Es war vorgeschrieben, was jeder selbst an Waffen zu halten hatte. Laut Sachsenspiegel etwa Speer und Bogen, Schild, Schwert. In die RealitĂ€t ĂŒbersetzt hieĂ das wohl Speer oder Bogen, Schild und irgendein Seitengewehr. Auch Unfreie mussten Waffen halten, durften aber nur fĂŒr die Verteidigung des heimatlichen und der benachbarten Goe aufgeboten werden, worauf auch geachtet wurde: Teils wurden alle auĂerhalb ihrer Heimat gefangenen hingerichtet.
Es gab aber auch regionale Unterschiede: Das Paderborner Aufgebot trug Bögen, im Rheinland waren es eher Speere.
Ein reicher Bauer mag einen Helm gehabt haben, aber ich bezweifele, dass das in dieser Zeit die Regel war.
Was nun die Kleidung angeht, war es immer noch Tunika, Hosen und Schuhe. Allerdings kleideten sich Adel und reiche StĂ€dter im 13. Jahrhundert schon abweichend. FĂŒr alle gilt, dass die Kleidung am Oberkörper eng anliegt, unten weiter ist. Aber die wirklich reichen, die nicht arbeiten mussten, trugen die Tunika sehr lang, was die handwerklich tĂ€tigen ja nicht konnten. Aber auch bei ihnen wird die Tunika nicht mehr ĂŒber dem Knie geendet haben. Das UmhĂ€ngchen mit Kapuze wie die Mini zum Krieg der Barone zeigt, gab es -hier liegen selbst viele Historiker falsch, bei Pierre RichĂ©, Die Welt der Karolinger, finden sich die entsprechenden Angabe, auch schon in der Karolingerzeit und wie zu jener Zeit trugen wohl viele nicht jeden Tag (enge) Hosen. Schuhe fĂŒr das Landvolk gab es wie bis ins 19. Jahrhundert aus Leder, Holz, Binsen, Stroh und Gras. An die strumpfartigen 'Hosen' des Adels waren wohl Ledersohlen genĂ€ht und wir sehen damit wieder ein ziemlich unpraktisches KleidungsstĂŒck. Ach ja, die MĂ€ntel der unteren StĂ€nde waren weiterhin rechteckige Decken, wie es die MĂ€ntel des FrĂŒhmittelalters waren.
Die Bilderschriften des Sachsenspiegels sind etwas jĂŒnger, fĂŒr dein Problem aber unbedingt brauchbar*: Da sind alle, vom König bis zum Bauer im Alltag noch recht Ă€hnlich gekleidet. Noch in der Jugend Rudolf I. war dies ĂŒblich, wĂ€hrend man spĂ€ter ĂŒber seine Ă€rmliche Kleidung spottete. Entweder war man da im Norden konservativer oder stellte tatsĂ€chlich mal einen Ă€lteren Stand dar. Hier die Oldenburger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels von 1336:
https://digital.lb-oldenburg.de/ihd/content/pageview/192454BlĂ€tter am Besten vom Beginn an durch, da nur ein Teil der Bilder koloriert sind. Ich hoffe aber, die Seite 27 (13r) ist aufgeschlagen. Gleich die erste Figur trĂ€gt da den berĂŒhmten Strohhut, kennzeichen des freien Sachsen und wenn er keinen Helm hatte, auch in der Schlacht geschlagen. Man sieht gut die langen Tuniken, die im 13. Jahrhundert sicher noch etwas kĂŒrzer ausgefallen wĂ€ren. Die Unterschiede im Bild darunter wĂ€re dann deutlicher: Der König mit sehr langer Tunika, die auf dem Boden liegen wĂŒrde, wenn er stĂ€nde, gibt einem Adeligen ein Lehen (nachdem der LehensempfĂ€nger seine HĂ€nde in die des Lehsherrn gelegt hat, kĂŒssen sich die beiden noch). Der Adelige hat eine kĂŒrzere Tunika und die beiden Gestalten rechts neben dem Getreide sollen wohl eine noch kĂŒrzere haben. Das muss kein Zufall sein, auch wenn es aufgrund der anderen Illustrationen des Werks auch nicht sicher ist und kontrovers gesehen wird. (Es gibt aber auch noch mehr solche Ketten kĂŒrzerer Tuniken in dieser Bilderhandschrift.)
(Es gibt darin thronende Gestalten mit komischen HĂŒten und mit StrohhĂŒten. Das sind verschiedene Richter. Seite 61 (30r) sieht man etwa, wie der Graf den Gografen aus dem Richterstuhl verweist, um selbst zu richten, wie es im Bild ganz unten der König mit ihm selbst tut. Das ist hier interessant, weil es die Grafen und Gografen waren, die die Aufgebote zu organisieren hatten.)
Ein Aufgebot ist nicht zu sehen, wohl aber ein GerĂŒfte, also ein gerichtliches Aufgebot fĂŒr die unmittelbare Verfolgung eines Verbrechers bei handhafter Tat (in flagranti erwischt) etwa. In der Oldenburger Handschrift werden seltsame Waffen gezeigt, was eine Oldenburger Besonderheit sein kann, da sonst, wenn ich es mir richtig gemerkt habe, Speere zu sehen sind. Das ist auch der Grund, warum ich in ein Digitalisat jener Handschrift verlinke (Seite 127 (63 r) und auch die nĂ€chste Seite). Da steht ĂŒbrigens: "Wapen mot men ok vwen alse meten ruchte uolghet." ("Waffen mĂŒssen MĂ€nner auch besitzen (uwen, wie engl. to own), da sie mĂŒssen dem GerĂŒfte folghen." Es könnte GerĂŒchte gesagt werden, aber es ist ĂŒblich statt dessen GerĂŒfte zu sagen. Das "ge" entfĂ€llt in einigen niederdt. Dialekten. 'U' und 'V' werden teils umgekehrt, teil gleichwertig wie heute benutzt.)
Langer Rede, kurzer Sinn: Wenn du die etwas kĂŒrzeren Tuniken ignorierst, sind die Unarmoured Spearmen der Perrys schon passend.
* Du denkst vielleicht eher an Hessen. Aber die generelle Mode war da auch nicht anders. Aber natĂŒrlich gab es da keine so hĂŒbschen StrohhĂŒte...