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Autor Thema: Review L. Spring: "The Bavarian Army ..."  (Gelesen 1208 mal)

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Pappenheimer

  • Edelmann
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    • Wackershofen Anno Domini / Landleben 17.Jh.
Review L. Spring: "The Bavarian Army ..."
« am: 04. MĂ€rz 2019 - 15:40:57 »

Laurence Spring: "The Bavarian Army during the Thirty Years war - The Backbone of the Catholic Leaque"
Helion, 2017
ca. 200 S.

Da ich mich in letzter Zeit nicht nur wargamingmĂ€ĂŸig verstĂ€rkt mit dem DreißigjĂ€hrigen Krieg beschĂ€ftige und den Helion-Verlag bis dato nicht kannte, habe ich mir einfach mal obenstehendes Buch zugelegt.

Spring gliedert das Buch recht logisch nach Themen wie Offizierskorps, Kleidung, Bewaffnung, Taktik etc. denen er jeweils ein Kapitel zuweist. Die Bibliographie verweist auf zahlreiche Quellen.
Doch was sind das fĂŒr Quellen und was erfahren wir ĂŒber die bayerische Armee?
Viele Quellen, doch die Auswahl ist teilweise ĂŒberraschend. So scheint der Autor Hagendorf, des von ihm neben anglophilen Autoren, am liebsten zitierten Augenzeugen - immerhin in der bayerischen Armee gewesen - nie im Ganzen gelesen zu haben, sondern zitiert AuszĂŒge aus anderen BĂŒchern. Auch die wenigen Archivalien hat der Autor nicht persönlich eingesehen, sondern nur vermittelt bekommen und das merkt man dem Buch auch an.
WĂ€hrend zu den Offizieren und Soldaten noch eher die bayerische Armee im Fokus steht, wird es bei den Waffen etc. immer dĂŒnner und man erfĂ€hrt pro Kapitel meistens nur in der HĂ€lfte des Textes etwas ĂŒber Bayern und ĂŒberwiegend ĂŒber Schweden, Kaiserliche und sonstwen. Ja, im Kapitel ĂŒber Taktiken wird eigentlich ĂŒberhauptnicht  auf Bayern eingegangen, sondern nur mithin behauptet, sie seien wie Kaiserliche aufgestellt gewesen und dann die Schwedische und Spanische Ordonanz erlĂ€utert, aber nicht erwĂ€hnt, welche denn Mercy oder Tilly tatsĂ€chlich verwendeten. Die Schlachten der zahlreichen bayerischen Feldherren wie von Werth werden nicht etwa fĂŒr eine Analyse der bayerischen Taktik herangezogen. Kein Wunder, verwechselt der Autor ja auch wieder Freiburg mit Freiberg. Ersteres eine der wichtigsten bayerischen Schlachten des Krieges, die aber unbeachtet bleibt.
Ich weiß nicht, ob der Autor der Historikerin Serena Jones einen Gefallen damit tut, wenn er ihr fĂŒr das Proofreading in einem Buch dankt, das dennoch einige inhaltliche Fehler aufweist (z.B. wird einmal Friedrich von der Pfalz mit Johann Georg von Sachsen verwechselt und Friedrich von der Pfalz erobert 1620 Bautzen (sic.!), das doch damals auf der Seite der Böhmen stand).
Als Entschudligung bzw. seltenen Fall, dass es ums Thema geht, wird am Ende eine Auflistung der bayerischen Regimenter vorgenommen.
Die Tabellen und Àhnliches sind allerdings leider auch recht unprofessionell.

Die grĂ¶ĂŸte UnverschĂ€mtheit aber sind wohl die "Illustrationen". OK, Farbbilder wĂ€ren vielleicht zu teuer gewesen. Aber was hier geboten wird ist einfach haarstrĂ€ubend. Nicht nur, dass man die Bilder durchweg schon kennt und im Internet nullkommanix finden kann, sie sind oft sogar mit so miserabler QualitĂ€t abgedruckt, dass man fast nix erkennen kann, als hĂ€tte man einfach nen Screenshot am Rechner hochskaliert und auch wenn's verpixelt ist, einfach eingesetzt.
Es gibt sage und schreibe EINE Darstellung eines bayerischen Soldaten und diese dann auch noch auf dem Cover eine Farbillustration von Mark Allen, die wohl ein Abiturient aus nem Kunst-LK besser hinbekommen hĂ€tte, aber fĂŒr ein professionelles Buch fĂŒr Geld etwas naja ist... Davon abgesehen, dass keine bayerischen Soldaten abgebildet werden, ist mir auf Anhieb aufgefallen, dass auch bei der Auswahl der Bilder der Feldherren naja, nicht sonderlich viel MĂŒhe gegeben wurde. So fehlt z.B. ĂŒberhaupt ein Bild des KURFÜRSTEN, obwohl der nachweislich FeldzĂŒge mitgemacht hat.

Am Ende hat man den Eindruck, als entsprĂ€nge das Buch nicht jahrelanger Recherche, sondern Helion habe einfach den Autor gefragt, ob er nicht irgendwas ĂŒber die bayerische Armee zusammenschreiben kann und er hat sich unwillig an die Arbeit gemacht. Mit ein bisschen Recherche in Stadtarchiven hĂ€tte man sicher auch unbekanntere Details oder ĂŒberhaupt was interessantes zur bayerischen Armee zutage fördern können.

FĂŒr allgemein an dem Zeitschnitt interessierte Leute, bietet das Buch einige Informationen und die Reihe an Zitaten ist interessant, auch wenn der anglophile Schwerpunkt in einem Buch ĂŒber Bayern etwas dĂ€mlich wirkt und einfach nach Faulheit riecht.
FĂŒr Kenner der Materie eher uninteressant und fĂŒr Interessierte an der bayerischen Armee wenig hilfreich.
« Letzte Änderung: 05. MĂ€rz 2019 - 09:16:19 von Pappenheimer »
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Riothamus

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Re: Review L. Spring: "The Bavarian Army ..."
« Antwort #1 am: 04. MĂ€rz 2019 - 16:50:39 »

Danke fĂŒr die Rezension, die gerade rechtzeitig kommt, mich von dem Buch abzuhalten. Es ist erschreckend, was manchmal einfach ohne ausreichende Recherche zusammengeschrieben wird.
Gespeichert
Gruß

Riothamus

Utgaard

  • BĂŒrger
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Re: Review L. Spring: "The Bavarian Army ..."
« Antwort #2 am: 05. MĂ€rz 2019 - 08:41:47 »

Auch von mir Dankeschön - da kann man sein Geld sinnvoller investieren.