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Autor Thema: Kanonendonner über'm Meer - Filme mit großen Segelschiffen  (Gelesen 32715 mal)

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Pappenheimer

  • Edelmann
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"Die Piraten von Capri" (1949)
« Antwort #135 am: 13. September 2023 - 16:23:43 »

"The Pirates of Capri"
USA, I 1949
Regie: Edgar G. Ulmer
Darsteller: Louis Hayward, Binnie Barnes, Alan Curtis, Massimo Serato

Handlung: Der Graf von Amalfi erbeutet 1798 als Capitano Sirocco mit Hilfe seiner Leute die Waffen, die auf einem Dreidecker nach Neapel gebracht werden sollen. Er lässt diese und den Commodore van Diel nach Capri bringen. Amalfi erzwingt durch Folter, dass van Diel ihm die Ermordung seines Bruders offenbart, gibt sich aber auch bescheuerterweise van Diel zu erkennen. Damit wir wissen, dass wir in einem Piratenfilm sitzen, wird auch immer mal unmotiviert gelacht von den Piraten und der Erfolg irgendwie gefeiert... Zusammen mit Revolutionären plant Amalfi den Sturz des Polizeiministers Holstein (mit obligatorischem Schurkenbart!). Aber die Revoluzzer wollen mehr - sie hassen auch Königin Maria Carolina.  Amalfi gelingt es nur mit Mühe seine zweite Idendität als versnobbter Höfling aufrecht zu erhalten. Schließlich erpresst der offenbar dusselige Polizeimister von einer "politischen Gefangenen" die Aussage, dass das Schlupfloch der "Piraten" Capri sei (was ja eh offensichtlich war, da die "Piraten" am Anfang von dort kamen). Holsteins Soldaten finden zwar nicht mehr die Waffen vor aber van Diel. Derweil hat Holstein proklamieren lassen, dass er Sirocco werde hinrichten lassen. Amalfis Verlobte Mercedez hat sich inzwischen in Sirocco verliebt und bittet Amalfi darum sich für den Capitano bei der Königin einzusetzen - sie ist offensichtlich ebenso halb blind wie halb taub, dass sie in ihrem Verlobten nicht den Capitano erkennt. Der frei gelassene Van Diel wirft nun Holstein vor, dass er ihn nur ausgenutzt habe und wird anschließend von einer Scherge ermordet. Holstein kannte schon immer Amalfis doppeltes Spiel und brauchte die Rebellen um in der Gunst der Königin zu bleiben. In der entscheidenden Nacht des Aufstandes - Neapel ist bereits von franz. Truppen umzingelt - versucht Amalfi die Königin zur Ernennung des Revoluzzers Pignatelli zum Premier zu bewegen. Doch auch Holstein ist bereit nun zu handeln ...
...
Für einen der typischen Filme mit einem fiesen Polizeiminister/Gouverneur etc. ist dieser einer von den eher wendungsreichen. Leider wird die zumindest ansatzweise interessante Konstellation von den vielen Logikfehlern zunichte gemacht. Vielleicht braucht Holstein die Bedrohung durch die Rebellen, aber ein Erfolg würde ihm ja auch bei der Königin helfen und jeder wusste ja, dass die "Piraten" mit ihren Ruderbooten von Capri kamen... Die bisweilen etwas shitty wirkenden Kostüme und Frisen werden durch den übrigen Aufwand wett gemacht. Da ist das riesige (1949) moderne Schiff, das notdürftig auf Kriegsschiff umgebaut wurde - die einzige nennenswerte Seeszene überhaupt - aber auch die recht hübschen Innenräume. Es ist interessant wie sich hier offenbar Stummfilmstars aus den USA wie Hayward, Barnes und Curtis - alle etwas über die 40 - versucht haben in Europa in die neue Ära zu retten (ebenso wie später Barker, Granger und Ferrer). Serato überzeugt als Mastermind-Schurke. Man muss allerdings zugeben, dass die Handlung einer gewissen Ironie nicht entbehrt, wenn man bedenkt, dass das angeblich so geknechtete Landvolk 1799 die Franzosen samt deren Anhang schlug und Maria Carolina wieder auf den Thron verhalf.

Darsteller **
Bilder **
Schiffe
Story  **                                                             
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Pappenheimer

  • Edelmann
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"The golden Hawk" (1952)
« Antwort #136 am: 14. September 2023 - 23:54:33 »

Ein weiteres Produkt aus dem Hause Salkow, der in den frühen 50ern schonmal 2 so Streifen in einem Jahr abdrehen konnte - Massenware eben bisweilen ein wenig besser, mal schlechter.

"The Golden Hawk"
USA 1952
Regie: Sidney Salkow
Darsteller: Sterling Hayden, Rhonda Fleming, Helena Carter, John Sutton

Handlung: Der übergriffige französische Korsar und Frauen"held" Kit "The Hawk" Carado (was für ein ulkiger Name für einen Franzosen) hat kein Schiff, überzeugt aber einen anderen Kapitän ihm sein Schiff anzuvertrauen und greift damit das 60-Kanonenschiff des Intimfeindes del Torro an - obwohl in dem Film beide Schiffe wie gleich groß aussehen (halt aus einem anderen Film rausgeschnitten). Statt del Torro zu besiegen nimmt Kit eine englische Piratin namens Captain Rouge (don't ask! die Namen ergeben null Sinn) auf und verliebt sich erstrecht in sie, da sie ihm widersteht. Nach ihrer Flucht von dem Schiff - sie hat den zudringlichen Kerl niedergeschossen - greift Kit weiterhin Schiffe der Spanier an und nimmt del Torros Verlobte gefangen, die ihm verfällt. Doch er liefert sie für 10.000 Dublonen wieder an ihren Mann aus. Dies ärgert sie. Danach wird er von del Torros Flotte gestellt, kann zwar mit dem alten Tauchertrick (ja Piraten müssen hervorragende Schwimmer sein - Rouge kann wohl einen halben Kilometer in Kleidern schwimmen und das zwischen zwei Schiffen! und dann erst die Distanz zu einer Insel - wow!!!). Dennoch wird er gestellt, weil wie aus dem Nichts Rouge auftaucht und für die Hälfte der 10.000 del Torro beisteht, da Spanien angeblich mit England verbündet sei (man weiß nicht, wann der Film spielen soll!!!). Rouge verschont ihn und überzeugt del Torro dasselbe zu tun. Der französische Gouverneur befiehlt Kit Jamaica heimzusuchen; ein Angriff auf Cartagena wird geplant. Doch Bianca, del Torros Verlobte verrät Kit, der ganz auf sie setzt (typischer Fall von Selbstüberschätzung) und liefert ihn ans Messer aus Eifersucht ...

Die Handlung scheint unausgegoren und teilweise widersinnig, v.a. die Feindschaft zwischen England und Frankreich um die Mitte des 17. Jh. in der Karibik - aber man weiß wirklich nicht, wann das alles spielen soll. Die Schiffe sehen aus wie Spielzeuge und sind offenbar aus Filmen aus den 1940ern reingenommen. Die Kostüme sind v.a. schön bunt. Spanier haben ihre Morione, Franzosen bisweilen einen bescheuerten Akzent. Was will man mehr? Naja, vielleicht einen sympathischen Hauptdarsteller. Der Charakter der Hauptfigur Kit ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern der Schauspieler guckt auch meistens wie drei Tage Regenwetter. Die weiblichen Rollen sind weitaus nachvollziehbarer und überzeugender gespielt (auch wenn Rouge etwas schmächtig wirkt für ne "Superfrau").

Darsteller **
Bilder **
Schiffe
Story  *
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Pappenheimer

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The black pirates (1954)
« Antwort #137 am: 23. September 2023 - 13:36:17 »

Wegen dem komischen, regelrecht horrormäßigen Bart des Hauptdarstellers, sollte der Film m.E. "The beard" heißen  ;D. Ich kenne ja zahlreiche Low-budget-Produktionen, aber gegen das hier ist "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" ein professionell gemachter Western mit hervorragenden Schauspielern.

"The black pirates"
USA, Mexico 1954
Regie: Allen H. Miner
Darsteller: Anthony Dexter, Johnston McCulley, Martha Roth, Robert Clarke

Handlung: 1777 - gut dass das ausdrücklich gesagt wird, ich wäre nie drauf gekommen - landen die Piraten unter Captain Zargo an der Küste Mittelamerikas mit einem kleinen Segelboot, denn ihr Schiff ist untergegangen. Jepp, die Kokosnüsse fand ich auch besser. Sie killen gleich mal einen Fischer, der am Strand poft, weil der sonst die Lage ihres Bootes kennen würde. Nach einem beschwerlichen Weg durchs Gebirge gelangen sie in ein Dorf, wo Zargo einen Schatz suchen will mit dem sie ein neues Schiff kaufen wollen (sic.!). Doch Zargo hat sich nicht nur mit dem örtlichen Weiberheld Manuel rumzuschlagen, sondern auch seine Mannschaft wird ungeduldig. In Garza haben sie einen Redelsführer. Denn man glaubt Zargo bald nicht mehr, dass er sie zum Schatz führen kann, weil sich der Captain derweil mit der Dorfchica Juanita vergnügt (sic.!). Garza will die Dörfler einfach niedermetzeln. Aber Zarga rät davon ab, da 50 Soldaten unweit stationiert seien. Schließlich sollen die Einwohner nach dem Schatz graben. Allein Zargo hat nicht mit den Dorfbewohnern gerechnet...

Jepp, diese Handlung klingt vollkommen uninspiriert und sie ist es auch. Es scheint so, als habe man ursprünglich den Plan gehabt einen Piratenfilm zu drehen, aber dann festgestellt, dass man weder für Schauspieler, noch Bauten, noch Kostüme, Waffen oder gar ein Schiff die Mittel hatte und darum alles eingedampft auf eine vollkommen banale und spannungsfreie Story mit Innenräumen, die mehr oder weniger so aussehen wie z.B. 1954 eine Kneipe in der Provinz halt ausschaute. Die Kostüme wie auch die Frisen sehen aus wie billigste Faschingskostüme oder eben nach 1950er. Da 0 Sterne etwas hart wären, habe ich mal 2 für die schöne Landschaft gegeben, auch wenn man da auch bemerkt welche technische Probleme die Kamera hatte.

Darsteller
Bilder **
Schiffe
Story         
« Letzte Änderung: 23. September 2023 - 13:41:42 von Pappenheimer »
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Pappenheimer

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"Ãœberfall auf die Olive Branch" (1940)
« Antwort #138 am: 02. Juli 2024 - 09:51:27 »

Der Film scheint mir bemerkenswert, da wirklich selten in etwas über 70 Minuten Laufzeit soviel Handlung gepresst wurde...

"Ãœberfall auf die Olive Branch" / "Captain Caution"
USA 1940
Regie: Richard Wallace
Darsteller: Victor Mature, Louise Platt, Bruce Cabot, Leo Carrilo, Vivienne Osborne

Handlung: Das amerikanische Handelsschiff "Olive Branch" untersteht Kapitän Dorman. Als dieser 1812 auf der Rückfahrt von China auf eine britische Brigg trifft, die ein Kriegsschiff ist, setzt er sich entgegen dem Rat von Mr. Marvin zur Wehr. Als einer von einer Handvoll Männern fällt der Captain und die Mannschaft gerät in Gefangenschaft auf die Brigg, wo man auf den Sklavenhändler Slade und den kanadischen Freibeuter Argandeau trifft. Kurz darauf wird die Brigg durch eine amerikanische Fregatte unter Stephen Decatur (!) aufgebracht. Während dem Enterkampf brechen die Gefangenen aus und helfen den Angreifern beim Übermannen der Briten*. Die Brigg wird so stark beschädigt, dass sie bald darauf sinkt. Doch ist nun Corunna Dorman, die Tochter des Eigentümers des Handelsschiffes, wieder im Besitz der "Olive Branch" und segelt nach Frankreich. Denn Mr. Slade rät ihr nicht nach Amerika zu segeln wegen der britischen Blockade**. Er unterstützt vorgeblich Corunna in dem Vorhaben aus Rache für den Tod ihres Vaters beim amerikanischen Konsul in einer franz. Hafenstadt einen Kaperbrief gegen die Briten zu erwirken, während Slade für die Ladung der "Olive Branche" das Schiff in ein Kaperschiff umrüsten will.
In Wahrheit aber verrät er sie und reist nach England. Dort kennt er aus seiner Zeit als Sklavenfahrer einen Mr. Potter, den er an die Behörden verpfeifen will (die Sklaverei ist ja abgeschafft in England), wenn er ihm nicht bei seinem Plan beisteht. Potter muss Slade 15.000 Pfund geben und dabei helfen mit einem Kriegsschiff die "Olive Branch" zu kapern und sie ihm auszuliefern - dafür erhält Potter die Ladung des Schiffes ***.
Slades Plan geht auf, während Corunna Dorman an Land beim Konsul ist. Der bei ihr wegen seiner Vorsicht und seiner Weigerung mit ihr auf Kaperfahrt zu gehen in Ungnade gefallene Mr. Marvin wird mit der amerikanischen Besatzung der "Olive Branche" nach England deportiert und in ein Gefängnisschiff gesperrt. Dann segelt Slade mit der zum Kaperschiff ausgerüsteten "Olive Branch" unter amerikanischer Flagge zurück nach Frankreich. Es gelingt Slade sodann Corunna zu überzeugen, dass Mr. Marvin kampflos das Schiff ausgeliefert hat und sie schließt sich ihm an. Gemeinsam stechen sie nach einer Reise durch Frankreich in See.
Derweil schmachten die Amis in Kriegsgefangenschaft****. Daniel Marvin erkennt eine Gelegenheit zur Flucht. Eines Tages kommt ein reicher Fatzke
an Bort des Gefängnisses und will einen Schaukampf zwischen seinem Champion und einem Insassen veranstalten. Mr. Marvin meldet sich freiwillig. Während des Boxkampfes sollen die Amis ausbrechen und die Yacht des fetten Knilchs erobern. Das gelingt auch und im darauf folgenden Chaos gelingt auch Marvin und Argendeau die Flucht zur Yacht mit welcher sie fort segeln.
Als die Männer auf der Yacht die "Olive Branch" sichten*****, überredet Mr. Marvin den ehemaligen britischen Kommandeur der Yacht, dass dieser ihn mit seinen Männern unterstützt - dafür will ihm Marvin die Yacht und die Freiheit zurück geben. Endlich erkennt Corunna Dorman, dass sie sich in Slade getäuscht hat, als dieser die scheinbar unbewaffnete Yacht beschießt, obwohl sie wie er die amerikanische Flagge führt. Slade gesteht ihr, dass er einfach nur als Pirat auf seinen eigenen Profit aus ist. Doch Marvin und seinen Kumpanen gelingt es obwohl sie keine Kanonen haben und zahlenmäßig unterlegen sind die "Olive Branch" zu entern...

Es gibt wenige Filme, welche den 1812er Krieg zum Gegenstand haben. Beim AWI haben die Amis komischerweise keine Bedenken ein überaus negatives Bild der Briten zu zeichnen. Neben der historischen Figur des Stephen Decatur muss man dem Film auch ansonsten v.a. für die Entstehungszeit einige historische Aspekte zugestehen, die stimmig sind. Dass Frankreich zu der Zeit aber mit Großbritannien im Krieg ist, wird irgendwie ausgeklammert. So beschießt auch keine Küstenbatterie das britische Kriegsschiff, als es in einem franz. Hafen ein amerikanisches Schiff aufbringen will.
Immerhin gibt es eine Menge Action - auch wenn der Einsatz der Waffen manchmal etwas unbedarft wirkt oder auch völlig unglaubwürdig, wenn Mr. Marvin mit bloßen Händen im Enterkampf rumläuft und nur jeden umboxt. Der beiläufige Humor ist etwas abgeschmackt ****** und die sexistische Losung des Films, dass die Schiffseignerin zur Führung eines Schiffes vollkommen ungeeignet ist, scheint heute etwas miefig, zumal das von dem Helden noch untermauert wird. Der Held ist aber auch ein großes Manko. Denn der Macho Victor Mature wirkt einfach mit seinen maximal 2 Gesichtsausdrücken komplett unsympathisch und unglaubhaft, woran auch die Tränendrüsen-Story mit dem Trommlerjungen nichts ändern will. Die Handlung ist verhältnismäßig vielschichtig. Dass die Innenräume v.a. in den kleinen Schiffen garnicht zu der Größe der Schiffe passen, die man dann von außen sieht, ist freilich typisch für das Genre in dem man damals soviel wie möglich im Studio drehte.
Insgesamt noch einer der unterhaltsameren Seeabenteuerfilme. Immerhin sehen die Schiffe und die Kämpfe bisweilen nicht soo schlecht aus.

Darsteller **
Bilder ***
Schiffe ***
Story ***


* Man fragt sich wie der Kapitän einer Brigg glaubt gegen eine typische amerikanische Fregatte auch nur den Hauch einer Chance zu haben?
** Die britische Blockade vor der französischen Küste wird ignoriert!
*** Wer richtig mitgerechnet hat, wird bemerken wie lange die "Olive Branche an der franz. Atlantikküste liegen muss, damit der irrwitzige Plan aufgeht...
**** Was ausnahmsweise plausibel ist, da die Briten denken können, sie wären tatsächlich Kaperfahrer...
***** Wie üblich in den Filmen findet man irgendwo auf dem Atlantik ein spezielles Schiff, das man sucht.
****** Eine Combo aus 4-5 ältesten Seemännern weit und breit singt immer wieder dasselbe dämliche Lied.
« Letzte Änderung: 02. Juli 2024 - 13:03:43 von Pappenheimer »
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