"Seid standhaft!" hat er gesagt, "Unterstützung ist unterwegs!" hat er gesagt. Gestern abend nachdem uns die Franzosen fast schon besiegt hatten, hat der Generalmajor Schachoffskoi eine Rede vor unserem Regiment, der Tschernigov Infanterie gehalten und die üblichen Durchhalteparolen gehalten. Aber was hätten wir tun sollen als stehen zu bleiben? Mit jedem Meter, den uns die Franzosen zurückdrängen, entfernen wir uns weiter von Mütterchen Russland. Da sterben wir lieber an dem Ort als uns noch weiter von unserer Heimat zu entfernen.
Heute früh haben Piotr und ich noch neue Latrinen ausgehoben. Nach dem Frühstück sollten wir wieder antreten. Diesmal hatten die feinen Herren Generäle eine Stellung hinter einem Hügel für uns vorgesehen. Nun gut. Sollten zunächst die anderen das Feuer der feindlichen Kanonenkugeln abbekommen. Auf dem Hügel stand die Divisionsartillerie. Die würden den Franzosen schon mächtig einheizen. Als schon viele Kanonenkugeln hin und her geflogen sind sollten wir auch auf den Hügel vorrücken.
Jetzt hatten wir einen guten Überblick auf das ganze Geschehen. Ganz rechts auf einem bewalteten Berg waren noch letzte österreichische Grenzer zu sehen bevor der Wald sie verschluckte. An diesen Wald angelehnt stand ein österreichisches Infanterieregiment und dahinter österreichische Reiterei. An die österreicher schlossen sich unsere Grenadiere an. Dann auf dem Hügel unsere Artillerie und unser Regiment direkt dahinter. Links von unserem Hügel lag ein Fluss, der sich nach vorn immer weiter zu einem kleinen Bach verjüngte. Auf der anderen Seite des Flusses lagen weitere Jäger, Artillerie und Musketiere auf der Straße nach Kulm.
Auf der anderen Seite des bewaldeten Hügels kamen mehrere französische Einheiten auf unsere Reihen zumarschiert. Sollen sie nur kommen. Wir werden nicht weichen. Hinter dem Hügel sind französische Reiter zu erkennen, aber die bewegen sich nicht. Auch auf der anderen Seite des Baches tut sich was. In einem Getreidefeld bewegt sich Infanterie vorwärts, Lanzenreiter folgen ihnen. Dort bringt sich auch feindliche Artillerie in Stellung. Die Geschütze werden gerade abgeprotzt.
Die Infanterie, die direkt vor die Rohre unserer Artillerie marschiert bekommt mit jeder Salve mehrere blutige Lücken bis sie schließlich zum Stehen kommen. Ähnlich ergeht es einer Einheit auf der anderen Seite des Baches. Und tatsächlich, die Einheiten gehen langsam zurück in Richtung der Ortschaft.
Nur die Lanzenreiterei steht jetzt vor dem mittlerweile sehr zertrampelten Feld und schließt die Reihen für eine Attacke. Die Musketiere vor ihnen stellen sich schon ins Karree. Die Attacke richtet sich aber nicht gegen die Infanterie sondern schwenkt auf die neben ihnen postierten Kanonierer. Die Kanonen verschwinden noch einmal im Pulverfdampf, aber dann flüchten die braven Kanoniere ins Karree.
Jetzt scheint Bewegung hinter dem bewaldeten Hügel auf der rechten Seite zu kommen, denn die Staubwolken werden größer. Kurze Zeit später ist Hufgetrappel von hunderten Pferden zu hören. Ist das die Verstärkung, von der uns der General gestern erzählt hat?
Zuerst sehen wir viele französische Reitertruppen, aber auf der rechten Seite kommen weiße Uniformen in Sicht. Aber wer ist das? Rheinbundtruppen aus Sachsen und Westphalen oder sind es österreichische Verbündete? Es müssen unsere Verbündeten sein, denn die neu erschienene französische Reiterei richtet sich gegen sie!
Jetzt sollen auch wir vorrücken. Die Kanonen vor unseren Reihen werden aufgeprotzt und die ganze Schlachtlinie setzt sich in Bewegung. Ich sehe es in den Gesichtern der Männer um mich herum. Alle sind zuversichtlich. Selbst Piotr grinst und bläckt seine gelben Zähne. Dieser Tag gehört uns!