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  • 28. März 2024 - 10:37:17
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Autor Thema: Wird diesmal alles anders? Preußen gegen die Österreicher gegen die Würfel 1759  (Gelesen 2507 mal)

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preussischblau

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In einer Hinsicht auf jeden Fall: Es gibt mehr Platz und ein größeres Schlachtfeld. Es sind ca. 180 mal 180 cm, alle möglichen Platten auf Böcken zusammenimprovisiert. Aber stabil genug für die 40 mm Figuren, vor allem aber Raum zum Manövrieren und Flankieren.

Auf der Tactica hatte ich eine weitere Deep Cut Spielmatte erstanden (diesmal Sumpf statt Wiese, die beiden passen ganz gut zusammen und zu meinen Bases), die kam zum ersten Mal zum Einsatz, zusammen mit den ausrollbaren Spielelementen Straße und Flüsschen. Nette Idee seitens des Herstellers, nicht so schön wie selbstgebaut, aber viel schneller einsetzbar und sieht passabel aus. Und bringt bei den Black Powder Regeln ein kleines bisschen Abwechslung: Halbierte Reichweite im Fluss und verdoppelte auf der Straße. Hatte aber diesmal in der Praxis keine großen Auswirkungen.
Bei den vergangenen Spielberichten

Würfel sind Scheiße, Teil 3.456
und
Wahrscheinlich der unwahrscheinlichste Schlachtverlauf in 40 mm

habe ich ja in epischer Breite die unfassbar unverschämten Kapriolen des Zufalls bejammert, als mehrfach überlegen positionierte und stärkere Einheiten von impertinenten Würfeln weggefegt wurden und dabei eine schwelende Schneise aus Frust und totem, verwesendem Spielspaß hinterlassen hatten.

Das Bollwerk gegen dieses verabscheuungswürdige und zutiefst unmoralische Verhalten der Würfel sind drastische Reroll-Regeln: Jeder Wurf darf ein Mal wiederholt werden. Wirklich jeder. Und zwar bis zu 12 Mal während des gesamten Spielverlaufes. Und siehe da: plötzlich ist alles im Fluss, und wir können uns auf die Taktik konzentrieren und müssen nicht auf sechsseitige Wunder hoffen oder eher molestierende Missgeschicke befürchten. Die Überlegung, welche verkackten Würfe wiederholt werden sollen, ist ein weiteres taktisches Element. 12 ist nicht so viel wie es scheint.

Genug der Vorrede:


Diesmal diagonal. Bäume sind nur Deko und hüpfen bei Bedarf beiseite, Fluss bremst die Bewegung und ist für Artillerie nur an der Brücke passierbar, die Straße erhöht die Marschreichweite. Habsburger mit österreichischen (weiß), sächsischen (rot) und bayerischen (hellblau) Einheiten links, Preußen (in Preußischblau!) rechts.





Auf der linken österreichischen Flanke ist die Kavallerie konzentriert. Die rücken gleich mal vor, zusammen mit der sächsischen Elitetruppe in der Mitte, die stapfen in Marschordnung auf der Straße stramm voran.





Die Plänkler tummeln sich noch vor der Kavallerie und wollen die Gegenseite ein bisschen ärgern, wohl wissend, dass sie sich schnell nach hinten verkrümeln können hinter die Kavallerie, wenn der Gegner ausholt.





Die Preußen haben sich kompakt und konzentriert aufgestellt. Kavallerie an beiden Flanken, in der Mitte die Artillerie und drei Einheiten in Marschordnung. Ob das massive Zentrum die österreichische Mitte pulverisieren soll oder die in Marschordnung stehenden Einheiten pfeilschnell an jeden Brennpunkt gelangen sollen, das ist noch offen.





Die Österreicher rücken vor, schon bald sind die Plänkler in Reichweite.






Die Perspektive aus Sicht der Preußen. Lasst sie mal kommen! Die sächsische Elite hat bereits Linienformation eingenommen, die Kavallerie der Ösis (rechts oben im Bild) prescht über die Flanke heran. Die Plänkler plänkeln ein wenig vor sich hin, genau so, wie das in der Jobbeschreibung stand.






Aber bevor die Österreicher noch in Reichweite sind, starten die preußischen Dragoner eine stürmische Attacke gegen die nervtötenden Grenzer mit ihren lächerlichen Tschakos. Aber die haben das kommen sehen und verpissen sich nach hinten. Der österreichische Kommandeur befehligt flott den gesamten linken Flügel noch weiter nach links. So kann sich die Kaiserliche Garde den anstürmenden Reitern entgegenstellen, rechts unterstützt von der sächsischen Elite. Ganz nebenbei wird auch in der Mitte etwas mehr Platz, damit sich die anderen Einheiten der Österreicher entfalten können.

Die die Dragoner und Husaren der Habsburger attackieren die linke Flanke!







Die Preußen warten noch immer ab: Artillerie und drei Regimenter bleiben in Marschordnung.






Schließlich rücken die Österreicher auf breiter Front vor. Die (hellblauen) Bayern in der Mitte kommen bis auf nahe Reichweite (<6) an die überraschten Preußen heran und feuern eine Salve. Auch die Sachsen in der Mitte preschen vor und nehmen sich die preußischen Plänkler vor. Sie ignorieren dabei die links von ihnen eingezwängten preußischen Dragoner. Die haben sich ganz schön weit vorgewagt und kriegen jetzt die Quittung – von den Kaiserlichen, denn auch die sind vorgerückt und greifen die Dragoner aus nächster Nähe an! Was auf den ersten Blick wie ein Himmelfahrtskommando der Infanterie aussieht, macht auf den zweiten Blick Sinn, denn die Reiter sind von gegnerischen Truppen umzingelt und der Fluchtweg nach hinten ist durch den Aufmarsch der eigenen Infanterie blockiert.
Auf der rechten Seite passiert nicht viel. Die Österreicher wollen angesichts der wartenden Kavallerie nicht zu weit nach vorne, um nicht flankiert werden zu können.






In der Mitte geht es ordentlich zur Sache, die Österreicher feuern auf kurze Entfernung und haben auch Unterstützung für den Nahkampf dabei. Irgendwie kommen die Preußen in der Mitte nicht so recht aus dem Quark.






Das war abzusehen: Die preußischen Dragoner sind shaken und disordered und müssen schon bald einen Breaktest machen. Aber auch die österreichischen Husaren haben was abbekommen und sind disordered.
Das ist ein blöder Haken bei BP (und ich glaube, gefixt in V2): Kavallerie sollte, wenn disordered, nicht kleben bleiben, sondern abhauen. Werden wir beim nächsten Mal auch so machen. Diesmal aber bleibt die Kavallerie kleben und wird zusammengeschossen. Bäh!
Die Österreicher können aber mit der zweiten Kavallerieeinheit weiter an der Flanke randalieren.






Hier sehen wir die Preußen weiter beim Nasebohren.






Nochmal mit Abstand: Wildes Gemetzel auf der rechten Flanke (von den Preußen aus gesehen), Verkehrsstau in der Mitte und Platz zum Fussballspielen links (auch wenn das damals noch nicht erfunden war).

Wie geht es weiter? Wann werden die Preußen ihren genialen Plan enthüllen? Werden die übrigen Kavalleristen der Österreicher Heldentaten vollbringen? Oder in die Falle der Preußen laufen? Weiter im Teil 2, Fortsetzung folgt.
« Letzte Änderung: 28. Juli 2019 - 20:48:15 von preussischblau »
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D.J.

  • Gast

Er ist wieder da :D Die Minis sind einfach wundervoll. Die Idee mit den Re-Rolls finde ich gut.
Ich freue mich schon auf den zweiten Teil und danke dir schonmal vorab für deine Mühen :)
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Pappenheimer

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Preußen gegen die Österreicher gegen die Würfel 1759
« Antwort #2 am: 29. Juli 2019 - 11:30:02 »

Trotz minimalistischem Gelände interessant, da in der Tat mal was anderes. Sogar mal mit den klassischen Kavallerieflügeln. Ich freue mich auf mehr.
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preussischblau

  • Leinwandweber
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Danke für euer Feedback! (Liest ja tatsächlich jemand)

Weiter mit Teil 2:

Bisher konnten wir verfolgen, wie die Österreicher gegen die Preußen anrannten, die linke Flanke dabei heftig vorstürmte. Die Preußen hingegen übten sich in stoischer Ruhe, um ihren genialen Plan zur rechten Zeit in die Tat umzusetzen.





Jetzt geht’s lohos! Schließlich raffen sich die Preußen auf, die Husaren reiten los, und die Infanterie tapert etwas unmotiviert hinterher.







Immerhin: Jetzt wird auch in der Mitte des Schlachtfeldes die Luft etwas bleihaltiger.






Eine große Einheit der Dragoner (rote Uniformen) der Österreicher versucht, die Preußen zu überrennen. Ein Standardregiment und ein bisschen Artillerie, das wäre doch gelacht?







Das haben sich auch die Preußen gedacht, wenngleich diese etwas heftigeren Widerstand zu erwarten haben: Die etwas größere Puebla Infanterie stellt sich den preußischen Husaren entgegen, dazu gibt die Artillerie Abwehrfeuer – auf nahe Entfernung besonders verheerend. Zu allem Überfluss hat sich die Moltke Infanterie mit einer flinken Seitenbewegung in die Flanke der Husaren bewegt und lässt sie Blei schmecken.







Auf der anderen Seite ist das Schicksal der preußischen Dragoner besiegelt. Ihr forscher Angriff mitten in den feindlichen Aufmarsch führte sie ins Verderben. Jetzt klafft dort eine große Lücke und über die Pferdekadaver und zerrissenen blauen Uniformen hinweg eilt die Kaiser Infanterie zu neuen Taten.
Die rot berockten Dragoner haben es nicht so gut getroffen; sie sind disordered (rote Würfel, Augen ohne Bedeutung) und in Gefahr, das gleiche Schicksal wie ihre preußischen Gegenspieler zu erleiden. Die Husaren im grünen Rock hingegen konnten sich sammeln und sind jetzt bedrohlich in der Flanke des Regiments Darmstadt der Preußen.







Hinweggerafft die starken Dragoner der Österreicher, und berauscht vom Sieg attackieren jetzt die grün gewandeten Jäger des Freibataillon Schack die immer noch frische Kaiser Infanterie. Nanu? Todessehsucht, Siegesrausch oder ein besonders ausgeklügelter Plan?
Mit allzu viel Hilfe von hinten können sie nicht rechnen, in der Mitte wogt ein Nahkampf, und die weit entfernten Einheiten blockieren sich gegenseitig, dazu die Bedrohung in der Flanke…





Wie so oft beendet die letzte S-Bahn das Spiel. Die Preußen geben auf, sie werden im nächsten Zug wohl zwei Einheiten verlieren und sind immer noch nicht im Zentrum klar entfaltet. Obwohl: Sicher ist nichts, denn die 12 Rerolls sind für beide fast aufgebracht, jetzt entscheidet wieder viel mehr der Zufall als das taktische Geschick.

Fazit:

Endlich! Mal wieder ein Spiel, das Spaß gemacht hat. Zu erkennen daran, dass wir zum Schluss über Taktik und verpasste Gelegenheiten, über Truppenverschiebungen und Truppenfokus gesprochen haben und nicht über verdammte Glückswürfe! Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, wer gewonnen hat - oder eher hätte.

Die Eigenschaften der Truppen kommen viel, viel, viel besser zur Geltung! Es gibt immer noch den Glücksfaktor, und man kann immer noch zwei Würfe hintereinander verkacken, aber es ist weniger wahrscheinlich. Die Würfel bilden auf diese Weise viel besser die Eigenschaften der Einheiten ab, denn das bleibt ja erhalten. Jeder entscheidet, ob die 3 von 6 möglichen Treffern genug sind oder ob mal es ein weiteres Mal wagen soll. Wenn es nur einer von 6 ist, kann man ein Mal versuchen, das Pech wegzuwürfeln, was für eine Erleichterung! Das klappt nicht endlos und man muss überlegen, ob man die Rerolls für eine schnelle Attacke oder einen langen Fight verwendet, aber endlich viel, viel mehr Taktik und weniger Glück. Das ist für mich der Weg.
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D.J.

  • Gast

Sehr schöner Spielbericht :D
Das Geschehen wogte stärker hin und her, als ich es von deinen letzten Spielberichten kannte. Ja, die Re-Rolls machen wohl viel aus. Gut das zu wissen, wenn ich selber mal Black Powder spiele!
Deine Minis sind wie immer eine Augenweide :D Ich finde die einfach total klasse.
Danke dir nochmal für deine Mühe :)
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Pappenheimer

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    • Wackershofen Anno Domini / Landleben 17.Jh.
Preußen gegen die Österreicher gegen die Würfel 1759
« Antwort #5 am: 31. Juli 2019 - 13:55:33 »

Schön, dass die Ösies gewonnen haben.

In der Tat deutlich interessanter als die meisten vorigen Spiele von Dir.

Ich lese alle Deine Berichte. :)
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D.J.

  • Gast
Re: Preußen gegen die Österreicher gegen die Würfel 1759
« Antwort #6 am: 01. August 2019 - 05:03:36 »

Ich lese alle Deine Berichte. :)

Dem schließe ich mich übrigens an :)
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preussischblau

  • Leinwandweber
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Besonderen Dank an euch Allesleser!  :)

Leider kommen die Figuren etwas kurz bei mir, ist nicht das Ersthobby... daher kommt auch immer nur sporadisch etwas. Im Winter wird wieder mehr gegossen und geschossen, zumal jetzt etwas mehr Platz dafür zur Verfügung steht.

Und weil wir auch nicht viel spielen, fehlt es etwas an Erfahrung, weshalb die Spiele immer etwas länger dauern (weder das Bier noch der Single Malt haben daran Anteil, ganz sicher nicht).

In der letzten Saison habe ich es hinbekommen, etwas Artillerie zu gießen, so dass jetzt diverse Geschütze und Mannschaften auf Farbe warten. Geplant ist irgendwann mal ein Szenario "Angriff auf Redoute" oder sowas, mal sehn, wie wir damit klarkommen. Wir haben sicher noch etwas Weg vor uns, bis wir die Regeln nicht nur begriffen haben, sondern auch flüssig spielen können und sie auch nach unseren Vorstellungen zurechtgebogen haben. Hängt sie höher, die Würfel!
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D.J.

  • Gast

Bei dem Wetter verständlich, dass du da nichts gießt ;)
Spielberichte sind auch immer aufwändig zu erstellen, daher freue ich mich über jeden, der hier kommt, auch wenn ich nicht immer Feedback gebe  :-[

Ich freu mich schon auf weitere Berichte von dir, dann wohl im Herbst / Winter  :)
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