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Autor Thema: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu  (Gelesen 29155 mal)

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Pappenheimer

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"The Beggar's Opera" (1983)
« Antwort #135 am: 26. Februar 2021 - 12:48:10 »

Das ist zwar ein Theaterstück, aber weil diese Adaption so gelungen ist und das Thema eigentlich hundert prozentig hier reinpasst, will ich das mal hier ansprechen.

"The beggar's Opera"
UK 1983
Regie: Jonathan Miller
Darsteller: Roger Daltrey, Bob Hoskins, Stratford Johns, Peter Bayliss

Handlung: Diese folgt der Vorlage von Pepusch & Gay sehr genau. Der Straßenräuber Capatin Macheath hat Polly geheiratet. Zwar profitiert ihr Vater Peachum stets von dessen Überfällen, doch fürchtet er, dass Macheath als Schwiegersohn Peachums doppeltes Spiel ans Licht bringen könnte und so sorgt Peachum für die Verhaftung des Captains. Dieser kann sich zwar mit Hilfe der Tochter des Gefängnischefs befreien, kommt aber durch seine Unachtsamkeit wieder in die Fänge von Peachum und Lockit. Letztlich soll Macheath von zahlreichen Geliebten bedauert am Galgen enden...

Diese Verfilmung spielt offenbar komplett auf einer Bühne - aber das wird hier als Stilmittel eingesetzt. Die Kostüme, Frisuren und Settings erinnern stark an Gemälde von Hogarth, auch wenn sie vielleicht ein bisschen theatresk wirken. Dabei agieren die Schauspieler allen voran Daltrey unheimlich natürlich und stimmig. Keine Rolle ist irgendwie als ungelungen besetzt zu betrachten. Dies macht das Stück, das an sich schon ein Meisterwerk ist, zu einem Hochgenuss, auch wenn man vielleicht nur Fan der Musik oder nur Fan des 18. Jh. oder nur Fan von Räubergeschichten ist. Denn die Räuber, Prostituierten, Kerkerwächter usw. sehen einfach nur malerisch aus. Die Handlung passt natürlich durchaus ins Mantel- und Degen-Genre, auch wenn weder geschossen noch gefochten wird.
Die Handlung ist in seiner Aussage unheimlich zeitlos: die Kleinen fängt man - die Großen lässt man laufen. Damals war die Handlung für alle verständlich eine Sozialkritik und Kritik an der Walpole-Regierung mit all ihrer Korruption.

Darsteller *****
Bilder *****
Story *****
Fechtszenen (nicht vorhanden)
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Pappenheimer

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Die drei Musketiere - Kampf um Frankreichs Krone
« Antwort #136 am: 08. März 2021 - 11:33:59 »

Man kann schon sagen, dass "Musketier"-Verfilmungen sowas wie ein eigenes Subgenre des Mantel- und Degenfilms sind. Diese Verfilmungen lassen sich ungefähr in 4 Kategorien einteilen:
1. Verfilmungen der Romane (die Verfilmung aus den 70ern mit Michael Yorck würde da rein passen)
2. Spinn offs - die Geschichte wird weiter gesponnen wie in "D'Artagnan's Tochter" oder "Die Söhne der drei Musketiere" (1952).
3. Freie Verfilmungen, die sich an den Romanen leicht orientieren (das ist wohl die Masse der Filme inkl. denen mit Fairbanks aus den 20ern)
4. Filme, die beinahe nur noch die Namen der Charaktere haben aber eine völlig freie Handlung (z.B. die Steam-Punk oder Motorrad-Rocker Musketiere oder auch manche Zeichentrickserie wie die, wo Aramis sogar eine Frau ist!!!)
Komischerweise hat diese russische Verfilmung einen Titel, welcher eher in Kategorie 4 verweist, obwohl sich der Film sehr stark an die Handlung des Romans hält. Ich habe nur den fast 2-stündigen Film gesehen, der offensichtlich in recht unbedarfter Manier die über 8-stündige (!!!) Serie zusammen schneidet.

"Die drei Musketiere - Kampf um Frankreichs Krone"
Russl. 2013
Regie: Sergey Zhigunov
Darsteller: Rinal Mukhametov, Yuriy Chursin, Aleksey Makarov, Ekaterina Vilkova

Handlung: D'Artagnan bändelt bereits mit den Damen der Nachbarschaft an, als ihn sein Vater zu Monsieur de Tréville nach Paris schickt. Unterwegs begegnet D'Artagnan dem Mönsieur de Rochefort und sieht Lady de Winter. Rochfort verhindert, dass D'Artagnan sein Pferd zu einem guten Preis verkaufen kann und es kommt zum Kampf bei dem D'Artagnan niedergeschlagen wird. In Paris angekommen kommt es zu dem berühmten Duell mit den drei Musketieren. Von da an prügelt sich D'Artagnan und seine neuen Freunde zu allerhand Gelegenheiten mit der Garde des Kardinals. Der König vergibt den Musketieren, da er wohl auch Gefallen am jungen D'Artagnan findet (ausnahmsweise wird hier mal auf Louis Homosexualität angespielt). Die drei Musketiere und D'Artagnan müssen für die Königin die Diamanten aus England zurück holen. Unterwegs erleiden die Musketiere ihre Unglücke. Doch nachdem D'Artagnan den Ruf der Königin Anne gerettet hat, spürt er auch die Musketiere auf der ehemaligen Strecke wieder auf (!!! kommt selten in Filmen vor). D'Artagnan wird nun Musketier und muss Constance aus den Fängen von Rochefort befreien. Da dadurch auch Rochefort blamiert ist, setzt der Kardinal nun wieder auf Lady de Winter, die er zuvor wegen des misslungenen Diamanten-Coups hat fallen lassen. Tatsächlich gelingt ihr die Ermordung des Duke of Buckingham, während die Musketiere vor La Rochelle sind, der dennoch als Leiche zu einer Verabredung mit der Königin erscheint. Athos ist der Lady auf den Fersen und es kommt zu dem düsteren Finale...

Die Schnittfassung lässt die Affäre mit den Diamanten recht unangetastet, rafft dann aber den Stoff danach massiv zusammen, so dass das berühmte Frühstück der Musketiere z.B. wegbleibt. Die Schlüsselszene in der Herberge, als Athos Milady und den Kardinal belauscht ist dann aber drinnen. Die Filmfassung wirkt etwas stümperhaft zusammen gefrickelt. Manche eher unmaßgebliche Szenen blieben in aller Breite drin und andere Handlungsstränge, die man aus dem Roman kennt, fielen ganz weg wie z.B. dass die Lady von D'Artagnan zurückgewiesen wird, was ja erst ihren Hass auf ihn so wirklich erklärt.
Insgesamt hat der Film - und entsprechend auch die Serie - zahlreiche Gemeinsamkeiten mit vielen zeitgenössischen russischen Produktionen wie: sehr unbedarft schauspielernde Protagonisten, sehr müder Humor (v.a. wenn etwas offenbar vom Drehbuch dazu gedichtet wurde), meistenteils unpassende Drehorte (Gebäude aus dem 18. oder 19. Jh., schwach gefilmte Straßenszenen ...), unpassende Schiffe (aber gut, immerhin Schiffe - in modernen Filmen stehen die Darsteller ja meistens in PC-Animationen rum). Die Regie ist immerhin ein bisschen besser als bei "Pakt des Bösen" und wie der Schmarrn alles in den 2000ern hieß.
Positiv ist anzumerken, dass sich die Verfilmung stark an die Vorlage hält. Zahlreiche Motive werden aufgegriffen, auch wenn sich zumindest die Filmfassung nicht sklavisch an den Roman hält. Eigenwilligerweise fallen aber just die witzigen Aspekte weg. Es gibt keine Diener der Musketiere, was zu grotesken Situationen führt indem sie sich um Kleinigkeiten selber kümmern müssen. M. Bonancieux ist eine sehr langweilige Figur, der bereitwillig (und auch irgendwie unmotiviert) seine Frau verpfeift. Positiv ist anzumerken, dass die Kostüme und Frisuren halbwegs OK sind ohne jetzt akribisch authentisch zu wirken. Die Waffen wirken ganz in Ordnung. Eigentlich frage ich mich auch, wozu man in anderen Verfilmungen was dazu erfinden musste, da ja Radschlosspistolen z.B. sowas von cool sind und auch als Schlagwaffen was hermachen. Die Fechtszenen haben manche typisch russische Spielereien wie regelrechte Balletteinlagen, wenn D'Artgnan über die Rücken von Gardisten springt (sieht man oft in heutigen "Historienfilmen" aus Russland"), aber sie sind meistenteils OK und nicht durch sinnlose Grausamkeit oder die Aufhebung physikalischer Gesetze oder jegliche Wahrscheinlichkeit (wie in der Steampunk-Verfilmung) angreichert. Die Rollen bewegen sich insgesamt im Bereich des plausiblen - also kein Musketier, der den König anpöbelt - kein Kardinal, der wie in fast allen neueren Verfilmungen den König ermorden will oder so ein Unfug.
Insgesamt eine mäßige Verfilmung, die aber immerhin als regelrecht originelle Besonderheit für sich hat mit dem Trend der letzten 30 Jahre zu brechen sich meilenweit von der Romanvorlage zu entfernen.

Darsteller **
Bilder ***
Story ****
Fechtszenen ***
« Letzte Änderung: 08. März 2021 - 11:46:36 von Pappenheimer »
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"Entführt" 1971
« Antwort #137 am: 18. März 2021 - 09:10:17 »

Ich konnte mich irgendwie nur daran erinnern das Ende dieser Fassung des Klassikers mal gesehen zu haben. Der Rest ist aber auch nicht so dolle.

"Kidnapped"
UK 1971
Regie: Delbert Mann
Darsteller: Michael Caine, Lawrence Douglas, Vivien Heilbron, Donald Pleasance, Jack Hawkins, Trevor Howard

Handlung: David Balfour durchstreift 1746 die Highlands auf dem Weg zum House of Shaws und wird Zeuge der Massaker an den Highlandern. Dort angekommen versucht ihn sein Onkel Ebenezer zu ermorden. Bevor David ihn zur Rechenschaft ziehen kann trifft Captain Hoseason ein und David wird auf dessen Schiff entführt. Dieses rammt das Boot des Allen Breck, den Hoseason ausrauben will. Breck gelingt es mit Davids Hilfe sich der Seeleute zu erwehren und sie landen in den Highlands. Auf dem Gut von James Stewart wird Mungo Campbell ermordet. David verdächtigt Allen Breck und beide fliehen weiter durch die Highlands. Später erfahren sie, dass James für den Mord an Mungo Campbell hingerichtet werden soll. James Tochter und James versuchen nun David davon abzuhalten im Sinne von James auszusagen, da dies nichts nützen würde und David nur in Gefahr brächte. Schließlich dringt Catriona in Allen Breck ihren Vater zu befreien...

Diese Verfilmung wirkt leider enorm uninspiriert. Viele Schlüsselszenen fehlen völlig wie etwa die als Allen mit einer Angel durch die Felsen läuft. Der Versuch "Kidnapped" und "Catriona" miteinander zu vermengen kann als vollkommen ungelungen gelten. In "Catriona" ist der Vater einfach nicht James of the Glens sondern ein schurkischer Kerl, der sogar Allen reinlegen will. Die Rolle der Tochter des Lord Advocate scheint hier in der Verfilmung deplatziert - im Roman soll sie David ablenken und verliebt sich auch scheinbar in ihn. Manns Verfilmung legt stärker den Fokus auf die fiesen Engländer (und Campbells) und wie brutal sie die Highlander unterdrücken. Der Film ist am stärksten, wenn Michael Caine als Allen Breck brillieren kann - auch das Ende (wenngleich es nix mit dem Roman zu tun hat) fand ich gelungen. Dass es offen ist, finde ich weniger störend. Die deutsche Synchronfassung ist unterirdisch.

Darsteller ****
Bilder ****
Story **
Fechtszenen **
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"Le chevalier à la rose rouge" (1966)
« Antwort #138 am: 01. November 2021 - 21:39:56 »

Endlich geht's hier weiter. Nach der erfolgreichen Miniserie "Le chevalier de la Maison-rouge" versuchte diese franz.-ital.-span. Koproduktion auf der kleinen Welle ähnlicher Filme bzw. Serien zu schwimmen.

"Le chevalier à la rose rouge" / "Rote Rosen für Angelika"
F, I, E 1966
Regie: Stefano Vanzina (Steno)
Darsteller: Jacques Perrin, Raffaela Carrà, Carlos Estrada, Michèle Girardon

Handlung: Im Frankreich des Jahres 1789 macht der Brigantenführer Le Marseillais die Gegend unsicher und erbeutet Lebensmittel auf einem Schloss. Als der feige Chevalier à la Rose rouge Soldaten zur Hilfe ruft, kann Marseillais allerdings erfolgreich entkommen. Der windige Chevalier beißt sich an Maria, die als Magd in einer Taverne arbeitet, die Zähne aus und lässt sich endlich in die Kreise von Marseillais hinein ziehen und landet schließlich mit Maria im Kerker. Doch der politische Umsturz in Paris könnte das Blatt nochmals wenden...

Dieser Film strotzt nur so vor einer dämlichen Handlung mit wenig logischen Wendungen. Der Vorlage von Dumas "Le Chevalier de la Maison-Rouge" wird regelrecht Gewalt angetan und wo der Roman subtil und selbst die Miniserie mit Royer in der Hauptrolle Komplexität besitzt, hat dieser Streifen nur hohle Schauwerte, die nichtmal ansprechend aussehen. Der Film wirkt eher wie ein Billigstreifen der Abenteuerfilmschwemme. So spielt es auch keine Rolle, dass die französischen Soldaten des Ancien Régime Uniformen der Nationalgarden der Revolution haben (oder halt ne Billigversion davon). Da man für die Briganten offenbar kein Budget hatte, haben die auch nicht mehr als nur irgendwie Hemden und so ne Art Piratenklamotten (?). Die Schauspieler sind auch ungefähr auf dem Niveau der schwächeren italienischen Piratenfilmchen.

Darsteller *
Bilder *
Story
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Die Geheimnisse von Lissabon
« Antwort #139 am: 17. November 2021 - 14:05:01 »

Ich weiß nicht genau in welche Kategorie diese Miniserie hinein passt, aber da Duelle erwähnt werden und mindestens eines wirklich vorkommt, wollte ich sie hier mal auflisten.

"Die Geheimnisse von Lissabon" / "Mistérios de Lisboa"
Port./ F 2010
Regie: Raúl Ruiz
Darsteller: Adriano Luz, Maria João David da Silva Bastos, Ricardo Pereira

Handlung: Die Handlung ist stark episodenhaft und wird in laufenden ineinander verschachtelten Retrospektiven erzählt, die auch sehr gestelzt und maniriert wirken können. Sie reicht von der 2. Hälfte des 18. Jh. bis in die Mitte des 19. Jh.. Alles umgibt das Leben des unehelichen Kindes der Comtessa de Santa Barbara, der später als Pedro da Silva eigentlich studieren und sich weiter entwickeln soll. Doch sein Lebensweg ist von zahlreichen äußeren Bedingungen geprägt.
Da wäre der Geistliche, Pater Denis, der seinerseits der Spross einer unehelichen Verbindung ist und daher vielleicht insbesondere mit dem jungen Don Pedro mitfühlt, als dieser von den Häschern seines Großvaters ermordet werden soll um den Fehltritt seiner Mutter zu verschleiern.
Da wäre auch eine gewisse Blanche de Montfort, die einen dem Kaiser Napoléon nahe stehenden Offizier heiratet, welcher sich im Krieg in Portugal ausgezeichnet hat. Ihr Gemahl hat einen Colonel Lacroze in den Selbstmord getrieben indem er dessen Briefe unterschlug. Pater Denis hätte sich beinahe mit dem Comte de Montfort geschlagen, ging dann aber doch nach Portugal zurück und wurde Geistlicher. Später trifft er wieder auf die Monforts in Person der Tochter der Blanche, welche unterdessen Rache sinnt, da der mysteriöse Alberto de Magalhães ihren Bruder in einem nächtlichen Gerangel getötet hat.
Der unglückliche Pedro da Silva verliebt sich in Elisa de Montfort und wird von dieser dazu getrieben den besagten Alberto de Magalhães zum Duell zu fordern ohne zu wissen, was er alles seinem Duellgegner zu verdanken hat...

Die ganze Story ist nicht nur weitesgehend staubtrocken sondern bis ins völlig unglaubhafte in sich verschachtelt. Wer da alles sich gegenseitig irgendwann getroffen haben soll, ist schon irgendwann regelrecht verrückt. Es ist offensichtlich, dass der Autor Camilo Castelo Branco, der zwar ein Zeitgenosse Fontanes war, aber nun garnicht dessen Auffassung von Realismus teilte. Auf die Dauer fand ich diese Verbindungen und auch diese angeblichen "Geheimnisse" doch sehr bemüht. Bis auf die Verbrechen der Mätresse des Bischofs sind die meisten Dinge garkeine Geheimnisse im engeren Sinne und die Umstände teilweise regelrecht banal. Besonders störend fand ich, dass der Wortlaut praktisch aller Rollen so ziemlich gleich war. Also da sprach keine Rolle eine irgendwie geschliffene Sprache, die zur Aristokratie dieser Zeit gepasst hätte. Da macht auch keiner nichtmal einen schlechten Witz. Das macht bei allem in Angesicht von Produktionskosten von nur 2,5 Millionen Dollar (man denke an die 100 Mio. für "The last duel") die Miniserie schwer verdaulich. Obendrein ist die schauspielerische Qualität der Darsteller sehr unterschiedlich. Während Léa Seydoux wie gewohnt brilliert, sind doch manche Charaktere mit sogar mehr Screentime regelrecht blass.
Die Qualität der Ausstattung ist doch sehr durchmischt. Die Episoden, die im 18.Jh. spielen, sind regelrecht erbärmlich. Für das 19.Jh. sieht man einen kruden Mix und bemerkt eine gewisse Unsicherheit, was es oft schwer macht auf Anhieb auseinander zu halten, wann diese oder jene Handlungsebene nun spielen soll, wenn das Kostümbild so wenig eindeutig ist. Die Uniformen, auch wenn sie den Figuren teils garnicht zu passen scheinen (typisch bei einer Low-Budget-Produktion) wirken an sich auf die Entfernung ganz OK. Schlachten oder sowas kommen eh nicht vor.
Da wir hier in dem Thread sind, muss ich allerdings was zu dem gezeigten Duell in Folge 6 der Reihe sagen (war zumindest Ep.6 in der Version wie sie momentan auf arte zu sehen ist). BEIDE Figuren obwohl Upper Class des 19.Jh. können offensichtlich mit Stichwaffen garnicht umgehen. Man fragt sich, warum denn dann da Silva überhaupt diese Waffen gewünscht hat, wenn er offenbar nichts von ihrem Umgang versteht. Da stimmt einfach garnichts hinsichtlich Fußstellung etc. und die Sekundanten wirken wie Pappkameraden, die keine Ahnung von Duellen haben. Wenn man sich in der Serie in vielen Szenen soviel Zeit gelassen hat, hätte man sich mit dieser wirklichen Schlüsselszene im Leben des Protagonisten (!) doch auch mal Mühe geben können, zumal das Resultat auch cineastisch sicher besser ausgesehen hätte.
Als positiv sind die zahlreichen Drehorte und teilweise die Innenaufnahmen zu bewerten.
Insgesamt leider ne typisch portugisische Ware à la "Linien von Wellington" mit einem Mangel an Esprit.

Darsteller **
Bilder **
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Der Stern von Indien (1954)
« Antwort #140 am: 11. Dezember 2021 - 01:18:48 »

Mal ein Film, der hochkarätig für so eine Produktion besetzt war.

"Der Stern von Indien"
UK, I 1954
Regie: A.R. Lubin
Darsteller: Colonel Wilde, Herbert Lom, Jean Wallace, Walter Rilla

Handlung: Der Offizier St. Laurent kehrt aus Indien zurück, um festzustellen, dass sein Schloss auf Geheiß des Gouverneurs Narbonne an jemand anderen verkauft wurde. Die neue Eigentümerin bietet ihm an ihm das Schloss zurück zu geben, wenn er ihr einen Edelstein beschafft. Doch St. Laurent erfährt rasch, dass mehr dahinter steckt als ein Familienerbstück und auch sein König, der Sonnenkönig und Mme. de Montespan sind hinter dem Schatz her. Nun muss sich der Offizier zwischen der Schönen und seiner Treue für den König entscheiden...

Die Handlung ist reichlich vorhersehbar und versucht ein bisschen unbeholfen Agentenfilm und Abenteuerfilm miteinander zu verbinden. Die immer selben Gesichtsausdrücke von Colonel Wilde helfen dem auf die Dauer wenig überzeugenden hin und her von Handlung nicht wirklich weiter. Spannung und Action sind eher müde. 
Einzig die Burg von Narbonne bietet einige Schauwerte und Herbert Lom weiß als unberechenbarer Besessener zu überzeugen.

Darsteller **
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« Letzte Änderung: 13. Dezember 2021 - 12:09:21 von Pappenheimer »
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"Fracasse, der freche Kavalier" (1961)
« Antwort #141 am: 25. April 2022 - 12:31:29 »

Vor ein paar Tagen bin ich auf einen Film gestoßen, den ich garnicht aus meiner Jugend kenne. Das Darstellerensemble im Vorspann machte mich zumindest gespannt.

"Le capitaine Fracasse"
F, I 1961
Regie: Pierre Gaspard-Huit
Darsteller: Jean Marais, Gérard Barray, Anna-Maria Ferrero, Geneviève Grad, Philippe Noiret, Sacha Pitoëff, Jean Rochefort, Louis de Funès, Riccardo Garrone

Handlung: Der arme Baron de Sigognac muss sogar wildern um einer Truppe Gaukler auf seinem einer Ruine gleichen Schloss eine Mahlzeit vorsetzen zu können. Fasziniert von der jungen Isabelle schließt sich der Baron der Schauspielkompanie des Hérode an. Doch der ruchlose Duc de Vallambreuse verfällt der Schönen und will sie allen Widerständen zum Trotz in ihre Gewalt bringen. Sigognac springt für einen unterwegs verstorbenen Schauspieler ein und begleitet die Truppe als Capitaine de Fracasse.  Durch seine Fechtkünste und anderen Fertigkeiten vermag Sigognac allen Anschlägen des lüsternen Vallambreuse zu widerstehen. So schmiedet dieser einen Plan Isabelle zu entführen, die den Baron nicht heiraten will, da sie sich nur für eine einfache herumziehende Schauspielerin hält. Doch findet der Vater von Vallambreuse durch einen Zufall die wahre Identität von Isabelle durch eine Wegelagerin heraus, die sich Isabelle verpflichtet fühlt, obwohl ihr Geliebter eine Scherge des heißblütigen Verbrechers Vallambreuse geworden ist. Schließlich versucht Sigognac nun mit Hilfe seiner neuen Freunde von der Schauspielkompanie wie dem einfachen, aber herzlichen Hérode die Geliebte aus dem schwer bewachten Schloss des jungen Duc zu befreien ...

Die Handlung ist irgendwie sehr plump. Man fragt sich wie bei einem solchen Spitzenensemble jeder der groß klingenden Namen des französischen Kinos der 60er bis 80er genug Screentime bekommen soll. Und tatsächlich ist die Rolle von Louis de Funès total winzig. Dabei übertrumpfen er, Noiret, Garrone und Rochefort alle Hauptdarsteller in einer winzigen Szene in der sie die Geschichte gleichermaßen zuende erzählen. Es ist erstaunlich wie bei einem dermaßen gewitzten Ensemble ein derart dröger Film heraus kommen kann und das bei einem erheblichen Aufwand. Es macht auch viel mehr Spaß etwa zuzusehen wie sich die Schauspieler auf ihrem Wagen durch einen Schneesturm kämpfen oder einen Kameraden begraben als wie der damals schon so unheimlich alte Marais an die junge Grad ranmacht.
Ein eigenwilliger Film eher für die ganz Harten oder für diejenigen, die große Fans von de Funès und Großmeistern wie Rochefort sind, die auch mal deren kleine Rollen sehen wollen. Denn an deren Leistung ist kein Zweifel und ihnen zuzusehen macht wirklich Spaß.

Darsteller ***
Bilder **
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Die Rache der Borgia (1959)
« Antwort #142 am: 17. Mai 2022 - 11:42:12 »

Diese französisch-italienische Koproduktion war mir bislang unbekannt. Ich kannte einen ähnlich gelagerten aber ungleich spannender gemachten Film "In den Klauen des Borgia" (1949). Was all diesen Filmen meistenteils gemeinsam ist, ist dass sie kaum etwas bis nichts mit dem historischen Cesare Borgia zu tun haben.

"Die Rache der Borgia" / "La notte del grande assalto"
F, I 1959
Regie: Giuseppe Maria Scotese
Darsteller: Agnés Laurent, Sergio Fantoni, Kerima, Fausto Tozzi, Gianni Rizzo

Handlung: Der verräterische Hauptmann Zanco di Montforte paktiert 1488 mit Cesare Borgia um die Stadt und das Schloss seines Herrn, des Grafen Fabio, in seine Gewalt zu bringen. Viel zu spät durchschaut der Fremde, der sich Marco da Volterra nennt, die Pläne der Verräter, die den Grafen in einen Hinterhalt locken. So vermag es der Hauptmann, der so getan hat, als sei er von Cesare Borgia gefangen genommen worden, sich wieder in das Schloss der Schwester des Ermordeten zu begeben und dort nicht nur die Macht an sich zu reißen sondern auch die Gräfin Isabella di Fabi in den Kerker zu werfen. Doch hat Marco einen Plan wobei er sich die Freundschaft zu den Räubern der Gegend zu Nutze machen will. In der Nacht (daher der viel passendere italienische Titel) greift er die Stadt und das Schloss von mehreren Seiten an und es gelingt ihm beides zu erobern. Aber er weiß auch, dass am nächsten Tag Cesare Borgia mit dem Hauptmann di Montforte und ihrem Gefolge in die Stadt einziehen will. Niemand seiner Freunde ahnte aber bis vor Kurzem seine Beziehung zu Katharina Sforza...

Der Film ist ein reichlich naiver Versuch auf der Mantel- und Degenwelle mitzureiten. Dabei ist er recht aufwändig gemacht, da man sieht dass die zahlreichen groß angelegten Kampfszenen extra für den Streifen gedreht wurden. Die Kleidung der 1480er wurde aber offenbar als zu langweilig gefunden. Deswegen wurde einfach kleidungsmäßig alles in die 1520er bis auch ins späte 16.Jh. verlegt aber die für diese Zeit schon üblichen Schusswaffen wie Musketen weggelassen, was insgesamt irgendwie wenig stimmig wirkt, v.a. da es ja auch 1488 schon Hakenbüchsen und dergleichen gab. So ergibt der ganze Kampf um die Stadt wenig bis kein Sinn. Überhaupt fragt man sich warum hunderte Wegelagerer ihr Leben für einen ihnen komplett fremden Adligen wegwerfen. Eine Räuberin scheint auch eher aus einem Steinzeitfilm entsprungen mit einem "Lederkleid", das vielleicht sexy wirken soll? Überhaupt ist der Film für die 1950er und das Genre recht bemüht erotisierend. Warum vor dem Angriff auf die Stadt bereits die später von den Männern der Sforza getragenen Fahnen schon in der Stadt zu sehen sind, erschloss sich mir nicht.
Den Bösewicht, Tozzi, kennt man schon aus einem berühmteren Film nämlich als Schwertführer des Königs von Aragon in "El Cid" (1961). Ansonsten werden gewöhnliche Stereotype des Genres bedient mit einer treudoofen, schönen Räuberin, die natürlich draufgehen muss und einem Schönling, der natürlich der Gute ist. Es ist amüsant wie Cesare Borgia öfter wie auch hier als älterer Mann dargestellt wird, wo er doch mit 32 gestorben ist...
Die Hauptpluspunkte liegen in den schönen Drehorten wie der typisch italienischen Burg.

Darsteller **
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« Letzte Änderung: 17. Mai 2022 - 11:43:58 von Pappenheimer »
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"Der Henker von Venedig" (1963)
« Antwort #143 am: 23. Mai 2022 - 13:13:21 »

Dies ist einer der Lex Barker Filme, die bei der Kritik ein bisschen besser weggekommen sind.

"Der Henker von Venedig"
I 1960
Regie: Luigi Capuano
Darsteller: Lex Barker, Guy Madison, Alessandra Panaro, Mario Petri

Handlung: Der junge Sandrigo Bembo scheint 1645 hoch hinaus zu kommen. Wie er am Tag seiner Vermählung mit Leonora Danin vom Dogen Bembo erfährt, ist er nur ein Findelkind des Dogen gewesen. Doch genießt Sandrigo das Wohlwollen der Unterschicht der Stadt und v.a. des blinden Bartolo. Sandrigos Erzfeind ist der Inquisitor Rodrigo Zeno, der Sandrigo verklagt mit den Feinden der Stadt zu paktieren. Statt irgendwelcher Beweise sagt nur der Pirat Guarneri gegen ihn aus, der als der Doge ihn aufsuchen will, verschwunden ist. Zeno schickt einen Verräter aus dem Freundeskreis Sandrigos zu diesem um eine Flucht zu fingieren. In Wahrheit soll Guarneri Sandrigo ermorden. Schwer verwundet gelingt Sandrigo die Flucht. Als Leonora von Sandrigos angeblichen Tod erfährt, begibt sie sich in ein Kloster. Zeno schickt daraufhin den gewissenlosen Guarneri um auf der Insel mit dem Kloster einzudringen und Leonora zu entführen. Aber Sandrigo ist wieder fit und schafft es die Piraten zurück zu schlagen. Anschließend will er sich an der Verwörern rund um Zeno rächen, denn diese besetzen ganz überwiegend den Rat der Zehn, die Sansrigo abgeurteilt haben. Zeno beschließt seinerseits Sandrigo endgültig auszuschalten. Er befiehlt Guaneri in Bartolos Versteck einzudringen, da Guarneri scheinbar das Vertrauen Bartolos (why?) genießt, um Sandrigo zu verhaften. Damit gelangen Leonora und Sandrigo in die Gewalt Zenos, der beschließt auch Leonora hinrichten zu lassen, als er erfährt, dass diese bereits insgeheim mit Sandrigo vermählt worden ist. Zeno setzt auch den Dogen Bembo ab, der eine Befreiung Sandrigos plante. Guarneri erkennt endlich, dass er von Zeno immer getäuscht wurde und Sandrigo eigentlich sein Sohn ist, den er mehrfach hatte töten wollen um sich am Dogen zu rächen, den er eigentlich für den Tod seines Sohnes für verantwortlich hält. So kommt es vor dem Dogenpalast zum Finale. In einem Aufruhr wird der Iquisitor gestürzt und seiner Strafe zugeführt.

Die Handlung des Films erinnert stark an "Der Löwe von San Marco" (https://sweetwater-forum.net/index.php/topic,23430.msg292491.html#msg292491), der ebenfalls 1963 erschienen ist. Wiederum gibt es fiktive Piraten, die scheinbar unweit der Lagunenstadt existieren. Nur spielen die Piraten hier weniger die Hauptrolle als Degenduelle und Intrigen. Das Ganze ergibt wiederum wenig Sinn, da die Verfassung von Venedig offensichtlich den Drehbuchschreibern ziemlich unbekannt ist. 1645 würde natürlich eigentlich der Dauerkonflikt Venedigs mit den Osmanen um Kreta und die Vorherrschaft im Mittelmeer die Hauptrolle spielen. Der Doge wird als machtloses Staatsoberhaupt dargestellt, das alle anderen Mächtigen der Stadt gegen sich hat. Immerhin sind die Intrigen relativ in sich nachvollziehbar. Mit Guy Madison wird der Bösewicht von einem geschickt den skrupellosen Machtmenschen spielenden Akteur besetzt, während Lex Barker eher die Rolle des regelrecht naiven Schönlings hat. Dass Barker kaum älter als sein Filmvater Mario Petri aussieht, macht das Ganze aber wiederum recht unglaubwürdig. Immerhin wissen die Aufnahmen der schönen Stadt Venedig zu gefallen und es gibt tatsächlich zahlreiche Außenszenen auf den Kanälen und Plätzen der Stadt, was sicherlich auch in den 1960ern bereits einen ziemlich logistischen Aufwand bedeutet haben dürfte. Die Kostüme sind teilweise regelrecht lächerlich. Besonders lachen musste ich aber bei den Szenen mit den "Äxten"...

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"Das Zeichen der Musketiere" (1962)
« Antwort #144 am: 25. Mai 2022 - 17:57:57 »

Auch die Italiener versuchten sich mit den Musketieren. Da aber Millionen für die Schminke in früheren Filmen drauf gegangen sind, sind von den vier Musketieren nur noch zwei übrig geblieben...

"Das Zeichen der Musketiere"
I 1962
Regie: Siro Marcellini
Darsteller: George Nader, Alessandra Panaro, Mario Petri, Georges Marchal, Magali Noël

Handlung: D'Artagnan und Porthos sind 1632 einer Verschwörung um den Duc de Montserrat auf der Spur, welche Gaston d'Orléans auf den Thron bringen möchte. Nachdem man die Verschwörer belauscht hat, flieht D'Artagnan verwundet in die Gemächer von Diane de Montserrat, der Nichte des Redelsführers. Louis XIII glaubt allerdings Richelieu nicht, der D'Artagnans Erkenntnisse meldet. D'Artagnan muss Beweise heranschaffen. Es gelingt D'Artagnan nicht nur einen Boten der Frondeure mit einem X zu markieren, sondern auch Montfort zu kennzeichnen. Durch dieses Zeichen wird Montfort als Verräter vor dem König überführt (was auch immer das für ein Beweis sein soll???). Der Duc de Montserrat sieht keine andere Möglichkeit um die aus den Niederlanden angeforderten 10 Millionen Goldmünzen aufzutreiben, da seine Anhänger nichts mehr geben wollen, als diese seiner Nichte abzunehmen, die dazu gefoltert werden muss. Ihr Vater hatte einen so gewaltigen Schatz (also eine damals regelrecht utopische Summe) in einem Kloster in Paris versteckt. Statt den Duc und die seinen einfach zu verhaften, erlaubt D'Artagnan ihnen das Gold aus dem Kloster St. Germain abzuholen und sich in Dianes Palais zu versammeln. Zwei unglaublich starke Männer tragen die 10 Millionen ( ???) in einer Truhe in den Palast. Ein winziges Boot soll die Moneten auf einem Fluss, der offenbar nicht die Seine ist ( :o ), aus Paris schaffen. Als Porthos und D'Artagnan bereits die meisten Verschwörer ausgeschaltet haben, tauchen endlich 2 Kompanien Musketiere ein...

Der Film versucht offenbar auf rein komerzieller Art erfolgreich zu sein. Irgendwie wird versucht einen Film zusammen zu kitten. Die Masse der Szenen sind Innenraumaufnahmen/Studioaufnahmen in einer unwirklich wirkenden Kulisse. Selbst eine einfache Kammer in einem Gasthaus hat man nicht in irgendeiner Weise glaubhaft darstellen können. Das Motiv mit dem X ergibt für die Handlung keinen Sinn und es scheint unfreiwillig komisch, wenn der Duc de Montserrat ernsthaft seinen Hirn anzustrengen versucht, was das denn überhaupt soll. Es ergibt halt einfach auch keinen Sinn. Statt jemandem eine winzige oberflächliche Wunde auf der Stirn zu versetzen, würde man den Gegner natürlich einfach erstmal entwaffnen oder kampfunfähig machen. Doch die Darsteller und Choreographen haben von den Waffen dieser Zeit offenbar keine Ahnung. Selbst die einfachsten Soldaten haben eine Art Floretts und keiner hat einen für die Zeit typischen Dolch, was auch daran liegen mag, dass keiner damit hätte umgehen sollen. Von den historischen Umständen hat man offenbar null Ahnung. Wie hätten die Niederlande gegen Louis XIII intervenieren sollen (und wozu???), wenn sie 1632 immernoch mit dem 80-jährigen Krieg beschäftigt waren, zumal ja Richelieu sowieso ein Feind der Spanier also mindestens indirekt ein natürlicher Verbündeter der Niederländer war. Leider wirken selbst die Charaktere, denen der Zuschauer positiv gegenüber stehen soll, massiv unsympathisch. D'Artagnan (Nader) herrscht laufend Porthos barsch an und es wird so getan, als ob dieser ein Diener von D'Artgnan wäre (in den Romanen ist freilich D'Artagnan irgendwann Offizier bei den Musketieren, aber das wird hier nicht thematisiert). Mario Petri wirkt einfach meistens dämlich statt rustikal und ist für einen Porthos einfach zu "dünn". Einzig Richelieu ist recht überzeugend besetzt und Louis XIII wird ausnahmsweise nicht als trotteliger Typ dargestellt, sondern eher ein bisschen wie Charles I. in "Cromwell".

Darsteller **
Bilder
Story
Fechtszenen *
« Letzte Änderung: 25. Mai 2022 - 18:01:27 von Pappenheimer »
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"Der maskierte Kavalier" (1951)
« Antwort #145 am: 18. Juli 2022 - 13:08:34 »

Ich bin endlich mal auf einen "neuen" alten Mantel- und Degenfilm gestoßen. Der hat mich am Anfang sogar angesprochen.

"Der maskierte Kavalier" (The Highwayman)
USA 1951
Regie: Lesley Selander
Darsteller: Philip Friend, Charles Coburn, Wanda Hendrix, Victor Jory, Virginia Huston

Handlung: Der maskierte Kavalier überfällt 1763 die reichen Reisenden in ihren Kutschen und lässt die Beute von Bess, der Tochter des Wirts, bei dem er untergebracht ist, unter den Armen verteilen. Er gibt sich als Quäker aus und ist eigentlich Jeremy Lord Northwood, der nach dem Krieg als tot galt, weshalb seine Verlobte auf den Befehl des Königs hin Lord Douglas geheiratet hat. Lord und Lady Douglas sind unterdessen aus Amerika gekommen. Douglas werden von Minister Lord Walters Geld und Männer versprochen, die Douglas vom König zugeteilt werden [why???], wenn Douglas den maskierten Kavalier zur Strecke bringt. Es gelingt Douglas zwar Jeremy auf einen Ball zu locken, doch versagt er immer wieder ihn zu stellen und seine Identität aufzuklären. Schließlich lässt sich Lord Barton dazu verleiten sich Douglas anzuvertrauen, weil er und weitere Verschwörer Lord Walters durch einen Beschluss im Oberhaus stürzen wollen. Douglas beschließt gleich im Sinne Walters vorzugehen und lässt Barton entführen. Jeremy und sein neuer Companion Merry schaffen es nicht Barton lebendig zu retten. So versammelt Jeremy die Verschwörer, doch einer von ihnen ist ein Verräter, der Douglas nun den Politiker Oglethorpe in die Hände spielt. Douglas will Oglethorpe nun ermorden und es als Tat des maskierten Kavaliers hinstellen. Nun aber greift Jeremy ein und er kann mit Hilfe der von ihm gerettetenen Verschwörer Oglethorpe befreien und Douglas töten. Im Wirtshaus aber hat sich der eifersüchtige Knecht, der Bess liebt, die Soldaten herbei gerufen, welche dem heimkehrenden maskierten Kavalier eine Falle stellen...

Die politischen Zusammenhänge sind regelrecht haarsträubend und die Handlung wirkt vollkommen naiv. Wer der maskierte Kavalier ist, soll bei allen offensichtlichen Anzeichen (Jeremy hat sich in der Nähe der Tatorte als Quäker einquartiert und tritt sogar als ein solcher auf Douglas Ball auf!!!) dem angeblich gewieften Douglas nicht einleuchten. Die ganze Art und Weise wie hier die angebliche Machtfülle des Königs gezeichnet wird, ist natürlich vollkommener Schwachsinn; auch wird offenbar vergessen, dass 1763 der junge König George III an der Macht war. Die ganze Verschwörung ergibt ebensowenig Sinn wie der Umstand, dass britische Soldaten ohne irgendeine Erklärung einen der Peers of England (Lord Barton) entführen sollen.
Die Kostüme sind aus der Sparte Mottenkiste. Es gibt sogar grün uniformierte Dragoner (???), die eher nach einem österr. Dragonerregiment aussehen (Ligne nämlich). Das Kostümbild ist ein irrer Mix durch die Jahrhunderte; auch die Waffen wirken eigenartig.
"Plot convenience" nennt man das, glaube ich, wenn in einer Szene etliche Schützen den Helden nicht mit ihren Schusswaffen treffen können, dann aber als es reinpasst, klappen soll. Die Darsteller spielen ganz überwiegend extrem hölzern und Victor Joy und den anderen Schauspielern, die wie Opas aussehen, ist einfach nicht abzunehmen, dass sie es mit einem jungen Offizier, der gut fechten kann, aufnehmen können. Als Einzige konnte mich Wanda Hendrix überzeugen. Ansonsten hat mir teilweise die Kameraarbeit gefallen, die auf der Höhe der Zeit war.

Darsteller *
Bilder **
Story
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"Haggard" P1-4
« Antwort #146 am: 28. September 2022 - 11:41:05 »

Nun eine meiner Lieblingsserien, wo auch durchaus Pistolen und Degen satt vorkommen, auch wenn es komplett Comedy ist.

"Haggard" - "Haggard at bay" + "Eye of Newt" + "Daring Deeds" + "The bellman"
UK 1990
Regie: Vernon Lawrence
Darsteller: Keith Barron, Reece Dinsdale, Sam Kelly, William Simons, Sara Crowe, Michael Jayston

Handlung: Haggard ist ein heruntergekommener Landadliger im England des späten 18.Jh.. Die Leute auf seinem Land bringen ihm keinerlei Respekt entgegen, denn er ist bei jedermann verschuldet. Er und sein Steward Grunge begeben sich eines Tages in das Wirtshaus im Dorf, wo Haggard einen Gentlemen, Sir. Joshua, beleidigt um an dessen Speisen und Getränke zu kommen indem er alles verschlingt, während der seine Pistolen holt um sich mit Haggard zu duellieren. Unterdessen trifft Haggards missratener Sohn Roderick ein, welche ein "Fortune hunter" ist und es auf das Erbe und die Hand von Fanny abgesehen hat, die er auf einer Reise für sich gewonnen hat. Doch Fanny ist die Tochter von Sir Joshua, der Rodericks Absichten durchschaut. Mit viel Glück überleben Roderick und sein Vater den Abend in der Taverne...
Anschließend  besucht Sir Joshua mit seiner Gemahlin, Lady Amelia, den verfallenen Sitz der Haggards. In einem wilden Durcheinander, das teils durch einen Liebestrank, den Grunge gebraut hat ausgelöst wird, wird der Steward beinahe von Roderick erstochen. Als sich Sir Joshua und Lady Amelia nachdem sie vom alten Haggard höchst angetan waren endlich besinnen, ist es aus mit den Chancen für Roderick Fannys Hand zu gewinnen.
Haggard und Roderick klügeln einen Plan aus mit dem sie Fanny doch überzeugen wollen etwa mit Roderick durchzubrennen. Grunge und Haggard geben sich als die Straßenräuber One-eyed-Will und The Hook aus, damit sie Fanny und ihre Tante Lady Tarlet überfallen können, wobei Roderick natürlich als ihr Retter auftreten soll. Dummerweise kommen die beiden echten Straßenräuber ebenfalls im Dorfgasthaus an und die Lage wird nicht nur für Roderick höchst brenzlig, der natürlich die echten Räuber und seinen Vater verwechselt...
Haggard und sein Sohn, frustriert über ihre Fehlschläge, besaufen sich bis zur Besinnungslosigkeit im Dorfwirtshaus. Doch sie sind nicht die einzigen Gäste. Da ist auch ein Mann, der eben aus den Niederlanden angekommen sein soll und angeblich eine tödliche Seuche hat. Ein zwielichtiger Geistlicher ist auch Zeuge vom Tod des Infizierten und so sitzen Haggard, sein Sohn, der Wirt und der Geistliche in der Kneipe fest, denn der Constable will ihn nicht rauslassen. Werden sie dem Tod nochmal von der Schippe springen?

Die Serie macht meines Erachtens, wenn man englischen Humor, der auch mal unter die Gürtellinie geht, mag so richtig Spaß. Es gibt auch einige mehr an Action als in der ähnlich diffus mit dem 18.Jh. umgehenden Blackadder-Staffel. Jede Folge hat ein eigenes Thema und ist mit unter 30 Minuten ungemein kurzweilig. Die Kostüme sind so lala. Was aber richtig Spaß macht sind die tollen Waffen (Pistolen, Cutlass, Degen), die m.E. exzellent aussehen. Und dann die Bauten, wobei man überwiegend Innenräume sieht, die aber wirklich liebevoll gestaltet sind. Was auch richtig Spaß macht sind die hervorragenden Schauspieler, welche durchaus Nuancen spielen können von doof bis gewieft. Die Serie gibt's momentan auf YT.

Darsteller *****
Bilder ****
Story *****
Fechtszenen ***
« Letzte Änderung: 28. September 2022 - 11:44:53 von Pappenheimer »
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Maréchal Davout

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #147 am: 28. September 2022 - 15:27:38 »

Wie schön- da hast du ja mal was recht gutes anscheinend gefunden - da werde ich nun auch mal reinschauen!
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #148 am: 29. September 2022 - 11:02:07 »

Wie schön- da hast du ja mal was recht gutes anscheinend gefunden - da werde ich nun auch mal reinschauen!
Vielen Dank für Dein Feedback. Bin mal auf Deine Meinung gespannt. Ist natürlich alles Geschmackssache und Peinlichkeit tut manchem regelrecht weh.   ;)
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Maréchal Davout

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #149 am: 02. Oktober 2022 - 11:23:41 »

Habe nun den Erzählstrang soweit von dir beschrieben gesehen und fand es sehr unterhaltsam und kurzweilig  ;D
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