Da ich nicht schlafen kann, ein paar Vorschläge für Schildzeichnungen.
Zuerst zu den Notitia Dignitatum, der "Aufzeichnung der Würden(träger)", nämlich der militärischen und zivilen Stellen des spätrömischen Staates. Getrennt in West- und Ostreich, weshalb auch oft im Plural von 'den' ND gesprochen wird. Darin sind die Schildzeichnungen des Großteils des Bewegungsheeres überliefert. Da nun viele dieser Einheiten einfach aus 'Vexillationen' (Abteilungen) von Einheiten genommen wurden, die weiterhin zum Grenzheer gehörten sind teils auch Schildzeichen auf diese übertragbar.
Nun ist Britannien ein Sonderfall. Neben der Verteidigung des Hadrianswalls im Norden musste der Süden und Osten sowie die gegenüberliegende Küste Galliens gegen sächsische Piraten verteidigt werden. Vieles liegt dabei im Ungewissen. Alles kurz gesagt. Hier ist nur die Einteilung wichtig, die aus den ND deutlich wird. Die Anführer des Grenzheeres trugen den Titel eines 'dux'. Die Übersetzung mit 'Herzog' trifft es nicht, eher 'Anführer / Kommandeur der Grenzverteidigung'. Jedenfalls in diesem Fall. Aufgrund der Länge jener Übersetzung ist es besser, einfach von Dux zu sprechen. Der Titel 'comes', hier auch nicht als 'Graf' zu übersetzen, stammt ursprünglich vom Kaiserhof und bedeutet wörtlich 'Begleiter'. Die Kommandeure des Bewegungsheers, dass ja ursprünglich die Kaiser begleiten sollte, wurden dann auch oft als Comes bezeichnet.
Und so finden wir in Britannien einen 'Dux Britanniarum' (Dux der Britannien, Plural, weil Britannien in mehrere Provinzen eingeteilt war), der am Hadrianswall und den nördlichen Provinzen die Truppen kommandiert, einen 'Comes litoris Saxonici per Britanniam' (Comes der Sachsenküste für Britannien), der für die ursprünglich als flexibles Sonderkommando beiderseits des Ärmelkanals eingerichtete Verteidigung gegen die Überfälle von See her zuständig war und einen 'Comes Britanniarum' (Comes der Britannien), der mit einem Bewegungsheer beiden zu Hilfe kommen konnte. Wie gesagt, in aller Kürze, was in den ND steht. Und vereinfacht. Der Comes Britanniarum war wahrscheinlich weisungsbefugt. (Die Handschriften haben 'dux britanniorum', was klar falch ist, da es der Insel das männliche Geschlecht gibt, und 'comes Britanniae' (Comes Britanniens), was schon wegen der Einteilung in mehrere Provinzen heute in den Plural verändert wird.)
Es sind also diese drei Listen zu betrachten, wobei wir uns die Arbeit anderer zu Nutze machen können:
- Comes Britanniarum:
http://lukeuedasarson.com/ComesBritanniarum.html- Comes litoris Saxonici per Britanniam:
http://lukeuedasarson.com/ComesLitorisSaxonici.html- Dux Britanniarum:
http://lukeuedasarson.com/DuxBritanniarum.htmlDas gibt leider nur 4 Schildzeichnungen. Dafür aber nicht so schwer als Freehand.
Zunächst die Excultatores ("Niedertrampler" als Funktionsbeschreibung: Eine hintere Reihe der Phalanx, die weniger gepanzert zu schieben und eben niederzutrampeln hatte...) oder Victores ("die Sieger", als Auszeichnung) wegen des Artusbezugs ihrer Symbolik. Dieser ist zweifach: Zunächst ist da die sowohl heidnisch als auch christlich benutzte Symbolik des Bärenkämpfers. (Abbildungen und Erläuterungen zu den Excultatores iuniores Britanniciani hier:
http://lukeuedasarson.com/NDexculcatoresIunioresBritanniciani.html ) Und diese Symbolik wurde schon öfter auf Artus bezogen. Allerdings kennt man den Mythos dahinter, der in Europa weit verbreitet war, und seinen Einbau in die jeweiligen religiösen Vorstellungen nicht wirklich. Doch kann er gut tatsächlich irgendwie mit den Sagen um Artus verbunden. Schließlich könnten, wenn du es literarisch magst, die beiden sich bedrohlich gegenüberstehenden Ungeheuerköpfe aus einem Körper auf den Kampf der zwei Drachen bezogen werden. Gut, dafür gibt es jetzt keinen historischen Anhaltspunkt, aber es wäre ein einfacher Weg, Drachen stilisiert auf die Schilde zu bringen.
Die Legio Secunda Britannica (Zweite britannische Legion ursprünglich in Caernarvon;
http://lukeuedasarson.com/NDsecundaBritannica.html ) hatte einfach ein Wagenrad. Gut zu malen, gut zu erkennen und auch im Mittelalter als Wappen nicht unbekannt. Und wieder ein Symbol, das sowohl heidnisch als auch christlich interpretiert werden kann.
Des Honorius Taifalische Reiter sollen einen Drachen zeigen. Da die Taifalen eine Abteilung der Goten waren, wurde, wie ich nicht verschweigen will, das Symbol auch schon als Midgardschlange oder Fenriswolf interpretiert, die die rund gedachte Welt zerstören oder die Sonne verschlingen. Drachen passte wieder. (
http://lukeuedasarson.com/NDequitesHonorianiTaifaliIuniores.html )
Bei den älteren Reitern des Honorius gibt es Gründe anzunehmen, dass sie nach Gallien versetzt worden sind. Ich will hier dennoch anmerken, dass die Gestalten in einer Handschrift nicht als Hunde, sondern als Wildschweine dargestellt sind (M), was ich als schwierigere Lesung aber bevorzugen würde, zumal es sich um die doppelt illustrierte Münchener Handschrift handelt, bei der eine Illustration wahrscheinlich näher am verlorenen Codex Spirensis angelehnt ist und die andere an der Darstellungsweise der Abschrift orientiert ist. (
http://lukeuedasarson.com/NDequitesHonorianiSeniores.html )
Drachen sind genug erwähnt und den walisischen Drachen brauche ich wohl nicht erläutern. Aber für Artus selbst wird -die Historizität der Eintragung einmal außen vor gelassen- in den Annales Cambriae erwähnt, dass er in der Schlacht am Mons Badonicus ein Kreuz auf den Schultern trug. Daraus wird heutzutage gerne, dass er eines auf seinem Schild trug gemacht.
Wenn der von Gildas erwähnte Aurelius Conanus als Nachfahre des Ambrosius Aurelianus angesehen werden könnte -in jener Zeit immerhin gut möglich, könnte Gildas Artus indirekt erwähnen: Ambrosius Aurelianus wird durchaus positiv geschildert, Aurelius Conanus negativ und dessen ungenannter Vater wird als biblisches Ungeheuer charakterisiert. Will man Artus und Ambrosius Aurelianus nicht gleichsetzen, wäre dieser ungenannte Herrscher ein guter Kandidat für einen historischen Artus. Da Gildas nur selten Namen nennt, dafür andeutet und heftig gegen die Herrscher Britanniens und seine Kleriker-Kollegen austeilt, kann Artus auch an anderen Stellen 'versteckt' sein. Jenseits der Spekulation bleibt hier, dass der Enkel in einer Version als Caninus, als "hündisch" oder als "Abkömmling eines Hundes" verballhornt wird. Doch ein Wolf als Schildzeichen für eine kleine Anspielung?
[Gildas war ein Priester, der eine Predigt verfasste, in der er die Zustände in Britannien zu seiner Zeit geißelt. Daraus, was er nicht erwähnt, kann nichts erschlossen werden. Vieles kann in dem kurzen Text nur angedeutet werden und nicht einmal der Ablauf der Ereignisse ist eindeutig geschildert. Und die Herrscher der Insel als Kabinett des Schreckens ist natürlich auch zu relativieren. Auch die genaue Zeit, in der er schreibt, wird nicht deutlich. Ca. 485 bis ca. 550 ist die mögliche Zeitspanne. Er gibt an, 44 Jahre und 1 Monat nach der Belagerung des Mons Badonicus zu schreiben, die im Jahr seiner Geburt stattfand, was mangels Datierung der Schlacht, die er zudem als Belagerung beschreibt, nicht weiterhilft. Gut, wir wissen dadurch sicher, dass es sie gab und er in der geschilderten Zeit mit den britischen Erfolgen aufwuchs: Er berichtet also größtenteils von Dingen, die er selbst erlebte oder von denen er durch Zeitzeugen hörte. Er schreibt deshalb so unverständlich von den Ereignissen, weil er sich an seine Zeitgenossen wandte, denen Andeutungen reichten. Es war ja nicht vorherzusehen, dass er schon für Beda die einzige Quelle für diese Vorgänge war. Es gibt zwar einige Hinweise, dass es eine heute verlorene Schrift gab, die ein paar Zusatzinformationen zum Thema beinhaltete, doch ist damit nichts gewonnen. Verdoppelungen und unterschiedliche zeitliche Ansätze zeigen immerhin, dass es schon damals nicht möglich war, die Geschichte des poströmischen Britanniens zu rekonstruieren. Bei einer frühen Datierung wären Ambrosius Aurelianus und Arthus übrigens gleichzusetzen, da keine Zeit für zwei Anführer bliebe, die zudem beide mit der Schlacht in Verbindung gebracht werden können, was dank Gildas Ungenauigkeit aber wieder nicht ganz zwingend ist, sondern nur sehr wahrscheinlich.]