Nein, keine Enzyklopädie. Das gehört nur zu meinen Themen und ich weiß natürlich auch, wo ich schnell fündig werde. Und es hilft, sich die entsprechenden Anekdoten zu merken. Die wurden meist nicht nur zur Unterhaltung in die Werke eingefügt. Und ein Napo-Spieler kennt ja auch seine Einheiten und Feldzüge.
Die Frage wurde hier schon mehrfach diskutiert. Ich gehe mal auf die Suche.
Schon mal in Kürze:
Generell galt rot als angemessene Kleidung für die Schlacht. Auf Staatsgütern wurde entsprechende Pflanzen gezogen, wie Plinius in seiner Naturgeschichte berichtet. Er berichtet auch, dass Mannschaften, Zenturionen und höhere Offiziere unterschiedliches Rot trugen, weil es auch unterschiedlich teuer war. Ursprünglich trug bei den Römern wahrscheinlich jeder, was er selbst beschaffte. Dann nahmen die Römer auch Sparta ein und bekamen ein Rezept für ein günstiges Rot. Es gibt auch ein oder zwei Vorfälle, die zeigen, dass der Legionär abergläubisch war, was die korrekte Farbe für die Schlacht anging. Römer stützten sich meist auf ein Lager. Stand eine Schlacht bevor, wurde eine rote Tunika an einem Mast gehisst, damit die Soldaten sich vorbereiten konnten. Sicher war nicht immer soviel Zeit. Dann trug der Legionär natürlich eine günstigere Tunika.
(Die Marine und Marineinfanterie trug blaue Tuniken statt rote. Einige Legionen sind aus Marineeinheiten hervorgegangen und haben das beibehalten.)
Denn der Legionär besaß nicht nur eine Tunika. Jeder römische Bürger musste für kultische Handlungen eine reinweiße ("candida") Tunika besitzen. Bei Triumphzügen, privaten Opfern, einigen militärischen Zeremonien und religiösen Festen war die zu tragen. Daher gab es diese Tuniken auch in der Armee und wurde durchaus mitunter zu entsprechenden Anlässen getragen. In den 80ern hatte man die Vermutung, dass die einfachen Soldaten generell diese reinweiße Tunika trugen, während sich Zenturionen und andere Offiziere in Rot kleideten. Allein, es stehen die Quellen ausdrücklich dagegen. Und in Israel sind Reste roter Tuniken aus dem Befund der Belagerung von Masada gefunden worden.
Dann gab es Kleidung für den Alltag. Weil es günstiger war, wurde die von den Kommandeuren für ganze Einheiten beschafft. Aus dem Osten des Imperiums sind Rechnungen erhalten geblieben. Dafür nahm man eher gelbe und braune Töne, die sich eben für Arbeitsklamotten eigneten. In der Armee war ein bestimmter Braunton beliebt, der auch für die Soldatenmäntel bevorzugt wurde. Selbst die Prätorianer trugen solche Mäntel.
Unter den extremerem Kaisern gab es auch Besonderheiten. Weil Nero der grünen Circus-Partei bei den Wagenrennen anhing, kleidete er die Prätorianer in grün. Eine Abbildung ist in der Domus Aurea erhalten geblieben.
(Der Feldherrnmantel sollte in der Schlacht purpurn, bei der Marine blau sein. Vor Carrhae nötigten die Legionäre Crassus sich umzukleiden, weil er in der Dunkelheit die Farben verwechselt hatte. Und Caesar trug aus Eitelkeit einen roten und landete damit im Hafenbecken von Alexandria, wo er dann an diesem Mantel von feindlichen Bogenschützen erkannt wurde. Auch dies Rot unterschied sich also. Bei einem Triumphzug trug der Feldherr dazu eine purpurne Tunika und sein Gesicht wurde purpurn geschminkt. Tacitus karikiert mit einer Anspielung darauf die 'Flucht' des Arminius bei Idistaviso damit, dass sein Gesicht bei dieser Flucht, für die er immerhin die römischen Linien durchbrechen musste, durch das Blut rot gefärbt gewesen sei. Damit überspielt er, dass der Ausgang der Schlacht für Germanicus nicht so doll, wie er es beschreibt, gewesen sein kann.)
Also: Die Tunika sollte in der Schlacht rot sein, bei der Marine blau. Wenn genug Zeit zum Umkleiden war. Für den Alltag war nichts festgelegt, es gab nur Tendenzen. Und aufgrund der Regeln des Kultus wurden auch reinweiße Tuniken gebraucht. Das dürfte dir einige Freiheit bei der Farbwahl geben.
Die Innenseite der Schilde war in der Kaiserzeit in einem Rotton gehalten, damit Blutspritzer nicht auffallen, wie Isidor von Sevilla erwähnt. (Vielleicht eher rot-bräunlich, damit das getrocknete, schwer zu entfernende Blut nicht so auffällt.) Die erhaltenen Schilde sind rot, die Mehrheit der Abbildungen wohl auch. Bei Marineeinheiten eher blau. Weiß dürfte auch vorgekommen sein. Natürlich in einer Einheit gleich. Aber das ist nur eine Einschätzung. Es könnte durchaus noch mehr variieren. In England sind schwarze Schilde zutage gekommen. Aber da habe ich noch nicht gefunden, ob die Farbe sich im Bodern geändert hat, wie es nahe liegt. Es gäbe aber einem Dortmund-Fan eine Entschuldigung für gelb verzierte schwarze Schilde, wie ein Schalker blau und weiß verwenden kann... Auch da gibt es also Möglichkeiten jenseits des erwarteten. Im Zweifel kann man sich auch an der Spätantiken Notitia Dignitatum halten, deren Schildbemalungen sich natürlich oft von früheren Zeiten unterscheiden. Aber sie steht der Zeit eben näher als wir.
Jetzt ist es doch länger geworden. Die Quellen zur Tunikafarbe hat Graham Sumner in Roman Military Clothing zusammengestellt, dass bei Osprey in drei Heften erschienen ist. (MaA 374, 390 und 425) Das ist 'das' Werk zu römischer Militärkleidung von 100 vor bis 640 nach Christus. Trotz des Verlags und obwohl der Autor 'nur' Illustrator ist. Er widerlegt darin die oben erwähnte ältere Position zu den weißen Tuniken von Fuentes und setzt die Gelegenheitsbezogene Kleidung dagegen. Wir müssen ja immer im Hinterkopf behalten, dass es bei den Römern keine Uniform gab, obwohl alle dennoch fast dasselbe trugen.
Thomas Fischer, Die Armee der Caesaren - Archäologie und Geschichte, Regensburg 2012 ist das Werk zur Ausrüstung, ebenfalls bis in die Spätantike mit Abschnitten zu Marine, Bauten des Militärs und einer Einführung in die entsprechenden Darstellungen der bildenden Kunst. Ein Traum für Wargamer und Reenactor. Auf die Kleidung geht er nicht ein, sondern verweist auf Sumner. Der Autor ist Archäologe und hat für die Bildwerke und die Flotte Experten hinzugezogen. Nicht ganz billig, aber jeden Cent wert.
Zur Organisation und Taktik sowie den wichtigsten Schlachten kann sich der Wargamer dann noch Phil Barker, The Armies and Enemies of Roman Empire ins Regal stellen, dass, wie der Titel sagt, auch die Gegner behandelt. Nicht ganz so teuer wie das zuvor empfohlene Werk und wieder jeden Cent wert. Auch die Ausrüstung wird beschrieben und es gibt 146 schwarz-weiß Zeichnungen, die einen direkten Vergleich der verschiedenen Krieger ermöglichen. Auch Schildbemalung und Feldzeichen sowie Farben werden behandelt. Beim gotischen Sargschild hat er daneben gegriffen, aber sonst hat die Geschichtswissenschaft eher Einiges von ihm übernommen.
Damit hat man dann einige Bücher im Regal, die einem bei den meisten Fragen zum Thema nicht im Stich lassen.
Zur praktischen Kriegführung sollte man Caesar, sowohl den Gallischen Krieg, als auch den Bürgerkrieg lesen. Ebenso Flavius Josephus zum Jüdischen Krieg. Den Agricola des Tacitus habe ich schon genannt, aber auch seine Darstellung der Feldzüge des Germanicus, des Vierkaiserjahrs und des Bataveraufstands in den Annalen sind nicht nur berühmt, sondern auch wichtige Darstellungen. Durch die Lektüre der beiden Feldherrn -Josephus kommandierte die jüdischen Truppen in Gallilea gegen die Römer und beschreibt gerade die Belagerungen eindringlich- und des begnadeten Erzählers, der ab und an allerdings die Historie dem Drama unterordnete, wird alles weniger theoretisch. Caesar und Josephus gehören im Übrigen zur militärischen Standardlektüre, zu der aus der Antike noch Xenophons "Anabasis" zu zählen ist. (Xenophon, ein Schüler des Sokrates, wird von griechischen Söldnern, die in einem persischen Bürgerkrieg gestrandet sind, zum Anführer gewählt und führt seine Leute dann zu den griechischen Städte am Schwarzen Meer.) (Das Josephus oft weggelassen wird, hängt ursprünglich auch mit Antisemitismus zusammen. Er hat den großen Vorteil, dass er ob seiner Ansicht, dass Vespasian der Messias ist, seine Fehler nicht vertuschen muss.)