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Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu

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Pappenheimer:
"Die vier Halunken der Königin"
GB, Spanien, Panama 1974
Regie: Richard Lester
Darsteller: Michael Yorck, Oliver Reed, Frank Finlay, Charlton Heston, Faye Dunawaye, Raquel Welch, Geraldine Chaplin, Christopher Lee, Jean-Pierre Cassel, Richard Chamberlain

Handlung: Nun ist D'Artagnan ein richtiger Musketier und nimmt an der Seite seiner Freunde an der Belagerung von La Rochelle teil. Hier kommt es zu dem berühmten Frühstück der Musketiere, wobei die vier samt ihren Dienern nebenbei eine wichtige Stellung gegen eine anstürmende Übermacht von Feinden verteidigen. Die Musketiere erfahren davon, dass Lady de Winter den Herzog von Buckingham ermorden will. Während D'Artagnan geneigt ist Buckingham zu retten, geben die anderen zu bedenken, dass er ja eigentlich der Feind Frankreichs ist. Athos erzählt von seiner wahren Identität als ehemaliger Gemahl ihrer Erzfeindin. Den Musketieren gelingt es zwar Constance aus den Fängen der Häscher des Kardinals zu befreien, aber Lady de Winter gelangt nach England und schafft es dort inhaftiert ihren Bewacher davon zu überzeugen, dass er Buckingham tötet. Zurück in Frankreich rächt sich Lady de Winter an ihren Widersachern indem sie die von den Musketieren dort versteckte Constance in einem Kloster ermordet. Doch nun ist es an der Zeit der Abrechnung. Die Musketiere beschließen die gefährliche Lady hinzurichten. Auch der Kardinal kann nichts mehr daran ändern und befördert D'Artagnan am Ende sogar notgedrungen dessen Qualitäten eingestehend zum Leutnant.

Die Handlung dieses Films gefiel mir als Jugendlicher als ich auch den Roman las eigentlich immer besser als die Halsbandgeschichte. Es ist natürlich für einen Protestanten nicht so leicht verdaulich wenn die Musketiere fröhlich Hugenotten abballern. Aber denen wird doch eine gewisse Tapferkeit zugestanden.
Der Film erinnert stark an einen Italowestern mit der Prise Krieg und einer eher düsteren Rachestory. Auch das Design des Klosters, wo gegen Ende gekämpft wird könnte direkt aus einem Sergio Corbucci Film stammen. Nicht umsonst vielleicht der deutsche Alternativtitel "Die vier Halunken der Königin" als Reminiszenz an "Zwei glorreiche Halunken". Der Humor ist daher auch nicht ganz so überdreht wie in Teil 1 der Trilogie, wohl auch durch das ernste Thema dieses Teils von Dumas Roman.
Die Actionszenen hier machen nichts desto minder viel Spaß und die Schauspieler können hier noch stärker brillieren, da die Story mehr Tiefe erfordert. Lady de Winter ist tatsächlich DIE Hauptfigur hier im Film und Faye Dunaway gibt eine großartig böse Lady. Heston wurde mit Richelieu eine dankbare Rolle gegeben; denn dieser Richelieu in Lesters Verfilmung kommt dem historischen Richelieu doch recht nahe, als kühl kalkulierender Machtmensch, der doch vorwiegend Frankreichs Wohl im Sinne hat und kaum egoistische Ziele. Weitaus besser als die Karikaturen in den meisten anderen Filmen (ausgenommen dem 6-Teiler von Decourt, den ich momentan nochmal anschaue - passt der hier rein?).
Für Wargamer bietet der 2. Teil der Trilogie bestimmt noch mehr Inspiration als der Rest. Für Fans des Genres ein Muss!

Darsteller *****
Bilder ****
Story *****
Fechtszenen ****

Pappenheimer:

--- Zitat von: Maréchal Davout am 04. März 2019 - 11:33:10 ---Wer hat den denn hoch bewertet? Ich finde, wenn man sich für die Thematik interessiert wie wir, sollte man ihn sich schon ansehen. Schlachtszenen sind das Beste am Film, aber hier werden ja auch cheesy/trashy 60er und 70er-Filme recht milde angesprochen, da ist es schon interessant, wie harsch man mit jüngeren Machwerken teils umgeht.

--- Ende Zitat ---
Welche trashy Filme werden denn milde angesprochen?

Bist Du bei einem meiner Rezensionen anderer Meinung?

Diversität hilft m.E. immer.

Ich denke die Einschätzung zu Filmen ist doch sehr subjektiv. Abhängig von Wissensstand oder auch von Vorlieben.
Manch einer mag z.B. die Slapstickeinlagen in einem "tollen Musketier" oder ähnlichen Filmen heute einfach nur als banal und komplett unlustig empfinden.

Außerdem bin ich mir auch infolge meines eigenen Kenntnisstandes nie ganz sicher wie man die Fechtszenen bewerten soll.

Ist ne Fechtszene toll, wenn sie besonders realistisch ist?
Ist sie toll, wenn sie viel hermacht? Optisch z.B..
Muss sie voll die Actionnummer sein?
Raffiniert? Überraschend?

Gibt auch von mir irgendwo im Netz Fechtszenen. In der Szene selbst als Fechter, fand ich's total cool. Heute als Zuschauer wirkt's langweilig, wenn auch historisch vielleicht stimmig.  ;D
 

Plasti:
Es gibt nicht viele Filme die als solche eigenständig sind und wovon es dann doch eine Art von "2.Teil oder Weiterführung" gibt, die so gelungen ist wie "Die vier Halunken der Königin" zu "die drei Muketiere".
Für ein schönen Spielfilm Abend gehen sehr gut beide Filme hinter einander ;D

D.J.:

--- Zitat von: Pappenheimer am 14. März 2019 - 16:04:33 ---Gibt auch von mir irgendwo im Netz Fechtszenen. In der Szene selbst als Fechter, fand ich's total cool. Heute als Zuschauer wirkt's langweilig, wenn auch historisch vielleicht stimmig.  ;D
--- Ende Zitat ---

Hehehe ... DIE würde ich gerne sehen :D
"Ihr habt die Finesse eines Holzhackers und die Eleganz einer trächtigen Kuh, Mylord."
"Dafür haue ich euch in Stücke!"
"Nur zu. Ich warte."
 ;D

Pappenheimer:
"Die Duellisten"
GB 1977
Regie: Ridley Scott
Darsteller: Keith Carradine, Harvey Keitel, Albert Finney, Diana Quick, Alun Armstrong

Handlung: Strassburg 1800, eigentlich ein Routineauftrag für Lieutenant d'Hubert, doch einer, dem sich keiner stellen mag. Lieutenant Feraud von den 7. Husaren hat den Sohn des Bürgermeisters im Duell verwundet und soll daher unter Hausarrest gestellt werden. Feraud ist ein Hitzkopf und verdreht die Tatsachen, nachdem er aus dem Salon der Gesellschaftsdame Mme. de Lionne abgeholt wird und erreicht, dass sich d'Hubert mit ihm duelliert. Diese Duelle begleiten nun d'Hubert und Ferraud, der von einem unbeschreiblichen Hass auf d'Hubert gekennzeichnet ist durch ihre ganze Karriere in den Napoleonischen Kriegen, so auch in Lübeck im 1806er Feldzug. Die schöne Laura, die sich an d'Hubert hängt aber ihm scheinbar nicht viel bedeutet, versucht erfolglos ihn von seinen Duellen mit Feraud abzubringen. Schließlich landet Feraud nach der Herrschaft der Hundert Tage in der sich d'Hubert, mittlerweile ein General, geweigert hat mitzumachen, in den Fängen von Fouché, wird aber von d'Hubert gerettet. D'Hubert selbst ist gesellschaftlich angekommen, heiratet in eine alte Emigrantenfamilie ein und zählt zu den Gewinnern der Restauration. Aber es kommt zu einem finalen Duell mit Pistolen,

Dieser Film hat mich unbeschreiblich geprägt und ich habe ihn unzählige Male gesehen. Die Handlung ist OK, was ihn aber heraushebt ist die Kameraarbeit, diese tollen Straßenszenen oder die Duelle auf freier Wiese oder vor allem am Ende bei der Ruine und dann diese Landschaftsaufnahmen! Die Gesellschaft wird nebenbei auch kongenial eingefangen, egal ob im Salon der Mme. de Lionne oder in dem Cafe, wo d'Hubert dann Feraud wiedersieht. Gleich der Anfang mit dem Gänsemädchen und dann der Übergang zum ersten Duell fantastisch!
Das ist obwohl eine ziemliche Low-Budget-Produktion eigentlich m.E. Ridley Scotts mit Abstand bester Film.
Die Schauspielkunst ist einfach phänomenal. Harvey Keitel in einer seiner besten Rollen als verbohrter, fast irrsinniger Offizier und Keith Carradine als oftmals verunsichert wirkender Kontrahent. Aber auch die Nebendarsteller sind exzellent besetzt. Nur Robert Stephens als General Treillard fand ich nicht ganz so überzeugend.
Jedem Knöpfchenzähler werden natürlich die Mankos auffallen. Es gibt ne Menge Widersprüche wie wenn 1800 vom Kaiser Napoléon die Rede ist oder man 1800 davon erfährt, dass nun Krieg ist, wo doch 1799 schon Krieg war... Dann fragte ich mich immer, warum der Kastrat (?) im Salon von Mme. de Lionne Englisch (!) singt? Aber auch bei den Uniformen findet man manchen Lapsus. Dass d'Hubert und Feraud zeitgleich plötzlich scheinbar in Elitekompanien ihrer Husarenregimenter versetzt wurden (Duellszene bei Lübeck) erscheint nicht recht plausibel. Dann auch die Kerzenorgie im Lübecker Wirtshaus - hätte man sicher besser hinbekommen können etc. pp. Aber insgesamt schon für 1970er erstaunlich gut gemachte Kostüme inklusive Uniformen. Auch können die Darsteller offensichtlich tatsächlich fechten und machen kein "Theaterfechten".
M.E. hätten hier Carradine, Keitel und mindestens die Kamera auch Oscars verdient, evtl. sogar die Regie.
Großartiger, melancholischer Film, den man einfach unzählige Male wieder anschauen kann. Ein Muss für Freunde solcher Filme!

Darsteller *****
Bilder *****
Story ****
Fechtszenen *****

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