Mit den Schilden ist es schwierig. Osprey lässt sie unbemalt, naturfarben sozusagen. Da nichts überliefert ist, kannst du es an zeitgenössisches Schilddesign anlehnen. Lass nur die christliche Symbolik beiseite.
Die Kleidung wird heute meist mit langärmliger Tunika, geschnürrten Beinen, und Hosen dargestellt. Also quasi an die Franken angelehnt. Der Mantel vor der Brust geschlossen.
Literatur zu den Sachsen ist auf der einen Seite so eine Sache, auf der anderen Seite leicht.
Zu den Sachsen allgemein:
Torsten Capelle, Die Sachsen des Frühen Mittelalters, Darmstadt 1998 fast vor dem Hintergrund die wenigen verfügbaren Quellen zusammen. Bei den archäologischen Funden wünscht man sich manchmal mehr Vorstellungen einzelner Gegenstände. Aber das hätte wohl den Rahmen gesprengt. Er beschäftigt sich auch nicht mit der Forschungsgeschichte und stellt die Diskussion kaum dar. Es ist einfach ein Standpunkt, was man, zurückhaltend interpretiert, also weder zu skeptisch noch zu euphorisch, aufgrund der Quellen sagen kann. Und damit hat Capelle eine Übersicht geschaffen, mithilfe der besser zu diskutieren war. Und wer sich über 'die' Sachsen informieren will, sollte immer noch damit beginnen.
Eine moderne Interpretation (auch zu einigen Aktionen der Sachsenkriege) bietet der Aufsatz "Non enim habent regem idem Antiqui Saxones ... Verfassung und Ethnogenese in Sachsen während des 8. Jahrhunderts" von Matthias Becher (1999; auf den Seiten der MGH online zu finden:
http://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a121891.pdf ). Da wird auch einiges der Forschungsdiskussion deutlich. Kurz gesagt gab es nicht den Stamm der Sachsen, sondern verschiedene sächsische Ethnien. Ob der Sachsenname ursprünglich Fremdbezeichnung war oder die bei der Auswanderung der Angelsachsen zurückgebliebenen ihn weiter trugen und die anderen dieser Ethnien ihn ohne äußeren Einfluss übernahmen, kann er nicht wirklich beantworten. Ebensowenig die Frage, wie integrierend der Sachsenname war: Stand dieser oder die Bezeichnung der einzelnen Ethnien im Vordergrund? Oder war es nur ein Begriff ganz im Hintergrund, wie im 19. Jahrhundert der 'Europäer'? Diese kleineren Ethnien schlossen sich dann wegen der fränkischen Bedrohung -entweder schon seit der Zeit Karl Martells oder erst während der Sachsenkriege Karl des Großen zu den größeren Gruppen der Westfalen, Engern, Ostfalen, Bardengauern, Wigmodiern und Nordliudi zusammen. Aufgrund fränkischer Willkür wurden den drei südlichen Gruppen auch Landschaften weiter nördlich zugeordnet, wodurch erst die Franken die uns geläufige Dreiteilung schufen. Durch die fränkische Propaganda wurde dies lange überdeckt und die ursprünglichen kleineren Ethnien sind heute kaum oder nur schattenhaft fassbar.
Matthias Springer, Die Sachsen, Stuttgart 2004 geht weiter. Er lässt sich die Sachsen erst während der Sachsenkriege formieren. Während dies aber für die Organisation im Ganzen kaum bestritten werden kann, kann ich ihm für den Sachsennamen nicht folgen. Es sind Zitate ostgotischer Schriftsteller der Zeit Theoderichs des Großen überliefert, dass die Sachsen und Dänen benachbart waren. (Die Grenze sei der Fluss Dina, vielleicht die Eider.) Und auch das Zeugnis des Hieronymus kann man nicht so einfach vom Tisch wischen, wie Springer das tut. Leider handelt es sich um eine sehr manipulative Polemik, die dann auch gegen einige gute Gepflogenheiten verstößt, z.B. nicht begründet, warum er Argumente, die schon zu Kaisers Zeiten als wiederlegt oder unwahrscheinlich gemacht galten als neu einführt. Dabei verspricht er zu Beginn, den Leser so zu informieren, dass er sich selbst ein Bild machen kann. Das ist ihm misslungen. Doch trotz allem ist es noch informativ und schafft aus einer unübersichtlichen Forschungslage ein einheitliches Bild. Und hier sowie in der Quellenlage liegt sicher auch ein Grund, dass dies Werk so geschrieben wurde. Ich erinnere daran, dass Capelle auf diese Situation mit Zurückhaltung reagierte.
(Und wir sehen, nicht nur B**l*f*ld soll das Produkt einer Verschwörung sein. Auch mich scheint es nicht zu geben, weil meine Vorfahren gestrichen wurden.
)
Damit habe ich drei verschiedene Titel genannt. Wenn ihr etwas kaufen oder ausleihen wollt, fangt mit Capelle an. Eigentlich fehlt noch ein Werk, dass das erklärt, was bei Capelle und Springer nicht gesagt wird. Capelle schreibt z.B., dass Ptolemäus die Sachsen zuerst erwähnt. Springer führt eine angeblich neue Erkenntnis an, dass dies auf eine Textverderbnis zurückgeht, die in der Auslassung des 'S' in den meisten Handschriften noch Spuren hinterlassen hat. Dabei gab es schon vor langem Stimmen, die ich dieser 'Erkenntnis' entgegenstellten und einige einfachere Möglichkeiten ins Feld führen. Klar gesagt: Beides ist möglich und die alte Erklärung, dass nicht Saxones, sondern Aviones gemeint sind, der sich Springer anschließt, ist herrlich elegant. Dabei räumte es Schwierigkeiten aus dem Weg. Aber zu dieser Gegend berichtet nur Ptolemäus und wir haben keinen Ansatz seine Angaben zu kritisieren. Frühere Schriftsteller kennen sich in diesem Gebiet nicht aus. Ja, wir haben heute erkannt, dass wir nicht mal wissen, ob die Gruppen, deren Namen überliefert sind, Ethnien, Untergruppen von Ethnien oder gar nur Kultgemeinschaften oder ähnliches sind. Damit können wir nur konstatieren, dass in den Handschriften oft "Axones" und einmal "Saxones" steht (allerdings in griechischen Buchstaben). Sind da jetzt Sachsen, Avionen (Aviones) oder gar tatsächlich nur dort erwähnte Axonen gemeint? Die Axonen sind unwahrscheinlich, aber nicht ganz und gar auszuschließen. Und wie wollen wir uns zwischen Sachsen und Avionen entscheiden, da es für beides Erklärungen der Schreibung gibt?
Und von solchen Sachen gibt es mehr, die nicht erklärt werden. Auch in den Bereichen, die hier interessieren. Darum schrieb ich am Anfang, dass es mit der Literatur so eine Sache sei. Da ihr das aber wahrscheinlich nicht studieren wollt, ist es wahrscheinlich am Besten, gegensätzliche Positionen zur Kenntnis zu nehmen.
(Der Wikipedia-Artikel "Sachsen (Volk)" ist eine unsägliche Zusammenstückelung aus verschiedenen Ansätzen, der eigentlich komplett neu geschrieben gehört.)
Zu den Sachsenkriegen speziell:
Auch hier ist die Quellenlage sehr dünn. Abgesehen von "der Feldzug führte von Ort A über Ort B nach Ort C und bei Ort D besiegte Karl die xyz, worauf sich diese oder jene Gruppe unterwarf" werden nur wenige Ereignisse beleuchtet. Daher ist vieles pure Vermutung, die öfter als es gut ist in Fantasy abgleitet. Auch in dem folgende Osprey-Band.
David Nicolle, The Conquest of Saxony 782-785 - Charlemagne's defeat of Widukind of Westphalia (Osprey Campaign 271, illustriert von Graham Turner) ist mit 96 Seiten dicker als viele andere Osprey-Hefte und gehört zu den moderneren gut ausgestatteten Bänden. Nur drei doppelseitige Rekonstruktionsbildchen (Die Reste der Franken verteidigen sich am Süntel um einen Baum geringt; Die Franken stürmen den Wittekindsberg; Die Taufe Widukinds) und dafür um so mehr Fotographien und Wiedergaben von zeitgenössischen Miniaturen. Wie üblich gibt es die ein oder andere inhaltliche Seltsamkeit. Dargestellt sind die anfänglichen Phasen des Krieges, natürlich -wie der Titel angibt- mit dem Schwerpunkt auf den Jahren 782-785. Zu Beginn werden Anführer und Streitkräfte dargestellt. Bei den Sachsen fällt die Kürze wegen der schlechten Quellenlage kaum ins Gewicht, zu den Franken gibt es genug anderes.
Zu einer weiteren Empfehlung zitiere ich mal, was ich schon in einem anderen Thread darüber schrieb:
"Natürlich veraltet und -wie schon der Titel zeigt- der Ideologie seiner Zeit verhaftet, ist Engelbert Mühlbacher, Deutsche Geschichte unter den Karolingern, Stuttgart 1896, bis heute zahlreiche Nachdrucke, meist in 2 Bänden. Wegen der Fülle des Wissens, der klaren Darstellung, des Muts zum Urteil und der mitreißenden Schreibweise kann es immer noch gelesen werden. Hier empfehle ich es aber, weil er auch das Thema Krieg nicht zu kurz kommen lässt und dabei die Quellenarmut geschickt umspielt und so eine gute lesbare Darstellung z.B. der Sachsenkriege herauskommt, obwohl die Quellen sehr lakonisch sind. Als alleinige Informationsquelle zu den Karolingern würde ich es nicht lesen."
In Köln sollte es in irgendeiner Bibliothek zu finden sein. Ich bin nicht der Beste im Googeln, vielleicht findet ihr es irgendwo online. Für Saga braucht euch nicht weiter interessieren, was am Kriegsverlauf heute anders gesehen wird. Mangels Quellen ist es eh wenig.
Es lohnt nicht, viele Bücher zu wälzen, um den Verlauf des Krieges oder den Ablauf einzelner Ereignisse zu erfahren. Denn, wie gesagt, sind die Quellen mager.
Tut mir nur einen Gefallen: Verortet die Irminsul nicht auf der Eresburg / Obermarsberg. Es wird ausdrücklich gesagt, dass Karl von dort zur Irminsul zog. Die Reise dauerte mindestens mehrere Tage. Es ist also einer der wenigen Orte, wo sie nicht gelegen haben kann. Dennoch schreiben immer wieder irgendwelche Leute das Gegenteil. Die haben in der Quelle exakt 2 Wörter gelesen: Irminsul und Eresburg. Den Rest nicht. Sonst wüssten sie es besser.