Jetzt geht's mit der unübersichtlichen (?) Schlacht weiter.
"... Zu unserem Glücke gelang es Obrist von Lerchenfeld seine verbliebenen kaiserlichen Grenadiere in die verwaiste Schanze zu werfen, auch wenn diese Männer unter den vorangegangenen Kämpfen gelitten hatten und es fraglich war inwiefern sie dauerhaft diese Befestigung würden halten können.
Derweil stürmten erneut feindliche Kürassiere auf Fabrettis letzte Musketiers ein, die ihre Stellung behaupten sollten.
Während die Panduren von Preysings Infanterie zusehends unter schweres Feuer genommen und zum Rückzuge gezwungen wurden, erlitten Lerchenfelds Artilleristen zunehmend höhere Verluste.
Schließlich sahen sich Lerchenfelds Kanoniere in einem derart mörderischen Feuer, daß sie bey allem Heldenmuthe ihre Geschütze abandonierten und erst bei Fabrettis Zelten zum Halten gebracht wurden. Immerhin konnte die Lücke, welche durch die in die Flucht geschlagenen Musketiere Fabrettis, durch die unterdessen gesammelten Grenadiere unter Lerchenfeld gestopft werden. Lerchenfeld konnte nur hoffen, daß der Feind vor einem Nachstoßen angesichts der eigenen Verluste absehen würde.
Durch das Kartätschenfeuer von Fabrettis leichten Feldstücken wurde das zweite Treffen der königlich ungarischen Kürassiere in die Flucht getrieben werden.
Die große gegnerische Kolonne, die offenbar vom Prinzen von Lothringen selbst gegen Lerchenfelds Redoute geführt wurde schien unaufhaltbar vorzurücken und Lerchenfelds tapfere Verteidiger des Erdwerkes unter Beschuss zu nehmen.
Zur gleichen Zeit, während die Lage auf unserem linken Flügel bey der Schanze unhaltbar zu werden schien, griff der Gegner zwischen Huttenheim und dem erwähnten Teich unsere Masse an Reiterey an.
Der Kampf an unserem rechten Flügel wogte nur kurz hin und her. Zwar wurden unsere Fangipani-Husaren und ein Theil von le Roys Reitern zum Rückzuge gezwungen, aber auch die anstürmenden Dragoner wurden auf die Ausgangsstellung zurück geworfen. "Victoria!" riefen unsere Reuter, die nachsetzen wollten, aber wegen der leichten Stücke des Gegners, die bei Huttenheim aufgefahren worden waren, von Tavennes zurück gehalten wurden. Wir hatten immerhin noch ein starkes zweytes Treffen, welches jegliches Sammeln der feindlichen Dragoner unterbinden sollte.
Ungeachtet der Massen an königl. ungarischen Füsilieren bey der Redoute, schöpfte ich neuen Muth, da Preysing einen Theil seiner Bataillone gegen diese Infanterie und die Panduren detachieren konnte. Obendrein hatte Preysings Batterie ihr Feuer begonnen, welches trotz der großen Distance dem Feinde zumindest einen gehörigen Schrecken einjagte.
Nachdem Preysings Musketiers durch ihre Salven bereits ein einzeln vorgerücktes ungarisches Bataillon zurück getrieben hatte, unternahm ein weiteres Bataillon des Feindes einen Vorstoß gegen Preysing, der nun 3. Bataillons mit ihrem fouriösen Feuer auf dieses conzentrieren konnte.
Gegen 11 Uhr stieß Feldmarschall-Lieutenant von Frohberg an unserer linken Flanke mit seiner sämtlichen Reuterey vor und stürzte sich auf die verbliebenen gegnerischen Reitertruppen. Ein sich an dem Waldsaume bey der Redoute sammelndes Kürassierregiment wurde auf dem falschen Fuße erwischt und von einem unserer Dragonerregimenter vollkommen zerschlagen. Mit der Beyhülfe der Kürassiere warf sich ein anderes Dragonerregiment Se. Kayserl. Majestät mit aller Todesverachtung auf die letzten Husaren, welche der Herr von Nadásdy anführte. Diese wurden ebenfalls zum Rückzuge gezwungen und gedachter General von Frohberg war so kühn ihm nachzusetzen, damit sich dieser Haufe nicht mehr sammeln sollte.
Unsere Entschlossenheit zahlte sich endlich aus.
Das isoliert vor Huttenheim kämpfende königl. ungarische Bataillon wurde durch das heftige Feuer der drey Bataillone, die Preysing gegen dasselbe gewandt hatte, in völlige Auflösung gebracht.
Zwar vermochte Prinz Karl von Lothringen mit seinen letzten Grenadieren Lerchenfelds Schanze zu besetzen. Doch da seine ganze Reiterey zum Teufel war - denn seine Dragoner hatten sich im Angesicht von Tavennes und le Roys Massen an guter Cavallerie nicht sammeln können und hatten das Feld geräumt - mußte der Prinz von Lothringen begreifen, daß sein ganzes Unternehmen gegen unsere Vorposten gescheitert war.
Mit den Trümmern seiner Infanterie, die auch kaum mehr die Kraft besaß einem Gegenstoße Preysings zu widerstehen, zog sich Prinz Karl zurück. Leider konnte ich mir nicht das Plaisir machen dem Prinzen von Lothringen in der nöthigen Weise nachzusetzen, da derselbe durch seine noch vollkommen vorhandene Artillerie die kaiserl. Truppen an einer Verfolgung hindern konnte.
Dennoch komme ich nicht umhin Ihro Kaiserl. Majestät einen völligen Sieg zu vermelden und bitte Kaiserl. Majestät mir fernerhin Instructiones zukömmen zu lassen, ob ich den geschlagenen Feind folgend nach Baiern vorstoßen oder Ihro Kaiserl. Majestät Hauptstadt Freiburg cernieren und zur Übergaabe auffordern soll. Dessen ohngeachtet will ich mich anschicken, dem Maréchal de Coigny Kunde von dem favorablen Sieg zu senden und mich mit Se. Excellenz und dem eintreffenden General-Lieutenant von Clement zu berathen wohin unsere ferneren Operationes ausschlagen sollen.
Derweil continuiere ich zu seyn Ihro Kaiserl. Majestät untergebener Diener und Sclave
Graf von Seckendorff
Philippsburg, den 2ten Juni 1744"