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Autor Thema: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu  (Gelesen 29206 mal)

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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #150 am: 04. Oktober 2022 - 14:10:47 »

Habe nun den Erzählstrang soweit von dir beschrieben gesehen und fand es sehr unterhaltsam und kurzweilig 
Freut mich sehr, dass es Dir gefällt.

Ich schaue heute Abend mal die letzte Folge der ersten Staffel und schreibe darüber noch ein bisschen. Schade, dass man bislang keine Redcoats sieht. Die Handlung dürfte ja in den 1780ern spielen. Fox wird als Politiker mal erwähnt.
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Pappenheimer

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Haggard Ep. 5-7
« Antwort #151 am: 05. Oktober 2022 - 11:41:38 »

"Haggard" - "The great lover" + "Strategem" + "Affair of Honour"
UK 1990
Regie: Vernon Lawrence
Darsteller: Keith Barron, Reece Dinsdale, Sam Kelly, William Simons, Sara Crowe, Michael Jayston, Christopher Benjamin, Sarah Badel

Handlung: Nachdem die bisherigen Versuche Fanny in den Ehehafen zu entführen gescheitert sind, versuchen es nun die beiden Haggards über Fannys Tante. Squire Haggard gibt sich als ein Autor eines anonym erschienenen Pornoromans aus um Lady Tarlet zu verführen. Doch haben die beiden Haggards ihre Rechnung ohne Lord Tarlet gemacht, der nicht nur überall seine Spione hat sondern auch in Persona dem alten Haggard auf die Schliche kommt...
Das Leben in London ist zu kostspielig für die Haggards und sie versuchen nun auf vielerlei Art an Geld zu kommen. Schließlich gewinnen auch Haggard und sein Sohn beim Whistspiel beinahe ein Vermögen bis ihr Betrug ruchbar wird. Lord Sandwich wird zwar beinahe übertölpelt bis sich Roderick einmal wieder verplappert.
Nach all den Geldnöten gelingt es Haggard wieder auf das heimatliche Gut zu gelangen. Doch auch dort holt ihn seine Vergangenheit in Person von Sir Joshua ein, der endlich sein Duell mit Haggard haben will. Colonel Barrington stellt sich mit der Herausforderung von Sir Joshua ein. Roderick macht auch alle von Haggards Ausflüchten zunichte. So muss sich Haggard endlich an einem nebeligen Morgen mit Pistolen seinem Gegner stellen. Doch alles kommt anders, als es Sir Joshua, der gefährliche Schütze, es sich erwartet hätte.

Diese drei Folgen beziehen ihren Reiz wiederum daraus, dass typische Themen des 18.Jh. humorvoll behandelt werden. Man merkt, dass die Macher einfach Ahnung von den Themen hatten. Die Buchhandlung am Anfang der ersten Folge sah super aus und der Schlagabtausch zwischen Lord Chesterfield und Haggard war einfach göttlich. Dasselbe trifft auch auf die Whistrunde zu und wie die anderen Anwesenden dem Spiel beiwohnten. Das Duell war zwar eine Farce. Aber ich fand die Uniform des Colonels und dass an viele Details wie die Sekundanten und den Wundarzt gedacht wurde, einfach richtig gut.
Es macht einfach Spaß den gut gelaunten Schauspielern zuzusehen. Christopher Benjamin als Lord Tarlet ist natürlich ein beeindruckender Cameoauftritt in der Serie. Für mich als Fan des 18.Jh. eine der besten Serien, die in der Zeit spielen.

Darsteller *****
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Pappenheimer

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Haggard S2 Ep. 1-3
« Antwort #152 am: 09. November 2022 - 14:04:04 »

"Haggard" - "The Claimant" + "Beau Haggard" + "Mad Jack"
UK 1992
Regie: Vernon Laurence
Darsteller: Keith Barron, Reece Dinsdale, Sam Kelly, Colin Jeavons, Julia Hills, James Saxon, Sherrie Hewson, William Simons

Handlung: Nach der Niederlage durch die Heirat mit Fanny an Geld zu kommen, erscheint plötzlich ein Hoffnungsschimmer am öden Horizont der beiden Haggards. Sie erfahren davon, dass fast alle Haggards in kurzer Zeit auf wunderliche Weise verstorben sind. Da nun auch einer der letzten Haggards von Wilden aufgefressen worden sein soll, machen sie sich auf den Weg zum alten Pelham Haggard, der die Witwe des hingeschlachteten Harold Haggard heiraten will. Doch wie entsetzt sind Roderick und sein Vater als sie feststellen wie fit auf einmal der Alte ist, der selbst beim gefürchteten Haggard-Reel gestandene Männer von der Tanzfläche wirft. Nur der schlitzohrige Grunge schafft es mit der Zeit eine tödliche Intrige des mit Verachtung gestraften Advokaten Uriah Haggard zu durchschauen. Aber weder sein Herr noch Roderick wollen ihm ein Ohr schenken. Kein Wunder macht sich doch Roderick an Pelhams Verlobte heran, die ihn schonmal für ihren Verblichenen gehalten hat...
Nach dieser düsteren Episode erleben wir den mal wieder völlig ruinierten Haggard wie er mit seinem alten Gegner Mad Jack spielt. Nachdem dieser jede Wette und jedes Spiel verloren hat, gelingt es Haggard aber Mad Jack zu überlisten, der sich darauf ins Jenseits befördert nicht ohne Haggards einzigen Besitz von Wert mit sich zu nehmen. Anschließend bemühen sich Grunge, Haggard und Roderick auf jede erdenkliche Weise wieder an das verlorene Stück zu kommen. Aber sie haben ihre Rechnung nicht mit Mad Jacks Witwe und dessen Geist gemacht...
Haggard hat bislang nur Hohn und Spott über sich ergehen lassen und das endet nicht, als eine reiche Dame im örtlichen Wirtshaus eintrifft, der sich natürlich trotz ihres fortgeschrittenen Alters Roderick an den Hals wirft. Doch diesmal scheint sich das Blatt zu wenden. Denn Haggard genießt offenbar die Gunst des Prince of Wales, der auch in dem Gasthof absteigt und nun müssen zum ersten Mal seit Langem alle einschließlich dem schroffen Wirt Haggard hofieren, wenn sie beispielsweise an die Tafel des Prince of Wales zugelassen werden wollen. Wenn da nicht Grunge wäre, der mit seinem Hass auf das ausbeuterische System und insbesondere den Prinzen alles zunichte zu machen droht!

Auch die zweite Haggard-Staffel kommt mit respektlosem, aber manchmal auch feinsinnigem englischen Humor daher. Diesmal geht es um das Thema Erbschleicherei, die typisch englische Liebe zu Wetten und den Prince of Wales, der ja tatsächlich in dieser Zeit eine umstrittene Figur war. Mir macht der gut gespielte Blödsinn einfach einen höllischen Spaß. Es wird nie langweilig, aber man muss sich eben auch ein bisschen für die Zeit interessieren um die Serie zu genießen.

Darsteller *****
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D.J.

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #153 am: 10. November 2022 - 06:37:40 »

Britischer Humor, keine Fechtszenen ... gruslich!
;)
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Pappenheimer

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"The three musketeers" (1948)
« Antwort #154 am: 10. Dezember 2022 - 21:51:57 »

Ich habe jetzt mal den Klassiker von 48 auf Englisch gesehen. Tut mir leid, falls durch meine mangelhaften Englischkenntnisse bei mir etwas falsch gelaufen ist in der Wahrnehmung.

"The three musketeers"
USA 1948
Regie: George Sidney
Darsteller: Lana Turner, Gene Kelly, June Allyson, Van Heflin, Angela Lansbury, Vincent Price, Frank Morgan

Handlung: Der Film beginnt recht akkurat wie im Roman mit der Diamantengeschichte. Anders als im Roman ist Constance Bonancieux nicht die Frau von d'Artagnans Vermieter, sondern sein Patenkind, wodurch es unproblematisch ist, dass der Held sie heiratet, nachdem die Leute der Königin sie nach ihrer Entführung wiedergefunden haben. Dann bricht ein (in der Form unhistorischer) Krieg mit England aus. Richelieu will den König in seine Hand bringen, wobei ihm die drei Musketiere in die Quere kommen, die bei der Gelegenheit seinen Plan Buckingham durch Lady de Winter ermorden zu lassen auf die Spur kommen. Planchet durchkreuzt den Plan der Lady, die ihn zwar fast verleumden kann, dann aber von Constance (die aus irgendeinem Grund in England ist) überführt wird. Constance (m.E. eine einmalige Idee) fungiert als Miladys Kerkermeisterin, lässt sich dann aber von ihr überzeugen und ermorden. Milady schafft es dann auch noch selber Buckingham zu ermorden und aus England zu entkommen und lässt sich den ehemaligen Besitz von Athos durch Richerlieu schenken (wie er auch immer darüber verfügen soll). Daher ist es auch nicht schwer für die 4 Freunde die Lady dort zu finden und sich an ihr zu rächen. Die Häscher des Kardinals vermögen erst nach einigen Anstrengungen und hohen Verlusten die vier zu verhaften. Tréville versucht durch seine Fürsprache beim König sie zu rettten ...

Der Film ist auf seine irgendwie herrlich naive Art bezaubernd. Da machen sogar Anachronismen Freude wie wenn Constance eine moderne Petroliumlampe (Typ Westernfilm) anzündet oder das berühmte Duell in einem modernen Garten stattfindet. Erstaunlicherweise haben die Musketiere sogar manchmal Musketen und keiner der 4 Diener wurde gestrichen. Trotz der Laufzeit von unter 3 Stunden wurde die gesamte Handlung bis Miladys Hinrichtung versucht in der Handlung einzubauen. Freilich führt das zu dem doch etwas arg hanebüchenen Ende mit der unerklärten Flucht aus England. Der Versuch die Musketiere danach zu verhaften spielt in der Form im Roman keine Rolle und kommt wohl daher am Ende nochmal einige Actionsequenzen rein zu bringen und die finale Stimmung des Films nicht zu traurig zu gestalten. Verloren gegangen ist nur eine Charakterzeichnung von Porthos und Aramis und ein etwas plausibleres Bild des Kardinals.
Besonders überraschte mich der Cast. Nicht, weil es alles damals Topstars waren. Sondern weil die Rolle von D'Artagnan mit Gene Kelly mit einem ganz offensichtlich viel zu alten Schauspieler besetzt wurde, der entgegen aller anderen Darstellungen in den Filmen sogar älter als die Königin Anne ist (die erst 23-jährige Angela Lansbury). Ungewöhnlich auch die Besetzung des Königs mit einem Opa (Louis XIII wäre zur Handlungszeit Mitte 20 - keine etwa 60!). Richelieu geht auch offen feindselig mit dem König um indem er ihn praktisch vor dem ganzen Hof als unfähig bezeichnet, was in frühen Filmen ebenfalls noch nicht so vorkam; ebenso wie sein angebliches Vorhaben die Macht zu ergreifen.
Die herrlichen (Papp-)Bauten und die Reit- und (Theater-)Fechtszenen in altem Stil (wie in den 1920ern) machten mir aber Spaß und man bemerkte auch die Freude der Schauspieler; auch wenn der originäre Humor der Vorlage komplett verloren geht. Ein Klassiker, den man sich auch wegen dem farbenprächtigen und sehr theatresken Kostümbild (einmal sieht Milady aus als hätte sie nen Kopfschmuck von nem Zirkuspferd auf dem Kopf  ;D  - ein Highlight natürlich auch Milady mit Victoryrolls und die Betonfrisuren denen selbst ein scharfer Ritt nix anhaben kann) und vielem mehr noch heute anschauen kann.

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Sigur

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #155 am: 13. Dezember 2022 - 13:26:48 »

@Pappenheimer: Ich geh davon aus, dass du den Alatristefilm von zweitausendirgendwas kennst. Bist du mit der neueren Alatriste-Fernsehserie ("Mit Dolch und Degen" von 2014 glaub ich) vertraut? Die macht mir großen Spaß und könnte gut in deine Kategorisierung von Mantel- und Degenfilm passen, wie du sie im Eingangspost dargelegt hast. Abgesehen davon, dass alle Mäntel tragen und ständig fechten. :D Aber die Serie ist sagenhaft viel bunter, klassisch-heroischer und humorvoller angelegt als der Viggo Mortensen Film. Zwar lässt sie im letzten Drittel nach, aber ich glaub wenn man Mantel- und Degenfilme mag und gerade wenn man bisschen mit dem ganzen Drumherum von 1622 vertraut ist macht die Serie Spaß. Vor allem wegen der hübschen Ausstattung (es wurde glaub ich in Prag gedreht, was in Spanien zu großer Verstimmung geführt hat) und der farbenfrohen Charaktere.
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #156 am: 14. Dezember 2022 - 15:39:04 »

@Pappenheimer: Ich geh davon aus, dass du den Alatristefilm von zweitausendirgendwas kennst. Bist du mit der neueren Alatriste-Fernsehserie ("Mit Dolch und Degen" von 2014 glaub ich) vertraut?
Den Kinofilm habe ich 1-2 mal gesehen. Für weniger anspruchsvolle Gemüter in der 17.Jh.-Szene hat das auch einen gewissen Kutlfaktor.

Bei der Serie habe ich nur ein oder zwei Episoden geschafft. Ja, es ist bunter und nicht so sehr mit dem Lederlook und Regen drüber. Es sah halt nach meinem Dafürhalten wenig ambientig aus - die Straßen als hätte man nur ein bisschen Staub auf eine moderne Straße gestreut. Die Dialoge habe ich als recht hölzern in Erinnerung. Aber das mag an der Synchronfassung von Arte liegen, die sich mit der Sychronisation selten Mühe geben. Bei der Handlung muss man halt mit dem absurden Zusammentreffen von Zufällen klar kommen. Da wirkt die Romanreihe, zumindest von den Eindrücken der Serie her, sehr an Alexandre Dumas orientiert, auch wenn da die Musketiere immerhin Adlige sind. Mit viel Alkohol würde ich es mir aber nicht entgehen lassen.  ;) 8)
Wenn ich es hinkriege, gibt's auf jeden Fall eine Rezension und vielen Dank für den Hinweis!
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Sigur

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #157 am: 15. Dezember 2022 - 01:42:18 »

@Pappenheimer: Ich geh davon aus, dass du den Alatristefilm von zweitausendirgendwas kennst. Bist du mit der neueren Alatriste-Fernsehserie ("Mit Dolch und Degen" von 2014 glaub ich) vertraut?
Den Kinofilm habe ich 1-2 mal gesehen. Für weniger anspruchsvolle Gemüter in der 17.Jh.-Szene hat das auch einen gewissen Kutlfaktor.

Ich nehme mal an, dass die allermeisten den Film vor allem wegen der einen (sehr eindrucksvollen) Schlachtszene bei Rocroi kennen. Ich hab den Film auf DVD gekauft, damals einmal angesehen, und für finster, trostlos und etwas zusammenhangslos befunden. Letztens sah ich den (mit etwas mehr Wissen) nochmal teilweise im Fernsehen, und da hatter mir besser gefallen.

Die Serie ist auch mehr guilty pleasure, würd ich sagen. :D Ich persönlich mags ja sehr gern, wenn in einer Übersetzung Worte und Redewendungen auftauchen, die im Normal-Synchrodeutsch nicht vorkommen (in der Alatristeserie sagt die Tavernendame "wie der Herr, so's G'scher", was von einer Deutschynchrodamenstimme aufgesagt sehr lustig wirkt). Aber ja, die Übersetzung ist nicht so der Wahnsinn. Hat alles eher so einen günstigen TV-Charme, aber zumindest ist eben nicht alles in Zentimeterdickes Leder gerüstet, es ist nicht alles blaugrau, finster und todernst-brutal. Der Alatriste ist kein Guter, aber der Beste, die Bösen sind böse, alle schön zurechtgemacht. Reicht mir. Hab ich auf DVD gekauft und auch einmal angeschaut. Danach hab ich mich sogar in den ersten Roman reingelesen. Interessant geschrieben, das Ganze.

Weniger Mantel&Degen, aber toll gespielt: Ich hab letztens die Wallenstein-Miniserie von 1978 gesehen, die gibts auf Youtube. Bestimmt sterbenslangweilig, wenn man sich nicht für das Thema interessiert, aber mir hats gefallen. Wenn man gerne Männern zusieht wie sie in authentischen und evtl sogar originalen Kammern stehen und einander in sehr klarem Bühnendeutsch gekonnt vortragen wieso sie einander garnicht, aber Gott sehr gern mögen ist das genau das Richtige. :D
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #158 am: 02. März 2023 - 13:15:27 »

Weniger Mantel&Degen, aber toll gespielt: Ich hab letztens die Wallenstein-Miniserie von 1978 gesehen, die gibts auf Youtube. Bestimmt sterbenslangweilig, wenn man sich nicht für das Thema interessiert, aber mir hats gefallen. Wenn man gerne Männern zusieht wie sie in authentischen und evtl sogar originalen Kammern stehen und einander in sehr klarem Bühnendeutsch gekonnt vortragen wieso sie einander garnicht, aber Gott sehr gern mögen ist das genau das Richtige.
Ich habe die Serie auf DVD. Ich hab sie auch schon ein paar Mal angeschaut. Es ist faszinierend wie versucht wurde doch das Ganze als "echte" Serie zu probieren - nicht als Bühnenstück. Aber das musste dann eben praktisch ohne Komparsen auskommen. Man sieht keine großen Stadtszenen oder Schlachten. Es ist natürlich etwas ulkig etwas über Wallenstein zu drehen und ihn nie als Taktiker an der Dessauer Brücke oder bei Nürnberg zu sehen. Die Serie ist ja eher ein Psychogramm, welches die Seele oder das Wesen von Wallenstein und vielleicht auch von Ferdinand II. porträtieren will. Dass sie so stark daher kommt, ist ja auch eher Zufall. Die deutschen Fernsehproduktionen aus der Zeit haben normalerweise nie so eine tolle Ausstattung gehabt. Aber man kam über irgendeinen Verleih an all die schönen Kostüme und dann hat man sich sogar mit Bärten usw. bemüht ein stimmiges Ganzes zu bilden. Dabei war der Dreh natürlich auch mit dem Handicap belastet, dass man bis auf Wien nicht an originalen Handlungsorten drehen konnte, weil damals noch feindliches Ausland. So kommt Böhmen ja nur dem Namen nach vor und man sieht auch nicht den Schweriner See als Wallenstein Herzog von Mecklenburg wird. Andererseits kann man sagen: Gott sei Dank wurde das damals gedreht! Heute hätte man viel durch hanebüchene Übertreibung (siehe "Maria Theresia"-Serie) und furchtbares CGI-Massaker verdorben, da beides halt einfach im Trend liegt. So ein ruhiges Fernsehspiel mit Niveau aus den 2010enern kenne ich garnicht.

Deutlich besser als "Alatriste" hat mir neulich "Der Letzte fährt zur Hölle" gefallen. Habe ich auf Amazon gefunden. Ein kleiner Film aus den 1980ern aus der Tschechoslowakei.
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Pappenheimer

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Die drei Musketiere - D'Artagnan (2023)
« Antwort #159 am: 20. April 2023 - 13:47:13 »

Passend hier zum Thread weise ich auf den neuen Streifen hin, der wohl bald wieder aus den Kinos rausfliegt: https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2023/04/les-trois-mousquetaires-dartagnan-2023.html

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"Crossed Swords" (1977)
« Antwort #160 am: 08. November 2023 - 00:09:08 »

Der Filmtitel klingt nach einem Mantel- und Degenfilm und ein wenig versucht Fleischer auch aus der Story dergleichen zu machen.

"Crossed Swords" (Der Prinz und der Bettelknabe)
UK 1977
Regie: Richard Fleischer
Darsteller: Mark Lester, Oliver Reed, Charlton Heston, Raquel Welch, Felicity Dean, Ernest Borgnine

Handlung: Der etwas unbeholfene Dieb Tom gelangt zufällig in den Palast, wo er auf Prince Edward trifft. Der Prince of Wales will sich für einen Maskenball als Tom den Bettler/Dieb verkleiden. Dadurch werden beide verwechselt und der echte Prince des Palastes verwiesen, wo er sich der grausamen Realität gegenüber sieht indem er in die Hände von Toms brutalem Vater gerät. Der Halunke flieht mit ihm im Schlepptau zu Ruffler, einer Art König der Verstoßenen, nachdem er scheinbar den verabschiedeten Offizier Miles Hendon scheinbar getötet hat. Hier gelingt es dem armen wahren Königssohn seinen Feind loszuwerden. Er gelangt mit Hendon auf dessen Anwesen, wo Hendon allerdings von seinem Bruder verleumdet wird um Gut und Frau zu behaupten. Erst im Unglück beginnt Miles seinem jungen Freund die Geschichte von der Verwechslung zu glauben und beschließt ihm auf den Thron zu helfen, da Henry VIII unterdessen gestorben ist ...

Der Stoff wurde schon mehrfach verfilmt. Hier wird Edward 16 gemacht um zum während der Entwicklung des Filmprojekts gealterten Mark Lester zu passen. Leider wirkt nur Lester weder als Prince noch als Tom irgendwie glaubwürdig, sondern einfach unbeholfen. Der Film lebt ganz von der überragenden Ausstrahlung der großen Schauspieler Oliver Reed und Ernest Borgnine, denen die Rollen als trinkenden und fluchenden und ebenso glücklosen Offizier wie der des aufbrausenden Vaters auf den Leib geschneidert wirken. Der Rest des Films scheint etwas unmotiviert und man würde sich herzerwärmende Momente oder Liebe wünschen. Die Kampfszenen sind eher spärlich, wenn auch da Reed nichts schuldig bleibt. Charlton Heston kam mir als fetter König unglaubwürdig vor, da man sich keine besondere Mühe machte sein Erscheinungsbild an den alten, aufgedunsenen Henry VIII anzupassen. Die Kostüme sehen etwas antiquiert aus. Aber der Aufwand ist beachtlich. Die teilweise beachtlichen schauspielerischen Leistungen hätten ein inspirierteres Drehbuch verdient. Requel Welch als Sexsymbol zu positionieren schien mir etwas ungelungen. Dennoch ein netter Nachmittagsfilm.

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Smilla

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #161 am: 08. November 2023 - 07:41:58 »

Was für ein schöner Thread!!  :-*
Den muss ich mir heut Abend mit meinem Mann mal in Ruhe ansehen!

Mittlerweile schauen wir NIX mehr, was nach 2019 produziert wurde, am liebsten nur Sachen vor 2000.
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #162 am: 08. November 2023 - 12:30:00 »

Was für ein schöner Thread!!  :-*
Den muss ich mir heut Abend mit meinem Mann mal in Ruhe ansehen!

Mittlerweile schauen wir NIX mehr, was nach 2019 produziert wurde, am liebsten nur Sachen vor 2000.
Freut mich total, dass es Dir gefällt.

Mir fällt auch offengestanden kein guter Vertreter des Genres der letzten Jahre ein.
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #163 am: 09. November 2023 - 15:36:38 »

Es wird halt nur noch "politisch korrekter" Murks produziert, ist leider so.

Passt jetzt nicht hier rein - aber wenn man zB. Star Trek nimmt - die neuen Sachen sind doch einfach... mir fällt da gar kein Wort für ein....

Von Cyrano wurde uns die Tage bei Amazon Prime übrigens eine Neuverfilmung angeboten. Wir haben nach ein paar Minuten ausgemacht, weil es sich wohl um eine Art Musical handelte.
Ich weiß nicht. Das scheint mir bei den Mantel- und Degenfilmen der letzten Jahre garnicht das Problem. Es wird halt immer eine Schippe drauf gelegt hinsichtlich Absurditäten wie Milady de Winter als Hexe, als Kampfkunstexpertin oder sonst ein Unfug. Die Charakterzeichnung leidet offensichtlich darunter. Lester und Tavernier mit ihren klassischen Mantel- und Degenfilmen haben ja auch modernisiert und z.B. D'Artagnan etwas karikiert. Aber das ging halt nicht soweit, dass der Stoff nicht mehr erkennbar war. Ich denke, dass es auch garnicht an den Darstellern liegt. Prinzipiell hätte Vincent Cassel z.B. einen prima alten D'Artagnan spielen dürfen. Aber in der Konstelation ergibt es halt null Sinn. In einigen modernen Verfilmungen haben wir die Grundkonstelation der starken, schneidigen Fechter ja immernoch vorhanden. Da gab es ja in der großen Zeit des Genres schon fechtenden Superfrauen wie Maureen O'Hara. Das wäre keine mega neue Erfindung gewesen.

Den "Cyrano", den Du meinst, habe ich auch im Kino gemieden. Hat halt nix mit dem Theaterstück, dem Dichter oder der klassischen Verfilmung der 90er zu tun - nichtmal die Handlungszeit stimmt. Ist aber auch tatsächlich nie der Ansatz gewesen wie es scheint.

Ich glaube, der "modernste" von mir hier gelobte Film des Genres war "St. Yves" von immerhin 1998!
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