Nun kommt mal ein scheinbar kaum beachteter ZDF-4-Teiler, obwohl meines Erachtens der Beste, der mir bisher auĂer "GefĂ€hrliches Geheimnis" untergekommen ist.
"Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski"
D, F, I 1974
Regie: Fritz Umgelter
Darsteller: Christian Quadflieg, Nicole Heesters, Matthias Habich, Sky du Mont, GĂŒnter Strack, Georges Wilson
Handlung: Benjowski wird von seiner Hochzeit im ungarisch-polnischen Grenzland weggeholt, da er sich der Konföderation von Barr verschrieben hat. Rasch muss er erkennen, dass der Kampf gegen die Russen keine Chancen hat. Er zeichnet sich zwar als Reitergeneral aus, gerÀt aber in russische Gefangenschaft.
In Kasan interniert, kann er zwar entkommen, gerÀt dann aber erneut in russische HÀnde. Fast kÀme ihm seine Karriere in österreichischen Diensten zupass, doch wird er in die Intrige der Adligen in Kasan hinein gezogen und daher von Zarin Katharina 1770 nach Sibirien deportiert.
Auf dem beschwerlichen Marsch haben die Gefangenen zahlreiche Abenteuer zu bestehen. Vor allem Benjowskis und seines schwedischen Freundes Wynbladt PlĂ€ne zu Entkommen fliegen immer wieder auf bis sie endlich auf Kamtschatka ankommen. Benjowski gelingt zwar das Herz der Tochter des Kommandeurs Nilow zu gewinnen, aber die GefĂ€hrten bestehen darauf, dass sie die Flucht wagen. Benjowski hat sich schon viel zu tief in die Verschwörung eingelassen um zurĂŒck zu können. Obendrein hat er es mit dem eifersĂŒchtigen russischen Verbannten Stephanow zu tun, der alles leicht zunichte machen kann. Da die Verbannten ĂŒberwiegend aus Offizieren bestehen, sind sie taktisch den Truppen Nilows deutlich ĂŒberlegen. Sie besiegen diese und machen sich mit einem Schiff auf eine beschwerliche Reise, wobei sich Benjowski und seine AnhĂ€nger immer wieder mit Stephanow rumschlagen muss.
Nach vielen Abenteuern gelangen sie nach Macau, wo sich die KolonialmĂ€chte sehr interessiert an Benjowskis Reiseaufzeichnungen zeigen. Dort kann er auch endlich Stephanow abschĂŒtteln. Von Macau segelt Benjowski zurĂŒck nach Europa. Am französischen Hof erfĂ€hrt er, dass der polnische Kampf gescheitert ist und die Regierung die UnterstĂŒtzung der Polen aufgibt. Statt nach Formosa, wo ihn der InselhĂ€uptling erwartet, soll Benjowski nun auf Wunsch eines französischen Ministers nach Madagaskar begeben, um dieses zu kolonisieren. Auch wenn seine Gemahlin Anna, die er nach sovielen Jahren erstmalig wiedersieht, das nicht so toll findet, reisen sie gemeinsam in den Indischen Ozean. Die lokale Administration will Benjowski nur unzureichend unterstĂŒtzen und er bekommt nur wenige Truppen und fast keine VorrĂ€te.
So ist sein Unternehmen fast von vornherein zum Scheitern verurteilt. Als die Soldaten wie die Fliegen an einer Epidemie sterben und auch sein Sohn der Krankheit erliegt, liegen bei den Ăberlebenden die Nerven blank. AuĂerdem versammeln sich die Ureinwohner der Insel um die Franzosen scheinbar anzugreifen, die wenig zur Gegenwehr haben. Da Benjowski aber entsprechend dem Willen von Louis XV und seiner eigenen Ăberzeugung entschieden gegen die Sklaverei vorgegangen ist, wird er statt getötet zum König von Madagaskar auserkoren...
Die Lebensgeschichte von Benjowski ist ein einziger Hammer. Und man hat versucht sie ziemlich akribisch nachzuzeichnen. Dabei hat man sogar die Zeit als HalbwĂŒchsiger in der Ăsterreichischen Armee im SiebenjĂ€hrigen Krieg ganz weggelassen. Sonst wĂ€ren wohl 6 Teile draus geworden. Die Story ist hier die groĂe StĂ€rke des Films. Ob alles wahr ist, wissen wir nicht, aber immerhin beruht die Verfilmung weitesgehend auf Selbstzeugnissen Benjowskis.
Die Darsteller sind ĂŒberwiegend ganz famos. Ausnahmen sind v.a. Sky du Mont, der als Abenteurer einfach zu steif wirkt und auch einfach nicht als ernsthafter Gegner eines Quadflieg/Benjowski rĂŒberkommt, und der wie gehabt spröde Habich, der hier aber als General Orlow eine wirklich unwichtige Nebenrolle hat. Strack spielt Nilow mit einer auĂerordentlichen psychologischen SchĂ€rfe - vielleicht eine seiner besten Rollen.
Die KostĂŒme sind fĂŒr eine TV-Produktion garnicht so schlecht, auf jeden Fall deutlich besser als im etwa zeitgleich entstandenen "Trenck" oder in den Lederstrumpf-Filmen aus Deutschland. NatĂŒrlich gibt es auch ne Menge Polyester und einige schreckliche PerĂŒcken - aber so what! DafĂŒr sind die Drehorte regelrecht berauschend. Denn es wurde wirklich geklotzt. Die Story ist auch sehr fordernd: die Gebirge, das verschneite Sibirien, Schlösser, Festungen, Schiffe, tropische Inseln - alles dabei!
NatĂŒrlich muss Quadflieg/Benjowski auch oft in bester Mantel- und Degenmanier kĂ€mpfen. Das macht er auch ganz ordentlich wie es ihm ĂŒberhaupt gelingt diesen unsteten Charakter einzufangen und uns als Zuschauer ĂŒber viele Stunden bei der Stange zu halten.
Auch wenn Bild und manches andere heute antiquiert wirken mögen, m.E. eine packende Verfilmung eines ganz groĂen Stoffes.
Darsteller ***
Bilder ****
Story *****
Fechtszenen **