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Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu

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Riothamus:
Sollte dann nicht auch die Fortsetzung 'Die eiserne Maske' von 1929 erwähnt werden?

Zu Beginn verpflichtet Richelieu D'Artagnon für die Sicherheit des Dauphin zu sorgen. Als Ludwig XIV. dann den Thron besteigt, entführt Rochefort ihn, um ihn gegen seinen Zwilling auszutauschen. Am Ende ist zwar der König gerettet, aber die vier Musketiere sind tot und schreiten überlebensgroß gen Himmel.

Wegen der Abneigung Fairbanks gegen den Tonfilm eigentlich wie ein Stummfilm produziert, wurde er als "Nadeltonfilm" gezeigt, d.h. der Ton wurde von einer Schallplatte abgespielt. Dass er der erste Tonfilm Fairbanks war, ist also nicht ganz korrekt.

Pappenheimer:

--- Zitat von: Riothamus am 06. Juli 2020 - 05:14:51 ---Sollte dann nicht auch die Fortsetzung 'Die eiserne Maske' von 1929 erwähnt werden?

Zu Beginn verpflichtet Richelieu D'Artagnon für die Sicherheit des Dauphin zu sorgen. Als Ludwig XIV. dann den Thron besteigt, entführt Rochefort ihn, um ihn gegen seinen Zwilling auszutauschen. Am Ende ist zwar der König gerettet, aber die vier Musketiere sind tot und schreiten überlebensgroß gen Himmel.

Wegen der Abneigung Fairbanks gegen den Tonfilm eigentlich wie ein Stummfilm produziert, wurde er als "Nadeltonfilm" gezeigt, d.h. der Ton wurde von einer Schallplatte abgespielt. Dass er der erste Tonfilm Fairbanks war, ist also nicht ganz korrekt.

--- Ende Zitat ---
Auf den werde ich sicher auch noch en Detail eingehen. Habe mich erstmal durch die "Musketier"verfilmung von 2011 gequält.

Pappenheimer:
Nun habe ich mir endlich mal diesen Schund angetan.

Anfangs dachte ich ja, der Film sei einfach lustiger Klamauk mit Steampunk kombiniert, aber lest selbst!

"The three musketeers"
D, USA, F, UK 2011
Regie: Paul W.S. Anderson
Darsteller: Logan Lerman, Matthew Macfayden, Ray Stevenson, Milla Jovovich, Orlando Bloom, Christoph Waltz, Juno Temple, Mads Mikkelsen, Gabriella Wilde

Handlung: Die drei Musketiere erbeuten zusammen mit Lady de Winter geheime Pläne zum Bau eines Luftschiffs. Doch dann hintergeht Milady die Compagnons und überlässt Buckingham die Pläne, der dieses Kriegsgerät baut.
D'Artagnan kommt nach "Paris" und schließt sich den Musketieren an. Zusammen sollen sie eine Intrige des Kardinals verhindern. Denn Milady hat den Schmuck der Königin entwendet um Zwietracht zu säen und damit Richelieu einen Grund hat den Krieg gegen England zu forcieren. Zwar erfüllen die Musketiere mehr oder minder den Auftrag. Doch dann kommt Buckingham mit einer gewaltigen Flotte dieser Luftschiffe...

In groben Zügen ist die Handlung des ersten Drittels des Romans erkennbar, aber unsagbar aufgebläht durch irgendwie hirnlose Zugaben.
Zahlreiche Figuren der Romane wie Tréville oder Monsieur Bonancieux kommen garnicht vor, da sie in die flache Handlung nicht hinein gepasst hätten. Planchet wird zu einer Art universellen Diener aller Musketiere transformiert, statt d'Artagnans Diener zu sein... Wo Passagen aus dem Roman doch vorkommen, ergeben sie in der Handlung bisweilen keinen Sinn - etwa wenn sich Rochefort über d'Artagnans Pferd amüsiert, das entgegen dem Roman ein stattliches Reittier ist.
Wie in modernen Superheldenfilmen können die Helden irgendwie durch die Luft fliegen und sind eher Akrobaten als Soldaten oder Hofdamen. Ich muss sagen, dass ich mich nichtmal in den alten Schinken aus den 1960ern dermaßen gelangweilt habe wie hier. Es kommt einfach null Spannung auf, da den Figuren eh angesichts der Auflösung von Naturgesetzen keinerlei Gefahren drohen. Die Dialoge sind überwiegend an Banalität kaum zu überbieten. Obendrein ist der Film so ziemlich humorfrei bzw. die Witze komplett ungelungen.
Während auch  schwache Filme früher bisweilen zumindest durch gelungene Kamerafahrten oder tolle Drehorte bestechen konnten, gibt es hier nichts dergleichen. Ja, die Computeranimationen mit denen z.B. Frankreich als eine Art Landkarte dargestellt wird, erinnern stark an billige Dokus von Arte. Und Bamberg oder gar der Burghof der Burg von Burghausen sehen nunmal NULL nach Paris aus. Da kann man soviel "Paris" sagen wie man will. Das ist einfach fränkische Architektur - da passt einfach mal Garnichts. Da hätte man doch gleich alles in einer PC-Animation spielen lassen können, da der Rest des Films ja eh stark an ein Computerspiel à la Assassins Creed erinnert.
Sehr nervig auch die miserable und auf die Dauer nervtötende Filmmusik.
Als positive Aspekte sind die herrlich märchenhaften Kostüme zu erwähnen, auch wenn z.B. die Uniformen der Musketiere und nochmehr der Garde des Kardinals wenig bis nichts mit Vorlagen zu tun haben. Zumindest Milla Jovovich scheint bei diesen bescheuerten und oftmals langatmigen Actionszenen ihren Spaß zu haben. Die weiblichen Darstellerinnen wie v.a. Juno Temple als Königin sind immerhin hübsch heraus geputzt.
Ich sehe starke Parallelen zu "Das Geheimnis der Eisernen Maske" (The fifth musketeer) von Ken Annakin (1979). Hier wie dort ein regelrecht verwirrender Aufmarsch an berühmten Darstellern, die in einer deutschen Produktion lieblos agieren müssen, die keinerlei Spannung besitzt. Das unverschämte beim 2011er Film allerdings die Verschwendung von Geldern etwa die der Filmförderanstalt mit 1,3 Mio. Dollar!
Hab mich echt selten so gequält wie bei dem Streifen.

Darsteller **
Bilder *
Story *
Fechtszenen *

D.J.:
Danke dir für die Warnung (und den Einsatz deiner Lebenszeit!), denn um die Gurke eiere ich schon ewig herum, und konnte mich glücklciherweise bis heute nicht dazu durchringen :)

Pappenheimer:

--- Zitat von: D.J. am 09. Juli 2020 - 16:49:11 ---Danke dir für die Warnung (und den Einsatz deiner Lebenszeit!), denn um die Gurke eiere ich schon ewig herum, und konnte mich glücklciherweise bis heute nicht dazu durchringen

--- Ende Zitat ---
Ist ja Geschmackssache. Aber man kann durchaus mein Review im Zusammenhang mit meinen übrigen Einschätzungen ansehen.

Jetzt aber was "ganz" anderes. Meine 12-und-90igste Musketierverfilmung. Aber diesmal eine wirklich dynamische und dramatische und das obwohl ein Stummfilm (also ich habe nur die Stummfilmfassung geschaut).

"The Iron Mask"
USA 1929
Regie: Allan Dwan
Darstelller: Douglas Fairbanks, Stanley Sandford, Marguerite de la Motte, Dorothy Revier

Handlung: Frankreich 1638. Als Königin Anne zwei Söhne zur Welt bringt ist Constance scheinbar die einzige Mitwisserin. Darum lässt sie Richelieu entführen. Als D'Artagnan davon erfährt bricht er zu ihrer Befreiung auf. Doch Milady ermordet Constance. Im Gegenzug wird Milady von den drei Musketieren hingerichtet. Richelieu ist in Rage. Er lässt die Musketiere zwar am Leben, zwingt sie aber sich voneinander zu trennen. Fortan ist es D'Artagnans Aufgabe über den König zu wachen.
Der von Richelieu erniedrigte Rochefort sinnt auf Rache. So entführt er den Zwillingsbruder aus Spanien. Als König Louis erwachsen ist, hat Rochefort im Palast einen Komplizen, der ihn hinein lässt. Da D'Artagnan die beste Stütze des Königs ist, soll er ermordet werden. Knapp entgeht der Capitaine der Musketiere dem Anschlag. Nach einigen Verwirrungen durchschaut er, dass der echte König in der Burg im Fluss gefangen gehalten wird. Er ruft seine Freunde herbei, die nacheinander eintreffen. Doch die Wiedersehensfreude ist kurz. Alle vier Musketiere finden nacheinander bei der Befreiung des rechtmäßigen Königs den Tod.

Der Film hat natürlich wenig mit "Le Vicomte de Bragelonne" zu tun. Der ganze Anfang vermischt verschiedene Romanelemente.  Die Beziehung guter Bruder - böser Bruder wird regelrecht auf den Kopf gestellt. Anders als im Roman gibt es keinerlei Konflikte unter den 3 Musketieren. Überhaupt tauchen Porthos, Athos und Aramis eher als Nebenfiguren auf um dann nur wenige Minuten bei der Erstürmung der Burg eine Rolle zu spielen und regelrecht rasant nacheinander zu sterben.
Was dem Film an psychologischer Tiefe fehlt, macht er aber durch seine Originalität wett. Ist er am Anfang wie "Die drei Musketiere" mit Fairbanks slapstickhaft und beschwingt, wird er mit dem Tod von Constance zusehends dunkler. Die "schöne alte Zeit" ein wehmütiger Rückblick. Man muss natürlich auch sagen, dass Fairbanks hier fast allen anderen Rollen die Schau stiehlt; das Drehbuch ist ganz offensichtlich ganz auf ihn zugeschnitten.
Was bestechend ist, das sind die teilweise gemäldehaft anmutenden Bilder, wie die Szenen bei der Entführung von König Louis, wenn sich gewaltige Schatten an einer Wand abzeichnen. Auch die Kameraarbeit ist teils beeindruckend - z.B. wie die Attentäter d'Artagnan ermorden wollen.
Mich hat regelrecht umgehauen, dass am Anfang des Films der Hinweis eingeblendet wurde, dass die Kostüme und dergleichen ganz authentisch nachempfunden seien, weil man extra den bedeutenden Historiker Leloir konsultiert und ans Filmset gezogen habe (Leloir war wirklich ein ganz ausgezeichneter Forscher der Kostümgeschichte des 17. und 18. Jh., wird haben ein Werk von ihm!). Naja, so ganz erkennt man's an den Kostümen nicht, dass man auch auf den guten Mann gehört hätte. Aber spannendes Statement - kenne ich von keinem Film in der Deutlichkeit.
Beeindruckend fand ich auch die Choreographie der Massenszenen - etwa wenn eine gewaltige Eskorte des Kardinals am Kloster Mantes eintrifft oder wenn Jubel im Schlosshof gezeigt wird. Von der Wirkung könnten sich heutige Regisseure des Stoffes noch ne Scheibe abschneiden wie überhaupt von der teilweise deutlich gemachten technischen Finesse.
Bei aller Freiheit mit dem Stoff, ein Muss für Fans des Genres. Am besten nicht mit der Orgelmusik als Hintergrund. Man kann ja bei nem Stummfilm einfach heute den Ton ausschalten und was anderes anmachen (ich habe nebenbei Musik von Lully laufen lassen  8) ).

Darsteller ****
Bilder ****
Story **
Fechtszenen **

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