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Autor Thema: Würfel sind Scheiße, Teil 3.456  (Gelesen 3742 mal)

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preussischblau

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Würfel sind Scheiße, Teil 3.456
« am: 26. Januar 2019 - 23:39:27 »

Würfel sind Scheiße, Teil 3.456

Irgendwann zwischen 1756 und 1763. Maßstab: 40 Millimeter, viele davon selbst gegossen. Siehe hier.


Winter. Das ist die Zeit für solche Schlachtereien. Die letzten Male ging es allzu eng zu, denn alle verfügbaren Einheiten waren in Einsatz – und konnten sich kaum bewegen. Daher diesmal nur 8 Einheiten auf jeder Seite. Keine Hindernisse weit und breit. Wieder mal rennen die Preußen gegen die Österreicher und ihre Verbündeten an – oder andersherum, ganz wie es beliebt.

Truppenauswahl

Wenn plötzlich eine Auswahl an Truppen besteht, stellt sich sofort die Frage der Gewichtung. Artillerie, Kavallerie, Veteranen, Standardtruppen, Plänkler, wie gehen die zusammen? Diese Frage werden wir in kleinen Schritten beantworten. Diesmal ist die Zahl der Infanterieeinheiten identisch, dazu jeder bekommt eine Veteraneneinheit. Und hat die Wahl zwei zusätzlicher Truppen: Artillerie oder Kavallerie in beliebiger Kombination. Die Österreicher setzen auf schweres Geschütz und nehmen zwei Kanonen, die Preußen nur eine, dazu eine Einheit Dragoner.

Was ein mögliches Punktesystem angeht, werden wir noch ein bisschen herumprobieren, weder die Listen in Black Powder noch die in Kugelhagel helfen uns hier weiter. Achja, Black Powder die Regeln, mit einer Reroll-Erweiterung: Ein versauter Kommandowurf darf bis zu 6 mal im Spiel wiederholt werden.

Aufstellung

Die Preußen sind vorne recht breit aufgestellt, die Österreicher etwas mehr in die Tiefe gestaffelt. Maximal 20 cm von der Tischkante sind erlaubt.


 
Die Preußen bewegen sich auf breiter Front vorwärts und schwenken den rechten Flügel ein. Gleichzeitig werden die gestaffelten Einheiten in die Linie gezogen. Die Kavallerie reitet auf der linken Flanke herum.

Die Österreicher navigieren kompakt in Richtung ihrer rechten Flanke, die Artillerie bleibt aufgeprotzt (Kanone steht verkehrt herum da) und kann daher mithalten.


 
Dann rücken die die Österreicher überraschend vor und bringen die Artillerie in Stellung. Sie ist gerade in Schussreichweite und richtet gleich bei ersten Schuss verheerenden Schaden an – bei der Mäusepopulation auf dem Feld, die Preußen freuen sich über den frischen Luftzug.


 
Die Fronten drehen weiter ein: Die Österreicher machen auf ihrer rechten Seite Druck, die Preußen tun das gleiche auf ihrer Seite. Die Schlachtenreihen drehen sich etwas gegen den Uhrzeigersinn. (Zu der Zeit gab es schon Taschenuhren.)


 
Die Elitetruppe der Preußen, das 40. Füsilier-Regiment von Kreytzen schafft es schließlich, so weit aufzurücken, dass sie die Prinz Maximilian Infanterie der Sachsen in heftiges Flankenfeuer gerät. Auch die Artillerie ist jetzt nah genug dran.

Die mit den Österreichern verbündete Sächsische Prinz Maximilian Infanterie kriegt ordentlich was auf die Mütze und muss sich zurückziehen. Ha, schon zerkrümelt die Flanke, die Preußen nehmen Anlauf.


 
Jetzt stehen sich die Schlachtreihen nah genug gegenüber, um sich mit Blei einzudecken. Und das tun auch alle. Die Verluste sind erheblich, aber die Kommandeure hinter den Linien sind eifrig unterwegs, die Einheiten wieder zu sammeln. Weil sich die Kontrahenten ineinander verkeilt haben und keiner es schafft, eine Einheit auszuschalten und auch keiner einen Nahkampf wagt, wird weiter feste geschossen.


 
Auch auf der rechten Flanke der Preußen werden bleihaltige Nettigkeiten ausgetauscht. An die Stelle der Prinz Maximilian Infanterie ist das Infanterieregiment 1, die Kaiser Infanterie getreten.


 
Durchbruch?

In der Mitte soll jetzt der Durchbruch kommen. Die Dragoner haben überragende Nahkampfwerte, bekommen einen Angriffsbonus und haben unterstützende Einheiten. Alles ist arrangiert, was soll schon schiefgehen?

Alles.

Der Nahkampf erfolgt mit 8 Würfeln auf die 3. Sollten also 4-5 Treffer dabei herausspringen. Die angegriffene Einheit hat schon einen Schaden. Aber die Statistik ist ein Arschloch. Siehe Ergebniswurf.


 
Von den zwei lumpigen Treffern wird einer gesaved. Die Antwort der Verteidiger erfolgt mit nur 4 Würfeln auf die 4.


 
4 Treffer, Nahkampf drastisch verloren, Malus durch disordered. Der Breaktest geht natürlich gründlich in die Hose, und so ist nach nur einem überlegenen Angriff die Mitte der Preußen am Arsch. Etwas Ähnliches vollzieht sich auf der linken Flanke, wo multiple Salven der Preußen auch kaum Eindruck gemacht haben. 

Die vernichtende Niederlage ist unausweichlich.


 
Es passiert jetzt schon zum X-ten Mal, das rechnerisch überlegene Einheiten in guten Positionen in Übermacht von drastischen Glückswürfen weggehauen werden. So langsam dämmert es mir, dass ich im falschen Film bin.
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D.J.

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Re: Würfel sind Scheiße, Teil 3.456
« Antwort #1 am: 27. Januar 2019 - 06:29:03 »

Zuerst einmal klasse, wieder von dir zu lesen :D Ich liebe deine Figuren und deine Berichte sind einfach immer klasse. Dieser Spielbericht ist da keine Ausnahme.

Ich weiß nicht, wie das bei Black Powder abläuft (habe die Regeln immer noch nicht gelesen  :-[ ), aber besteht dort keine Möglichkeit, das die Einheiten mit Sonderfähigkeiten Re-Rolls bekommen?
Das könnte das Würfelpech etwas lindern. Ich kenne dieses Pech nämlich auch.
Nahkampf oder Beschuss = Würfe mit Werten weit unter dem Benötigten.
Moralwerttest = Würfe wie Doppel Sechser oder Fünf und Sechs sind da an der Tagesordnung  ;)

Die Preußen haben nach meinem Gefühl perfekt taktiert, sich gut aufgestellt und eine schöne Umfassung starten können. Was danach passierte war die Pointe eines Witzes auf deine Kosten. Ich würde daher versuchen die Einheiten auf Re-Roll-Fähigkeiten zu trimmen oder aber statt der breiten Linie vielleicht ein zweites Treffen einzuplanen, zumindest aber eine Einheit in Bereitschaft halten, um notfalls als Unterstützung eingreifen zu können.
Hat bei mir beim letzten Spiel zwar auch nicht 100%-ig geklappt, aber immerhin war es bis zur Gefangennahme zweier Einheiten ein knappes Ergebnis für mich gewesen.
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Driscoles

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Re: Würfel sind Scheiße, Teil 3.456
« Antwort #2 am: 27. Januar 2019 - 08:25:23 »

Platte, Figuren und Bericht 1a.
Danke für einen schönen Start in den Tag  ;)
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Peter_H

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Re: Würfel sind Scheiße, Teil 3.456
« Antwort #3 am: 27. Januar 2019 - 08:34:46 »

Der Bericht ist mein Highlight an meinem 5. Tag flach im Bett! DANKE!!!
Nicht das Ergebnis, aber wie Du ihn geschrieben hast ;D
« Letzte Änderung: 27. Januar 2019 - 08:36:19 von Peter_H »
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Freundliche Grüsse
Peter

tattergreis

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Re: Würfel sind Scheiße, Teil 3.456
« Antwort #4 am: 27. Januar 2019 - 12:05:57 »

Die Dragoner hatten vor ihrem Angriff nicht erkannt, dass ein Drainagegraben einen Angriff auf die gegnerische Infanterie unmöglich machte, sie zogen sich deshalb hinter die eigenen Linien zum Sammeln zurück. Der linke Flügel der Preußen setzte sich vom Gegner ab, es fand keine Verfolgung statt, die Verluste der Preußen und Österreicher waren ähnlich hoch, der Verlust an Moral auf preußischer Seite ist bis zum nächsten Treffen einer erhöhten inneren Festigkeit gewichen.

Wenn man davon ausgeht, dass eine Einheit Dragoner nicht durch eigene Infanterie hindurchreiten kann, hätte die Kav in Kolonne angreifen müssen, ein riskantes Unternehmen in Anwesenheit der Artillerie. Waren das Bayreuther?

Wenn man viele viele Einheiten hat, relativiert sich meist Würfelpech, und wenn man viele viele Schlachten schlägt, tut es dies auch. Ansonsten kann man auch neue Würfel kaufen. Hab ich getan, nachdem ich gegen einen Anfänger kein einziges Team ausschalten konnte, und das in meiner FOW-Spitzenzeit.

Mich hätte es wahrscheinlich mehr gestört, dass der linke Flügel der Österreicher dem Umklammerungsversuch der Preuißen so gut begegnen konnte, der Ersatz eines angeschlagen Btls durch ein frisches in Feindesnähe ist hochriskant und schwierig, die Möglichkeit der Seitenbewegung in meinen Augen erstaunlich.

cheers

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preussischblau

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Re: Würfel sind Scheiße, Teil 3.456
« Antwort #5 am: 28. Januar 2019 - 10:19:27 »

Das mit der Querbewegung ist ein guter Hinweis, BP bestraft das mit einer extra Salve der gequerten Einheit, das hatte ich nicht auf dem Zettel - und hätte die Situation rechts vielleicht anders aussehen lassen.

Reroll machen wir schon bei Kommandowürfen (lustigerweise kommt ein ähnlicher Mechanismus mit BP 2.0), aber es ist eine gute Idee, die Rerolls vielleicht auf alle Bereiche auszudehnen, gekappt auf 6 pro Spiel oder so, wie bis dato praktiziert.

Ich suche weiter nach Möglichkeiten, den Glücksanteil weiter einzudämmen. Ist ja okay, wenn innerhalb eines Spektrums der Grad des Gelingens per Glückswurf entschieden wird, wenn aber Glück - oder eben Pech - die gesamte Strategie immer und immer wieder vom Tisch fegen, dann kippt der Reiz für mich gegen Null.

Leider kommen wir nicht so oft zum Spielen, weshalb der statistische (ha!) Ausgleich von Pechwürfen keine große Rolle spielt.

Freut mich, wenn euch wenigstens der Bericht erfreut.   ::)
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Pappenheimer

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Re: Würfel sind Scheiße, Teil 3.456
« Antwort #6 am: 28. Januar 2019 - 10:53:06 »

Nette, kleine Schlacht. Schade, dass es keine Schlüsselstellungen oder sowas zu erobern galt.

Was mir sehr gut bei Dir gefällt, ist immer die detailreiche und nachvollziehbare Berichterstattung. Macht Spaß zu lesen.

Apropos Bayreuther: müssten eigentlich die berühmten Ansbach Dragoner sein. Durch die Mitte auf geordnete Linieninfanterie? Das bringen doch nur die fertig!  ;)

zu Tattergreis:
Ja, bei der Menge an Truppen haut ein bisschen Würfelpech heftig rein. Verliere ich 2 Bataillone (wie jetzt bei Colorno), ist das nicht mehr als ein kleiner Kratzer. Bei 8 Einheiten sind das ne Menge.
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D.J.

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Re: Würfel sind Scheiße, Teil 3.456
« Antwort #7 am: 29. Januar 2019 - 05:24:13 »

Freut mich, wenn euch wenigstens der Bericht erfreut.   ::)

Deine Berichte sind immer spannend und unterhaltsam zu lesen.
Auch die aus deiner Werkstatt *Wink mit dem Zaunpfahl ;) *
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