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Autor Thema: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu  (Gelesen 29178 mal)

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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #90 am: 04. September 2019 - 21:48:29 »

Fanfan Der Husar mit Jean-Paul Belmondo
Und
RobRoy mit Liam Neeson sind ganz nett
"Fanfan der Husar" war aber mit Gérard Philipe (52) bzw. mit Vincent Pérez (2003).

"Rob Roy" passt wohl rein. Müsste ich mir noch mal ansehen. Kann mich nur noch dran entsinnen, dass ich Tim Roth da weitaus cooler fand als Liam Neeson.
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Pappenheimer

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D'Artagnan et les trois mousquetaires 2005
« Antwort #91 am: 09. Dezember 2019 - 13:01:44 »

Ich bin nun auf Youtube einmal auf dieses eigenwillige Werk gestoßen, welches versuchte Fantasy und Dumas Roman irgendwie zu verbinden.

"D'Artagnan et les trois mousquetaires" Part 1
F, UK, Kan., CZ 2005
Regie: Pierre Aknine
Darsteller: Vincent Elbaz, Emmanuelle Béart, Tchéky Karyo, Heino Ferch, Stefania Rocca

Handlung: Der etwa 30-jährige D'Artagnan trifft auf seinem Weg nach Paris die Hexe (?) Lady de Winter, die gerade mit Richelieu in einer Kutsche sitzt. In Paris begegnet er sofort den 3 Musketieren und zeichnet sich vor Treville als flotter Fechter aus. D'Artagnan wird von Aramis im Hause des eifersüchtigen Monsieur Bonancieux untergebracht. Er kommt der Affäre der Königin mit Buckingham auf die Schliche. Nachdem D'Artagnan zum Musketier berufen worden ist, muss er sich wegen der Halsbandgeschichte nach England begeben. Seine drei Gefährten werden aufgehalten und so muss er allein über den Kanal rudern. Gerade rechtzeitig gelingt es das Collier zu übergeben. Lady de Winter zürnt auf Rache, auch da sie weiß, dass D'Artagnan ihr Geheimnis kennt.

Die grobe Handlung erinnert an die Musketiere, wie man sie kennt. Aber im Detail hat der Film doch sehr wenig mit der Vorlage zu tun und viele bemerkten, dass sich Dumas wohl im Grabe umdrehen würde. V.a. ist der Film keine Spur witzig. D'Artagnan ist kein unerfahrener Gascogner sondern mindestens so alt wie die anderen Musketiere und er muss sich auch nicht irgendwie bewähren um Musketier zu werden.
Geschmacklos fand ich allerdings dieser Mystery-Quatsch. Gerade weil im 17.Jh. ja Frauen als Hexen verbrannt wurden, empfand ich es als geschmacklos, dass Lady de Winter hier tatsächlich eine Hexe sein soll, die bspw. eine Wunde des Kardinals durch Handauflegen heilen kann etc..
Die Kostüme sind OK, auch wenn es auf die Dauer wenig plausibel scheint, dass die Protagonisten egal bei welchem Wetter mit offenen Wämsern rumrennen. Vollkommen ballaballa wird's aber, wenn D'Artagnan alleine in einem Ruderboot den Kanal überquert. So what? Hochleistungsruderer? Vollidiot? Der Mann hat keine Zeit! Hätten sie ihn nicht wenigstens einen Fischer bestechen lassen können? Mit nem Ruderboot - ein Festlandsfranzose! Wenn er die Strecke schaffen würde, wie soll er dann den Weg in England finden? Hat D'Artagnan einen eingebauten Kompass?
Die Ladies sind freilich hübsch anzusehen. Diana Amft (als Constance) sagte mir bislang Garnichts.
Was wirklich schön ist, das sind die Landschaftsaufnahmen. Für eine TV-Produktion auch eine gute Kameraarbeit. Die Actionszenen sind ein wildes Herumgehaue, aber immerhin gescheit choreographiert.

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Pappenheimer

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"D'Artagnan et les trois mousquetaires" (2005) 2
« Antwort #92 am: 10. Dezember 2019 - 12:08:21 »

"D'Artagnan et les trois mousquetaires" Part 2
F, UK, Kan., CZ 2005
Regie: Pierre Aknine
Darsteller: Vincent Elbaz, Emmanuelle Béart, Tchéky Karyo, Heino Ferch, Stefania Rocca

Handlung: Es wird noch mehr gaga. Athos, der in einer Art Martial-Arts Kampf verhext von Lady de Winter irgendwie Schaden genommen hat, erzählt auf dem Krankenbett, dass er mit Lady de Winter verheiratet war. Dann passieren noch abstruse Dinge. Die Königin verliert durch irgendeinen Zauber von Lady de Winter ihr Kind mit dem sie schwanger ist und Constance wird in ein Versteck gebracht. Dann erfahren die Musketiere davon, dass Buckingham ermordet werden soll. Porthos und D'Artagnan rudern deswegen diesmal zu zweit in einem Ruderboot nach England - huaha! Dort angekommen, treffen sie gerade rechtzeitig ein. Lady de Winter wird zwar von den Männern des Dukes verhaftet, verwandelt sich dann aber irgendwie in Felton, ihren Bewacher. Die übrigen Musketiere versuchen mit irgendeinem bescheuerten Ritual indem sie ein Schriftstück der Lady de Winter verbrennen ihre Macht zu brechen. Lady de Winters Anschlag missglückt und sie flieht nach Frankreich zurück. Dort ermordet sie Constance und wird von den vier Musketieren zum Tode verurteilt. Der Scharfrichter, den der Kardinal selbst schickt, soll sie richten.

Der Mystery-Quatsch überwiegt nun und ist wirklich hirnrissig. Dadurch gibt's auch nur langweilige Kämpfe, wenn überhaupt welche und regelrecht miese Tricks. Die ganzen Ideen und die Settings wie der geheime Keller der Lady sind einfach nur lächerlich. Heino Ferch sieht einfach, wenn er betroffen wirken soll, schlichtweg deppert aus.
Insgesamt ein langweiliges Ende.

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« Letzte Änderung: 09. April 2020 - 10:25:05 von Pappenheimer »
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #93 am: 22. Januar 2020 - 15:04:41 »

Habe eben gesehen, dass es ne Serie "De bende van Jan De Lichte" oder "Thieves of the Wood" auf YT gibt. Markant sind neben der durchweg dunklen Farben die komischen Vollbärte an irgendwelchen Richtern. 1747 war das Jahr des Weihnachtsmanns?
Ich muss mal gucken, ob ich es schaffe, eine komplette Folge zu sehen. Schaut erstmal nach "Black Sails" gemixt mit "Pakt der Wölfe" oder so nen Kram aus. ;D
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Maréchal Davout

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #94 am: 22. Januar 2020 - 16:27:04 »

Wollt dich schon fragen, ob du die Serie kennst. An mancher Schmonzette alter Tage, wo ich historisch viel zu kritisieren hätte, kannst du doch noch viel
liebenswertes sehen. Bei Jan de Lichte habe ich die ersten sechs Folgen ausgehalten. Gepackt hat es mich aber bisher nicht.
Thematik ist erstmal interessant: Gesetzlose in den Wäldern, die
vom korrupten
Stadtpatriziat verbannt wurden, Heimkehrer aus den schlesischen Kriegen wie Jan, der bei den Österreichern kämpfte. Ein neuer Polizeichef mit Anstand in der Stadt, der es nicht leicht haben wird...
Vollbärte bei den Patriziern sind hier schon komisch. Ich frage mich auch, wie lange man noch Barockperücken getragen hat, als eigentlich schon anderes Mode war. Die hohen Herren werden denn auch sehr verkommen dargestellt, geben dadurch aber wahre Bösewichte ab. Ganz lustig finde ich, wie Ideen der Aufklärung als rationalistische Legitimation für unmenschliche Pläne und Machenschaften herangezogen werden. Vermute, du wirst es nicht mögen... ich guck nochmal weiter (immer beim Anmalen)...
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Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #95 am: 22. Januar 2020 - 16:47:33 »

Bei Jan de Lichte habe ich die ersten sechs Folgen ausgehalten. Gepackt hat es mich aber bisher nicht.
Thematik ist erstmal interessant: Gesetzlose in den Wäldern, die
vom korrupten
Stadtpatriziat verbannt wurden, Heimkehrer aus den schlesischen Kriegen wie Jan, der bei den Österreichern kämpfte. Ein neuer Polizeichef mit Anstand in der Stadt, der es nicht leicht haben wird...
Vollbärte bei den Patriziern sind hier schon komisch. Ich frage mich auch, wie lange man noch Barockperücken getragen hat, als eigentlich schon anderes Mode war. Die hohen Herren werden denn auch sehr verkommen dargestellt, geben dadurch aber wahre Bösewichte ab. Ganz lustig finde ich, wie Ideen der Aufklärung als rationalistische Legitimation für unmenschliche Pläne und Machenschaften herangezogen werden. Vermute, du wirst es nicht mögen... ich guck nochmal weiter (immer beim Anmalen)...
Bei 1747 fiel mir natürlich v.a. Rocoux und Laffeldt ein. Die Niederlande waren damals sowas von im Eimer. Die Unzufriedenheit mit der Oligarchie führte zu ziemlich turbulenten Zeiten. Ich denke, da passt so eine Story prinzipiell gut rein.

Die Perücken der Richter/Ratsmitglieder wirken handwerklich ulkig. Recht aufwendige und füllige Perücken sind aber bei Staatsmännern und Richtern noch bis in die 1770er zu sehen.
Anton von Maron, offenbar als Akademiemitglied: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Anton_von_Maron?uselang=de#/media/File:Anton_von_maron,_autoritratto,_1789.JPG
Beispiel der Republikanischen Regierung in Basedows Elementarwerk (1774): https://commons.wikimedia.org/wiki/Elementarwerk,_Kupfersammlung?uselang=de#/media/File:Chodowiecki_Basedow_Tafel_33_b.jpg
Beispiel der monarchischen Regierung (1774): https://commons.wikimedia.org/wiki/Elementarwerk,_Kupfersammlung?uselang=de#/media/File:Chodowiecki_Basedow_Tafel_33_c.jpg

Noch besser, die Gegenüberstellung vor Gericht bei Basedow:
Der Richter mit Gelehrtenperücke, die Gerichtsschreiber (oder sowas) mit kleineren Perücken und der Angeklagte, der die Strafe bezahlt mit Peruque en bourse: https://commons.wikimedia.org/wiki/Elementarwerk,_Kupfersammlung?uselang=de#/media/File:Chodowiecki_Basedow_Tafel_34_a.jpg
Die einfacheren Leute tragen die Peruque courte - auf Deutsch "Stutzperücke".

Ich denke, dass sich Richter und hohe Staatsmänner meistens einfach ein würdiges Auftreten geben wollten. Mit den Allonge-Perücken unterm Sonnenkönig haben diese Perücken auch soviel gemein wie heutige Kavalleriesäbel (etwa bei der Garde Republicain in Frankreich) mit einem Säbel des 18.Jh.. Die Funktion ist dieselbe und es gibt Ähnlichkeiten, aber die Perücke folgt auch der Mode und verändert sich leicht. Es gibt da ein paar gute amerikanische Bücher, die sich mit der Evolution der Perücken in der Zeit beschäftigt haben.
Bärte sind halt ein No-Go, bzw. sie sehen hier halt einfach nur dämlich aus. Solche langen Vollbärte gab es ja - versteht mich nicht falsch. Man erkennt sie auf zeitgenössischen Gemälden beispielsweise an Einsiedlern oder Juden in Straßenszenen wie bei Bellottos Dresdenansichten.
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Maréchal Davout

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #96 am: 22. Januar 2020 - 19:08:21 »

Ha, jetzt wird es mal wieder herrlich differenziert - gefällt mir gut! Details kenne ich zu Perücken (noch) nicht! Nur kenne ich eben diese auftoupierten, hohen Barockperücken, die sehr offen und fluffig wirken im Vergleich zu den schmaleren Perücken in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, die hinten auch ein Schwänzchen mit Schleife hatten.

Niederlande im Eimer: Ja, das ist ein schönes Setting für Abenteuer, Ungerechtigkeit am Rande rechtsfreier Räume... Die Last durch französische Besatzung wird auch thematisiert.
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Pappenheimer

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Thieves in the wood
« Antwort #97 am: 24. Januar 2020 - 12:01:39 »

Ich habe jetzt mal in die erste Episode reingelinst.

"De Bende van Jan de Lichte" - Episode 1
BEL 2017
Regie: Robin Pront, Maarten Moerkeke
Darsteller: Matteo Simoni, Stef Aerts, Tom van Dyck, Charlotte Timmers

Handlung: Flandern ist 1747 von den Franzosen besetzt. Diese zwingen die Provinzverwaltung zu hohen Abgaben, verstehen sich aber privat mit ihnen und feiern Feten, während das Land unter der Lust stöhnt.
Derweil wird Jan de Lichte eher zufällig durch Straßenräuber aus den Händen seiner Häscher befreit. Er darf sich eigentlich in Aalst nicht blicken lassen. Dort begegnet er einer Wahrsagerin mit der in den Wald geht. Dort muss er sich gegenüber den Straßenräubern durchsetzen...
Derweil ist der neue Polizeichef de Baru in Aalst angekommen. Er sieht sich gleich zahlreichen Hindernissen gegenüber, denn sein Vorgänger hat furchtbar gehaust. Obendrein schließt ihn die High Society von ihrem Kreis aus.

Du hast schon recht, Maréchal, dass das Setting eigentlich cool ist.  Der historische Hintergrund ist megaspannend und so Kriegszeiten sind ein guter Vorwand, der mächtige Räuberbanden und Gesetzlosigkeit auf den Straßen erklärt. Auch der Konflikt zwischen Besatzern und Einheimischen ist doch sehr ergiebig. Sehr gut gefällt mir der Charakter von Baru und wie er versucht sich einen Ãœberblickt zu verschaffen und seine Magd ausfragt.
Das Design erinnert schwer an "Turn" mit nem Mix aus modernen Looks und ein paar bemerkenswert gut recherchierten Facetten. Da ist z.B. dieser an Assassin's Creed erinnernde Mantel und auch diese Super-Kämpfer-Bewaffnung von de Lichte und dann ne Wahrsagerin mit so ner Art Larp-Verkaufsstand auf dem Markt von Aalst  ;D . Aber dann im Hintergrund wieder richtig gut uniformierte Franzosen - wenngleich die Uniformen nach Gardes Francaises ausschauen. Die Logik bleibt natürlich allenthalben auf der Strecke. Als der de Lichte in die riesige Falle fällt, fragte ich mich: haben die Räuber nen Bagger oder nix besseres zu tun als mitten im Wald ne Falle anzulegen? Wie wahrscheinlich ist das denn dass da jemand zufällig reinfällt. Auuua! Dann dieser Mystery-Quatsch - naja, muss wohl dazu gehören. Witch-Hunter lässt grüßen.

Ich werde mir wohl wie bei "Turn", "Harlots" und der "Versailles"-Serie ein paar Folgen reindrehen bis es mir zu langweilig wird.


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Darkfire

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Re: "D'Artagnan et les trois mousquetaires" (2005) 2
« Antwort #98 am: 25. Januar 2020 - 07:52:32 »

dass er mit Lady de Winter verheiratet war.

...das muss wohl passen, es kam bei Richard Lesters Musketiere auch vor.
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Projekte 2021/22
Maurice: Schlacht bei Höchstädt, Kampf um Lutzingen 28mm

Kurfürstlich bayerische Armee Ari 100% Inf 20%, Kav 10%

Kampangne Maurice 15mm

Katalanische Armee:Ari 100% Inf 70% Kav 50%

Judge Dredd: Judge Department 60%

Pappenheimer

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #99 am: 30. Januar 2020 - 10:07:02 »


Niederlande im Eimer: Ja, das ist ein schönes Setting für Abenteuer, Ungerechtigkeit am Rande rechtsfreier Räume... Die Last durch französische Besatzung wird auch thematisiert.
Kann es sein, dass die Produzenten eigentlich selber nicht wissen, wann und wo das spielen soll? Ich habe gestern Folge 2 gesehen. Da war von den "States of the Nederlands" die Rede.
Äh, soll die Handlung nicht in der Nähe von Brüssel spielen? Der Polizeichef wurde ja auch aus Brüssel geschickt. Aber wenn von Brüssel die Verwaltung ausgeht, dann handelt es sich ja garnicht um die Generalstaaten der Niederlande sondern um die Österreichischen Niederlande. Letztere machen dann auch den Goldenen Vlies am Bürgermeister plausibel. Generell ist aber die Krux, dass von einer bereits so langen französischen Besetzung die Rede ist. Nun braucht man nur mal schauen, wann die Invasion der Franzosen in Wallonien war. Das war 1745 nach der Schlacht bei Fontenoy. Mit der Eroberung von Tournai wurde die erste bedeutende Grenzfestung genommen.
Die Jahre des Krieges zuvor als sich der Kriegsschauplatz vom Main in die Niederlande verlegte, passierte nicht viel. Dem Vorschlag den Fokus auf die Niederlande zu legen, wurde ja vom König erst nach der Eroberung von Freiburg zugesprochen.
Was freilich sehr verwirrend für die Produzenten und falls es Historische Berater gab auch für die ist, das ist, dass die sogenannten Barrierefestungen an der französischen Grenze nicht etwa von österreichischen Truppen sondern von niederländischen besetzt war. Ein Fakt, der nach dem Frieden von Utrecht und Baden zu viel Ärger auf österreichischer Seite geführt hatte.
Wie dem auch sei. Von wem wurde nun de Baru geschickt? Von den Franzosen? Brüssel ist 1746 nach einer Belagerung in die Hände der Franzosen gefallen. Aber sieht de Baru nach einem französischen Polizisten aus? Nicht wirklich.
Ähnlich skurril dann auch das Straßenbauprogramm. Obwohl es in Folge 1 kurz angerissen wird und in Folge 2 sogar auf neue Bautechnik hingewiesen, scheint es doch so zu sein, dass die Filmleute keine Ahnung von Straßenbau haben.
Wie war Straßenbau organisiert? Im 18.Jh. setzten sich nämlich diejenigen durch, die fanden, dass Straßenbau als Arbeitsfron der Anlieger keinen Sinn ergab, weil es die Baumaßnahme nur hinauszögerte. Obendrein war der Modus wer wie lange an der Straße zu bauen hatte viel zu kompliziert war. Also ging man dazu über Straßen wie heute auch durch Facharbeiter bauen zu lassen. Insbesondere bei gepflasterten Straßen ergibt das auch unbedingt Sinn. Die Sache ist hier in der Serie, dass das Projekt von dem Bürgermeister eines Provinzkaffs angeschoben werden soll. Wie soll denn das funktionieren? Die bauen bis zur Stadtgrenze und das war's? Straßenbau selbst in Deutschland und in den Reichskreisen wurde zentral geregelt. Entweder die Straßenbaubehörde eines größeren Staates - meinetwegen Sachsen - hatten eine eigene oder der Reichskreis regelte das. So ein Bauprojekt wie in der Serie ergibt einfach keinen Sinn von daher.
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Pappenheimer

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"The Musketeer" 2001
« Antwort #100 am: 09. April 2020 - 10:23:01 »

Ich konnte mich an diesen Schmarrn mit Staraufgebot eigenartigerweise nicht mehr erinnern. Hier der Review zu einer der neueren Mantel- und Degenpossen.

"The Musketeer - Der junge D'Artagnan"
UK, D, Lux., USA 2001
Regie: Peter Hyams
Darsteller: Justin Chambers, Tim Roth, Mena Suvari, Catherine Deneuve, Stephen Rea

Handlung: Frankreich zu einer nicht näher definierbaren Zeit (Königin Anne ist alt aber hat noch keine Kinder - also wann soll das bitteschön spielen?) vermutlich im 17. Jh.. Nachdem D'Artagnans Eltern vom fiesen Febre aus unerkennbarem Grund ermordet wurden, wächst er in der Obhut von Planchet heran, der ihm die Kampfkünste etc. beibringt (???). Als junger Mann kommt er nach Paris, um Monsieur de Tréville aufzusuchen. Dieser ist mittlerweile ein Greis und wurde in den Kerker Richelieus geworfen (what???). Zuerst befreien D'Artagnan und ein paar andere Tréville, dann verhindern sie einen Anschlag auf das Königspaar, als ein vom Kardinal angestachelter Mob das Schloss stürmt. Derweil hat Febre, die recht Hand Richelieus, den spanischen Gesandten ermordet (what??? - und es gibt keinen Krieg?).
Febre bekommt den Auftrag es so zu bewerkstelligen, dass Buckingham England in einen Krieg gegen Frankreich schlittern lässt (why - tell me why???). Doch anders als nach den Plänen des Kardinals, entführt Febre schließlich die Königin und Buckingham auf ein Schloss. Nach einem Reiterangriff der Musketiere (???) auf das Schloss wird dieses erobert und die Königin und Francesca, die Tochter einer Näherin der Königin (???) befreit.

Was war denn da los? Also die italienischen Filme des Genres sind ja schon hirnrissig. Aber dieser Schinken ist ja der totale Verkehrsunfall. Eine absurde Story, die außer ein paar Namen - wobei sogar Constance Bonancieux und Lady de Winter z.B. fehlen - nichts mit den Romanen von Dumas gemein hat, ist der Vorwand irgendwelche aneinander gereihte Actionsequenzen aufzuführen. Selbst wenn man nun annimmt, dass ähnlich wie in dem Maciste-Universum des Sandalenfilms die ganze historische Rahmengeschichte zu ignorieren ist, sind selbst die hier vorhandenen Charaktere in sich null Prozent schlüssig. Da fehlt schon die Motivation zu Entscheidungen. Mal geht Richelieu die Gefahr ein, dass der König auf einem Bankett von seinen Häschern ermordet wird, dann aber schreckt er vor der Entführung und Ermordung der Königin zurück. Ähnlich wie bei "Die drei Musketiere" von 1993 (Stephen Herek) bleibt der Streifen die Erklärung schuldig, was Richelieu der Sturz von Louis XIII denn überhaupt nutzen soll. Richelieu ist geistlicher. Nach dem Tod des Monarchen würde eben ein anderer Bourbone auf den Thron kommen und dieser würde, da Richelieu nicht in dem Maße vertraut, den Kardinal wahrscheinlich sogar absetzen. Die ganze Provokation des Krieges mit England UND Spanien ergibt keinen Sinn. Warum ist dann nicht sofort Krieg, als der Gesandte ermordet wurde? Was soll Richelieu das Chaos nützen? Würde man es nicht einfach ihm anlasten?
Die Kampfszenen an sich widersprechen allen Begriffen der Physik. Menschen in barockesken Klamotten die dreifache Saltos durch die Luft machen zu dem Zweck ein paar Sekunden später wieder an der selben Stelle zu landen. Die Rapiere (?) haben unglaublich harte Klingen und werden auch zum Festheften an Deckenbalken benutzt(???) und noch mehr Clownsnummern. Rochefort kann offenbar nicht kämpfen. Die Musketiere sind völlig bescheuert und reiten auf ihren Pferden auf eine Burg zu, von der sie mit Kanonen und Kleingewehr niedergemäht werden. MUSKETiere! Selten mal mit ner Muskete unterwegs!
Das Kostümbild erinnert ein bisschen an Comics. Der König hat ne lustige Perücke wie aus nem Low Budget Märchenfilm. Wie ne Märchenfigur wirkt auch die alte Königin.
Dem Cast, der sich teilweise aus Superstars wie Tim Roth und Catherine Deneuve und das in den Hauptrollen zusammensetzt, macht dieser Quatsch auch offenbar kaum Spaß. Die Filmkritiken spiegeln das wider. Vermutlich wieder das Problem wie bei ähnlichen Versuchen, nen Superheldenfilm mit ner Mantel- und Degenstory zu kombinieren, dass die Charaktere einfach so abwegig werden, dass den Schauspielern nicht einfällt wie sie diese widerspiegeln sollen.
Als einer der wenigen positiven Aspekte ist die Kameraarbeit zu bewerten und die teilweise erstaunlich gut ausgewählten Waffen und Drehorte.

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Pappenheimer

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Monsieur Beaucaire (1946)
« Antwort #101 am: 15. April 2020 - 10:13:16 »

Es gab schon 1946 eine Art Nackte Kanone, denn dieser Mantel- und Degenfilm ist ein früher Slapstickfilm mit einer irgendwie banalen aber auch irren Handlung.

"Monsieur Beaucaire"
USA 1946
Regie: George Marshall
Darsteller: Bob Hope, Joan Gaulfield, Patric Knowles, Marjorie Reynolds, Joseph Schildkraut

Handlung: Frankreich irgendwann im 18. Jh.*. Um den mit Spaniens König Philipp drohenden Krieg abzuwenden, beschließt König Louis einen Prinzen seiner weitläufigen Verwandtschaft, nämlich den Duc de Chandre mit einer spanischen Prinzessin zu vermählen. Das Problem ist, dass sich der Duc allerdings in des Königs Mätresse Mme. de Pompadour verliebt hat und keine Lust zeigt nach Spanien zu gehen. Da trifft es sich gut, dass der trottelige königliche Barbier Beaucaire im Kerker sitzt und als falscher Duc eingespannt werden kann. Dann folgt die übliche Verwechslungskiste mit Diener als Herr und Dame als Dienerin blabla. Derweil versucht der General Don Francisco auf jegliche Weise einen Krieg zu provozieren. Nachdem alle Mordanschläge auf den falschen Duc gescheitert sind, bemerkt Don Francisco die Verwechslung und versucht nun daraus seinen Vorteil zu ziehen. Alles endet in einem aberwitzigen finalen "Duell".

Der Film entspricht den Gepflogenheiten der Zeit. Also 95-99% im Studio gedreht, was auf mich heute einen beinahe klaustrophobischen Eindruck macht. Die Kostüme zeigen immerhin Reverenzen an die Handlungszeit, wenngleich da viel vermixt ist. Bemerkenswert allerdings die erstaunlich historisch richtig wirkenden Degen, auch wenn sie genretypisch unglaubliches leisten können (etwa einen Konterbass entzwei hauen).
Die Handlung ist natürlich absurd. Es ist ein bisschen schade, dass sie nullprozentig spannend ist. In einer Welt in der sogar Louis XV einfach so als Überraschungsgast auf einer Hochzeit aufploppt und von spanischen Palastwachen mit der Partisane bedroht wird, kann einfach alles passieren und wenn alles passieren kann nimmt das jedem Plot den Reiz.
Der Film lebt v.a. von den durchweg überzeugenden Schauspielerleistungen nicht nur von Comedian Bob Hope, sondern auch vom Rest des Cast, dem der ganze Unsinn offenkundig noch Spaß macht.

Darsteller ****
Bilder *
Story **
Fechtszenen **

* Handlungszeit:
Der Film mixt zahlreiche, um nicht zu sagen eine Flut an tatsächlichen historischen Ereignissen aus der Herrschaft von Louis XV, dass es regelrecht atemberaubend ist wie der Drehbuchschreiber das alles unterbringen konnte. Zeitlich lässt sich der Film nicht verorten, da die verschiedenen Angaben einfach nicht zusammenpassen.
1. Philipp V. als König von Spanien. Er starb offensichtlich vor dem Höhepunkt des Einflusses von Mme. de Pompadour bereits 1746. Sein wechselhafter Charakter und seine aggressiven Ansichten bis hin zu einem Krieg mit den franz. Bourbonen passen aber historisch.
2. Das Heiratsprojekt zur Beilegung der Spannungen zw. span. und franz. Bourbonen. Gemeint kann hier wahrscheinlich nur die Vermählung von Louis mit der Tochter des Regenten 1722 gemeint sein.
Es gab auch die Vermählung zw. Maria Teresa von Spanien mit die franz. Dauphin 1744/45. Dazu würde passen dass im Film auch die Prinzessin Maria heißt; nur fehlt dann eben der Dauphin und warum kommt dann der Duc an den spanischen Hof und nicht umgekehrt?
3. Madame de Pompadour war die Mätresse des Königs seit der 2. Hälfte der 1740er, unangefochten dann in den 1750ern.
4. Einmal ist davon die Rede, das Königspaar sei 40 Jahre verheiratet, was die Handlungszeit in das Jahr 1765 also kurz vor den Tod der Königin Marie von Frankreich datieren würde. Mme. de Pompadour allerdings war zu dieser Zeit entweder kurz vor ihrem Tod oder gerade gestorben.
5. Zu den 1760ern würde der am Ende schon reifere Washington passen.
6. Ein kleiner Joke: die Guilottine vor der sich Beaucaire fürchtet.

Sogesehen also franz. Geschichte im Zeitraffer.
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"Joseph Andrews" (1977)
« Antwort #102 am: 24. April 2020 - 12:56:14 »

Nach seinem fulminanten Erfolg auch bei den Oscars mit "Tom Jones" meinte Tony Richardson offenbar, Fielding ist ne sichere Kiste und legte noch ne Schippe drauf. Das Ergebnis war entsprechend ein Kassenflopp, den sich Richardson aber offensichtlich selbst zuzuschreiben hat.

"Joseph Andrews"
UK 1977
Regie: Tony Richardson
Darsteller: Peter Firth, Ann-Margreth Olsson, Michael Hordern, Jim Dale, Natalie Ogle

Handlung: Joseph Andrews wächst in der Umgebung der snobbistischen Lady Booby auf, die schon immer ein Auge auf ihn geworfen hat. Nach dem haarsträubenden Tod ihres Gemahls beginnt eine Odyssee  durch England. Denn er liebt Fanny Goodwill und will nicht von ihr lassen. Dabei kommt es zu satirischen Episoden wie bei einem sadistischen Adligen. Schließlich als Joseph seine moralische Einstellung aufgibt und mit Fanny schläft, erfährt er von seinem Protegé Vikar Adams dass er und Fanny Geschwister sein sollen. Doch auch das scheint ein Trugschluss zu sein...

Was in "Tom Jones" schon höchst satirisch überspitzt wirkt, ist hier zur Groteske noch gesteigert mit einem Kostümbild der grellen Farben, das schon schwer die Geschmacksgrenze übersteigt. Das hat auch mit aristokratischer Dekadenz des 18.Jh. nichts mehr zu tun, sondern ist regelrecht abstoßend. Obwohl teilweise gute Kameraarbeit vorliegt, sind doch auch viele Szenen einfach überdehnt so dass der Film im Gegensatz zu "Tom Jones" oftmals langatmig und regelrecht langweilig wird. Da helfen auch nackte Möpse und das ausladende Dekolleté von Lady Booby nix. Aus dem sich selbst und Schnulzen wie "Pamela" karikierenden Roman Henry Fieldings hätte man bestimmt mehr machen können.
Ein wenig zusammengekittet wird der Film durch die schauspielerische Brillanz und die sichere Auswahl in der Besetzung, allen voran Ann-Margereth, der ihre Rolle als liebeshungrige Intrigantin offensichtlich enorm Spaß machte. Aber auch Natalie Ogle als ahnungslose Liebe vom Land ist einfach entzückend.
Für den Swashbuckler Fan bietet der Film leider so ziemlich nix, auch wenn Andrews eindeutig als Charakter ähnlich Tom Jones angelegt ist.

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #103 am: 24. April 2020 - 13:16:44 »

Ich find's schade, dass "Harlots" so ein langweiliger Schmarrn geworden ist. Hätte auch nen netter moderner Swashbuckler mit ner Prise Sex and Crime beeinflusst von Clelands "Fanny Hill" werden dürfen. So aber nur eine Art seichte Soap mit ner Prise Moral. Dabei ist Samantha Morton in der Hauptrolle so großartig.
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D.J.

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Re: Mit dem Degen in der Faust - Mantel- und Degenfilme Alt und Neu
« Antwort #104 am: 25. April 2020 - 07:37:40 »

Uuuuh ... Moralin-Soaps ... da macht Papa immer einen groooooooßen Bogen drum, denn der einzige, der Moralin versprühen durfte und darf, ist bei mit Jean Luc Picard.
Aber der ist ja auch eine andere Zeitschiene ;)
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Wer Kölsch trinkt, verliert die Kontrolle über sein Leben
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