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Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu

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Decebalus:
Im hohen Alter gestern zum ersten Mal "The Duellists" gesehen, der hier ja schon (auf Seite 3) besprochen wurde. Hat mir sehr gut gefallen.

Pappenheimer:
Auf arte gleichauf bewertet mit "Fanfan der Husar" kann man diesen Film derzeit schauen.

"La Tulipe noire"
F, I, E 1964
Regie: Christian-Jaque
Darsteller: Alain Delon, Virna Lisi, Adolfo Marsillach, Dawn Addams, Akim Tamiroff

Handlung: Der junge Adelige Guillaume de Saint Preux verkleidet sich 1789 regelmäßig als eine Art Zorro-für Arme mit der Klamotte von Zorro nur ohne Hut und schlägt dem trotteligen "Polizei"-Chef La Mouche wiederholt ein Schnippchen, wobei dieser ihn mit der Klinge auf einer Wange zeichnet, so dass er einen Ersatzmann braucht. Daher ruft er seinen Bruder, Julien, aus Paris herbei, welcher als Saint Preux in der Gesellschaft auftritt, damit La Mouches Behauptung diskreditiert wird. Leider für Guillaumes Plan ist sein Bruder ein unbeholfener Narr und kommt mit den Liebschaften seines Bruders nicht zurecht. Im Kreis des Marquis de Vigone erfährt Julien vom Eintreffen eines Fremdregiments in der italienischen äh französischen Kleinstadt Rossilon und beschließt das Vorhaben diese Truppe zur Niederschlagung der Unruhen nach Paris marschieren zu lassen zu vereiteln...

Der schwach ausgestattete Film, der sehr billig daher kommt, versucht durch einen albernen Humor darüber hinweg zu täuschen, dass die Handlung eher vorhersehbar ist. Wenngleich das Grimassenschneiden des Polizeichefs irgendwie witzig ist, sind doch die anderen Figuren sehr langweilig und es fehlt komplett an einem interessanten oder auch nur ernst zu nehmenden Gegenspieler des "Helden". Die comichaften Kostüme bis hin zu den "Uniformen" der Polizisten, die an eine Art Kasperlepuppen erinnern, passen zu dem Comedia-dell-Arte Stil des Films samt altbackener Figuren - gehörnter gutwilliger Ehemann, burschikose "Schönheit", liebeshungrige Damen, lächerliche Staatsdiener, schrullige Väter der Herren. Besonders störend fand ich diesen trockenen Umgang mit dem historischen Hintergrund und den angeblich so abgründig bösen Adeligen und den aufrechten (aber humorlosen) Revolutionären.
Von der Romanvorlage von Dumas soll nicht viel übrig geblieben sein.

Darsteller ***
Bilder *
Story **
Fechtszenen *

Pappenheimer:
Ich bin nochmal auf einen Streifen von Columbia gestoßen, der besonders wenn man ihn im O-Ton anschaut schon zum Schreien komisch ist.

"The Iron Glove"
USA 1954
Regie: William Castle
Darsteller: Robert Stack, Ursula Thiess, Richard Wylee, Charles Irwin

Handlung: Der Captain eines jakobitischen Kavallerieregiments (?) namens Charles Wogan greift die auf ulkige Unterlafetten gesetzten Schiffsgeschütze (?) mit steinzeitlichen Scheibenrädern  ;D verwegen an. Dabei wird nicht nur jeder seiner irren rotuniformierten Reiter getötet, sondern der Pretender James Stuart wird gleich mal auf dem Schlachtfeld zur Sau gemacht, weil er angeblich nichts drauf hat und sich nur sinnlos in Gefahr begeben hat.  :o Danach hat Wogan die Frechheit seinen Chef auch noch nach der "Schlacht" anzuzählen, weil dieser - obwohl ja eigentlich alternativlos - nach Frankreich ins Exil geht.
Wogan ist leider ein ziemlicher Blindfisch, weshalb er nicht bemerkt wie schlecht der Duke of Somerfield vor ihm den aufrechten Rebellen schauspielert, der sich in einer Kneipe aus Pappe niederstechen und verhaften lässt - so schnell war also 1715 (?) oder so das SEK bei der Hand in England in solchen Fällen... Insgeheim ist Somerfield ein Agent des kauzigen Georg I., der fortwährend Englisch mit einem lächerlichen Akzent spricht, und der eine aus Hannover stammende Agentin auf Wogans Fährte schicken will, die sich als Somerfields Gattin ausgeben soll. Tatsächlich gelingt es im Kerker Somerfield Wogan einzureden, er müsse ausbrechen und mit der Duchess of Somerfield nach Frankreich fliehen. Dort angekommen berichtet sie artig nach England von den Schritten des Pretenders, der einem der stümperhaften Mordversuche des Comte du Lusac  ;D einfach nicht zum Opfer fallen will. Als endlich bei Wogan der Groschen gefallen ist, dass Somerfield ein gegnerischer Agent ist, hat er ihn zwar nach Frankreich gelockt. Aber Somerfield hat genug vom Pretender erfahren und ihn dazu bewogen ihn seiner Verlobten aus Polen entgegen zu reisen.
Somerfield hat den dollen Plan zusammen mit seiner Scheinfrau die Prinzessin Sobieska zu kidnappen, während sie durch Österreich nach Frankreich reist, wobei insgeheim die österreichischen Behörden helfen wollen.  :o Als der Pretender nun Wogan schließlich glaubt, schickt er Wogan und seine zwei verbliebenen Trottel nach Deutschland um seine künftige Frau nach Paris zu bringen, während der Pretender an der Grenze wartet. Praktischerweise spricht jeder Deutsche hinter der "Austrian Grence" - wie es auf einem Zollhäuschen heißt  ;D - auch Englisch mit dem besagten dämlichen Akzent, so dass es Wogan leicht gelingt genau die Uniform des "österreichischen" Leutnants zu erbeuten, der für die Eskorte der Prinzessin zuständig sein soll, da der greisere der beiden Soldaten seines Regiments den Österreicher mit Whiskey unter den Tisch säuft. Die Befreiung der Prinzessin gelingt. Zwar schafft es Somerfield dann die Kutsche der Prinzessin am Grenzbach (?) - ist der Rhein 17dingensda geschrumpft?  ;D - einzuholen. Aber Wogan schickt die Prinzessin voraus und besiegt die unfähigen österreichischen Soldaten bis ihm der Pretender zur Hilfe kommt und er final mit Somerfield um die Hand der dollen Pseudo-Duchess kämpfen muss...

Das Bühnen- und Kostümbild erinnert stark an ein Comic. Besonders wenn man "Deutschland" sieht, ist man geneigt lachend vom Stuhl zu fallen, weil wirklich kein Klischee ausgelassen wird von den drallen Kellnerinnen in Pseudotrachten bis zu Biertischen mit Öllampen und 19.Jh.-Reservisten-Krügen drauf. Der Film ist aber auch wirklich dermaßen naiv, dass er schon wieder unfreiwillig komisch in einem Maß ist, dass er durchaus unterhalten kann, wenn man auf so einen Trash steht. Für Columbia-Produktionen wurde relativ viel Aufwand betrieben. Man sieht zwar keine realen Gebäude und es scheint auch nichts auszumachen, dass in Frankreich ein Haus aus einem Western rumsteht, aber die Verfolgungsszenen sind immerhin mal nicht wie sonst 90 % der Filme im Studio gedreht. Besonders schön natürlich immer diese Pappkulissen wie in Höhlen oder die "Überfahrt" über den Ärmelkanal - Wogan kann natürlich auch allein (!) ein Segelboot steuern, weil man das als Kavallerieoffizier wahrscheinlich im Nebenberuf erlernt.  ;D Das Einzige, was mich wirklich störte, war, dass keiner der Schauspieler auch nur ansatzweise gut war - also nichtmal, wenn es ein Overacting gewesen wäre. Robert Stack nimmt man einfach keine Hauptrolle in einem Abenteuerfilm ab und Ursula Thiess ist auch zu langweilig für ein Love-Interest. Ich habe die Dialoge nur im O-Ton gehört und diese sind so plump wie in wohl keinem anderen Film. Gut, diese Streifen wurden schnell und billig runtergedreht, aber einen Hauch mehr Mühe hätte man sich auch in der Zeit der Schwemme solcher dämlichen Mantel- und Degenfilme machen dürfen. Wenn man's nicht besser wüsste, würde man sagen, dass das Drehbuch von Chat-GPT geschrieben wurde.

Darsteller *
Bilder
Story *
Fechtszenen

Pappenheimer:
Wenn die Anfangsmelodie von Columbia-Pictures noch nicht ausreichend stutzig macht, dann ist es das Aufleuchten des Namens Louis Hayward, der in den 40ern und 50ern der führende Schauspieler in der B-Filmschmiede war, die meistens auf irgendwelche etablierte Genres aufsprang um mit einer Low-Budget-Produktion auf der Welle solange mitzureiten wie es ging und die offenbar hoffte, dass man ähnlich Direct-to-Video Filmen einfach hoffte, dass das Plakat jemand verleitete in den Streifen zu gehen.

"The Lady and the Bandit"
USA 1951
Regie: Ralph Murphy
Darsteller: Louis Hayward, Patricia Medina, Suzanne Dalbert, Tom Tully

Handlung: Dick Turpin ist in dieser Version ein edler Rächer, dem es nur darum geht solange zusammen mit seinem Kumpan Tom King reiche Reisende zu überfallen bis er sich am gewissenlosen Lord Willoughby (sic.!) rächen kann, der seinen Vater in seiner Kindheit leichtsinnig hat hinrichten lassen. Erst das Zusammentreffen mit Joyce Greene bringt Turpin zum Umdenken. In einem Theater, wo ihn der alte Schauspieler David Garrick (sic.!) vor der Verhaftung durch die Bütteln des Sir Thomas de Veil rettet, begegnet er der Schönen und heiratet sie anschließend. Unterdessen kehrt sein Feind Lord Willoghby von seiner Gesandtschaft in Österreich zurück und Turpin findet bei einem Überfall auf Anhieb ein den Lord kompromitierendes Schreiben. Doch zufällig wird Turpin erkannt  ;D, der sich bisher als Pferdehändler Richard Palmer ausgegeben hat und er beginnt sein Räuberleben von Neuem. Erst als er zufällig vom Sturz des Ministeriums Walpole erfährt, beschließt Turpin aus der Deckung zu kommen und Walpole und den König vor dem Verräter Willoughby zu retten. Anschließend schickt der fiese Lord, dem durch eine eifersüchtige Komplizin Turpins dessen Versteck verraten wird, die Polizei Turpins Frau auf den Hals. Als diese verhaftet wird, beschließt Turpin seinen 200 Meilen Ritt zu wagen, um als Richard Palmer ein Alibi zu haben  :o, wenn Turpin nämlich in York eine Postkutsche überfällt, kann er ja schwerlich zugleich Palmer in St. Albans bei seiner Frau sein, obwohl es bereits Steckbriefe gibt, die sein Gesicht zeigen (sic.!) ...

Durch Anachronismen wie den besagten Steckbrief mit einem Foto äh Filmplakat (?) von Turpin ist die ganze Story mit dem Überfall auf die Postkutsche nach York total unsinnig. Aber nicht nur hier zeigen sich die typischen Logiklöcher der Billigfilmschmiede Columbia Pictures. Es hat ja jeder gesehen wie Turpin aus dem umstellten Stall von Mrs. Palmer ausgebrochen ist und warum sollte wer anderes als Palmer dann Turpin sein? Dass David Garrick zur Handlungszeit noch ein Jüngling war und kein Greis ist nur eine Fußnote in diesem teilweise langweiligen, teilweise unfreiwillig komischen Film in dem wie bei ähnlichen Werken der B-Film-Schmiede kaum kaschiert wird, dass die Bauten einfach Villen in den USA sind, wo man ein paar "historisierende" Möbel reingestellt hat. Während John Williams als schusseliger Diener oder Vertrauter Turpins noch überzeugen kann, leidet der Film wie gewohnt unter dem Schauspiel des unvermeidbaren Louis Hayward, den man damals meinte seitens Columbia gegen Eroll Flynn und Co ins Rennen schicken zu können. Leider wird fast nicht gefochten und die Actionszenen sind rar gesät. Hoffentlich kam kein Pferd zu Schaden.
Der Mord durch Dick Turpin wird ebenso weggelassen wie überhaupt die sehr dunkle Seite des Mörders und Räubers Dick Turpin.  >:(

Darsteller **
Bilder *
Story **
Fechtszenen

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