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Autor Thema: Review L. Spring: "The Bavarian Army ..."  (Gelesen 1230 mal)

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Pappenheimer

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Review L. Spring: "The Bavarian Army ..."
« am: 04. März 2019 - 15:40:57 »

Laurence Spring: "The Bavarian Army during the Thirty Years war - The Backbone of the Catholic Leaque"
Helion, 2017
ca. 200 S.

Da ich mich in letzter Zeit nicht nur wargamingmäßig verstärkt mit dem Dreißigjährigen Krieg beschäftige und den Helion-Verlag bis dato nicht kannte, habe ich mir einfach mal obenstehendes Buch zugelegt.

Spring gliedert das Buch recht logisch nach Themen wie Offizierskorps, Kleidung, Bewaffnung, Taktik etc. denen er jeweils ein Kapitel zuweist. Die Bibliographie verweist auf zahlreiche Quellen.
Doch was sind das für Quellen und was erfahren wir über die bayerische Armee?
Viele Quellen, doch die Auswahl ist teilweise überraschend. So scheint der Autor Hagendorf, des von ihm neben anglophilen Autoren, am liebsten zitierten Augenzeugen - immerhin in der bayerischen Armee gewesen - nie im Ganzen gelesen zu haben, sondern zitiert Auszüge aus anderen Büchern. Auch die wenigen Archivalien hat der Autor nicht persönlich eingesehen, sondern nur vermittelt bekommen und das merkt man dem Buch auch an.
Während zu den Offizieren und Soldaten noch eher die bayerische Armee im Fokus steht, wird es bei den Waffen etc. immer dünner und man erfährt pro Kapitel meistens nur in der Hälfte des Textes etwas über Bayern und überwiegend über Schweden, Kaiserliche und sonstwen. Ja, im Kapitel über Taktiken wird eigentlich überhauptnicht  auf Bayern eingegangen, sondern nur mithin behauptet, sie seien wie Kaiserliche aufgestellt gewesen und dann die Schwedische und Spanische Ordonanz erläutert, aber nicht erwähnt, welche denn Mercy oder Tilly tatsächlich verwendeten. Die Schlachten der zahlreichen bayerischen Feldherren wie von Werth werden nicht etwa für eine Analyse der bayerischen Taktik herangezogen. Kein Wunder, verwechselt der Autor ja auch wieder Freiburg mit Freiberg. Ersteres eine der wichtigsten bayerischen Schlachten des Krieges, die aber unbeachtet bleibt.
Ich weiß nicht, ob der Autor der Historikerin Serena Jones einen Gefallen damit tut, wenn er ihr für das Proofreading in einem Buch dankt, das dennoch einige inhaltliche Fehler aufweist (z.B. wird einmal Friedrich von der Pfalz mit Johann Georg von Sachsen verwechselt und Friedrich von der Pfalz erobert 1620 Bautzen (sic.!), das doch damals auf der Seite der Böhmen stand).
Als Entschudligung bzw. seltenen Fall, dass es ums Thema geht, wird am Ende eine Auflistung der bayerischen Regimenter vorgenommen.
Die Tabellen und ähnliches sind allerdings leider auch recht unprofessionell.

Die größte Unverschämtheit aber sind wohl die "Illustrationen". OK, Farbbilder wären vielleicht zu teuer gewesen. Aber was hier geboten wird ist einfach haarsträubend. Nicht nur, dass man die Bilder durchweg schon kennt und im Internet nullkommanix finden kann, sie sind oft sogar mit so miserabler Qualität abgedruckt, dass man fast nix erkennen kann, als hätte man einfach nen Screenshot am Rechner hochskaliert und auch wenn's verpixelt ist, einfach eingesetzt.
Es gibt sage und schreibe EINE Darstellung eines bayerischen Soldaten und diese dann auch noch auf dem Cover eine Farbillustration von Mark Allen, die wohl ein Abiturient aus nem Kunst-LK besser hinbekommen hätte, aber für ein professionelles Buch für Geld etwas naja ist... Davon abgesehen, dass keine bayerischen Soldaten abgebildet werden, ist mir auf Anhieb aufgefallen, dass auch bei der Auswahl der Bilder der Feldherren naja, nicht sonderlich viel Mühe gegeben wurde. So fehlt z.B. überhaupt ein Bild des KURFÜRSTEN, obwohl der nachweislich Feldzüge mitgemacht hat.

Am Ende hat man den Eindruck, als entspränge das Buch nicht jahrelanger Recherche, sondern Helion habe einfach den Autor gefragt, ob er nicht irgendwas über die bayerische Armee zusammenschreiben kann und er hat sich unwillig an die Arbeit gemacht. Mit ein bisschen Recherche in Stadtarchiven hätte man sicher auch unbekanntere Details oder überhaupt was interessantes zur bayerischen Armee zutage fördern können.

Für allgemein an dem Zeitschnitt interessierte Leute, bietet das Buch einige Informationen und die Reihe an Zitaten ist interessant, auch wenn der anglophile Schwerpunkt in einem Buch über Bayern etwas dämlich wirkt und einfach nach Faulheit riecht.
Für Kenner der Materie eher uninteressant und für Interessierte an der bayerischen Armee wenig hilfreich.
« Letzte Änderung: 05. März 2019 - 09:16:19 von Pappenheimer »
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Riothamus

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Re: Review L. Spring: "The Bavarian Army ..."
« Antwort #1 am: 04. März 2019 - 16:50:39 »

Danke für die Rezension, die gerade rechtzeitig kommt, mich von dem Buch abzuhalten. Es ist erschreckend, was manchmal einfach ohne ausreichende Recherche zusammengeschrieben wird.
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Gruß

Riothamus

Utgaard

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Re: Review L. Spring: "The Bavarian Army ..."
« Antwort #2 am: 05. März 2019 - 08:41:47 »

Auch von mir Dankeschön - da kann man sein Geld sinnvoller investieren.