Welche wichtige Rolle im Hobby der Amerikanische Bürgerkrieg für mich einnimmt, ist sicher einigen hier im Forum bekannt. Mit meinen Hobbykameraden Martin und Kamil habe ich ja bereits ein paar Threads zum Thema gemacht. Darunter der eigentliche Start (
Link!) mit Werit und das letzte Projekt zum Thema Shiloh mit ihm und Kamil (
Link!).
Demtensprechend habe ich so fast alles auf der Liste für den Bürgerkrieg abgehackt. Sogar ein paar Milizen für die frühen Kriegsjahre habe ich gemacht (dieser Thread hat den Absturz des Sweetwaters leider nicht überlebt).
Eigentliche Amerikaner sind wenige mehr geplant - nur noch ein paar Entertrupps, Marines und Landungstruppen für Fort Fisher.
Deswegen habe ich vor längerem Mal mit einem Was-wäre-wenn-Szenario begonnen: Großbritannien tritt dem Krieg auf Seiten der nun anerkannten Konföderierten Staaten von Amerika bei. (Etwas mehr Blabla und vor allem die Wahrscheinlichkeit eines solchen Beitritts und meine dazu passenden Miniaturen findet ihr
hier!).
Heute soll es also weiter gehen, denn ein Krieg zwischen den USA und Großbritannien hätte auch eine andere Weltmacht mit in diesen Krieg gezogen: Das Kaisereich Frankreich.
Frankreich in der Mitte des 19. Jahrhunderts:Wie ihr alle wisst, gab es so ein paar Probleme zwischen Frankreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts und den anderen Europäischen Großmächten. Napoleon (hier im Thema mal als Napoleon I bennant, um Verwechslungen auszuschließen) hat das Gesicht Europas und in gewissem Maß der ganzen Welt verändert oder zumindest beeinflusst.
Um es nun ganz schnell durch zu gehen: Auf Napoleon I folgte ein Bourbonen König, eine parlamentarische Monarchie, dann eine Republik, die in einem inszenierten Coup unterging, ein Präsident kam daraus zuvor, und dieser ernannte sich schließlich 1852 zum Kaiser. Das neue Französische Kaisereich unter Napoleon III (der Neffe des berühmten Napoleon I) war geboren.
In den frühen Jahren des neuen Frankreichs wuchs die Wirtschaft, das Finanzwesen, eine intensive Neuorganisation des Heeres, Paris erholte sich von den turbulenten Vergangenheiten und vor alem die Technik wie Eisenbahn und Luftballonfahrten prägten die Großmacht Europas.
Stets im Schatten seines Onkels, versuchte sich Napoleon III mit imperialistischen Expansionen zu beweisen und Frankreich stets voran zu treiben. So bestritten seine Armeen immer wieder Gefechte und Eroberungen in Nordafrika und in Süd-Ost-Asien. Die größten Ränkespiele waren doch aber der blutige Krimkrieg und der zweite italienische Einigungskrieg 1859.
Da Sardinien ebenfalls am Krimkrieg teilnahm, konnte Großbritannien und Frankreich nicht anders, als sie als defacto Verbündete für den Moment anzuerkennen.
Das Kaisereich Frankreich ging sogar eine geheime Allianz ein, dass wenn Sardinien und italienische Provinzen von Österreich angegriffen werden, Frankreich sich auf die Seiten der Italiener schlagen würde.
Nach provozierten Grenzgefechten marschierte die österreichische Armee in Norditalien ein und der zweite Italienische Einigungskrieg (bzw. der Sardische Krieg) begann. Frankreich schlug das österreichische Heer vernichtend bei Magenta sowie Solferino und erhielt zur Belohnung die Provinzen Savoyen und das Fürstentum Nizza.
Napoleon III verdreifachte die Größe der französischen Kolonien, errichtete Außenposten in Kambodscha, Cochinchina, Neukaledonien und einige Landstriche in Afrika. 1860 beteiligte sich Frankreich mit Großbritannien am zweiten Opiumkrieg und zerschlug die chinesischen Armeen. Versuche, Japan und Korea zu kolonialisieren, scheiterten.
Neben dem Wettrennen um die Kolonien schloss sich Frankreich auch dem Wettrüsten zu See an: nur England hatte noch eine größere Flotte.
L'aventure Mexicaine:Napoleon III träumte von einem frankophilen Mittel- und Südamerika. Ähnlich wie der zur Zeit geplante Suez-Kanal wollte er einen Kanal, der die beiden Amerikas teilte und einen einfachen Zugang zum Pazifik aus Richtung des Atlantik gab. Im Namen des Freihandels wollte er mexikanisches Silber für Europa tauschbar, und andere Märkte in Mittelamerika erschließbar machen. Unter französischer Führung sollten in mehrere Latein-Amerikanische Staaten Puppenregierungen installiert werden.
Eine Kolonialisierung Südamerikas war außenpolitisch aber gar nicht so einfach wie eine solche von Afrika. Der große Nachbar USA im Norden hielt strikt anti-imperialistische Meinungen und vor allem Großbritannien duldete ebenfalls keine größeren Ausbreitungen des französischen Kaiserreichs.
Eine Einmischung in den amerikanischen Kontinent musste also viel verschleierter vor sich gehen.
Aufgrund innenpolitischer Turbulenzen im Jahre 1859, lieh sich der mexikanische Präsident Benito Juárez eine immense Summe in Gold von Spanien, Frankreich und Großbritannien. Innerhalb zwei Jahre sollte er diese Summe zurück zahlen. Die Zeit verstrich und als der Darlehen nicht zurück gezahlt wurde, drohten die Großmächte Mexiko.
Zu dieser Zeit fielen bereits die ersten Schüsse des amerikanischen Bürgerkriegs im Nachbarland. Spanien, Großbritannien und Frankreich taten sich bei der Versammlung in Soledad zusammen und berieten, wie sie gegen Mexiko vorgehen sollten. Da keine Einigung über das Darlehen über diplomatische Wege eingeleitet werden konnte, blieben nur noch militärische Mittel.
Man würde also einige Hafenstädte Mexikos beanspruchen, bis der Darlehen ausgezahlt wurde: Die spanische Flotte besetzte Veracruz (die Hauptstadt), San Juan de Ulúa. Die englische Kolonne besetzte ebenfalls einige Hafenstädte, und nur die französische Abteilung drang ins Landesinnere vor.
Als Spanien und dem Vereinigten Königreich die eigentlichen Absichten Frankreichs - nämlich die komplette Eroberung Mexikos - bewusst wurden, zogen sie sofort ihre Truppen aus Mexiko ab und schrieben das geliehene Geld ab. Die Zeit und die mexikanische Bevölkerung würde sich genügend um die französischen Ambitionen kümmern, so meinte Europa.
Da die Verinigten Staaten mitten in einem Bürgerkrieg waren, fiel ihr Protest zur französischen Intervention nur sehr gering aus.
Anfangs verlief die Besetzung Mexikos gut - einige Teile des Landes an der Ostküste konnten besetzt und bis 1864 sogar wichtige Orte wie Puebla und Mexiko Stadt erobert werden. Doch Napoleon III geriet immer mehr unter Druck vom Vereinigten Königreich, den immensen Summen die dieses mexikanische Abenteuer kostete und der immer größer werdende Widerstand der mexikanischen Bevölkerung zwangen Napoleon III schließlich zu neuen Mitteln: Er schlug einen Kaiser von Mexiko vor.
1859 demütigte Frankreich Österreich im zweiten italienischen Einigungskrieg. Eine Demütigung, die außenpolitisch nicht sehr geschickt war. Das preußische Königreich gewann in Europa an Macht und konnte Österreich beinahe als Großmacht in Europa ablösen. Ein Konflikt zwischen Napoleon III und Preußen wäre nur eine Frage der Zeit. Aufgrund französischer Ambitionen auf der Welt und strapazierten Finanzen würde ein solcher Krieg aber nicht unbedingt zu Gunsten Frankreichs ausgehen. Vor allem, wenn Österreich auf Seiten Preußens (zu dieser Zeit noch Teil des deutschen Bundes) intervenieren würde.
Frankreich müsste also die Strapazen mit Österreich glätten und das Land im Falle eines Krieges mit Preußen auf seine Seite ziehen. Dementsprechend schlug Frakreich 1864 den jüngeren Bruder des österreichischen Kaiser Franz Joseph als Kaiser von Mexiko vor. Dieser akzeptierte die Krone und wurde nichts anderes als eine französische Marionette.
Mexikanische Konservative, die indogene Bevölkerung und die katholische Kirche stellten sich auf die Seite des neuen Kaisers, da sie die liberale Politik des Präsidenten Benito Juárez fürchteten. Eine kaiserliche mexikanische Armee wurde gegründet, verstärkt durch ein ungarischen Uhlanen und Husaren Detachement, Freiwillige aus Belgien (Maximilian war verheiratet mit der belgischen Prinzessin Carlota) und sogar Truppen aus Ägypten eilten dem Kaiserreich zur Hilfe.
Das Schicksal war jedoch diesem neuen mexikanischen Kaiserreich nicht hold, und als der amerikanische Bürgerkrieg 1865 zu Ende ging, setzten sich die Vereinigten Staaten von Amerika stark für eine unabhängige mexikanische Republik ein. Benito Juárez erhielt Waffen und militärische Ausrüstung aus dem noch vom Krieg angeschwollenen US Arsenal und zusätzlich 50.000 Veteranen aus der Unions Armee. Philip Sheridan (ein berühmter Unions General) war für die Logistik des Waffenverkaufs zuständig, und sollte auch eine militärische Intervention der USA führen, sollte es so weit kommen.
Napoleon III war dies alles zu viel. Die republikanischen Truppen verzeichneten immer größere Gewinne durch die Hilfe der US Regierung. Ebenfalls ging dem französischen Kaisereich das Geld aus, und sämtliche innenpolitische Unterstützung für Napoleon III brach im Heimatland auseinander. Nichts anderes blieb also übrig, als das Frankreich sich aus Mexiko verabschieden müsste. Ab 31. Mai 1866 sollten alle Französischen Truppen aus Mexiko abziehen.
Maximilian von Mexiko lehnte es ab, ebenfalls das Land zu verlassen. Sein Kaissereich bestand noch zwei Jahre weiter. 1867 lies Benito Juárez - nun wieder gefeierter Sieger über die Kaiserlichen - ihn gefangen nehmen und erschießen.
Für alle, die es interessiert: Die Französischen Streitkräfte in Mexiko, 1863. Zu dieser Zeit befanden sich ca. 38.000 - 45.000 Mann dort. 7% der französischen ArmeeGénéral de Division Forey
1ère Division d'Infanterie (GdD Bazaine)
1ère Brigade (GdB de Castagny)
18e Bataillon de Chasseurs
1er Régiment de Zouaves
81e Régiment de Ligne
2e Brigade (GdB ?)
20e Bataillon de Chasseurs
3ème Régiment de Zouaves
95e Régiment d'Infanterie légère
Bataillon de Tirailleurs algériens
2x Marine Batterien
2e Division d'Infanterie (GdB Douay)
1ère Brigade (Col Hellier)
1er Bataillon de Chasseurs
2e Régiment de Zouaves
99e Régiment d'Infanterie légère
2e Brigade (GdB Berthier)
7e Bataillon de Chasseurs
51e Régiment de Ligne
62e Régiment de Ligne
2x Armee Batterien Artillerie
Brigade de Cavallerie (GdB de Mirandol)
1er Régiment de Marche (2 Schwadron je 1er und 2e Chasseurs d'Afrique)
2e Régiment de Marche (2 Schwadron je 3e Chasseurs d'Afrique und 12e Chasseurs)
Marine Detachement
Bataillon de Fusiliers-Marins
2e Régiment d'Infanterie de Marine
Ankunft ausstehend:
7e Régiment de Ligne (2000 Mann)
1e Régiment Étranger (4000 Mann)
2e Bataillon d'Infanterie legère d'Afrique (900 Mann)
Bataillon Egyptien
det/ 5e Régiment de Hussards
Interessanter Fakt: In diesem Mexiko-Krieg entstand ebenfalls der größte Mythos der französischen Fremdenlegion. Das Gefecht von Camerone (spanischer Ortsname: Camarón de Tejeda), das im Rahmen der französischen Intervention in Mexiko am 30. April 1863 stattfand, gilt in der Geschichte der französischen Fremdenlegion als Symbol für Opferbereitschaft und Heldentum. Bei dem Gefecht kämpften 62 Legionäre und 3 Offiziere der Fremdenlegion unter dem Hauptmann Jean Danjou und den Offizieren Sous-Lieutenant Clément Maudet gegen rund 2.000 Soldaten unter dem mexikanischen Oberst Francisco de Paula Milán.
Das französische Expeditionskorps belagerte die Stadt Puebla und erwartete einen Versorgungskonvoi, der unter anderem mit 3 Millionen Francs, Waffen und Munition beladen war. Die Fremdenlegion hatte die Aufgabe, den Straßenverkehr zu sichern. Als der Trupp etwa gegen 7 Uhr in Palo Verde eine Pause einlegte, griffen plötzliche mexikanische Guerillas und Reiter an. Die Legionäre schlugen mehrere Angriffe zurück und zogen sich schließlich in Karee-Formation auf die, von einer etwa drei Meter hohen Mauer umgebenen, Hazienda de la Trinidad westlich des Dorfes Camerone zurück.
Laut offiziellem französischen Bericht forderte ein mexikanischer Offizier die Legionäre auf, sich zu ergeben, und verwies auf die Zahl der mexikanischen Soldaten. Der Kommandant der Franzosen wollte sich vor allem mit Rücksicht auf den folgenden Transport nicht ergeben. Gegen 10 Uhr morgens begannen die Mexikaner, das Gelände zu stürmen. Doch die Legionäre verteidigten sich – ohne Nahrung und bei extremer Hitze – bis etwa gegen 6 Uhr abends.
Sous-Lieutenant Maudet, Caporal Maine und die Legionäre Catteau, Wensel, Constantin und Leonhard waren am Ende – ohne Munition und nur mit Bajonetten bewaffnet – noch kampfbereit. Nachdem Sous-Lieutenant Maudet und zwei der Legionäre gefallen oder verwundet waren, ergaben sich die drei letzten nur unter der Bedingung, dass sie ihre Waffen behalten durften und ihre verwundeten Kameraden behandelt wurden. Das wurde ihnen gewährt. In diesem Kampf fielen oder erlagen ihren Verwundungen alle drei Offiziere sowie 30 Unteroffiziere und Legionäre. Der Rest, 31 Legionäre, meist verwundet, wurde gefangen genommen. Ein Caporal wurde nach dem Kampf und nach Abzug der Mexikaner von einer Entsatzkompanie noch lebend am Kampfort gefunden.
Als die drei Überlebenden Gefangenen in das mexikanische Lager gebracht wurden, fragte der mexikanische Oberbefehlshaber "Sind das alle übrigen Männer?". Oberst Francisco de Paula Milán antworte "Das sind keine Männer, das sind Dämonen".
Als Folge des Gefechts konnte der Versorgungskonvoi ohne Probleme passieren und die Franzosen die Belagerung von Puebla zweieinhalb Wochen später erfolgreich abschließen.
Capitaine Danjou trug eine hölzerne Handprothese, mit der er nach dem Gefecht auch begraben werden solle. Als ein mexikanischer Bauer ihn schließlich ausgrub und die hölzerne Prothese an sich nahm, bemerkte dies ein österreichischer Offizier (die österreichische Armee löste die Fremdenlegion 1865 ab, als diese einen anderen Sektor übernehmen sollte).
Er übergab die Hand schließlich der Fremdenlegion und diese wurde nach Frankreich überstellt. Die hölzerne Hand des Danjou ist das größte Heiligtum der Legion und wird auch heute noch, an jedem 30. April am "Camerone Tag" zur Schau bei der Parde gestellt. (
Hier zu sehen bei 4:46)