelt er, dass der reiche Rancher Mr. Stengel, der Richter O'Hara und der Saloonbesitzer Ferguson hinter dem Coup stecken. Daher erpresst er die drei. Sooft sie statt zu zahlen ihm Mörder wie Sharky auf den Hals hetzen, erhöht Sabata das Schweigegeld. Die Sache wird erst brenzlig, als sie einen Typ namens Banjo, einen alten Bekannten von Sabata anwerben. Zum Glück hat Sabata in Carrincha, einem geschwätzigen Bürgerkriegsveteranen und dessen akrobatischen Freund Indio die nötige Unterstützung. Sabata sieht ein, dass er nur über Stengels Leiche an den Zaster kommt...

Der Film lebt von zwei Faktoren. Da wären die zahlreichen witzigen Einfälle wie man sie teilweise schon aus Leone-Filmen kennt. Zum Zweiten lebt der Film aber auch sehr stark von der Leinwandpräsenz von Lee van Cleef, was um so wichtiger ist, da die Kopfgeldjäger, die man ihm allesamt auf den Hals hetzt, nicht besonders überzeugend sind. William Berger sieht mit seiner roten Perücke und seinem Kostüm einfach albern aus. Die Story ist ein bisschen langweilig - Rancher und seine gefühlt hunderten Schergen verteidigen ewig lang eine Ranch. Die erste Viertelstunde des Films verspricht mehr Abwechslung. Der Soundtrack von Giombini ist ganz passabel. Aber welchen Wert sollen denn die hunderten Dollarscheine haben, die am Ende durch die Luft fliegen?

Darsteller ***
Bilder ***
Story ***
Sound ***
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Pappenheimer

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"Sartana - noch warm und schon Sand drauf" (1970)
« Antwort #48 am: 05. Juli 2022 - 12:23:45 »

Nach Sabata bin ich mal in eine andere Reihe eingestiegen, die offenbar ihre Fans hatte. Gianni Garko war mir ehedem als Schauspieler prinzipiell unbekannt.

"Buon funerale amigos… paga Sartana" (Sartana - noch warm und schon Sand drauf)
I 1970
Regie: Giulano Carnimeo
Darsteller: Gianni Garko, António Vilar, Daniela Giordano, Ivano Staccioli, Helga Liné

Handlung: Sartana kommt hinzu als der alte Benson samt seiner Freunde ermordet wird. Er kann zwar die Mörder ausschalten, ist nun aber auf der Suche nach den Hintermännern. Unterdessen trifft Bensons Nichte und Erbin ein. Nun geht es darum den Preis für Bensons Goldmine in die Höhe zu treiben, denn nicht nur der Bankbesitzer des kleinen Kaffs, sondern auch ein chinesischer Spielhöllenbetreiber sowie der Sheriff und eine Hotelbesitzerin scheinen ein Interesse an der Mine zu haben. Obendrein tut Sartana so, als habe er selbst Benson die Mine abkaufen wollen. Wie üblich pflastern zahlreiche Leichen den Weg für Sartana und Jasmine Benson zum finanziellen Erfolg...

Die Handlung des Films ist doch sehr dünn. In den ersten paar Minuten weiß man, wer die Auftraggeber der Morde waren und dann dreht sich der Film schon um sich selbst. Mit Sartana gibt es offenbar einen weiteren Protagonisten, dessen Äußeres bis auf Details ziemlich genauso aussieht wie Lee van Cleef als Colonel Mortimer in "Für ein paar Dollar mehr" oder Van Cleef als Sabata. Die Komödiensynchro von Rainer Brandt macht zumindest für mich die etwas dröge und wenig spannende Handlung noch etwas unterhaltsamer. Denn wie soll Spannung aufkommen, wenn Sartana eine ganze Bande allein auslöschen kann und auch die Bösewichte komplett unnötigerweise mit ihm verhandeln, wo er doch anders als Sabata in "Sabata" ja nichtmal irgendwelche Trümpfe in der Hinterhand hat. Diesmal mangelt es einem Italowesternstreifen aber nicht nur an einer brauchbaren Handlung, sondern auch an irgendwie interessanten Darstellern. Die Nebengeschichte mit dem Bestatter, der sich über Sartanas Bezahlung wiederholt freut, ist ein klein bisschen witziger.

Darsteller **
Bilder **
Story **
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Töte, Django (1967)
« Antwort #49 am: 07. Juli 2022 - 15:32:09 »

Von der psychischen Gewalt her empfand ich "Leichen pflastern seinen Weg" (Il grande Silenzio) noch extremer, aber dieser Streifen stand dennoch wegen seiner ungewöhnlichen Gewaltdarstellung teilweise auf dem Index. Der Filmtitel im Deutschen hat nichts mit dem Film zu tun, da nur in der deutschen Synchronisation ein Django vorkommt. Milián sieht in seinem Kostüm garnicht wie Django aus und der Charakter ist auch vollkommen was anderes.

"Se sei vivo spara" (Töte, Django)
I, E 1967
Regie: Giulio Questi
Darsteller: Tomás Milián, Marilù Tolo, Piero Lulli, Francisco Sanz

Handlung: Eine Gruppe Mexikaner, die an einem kaltblütigen Überfall auf US-Soldaten beteiligt war, wird anschließend von den US-amerikanischen Banditen ihrer Bande wie in einer Hinrichtung getötet, damit diese unter Führung von Oaks das ganze Gold für sich behalten können.
Doch einer der hintergangenen Mexikaner überlebt und wird von zwei "Indios" (wie es in dem Film heißt) gefunden und gesund gepflegt. Sie versprechen ihm ihm zu helfen die Täter aufzuspüren.
Oaks ist inzwischen in ein kleines Nest gekommen und will dort Pferde kaufen, weil ihm einer der Mexikaner die meisten der Pferde verjagt hat. Die Einwohner der Stadt erkennen aber rasch, dass es sich um kaltblütige Banditen handelt und sie massakrieren Oaks Männer.
Der Großgrundbesitzer und Beherrscher der Gegend Zorro (sic.!) kommt gerade noch rechtzeitig dazu um Oaks nach dem Verbleib des Goldes auszufragen. Doch Oaks stirbt und es scheint, dass die beiden wichtigsten Figuren der Stadt, der Saloonbesitzer Templer oder der Ladenbesitzer Hagerman das Gold unterschlagen haben. Nachdem er selbst in das Kaff gekommen ist, gerät der einzige Überlebende der ermordeten Mexikaner rasch zwischen die Fronten. Zorro will ihn einstellen, da er die Geschicklichkeit des Fremden mit dem Revolver erkannt hat und seinerseits aus Templer das Gold rauspressen will. Ein grausamer Kampf um das Gold beginnt, das nur Verlierer kennt ...

Questi versucht hier einen Balanceakt zwischen Horrorfilm und Italowestern. Ein Grundmotiv ist der allen Figuren innewohnende Hass und Gier. Die Einwohner der Stadt sind allesamt Rassisten, die dann auch einen der Begleiter des Fremden bei lebendigem Leib skalpieren. Man fragt sich, was Tomás Miliáns Figur so wirklich in dem Ort hält, da ja seine Feinde mit Oaks allesamt tot sind. Es ist wie eine unbestimmbare Magie und Anziehungskraft des Schrecklichen. Der Film macht anders als viele andere Italowestern unzählige Töpfe auf von Rassismus zur Unterdrückung der Frau in Form der Ehefrau von Hagerman, die wie eine Art Sexsklavin in Gefangenschaft gehalten wird. Es gibt sogar eine Szene mit sexuellem Missbrauch an einem jungen Mann, dem Sohn von Templer, durch die zur Perversion erzogenen Männer von Zorro.
Die Filmkritik war von der Gewalt oftmals abgestoßen. Ich bin jetzt auch kein Fan von Splatterfilmen, kann aber hier anerkennen, dass Questi die Gewalt ja nicht als Selbstzweck anwendet. Manchmal wirken die Innenräume etwas unreal. Aber ansonsten hat mir der Film von der Kraft der Bilder, der Dramaturgie und der Qualität der Schauspieler durchaus gefallen. Piero Lulli war schon ein exzellenter Nebendarsteller (vielleicht kennt man ihn eher als Sheriff in "Mein Name ist Nobody").
Ich mag einfach lieber Western mit Tiefgang und einer Botschaft. Das finde zumindest ich in diesem extrem blutigen Streifen.

Darsteller *****
Bilder ****
Story ****
« Letzte Änderung: 30. Dezember 2022 - 11:09:45 von Pappenheimer »
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Verflucht, verdammt und Halleluja
« Antwort #50 am: 26. September 2022 - 15:01:48 »

Den Film hatte ich als besser in Erinnerung als er dann eigentlich war.

"… e poi lo chiamarono il Magnifico" (Verflucht, verdammt und Halleluja)
I 1972
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Terence Hill, Gregory Walcott, Harry Carey Jr., Dominic Barto, Yanti Sommer, Riccardo Pizzuti, Sal Borgese

Handlung: Nach dem Tod seines Vaters kommt der junge Engländer Joseph Moore in den Wilden Westen, wo sich die Bande seines Vaters wieder versammelt um ihm schließlich beizubringen, was es in ihren Augen heißt ein "echter Mann" zu sein. Jo sieht es aber garnicht ein wie die alten Burschen Pferde zu stehlen oder sonstwie auf die schiefe Bahn zu geraten. Doch verliebt er sich in Candida Austin auf welche auch der Vorarbeiter ihres Vaters, eines Großgrundbesitzers, ein Auge geworfen hat. Mit dem Kerl ist aber nicht zu spaßen und mit Jos üblichen Mitteln auch nicht beizukommen, denn Morton Clayton ist ein Revolvermann ...

Dieser Film versucht in Ansätzen ein ähnliches Rezept wie die beiden Trinity-Filme. Doch die starken Einfälle am Anfang wie die Szenen im Gefängnis und das Herumpoltern vor allem von Harry Carey Jr., der schonmal Terence Hills Vater gespielt hatte, als Josephs väterlicher Freund reichen doch nicht aus, den Film interessant zu halten. Dafür gibt es zuviele langgezogene Szenen und zumindest in Ansätzen etwas Spannung hätte dem Streifen auf jeden Fall gut getan. Außerdem ist Riccardo Pizzuti als Gegenspieler einfach nicht ernst zu nehmen, da man ihn einfach nur als Prügelknabe dieser Filme kennt und er auch keine wirkliche Selbstsicherheit ausstrahlen kann. Auch die meisten Sets wirken einfach zu unecht.

Darsteller **
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Story ***
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Pappenheimer

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Der Gehetzte der Sierra Madre (1966)
« Antwort #51 am: 30. Dezember 2022 - 11:04:02 »

Ich habe jetzt endlich mal hinbekommen diesen Klassiker des Italowesterns zu schauen.

"La resa dei conti" (Der Gehetzte der Sierra Madre)
I 1966
Regie: Sergio Solima
Darsteller: Lee van Cleef, Tomás Milián, Walter Barnes, Nieves Navarro, Gérard Herter

Handlung: Der Kopfgeldjäger Corbett wird von einigen Leuten bei seiner Wahl zum Senator unterstützt, auch wenn sich Corbett keine Chancen ausrechnet. Der reiche Unternehmer Brokston will eine Eisenbahnlinie nach Mexiko bauen. Er bietet Corbett an ihn finanziell zu unterstützen bei seiner Kandidatur, wenn Corbett im Gegenzug den Mörder Cuchillo Sanchez aufspürt. Es beginnt nun eine teilweise spannende, teilweise wahnwitzige Verfolgungsjagd durch das Grenzland. Mehrfach hat Corbett Sanchez fast erwischt wie auf der Ranch einer offenbar von Gewalt besessenen undurchsichtigen Witwe auf welcher Sanchez seinen Verfolger nur abschütteln kann indem er die Cowboys gegen Corbett aufbringt. Nach einer blutigen Schießerei heftet sich Corbett wieder an Sanchez Versen, vermag es aber nicht ihn vor der mexikanischen Grenze abzufangen. In Sanchez Heimatort kommen Corbett und Sanchez zufälligerweise zeitgleich ins Gefängnis. Sanchez kann sich befreien und türmen, während Corbett durch Brokstons Eingreifen freigelassen wird. Nun schaltet sich Brokston persönlich in die Jagd nach Sanchez ein und bietet von einem Geschäftspartner unterstützt zahlreiche Männer, Hunde und den Österreicher Baron von Schulenberg auf. Rücksichtslos drangsalieren die Männer die Einwohner auf ihrer Suche. Corbett kommen zusehends Zweifel an Sanchez Schuld, der ein junges Mädchen vergewaltigt und ermordet haben soll (auch wenn Sanchez Verhalten bei einem Siedlertrack dafür sprach), als er Brokstons Schwiegersohn Chet Miller näher kennenlernt und dieser sich an eine junge Hausangestellte heranmacht, die ihn abweist. In den Feldern und Bergen kommt es zum finalen Ende der Menschenjagd...

Der Film ist über weite Strecken episodenhaft erzählt. Kleine Geschichten, die im Grunde auch für sich stehen könnten wie die Geschichte mit den Mönchen, denen Cuchillo begegnet, der Episode auf der Ranch oder bei den Siedlern. Wenn der Mexikaner auch unheimlich geschickt ist den besten Killer abzuschütteln, so ist er doch zugleich ein Trottel, der sein Glück ebenso leichtsinnig wieder verspielt (vergleichbar mit den beiden Hauptfiguren in "Zwei Himmelhunde im Wilden Westen"). Walter Barnes ist hier in einer typischen Rolle zu sehen und dankbarerweise mal in einem deutlich besseren Film als "Robin Hood und die Piraten", wobei er seine ganze Präsenz ausspielen kann. Milián beginnt mit dem Film seine Laufbahn in einem immer wieder kehrenden Rollenmodell als cleverer, aber auch in so ziemlich jedem Film mind. einmal gefolterter unterdrückter Mexikaner. Er und Lee van Cleef sind natürlich das Highlight dieses Films. Aber auch ansonsten ist er exzellent besetzt und gespielt von den blutdürstigen Cowboys (u.a. Benito Stefanelli) bis zu den mexikanischen Soldaten. Leider habe ich nur eine um 10 Minuten gekürzte Version gesehen, welche wohl die Handlung entstellend war.

Darsteller ****
Bilder *****
Story ****
Musik ****
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Pappenheimer

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Warlock (1959)
« Antwort #52 am: 07. September 2023 - 21:12:29 »

Ich habe mal wieder einen Western gesehen...

"Warlock"
USA 1959
Regie: Edward Dmytryk
Darsteller: Henry Fonda, Anthony Quinn, Richard Widmark, Dorothy Malone

Handlung: Die Stadt Warlock ist ganz in der Gewalt der Bande des Grpßgrundbesitzers McQuown. Als mal wieder ein Deputy-Sheriff vertrieben wird, heuern die Bürger den Gunmen Blaisedell als Marshall an, der mit Morgan in die Stadt kommt. Im Gegenzug bekommt Blaisedell einen Saloon, den er in einen einträglichen Amüsierschuppen umwandelt. Doch bald verärgern Blaisedells Methoden die Einwohner, die dann einen von McQuowns eigenen Männern namens Johnny Gannon. Morgan und Blaisedell lösen ihre eigenen Probleme und die mit McQuown mit blanker Gewalt. Als McQuown von Gunnon zur Strecke gebracht wurde, zeigt sich, dass die Bürger ihren Marshall nicht mehr brauchen. Morgan beschließt das Ruder nochmal herum zu reißen indem er Gannon erschießt. Doch sein einziger Freund, Blaisedell verhindert dies indem er Morgan tötet. Gannon will nun trotzdem Blaisedell verhaften um ihn zur Rechenschaft zu ziehen, muss sich dafür aber mit diesem duellieren...

Die Handlung ist sehr komplex und vielschichtig mit zahlreichen Nebenfiguren, welche auf die Geschehnisse auch ihren Einfluss haben. So zeichnet sich erst mit der Zeit der finale Konflikt zwischen den 3 Protagonisten und Blaisedells Dilemma ab.
Der Film besticht durch die zahlreichen Ebenen, die es dem Zuschauer schwer machen für eine Seite klar Partei zu beziehen. Das macht den Film bis zum Schluss unterhaltsam. Der von der Stadt angeheuerte und diese schließlich sich unterwerfende Gunmen kennen wir aus vielen Filmen des Genres wie "Der Tod ritt Dienstags", "High Plains Drifter" usw. ebenso die allmächtigen Rancher. Doch die Konstelation zwischen Morgan und Blaisedell sowie die Frauen machen das Ganze weitaus tiefgründiger. Die hohen schauspielerischen Leistungen stehen einzig einer m.E. zu geringen Spannung gegenüber, die man für Momente wie dem Duell zwischen Morgan und Blaisedell erwarten würde und dem doch recht mauen Kostüm- und Bühnenbild, die beide zeittypisch sind. D.h. dass die meisten Figuren ohne Mäntel oder dergleichen durch die wüstenähnliche Landschaft um die Stadt reiten. Solider Western mit großartigem Ensemble und nur wenigen Schwächen.

Darsteller ****
Bilder **
Story *****
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Pappenheimer

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The ballad of Buster Scruggs" (2018)
« Antwort #53 am: 21. Oktober 2023 - 21:09:54 »

Ausnahmsweise mal ein moderner Western, den man zumindest in manchen Episoden auch als Westernkomödie bezeichnen kann.

"The Ballad of Buster Scruggs"
USA 2018
Regie: Ethan & Joel Coen
Darsteller: Tim Blake Nelson, Liam Neeson, James Franco, Brendan Gleeson

Handlung: Es werden sechs Episoden aus dem Wilden Westen erzählt, wobei eine Datierung der Geschichten relativ egal ist. Da ist der nervtötende singende Revolvermann. Dann eine Frau, die auf ihrer Reise in einem Treck, den Heiratsantrag von einem der Führer überdenken muss. Ein paar eigenwillige Kopfgeldjäger in einer Postkutsche. Ein Goldsucher, der scheinbar allein in einem abgelegenen Tal nach Nuggets sucht. Ein Schausteller, der mit einem Wagen durch den verschneiten Westen reist...

Jede der sechs Geschichten ist kurz und unterhaltsam und obendrein inhaltlich so unterschiedlich, dass man nie eine Pointe vorraus ahnt. Manch eine Geschichte wirkt regelrecht surreal, andere eher in der Zeit verhaftet und realistisch. Die schauspielerischen Leistungen sind durchweg exquisit. Die Ausstattung ist teilweise regelrecht beeindruckend. Ich bevorzuge ja Italowestern und kann normalerweise mit moderneren Western nichts anfangen (noch weniger mit Remakes), aber das hier hat mir Spaß gemacht anzuschauen und kann ich empfehlen, wenn man Skurriles mag und tiefgründigeren, schwarzen Humor.

Darsteller *****
Bilder ****
Story *****
Musik ***
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Maréchal Davout

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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #54 am: 21. Oktober 2023 - 22:32:27 »

Liebe ich auch - bis auf den nervtötenden Sänger finde ich alle Episoden sehr fesselnd. Die Coen-Brüder haben es für mich eben aber auch voll drauf.
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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #55 am: 23. Oktober 2023 - 22:46:58 »

Liebe ich auch - bis auf den nervtötenden Sänger finde ich alle Episoden sehr fesselnd. Die Coen-Brüder haben es für mich eben aber auch voll drauf.
Die Episode ist eben komplett over the top, auch werden alle Gesetze der Physik und Wahrscheinlichkeit außer Kraft gesetzt, während die anderen Episoden teilweise sehr geerdet wirken.

Ich hab jetzt auch mit "Django unchained" angefangen. Ist mir aber so lang und bislang einfach nicht so fesselnd wie bessere Filme der 1. Generation.
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Maréchal Davout

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Re: Go West! at the Movies
« Antwort #56 am: 24. Oktober 2023 - 10:41:03 »

Ein Kumpel ist über diese erste Episode beim Schauen gar nicht mehr hinweg gekommen, weil er es nicht mehr aushalten konnte 😄

Django: ich mag vor allem den Anfang bis inkl. der Kleinstadt mit Bierzapfanlage. Danach sind auf jeden Fall Längen vorhanden, wobei man, wenn man sich das mit Ruhe und Geduld anschaut, noch viel Gutes zu entdecken ist für mich. Noch krasser ist das bei Once upon a Time in Hollywood.
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