Messen oder Felder?
Ich komme vom Brettspiel (Board Game) und vom CoSim zum Tabletop.
Beim Brettspiel oder CoSim wird normalerweise mit Feldern (Quadrate oder Sechsecken, Hex) gearbeitet.
Es gibt bei einem Quadratraster auch noch die Möglichkeit eine Quadratreihe um eine halbe SeitenlÀnge zu verschieben. Spieltechnisch entstehen da praktisch Sechsecke. Und dieses Systeme funktioniert sehr gut.
Was mich beim Brettspiel (Board Game) oder beim CoSim störte, war dass es zu wenig anschaulich war. Meine schönen Figuren und Modelle blieben im Kasten und auch das eindimensionale (gemalt, gezeichnet) GelÀnde war optisch unbefriedigend.
Beim klassischen Tabeletop kommen die Figuren und Modelle gut zur Wirkung und auch das GelÀnde kann optisch schön plastisch gestaltet werden.
FĂŒr mich war es naheliegend die optischen Vorteile des klassische Tabletop (Messen) mit den Vorteilen eines Brettspieles oder CoSim (Felder) zu verbinden.
Was mich wundert ist, dass es fĂŒr diese âKombivarianteâ fĂŒr den Landkrieg verhĂ€ltnismĂ€Ăig wenig Regelwerke gibt, sondern die meisten Hobbyspieler die Messmethode bevorzugen. Beim See-oder Luftkrieg ist das anders.
Als Autoren von veröffentlichten âKombiregelnâ fĂŒr den Landkrieg sind vor allem, Joseph Morschauser (How to Play War Games in Miniature 1962), Bob Cordery (Hexblitz), Sam Mustafa (BlĂŒcher, Rommel) Peter Pig (Poor Bloody Infantery), David Ferris (Panzer III), Klaus Hofrichter (Tin Soldier in Action) zu erwĂ€hnen.
Ich weiĂ auch, dass es im deutschsprachigen Raum schon lange vor dem 1.Weltkrieg, z. B. das Opitzsche Kriegsspiel 1806, dann vor und nach dem 2. Weltkrieg mehrere felderbasierte Kriegsspielregeln gegeben hat. ErwĂ€hnenswert sind hier die âPlanspielregelnâ, die 1960 in der Zeitschrift die Zinnfigur Sonderheft 3 veröffentlicht wurden und das âManöverspiel STRATIKâ, das 1977 von der Firma Roskopf Miniaturen herausgegeben wurde. Ich kenne heute noch einzelne Spielergruppen, die auf der Basis dieser Regelwerke, zwar modifiziert, spielen.
Das Tabeltophobby ist sehr, sehr vielschichtig. Der kleinste gemeinsame Nenner dĂŒrfte wohl das Spielen mit schönen Figuren und Modellen auf einem möglichst schön gestalteten Tisch sein. Und dann scheiden sich auch schon die Geister. Die Spielepochen, MaĂstĂ€be, Spielregeln, Spielmechanismen und sogar Lieblingsspieldesigner haben dann oft âReligionsstatusâ.
So verhĂ€lt es sich auch bei der âMessmethode und der âFeldermethodeâ.
Bei der Feldermethode gibt es noch zwei Varianten, nÀmlich die Verwendung von Quadraten oder Sechsecken. Auch diese haben oft wieder Religionsstatus.
Wenn irgendetwas einmal Religionsstatus hat, ist es schwer mit Argumenten zu kommen. Ich will es aber doch versuchen.
Was sind also die Vor-und Nachteile der Messmethode und der Feldermethode.
Bei der Messmethode braucht man keine besondere Unterlage. Man kann praktisch ĂŒberall, sogar auf dem Boden spielen.
Bei der Feldermethode benötigt man ein Unterlage mit Raster, Quadrate, verschobene Quadrate oder Sechsecke (Hex).
GrundsĂ€tzlich können die Unterlagen bei beiden Methoden gleich schön, anschaulich und plastisch gestaltet werden. Bei der Feldermethode stören aber optisch die Feldlinien. Man sollte die Feldlinien daher möglichst dĂŒnn zeichnen. Es genĂŒgt wenn sie nur der gerade handelnde Spieler sieht. Es ist bei Quadraten auch möglich nur die Eckpunkte zu markieren (Punkte, Löcher, Nagelköpfe) und auf Linien ĂŒberhaupt zu verzichten. In der Praxis genĂŒgt das vollkommen.
Im Handel werden fĂŒr beide Systeme mit und ohne Feldereinteilung (Quadrate, Sechsecke) recht schöne Unterlagen angeboten. Diese können dann gerollt leicht verstaut werden. FĂŒr einen Bastler ist es aber ĂŒberhaupt kein Problem entsprechende Unterlagen (Platten, ganz oder geteilt) selbst anzufertigen, Felder einzuzeichnen oder zu markieren. Bei Verwendung von Sechsecken kann man einfach eine Schablone verwenden. Es werden im Handel auch einzelne Sechsecke (Hex) angeboten. Man sollte aber mit Farben sparsam umgehen und starke Kontraste vermeiden. Ich habe einmal fĂŒr ein Seekriegsspiel mit viel MĂŒhe viele Wellen gemalt. Beim Spiel haben dann die Wellen optisch die Modelle âgeschlucktâ. Ein ruhiges Meer wĂ€re fĂŒr die Optik besser gewesen. Ich habe auch schon gekaufte Matten gesehen, wo die Figuren und Modelle dann âgeschlucktâ wurden.
Bei der Messmethode werden die Entfernungen mit einem MaĂstab (MaĂholz, Schablone) gemessen. Der groĂe Vorteil des Messens ist, dass die unterschiedlichen Entfernungen fast unbegrenzt (Millimeter) differenziert werden können.
Bei der Feldermethode muss man bei der Differenzierung von Entfernungen mehr haushalten und auch die âDiagonaleâ oder den âHexsprungâ sind kritikanfĂ€llig. Entfernungen ĂŒber die Diagonale sind 1,41 mal gröĂer als die Quadratseiten. Da ein Spielelement, wenn auch nur kurzfristig, bei Bewegungen ĂŒber die Diagonale nicht ânullflĂ€chigâ werden kann, sind auch andere Aktionen (Feuer, Sicht) nur möglich (zulĂ€ssig), wenn die Aktion auch ĂŒber eines der beiden die Diagonale bildenden Felder möglich wĂ€re Diese Nachteile treten bei Sechsecken und verschobenen Quadraten nicht auf. Deshalb verwenden auch viele Regeln Sechsecke statt Quadrate.
In der Spielpraxis haben sich aber die sonstigen Vorteile, vor allem die Einfachheit, des Quadratrasters bestens bewĂ€hrt. Man muss dann eben in Kauf nehmen, dass Entfernungen ĂŒber die Diagonale etwas gröĂer sind. Zur Vermeidung der Diagonale beim Quadratraster lassen mache Regeln Aktionen nur ĂŒber gerade Feldseiten zu. Andere Regeln lösen das Problem wieder rechnerisch. Das wird dann aber sehr kompliziert und in der Praxis unbrauchbar.
Ein groĂer Vorteil der Feldermethode ist, dass vom Spielfeld leicht genaue PlĂ€ne oder PlĂ€ne auf das Spielfeld gebracht werden können. Es ist auch gut möglich, nicht fertig gewordene Spiele feldermĂ€Ăig exakt aufzunehmen und spĂ€ter wieder aufzubauen. Es können auch nicht sichtbare Truppen exakt mit Koordinaten, nachweisbar in einer Liste gefĂŒhrt werden.
Bei der Messmethode hat mich vor allem die StreitanfĂ€lligkeit gestört. Ich kenne einige Spieler die haben deshalb sogar das Hobby aufgegeben. Von wo wird wohin gemessen? Vom Kopf des Kommandanten? Irgendeine Ecke der Basis? Von der RohrmĂŒndung? Kettenabdeckung u.s.w? Unredlichkeiten, wenn auch nur um Millimeter, sowohl beim Messen als auch beim Verschieben von Spielelementen, sind an der Tagesordnung. Bei FlĂ€chenwirkungen (Artillerie) und auch bei Winkeln mĂŒssen dann oft Schablonen verwendet werden. Es gibt Regelwerke, da können alle Entfernungen probegemessen werden, andere verbieten das wieder. Das ist alles recht kompliziert und kostet viel, viel Zeit.
Ich bin ein Freund einfacher, schneller Spiele, der vor allem Spaà haben will und nicht stÀndig streiten möchte. Deshalb bevorzuge ich Spielsysteme nach der Feldermethode. Einfachheitshalber (Herstellung) ist mir auch ein Quadratraster lieber als die Verwendung von Sechsecken. Mir ist dabei auch die Wurzel aus Zwei (Diagonale) egal. Bei Sechsecken stören mich auch die entstehenden Halbfelder am Spielfeldrand.
Aber das Tabletophobby ist eben sehr, sehr vielseitig und hat oft âReligionsstatusâ. Und das soll/kann auch so sein. Man muss Spielepochen, Regeln und Spielmechanismen eben gern haben, um nach diese zu spielen. Trotzdem sollten einmal auch eingefleischte âMesserâ ein Tabletopspiel nach der Feldermethode wirklich spielen (nicht nur lesen) und sich dann ein Urteil bilden.
Ich habe mehrmals DBX mit modifizierten Entfernungen (Umrechnung in Felder) nach der Feldermethode gespielt und das ging viel schneller, war einfacher und hat sehr gefallen. Das war aber dann wieder nicht mehr das Originalspiel.
Der Planspieler