Der Film scheint mir bemerkenswert, da wirklich selten in etwas über 70 Minuten Laufzeit soviel Handlung gepresst wurde...
"Ãœberfall auf die Olive Branch" / "Captain Caution"
USA 1940
Regie: Richard Wallace
Darsteller: Victor Mature, Louise Platt, Bruce Cabot, Leo Carrilo, Vivienne Osborne
Handlung: Das amerikanische Handelsschiff "Olive Branch" untersteht Kapitän Dorman. Als dieser 1812 auf der Rückfahrt von China auf eine britische Brigg trifft, die ein Kriegsschiff ist, setzt er sich entgegen dem Rat von Mr. Marvin zur Wehr. Als einer von einer Handvoll Männern fällt der Captain und die Mannschaft gerät in Gefangenschaft auf die Brigg, wo man auf den Sklavenhändler Slade und den kanadischen Freibeuter Argandeau trifft. Kurz darauf wird die Brigg durch eine amerikanische Fregatte unter Stephen Decatur (!) aufgebracht. Während dem Enterkampf brechen die Gefangenen aus und helfen den Angreifern beim Übermannen der Briten*. Die Brigg wird so stark beschädigt, dass sie bald darauf sinkt. Doch ist nun Corunna Dorman, die Tochter des Eigentümers des Handelsschiffes, wieder im Besitz der "Olive Branch" und segelt nach Frankreich. Denn Mr. Slade rät ihr nicht nach Amerika zu segeln wegen der britischen Blockade**. Er unterstützt vorgeblich Corunna in dem Vorhaben aus Rache für den Tod ihres Vaters beim amerikanischen Konsul in einer franz. Hafenstadt einen Kaperbrief gegen die Briten zu erwirken, während Slade für die Ladung der "Olive Branche" das Schiff in ein Kaperschiff umrüsten will.
In Wahrheit aber verrät er sie und reist nach England. Dort kennt er aus seiner Zeit als Sklavenfahrer einen Mr. Potter, den er an die Behörden verpfeifen will (die Sklaverei ist ja abgeschafft in England), wenn er ihm nicht bei seinem Plan beisteht. Potter muss Slade 15.000 Pfund geben und dabei helfen mit einem Kriegsschiff die "Olive Branch" zu kapern und sie ihm auszuliefern - dafür erhält Potter die Ladung des Schiffes ***.
Slades Plan geht auf, während Corunna Dorman an Land beim Konsul ist. Der bei ihr wegen seiner Vorsicht und seiner Weigerung mit ihr auf Kaperfahrt zu gehen in Ungnade gefallene Mr. Marvin wird mit der amerikanischen Besatzung der "Olive Branche" nach England deportiert und in ein Gefängnisschiff gesperrt. Dann segelt Slade mit der zum Kaperschiff ausgerüsteten "Olive Branch" unter amerikanischer Flagge zurück nach Frankreich. Es gelingt Slade sodann Corunna zu überzeugen, dass Mr. Marvin kampflos das Schiff ausgeliefert hat und sie schließt sich ihm an. Gemeinsam stechen sie nach einer Reise durch Frankreich in See.
Derweil schmachten die Amis in Kriegsgefangenschaft****. Daniel Marvin erkennt eine Gelegenheit zur Flucht. Eines Tages kommt ein reicher Fatzke
an Bort des Gefängnisses und will einen Schaukampf zwischen seinem Champion und einem Insassen veranstalten. Mr. Marvin meldet sich freiwillig. Während des Boxkampfes sollen die Amis ausbrechen und die Yacht des fetten Knilchs erobern. Das gelingt auch und im darauf folgenden Chaos gelingt auch Marvin und Argendeau die Flucht zur Yacht mit welcher sie fort segeln.
Als die Männer auf der Yacht die "Olive Branch" sichten*****, überredet Mr. Marvin den ehemaligen britischen Kommandeur der Yacht, dass dieser ihn mit seinen Männern unterstützt - dafür will ihm Marvin die Yacht und die Freiheit zurück geben. Endlich erkennt Corunna Dorman, dass sie sich in Slade getäuscht hat, als dieser die scheinbar unbewaffnete Yacht beschießt, obwohl sie wie er die amerikanische Flagge führt. Slade gesteht ihr, dass er einfach nur als Pirat auf seinen eigenen Profit aus ist. Doch Marvin und seinen Kumpanen gelingt es obwohl sie keine Kanonen haben und zahlenmäßig unterlegen sind die "Olive Branch" zu entern...
Es gibt wenige Filme, welche den 1812er Krieg zum Gegenstand haben. Beim AWI haben die Amis komischerweise keine Bedenken ein überaus negatives Bild der Briten zu zeichnen. Neben der historischen Figur des Stephen Decatur muss man dem Film auch ansonsten v.a. für die Entstehungszeit einige historische Aspekte zugestehen, die stimmig sind. Dass Frankreich zu der Zeit aber mit Großbritannien im Krieg ist, wird irgendwie ausgeklammert. So beschießt auch keine Küstenbatterie das britische Kriegsschiff, als es in einem franz. Hafen ein amerikanisches Schiff aufbringen will.
Immerhin gibt es eine Menge Action - auch wenn der Einsatz der Waffen manchmal etwas unbedarft wirkt oder auch völlig unglaubwürdig, wenn Mr. Marvin mit bloßen Händen im Enterkampf rumläuft und nur jeden umboxt. Der beiläufige Humor ist etwas abgeschmackt ****** und die sexistische Losung des Films, dass die Schiffseignerin zur Führung eines Schiffes vollkommen ungeeignet ist, scheint heute etwas miefig, zumal das von dem Helden noch untermauert wird. Der Held ist aber auch ein großes Manko. Denn der Macho Victor Mature wirkt einfach mit seinen maximal 2 Gesichtsausdrücken komplett unsympathisch und unglaubhaft, woran auch die Tränendrüsen-Story mit dem Trommlerjungen nichts ändern will. Die Handlung ist verhältnismäßig vielschichtig. Dass die Innenräume v.a. in den kleinen Schiffen garnicht zu der Größe der Schiffe passen, die man dann von außen sieht, ist freilich typisch für das Genre in dem man damals soviel wie möglich im Studio drehte.
Insgesamt noch einer der unterhaltsameren Seeabenteuerfilme. Immerhin sehen die Schiffe und die Kämpfe bisweilen nicht soo schlecht aus.
Darsteller **
Bilder ***
Schiffe ***
Story ***
* Man fragt sich wie der Kapitän einer Brigg glaubt gegen eine typische amerikanische Fregatte auch nur den Hauch einer Chance zu haben?
** Die britische Blockade vor der französischen Küste wird ignoriert!
*** Wer richtig mitgerechnet hat, wird bemerken wie lange die "Olive Branche an der franz. Atlantikküste liegen muss, damit der irrwitzige Plan aufgeht...
**** Was ausnahmsweise plausibel ist, da die Briten denken können, sie wären tatsächlich Kaperfahrer...
***** Wie üblich in den Filmen findet man irgendwo auf dem Atlantik ein spezielles Schiff, das man sucht.
****** Eine Combo aus 4-5 ältesten Seemännern weit und breit singt immer wieder dasselbe dämliche Lied.