@ tattergreis
Sehr gute Analyse.
Bevor FML von Marschall eintrifft, sind die Bayern ja auch erstmal an Infanterie nicht wirklich unterlegen. Dies spiegelt den Fakt wider, dass anfangs nur Berlichingen mit der österr. Vorhut angriff. Prinz Karl scheint später eingetroffen zu sein, worauf eine zeitgenössische Biographie hindeutet, in der Prinz Carl persönlich das Handeln Minuzzis und der Bayern bewertete und ihre Tapferkeit unterstrich.
Zumindest Minuzzi und teils auch andere Zeitgenossen haben die Simbach-Stellung für unangreifbar gehalten. Der Simbach - völlig entgegengesetzt zu heute - war im Frühjahr 1743 ein schier unüberwindliches Geländehindernis, das zum Inn hin obendrein versumpft war. Daher hat ja auch Berlichingen weiter westlich den Übergang gesucht und auch gefunden. Simbach selber dürfte eine Brücke für die Straße von Marktl nach Neuburg (und dann weiter Richtung Passau!) gehabt haben. Während der historischen Schlacht brannte Simbach. Davon zeugt das heutige Fehlen irgendwelcher älterer Bebauung vor Ort (siehe:
https://wackershofenannodomini.blogspot.com/2017/09/ein-besuch-des-schlachtfelds-von.html ) Die zeitgen. Schlachtbeschreibungen erwähnen nur hölzerne Fußbrücken, die intakt gewesen sein sollen. Da die Kavallerie unter Lucchesi und St. Ignon aber hinüber setzte und auch die isoliert bei Erlach stehenden bayerischen Dragoner hinter Simbach zurück genommen wurden, muss es aber doch möglich gewesen sein den Bach zu überqueren.
Minuzzi verfügte über etwa 9.000 Mann.
Prinz Karl kam aus Böhmen mit einer größeren Armee, die 1744 40.000 Mann zählte, aber vielleicht 1743 noch etwas größer war. Diese Armee marschierte in mehreren Kolonnen, weshalb ich es für denkbar halte, dass nach der Vorhut Berlichingens nur noch ein Teil der 1. Kolonne eintraf.
Die bayerische Infanterie habe ich als Inferior eingestuft, aber mit der Möglichkeit Standard zu schießen. Ich kenne kein einziges Beispiel aus dem ganzen Krieg in welcher sich die bayerische Armee überlegen zeigte. Bei Rocoux wurde immerhin der bayerischen Infanterie auf Waldecks Flügel Ausdauer attestiert. Die Grenadiere habe ich als Standard Infantry eingestuft.
Die bayerische Kavallerie ist bis auf die Grenadiere zu Pferd ebenfalls Inferior. Die Bayern hatten viel Kavallerie, aber diese war oft schlecht ausgestattet und so mag es sein, dass mangels Pferden die Kavallerie kaum reiterische Expertise hatten. Auch bei der bayer. Kav. fehlen Hinweise auf erfolgreiche Kämpfe.
Die bayerische Artillerie war mindestens bei Simbach wirkungslos, vielleicht auch direkt vor der bayerischen Front nutzlos aufegestellt und ist daher - selten genug - bei mir inferior artillery.
Die hessischen Dragoner sind Standard. Egal welcher Truppenteil wurde den Hessen prinzipiell immer große Professionalität zugebilligt. Das Regiment König wurde bei Simbach fast völlig aufgerieben und musste für den Feldzug 1744 praktisch neu aufgestellt werden.