12. Freikorps A7V von John Hart
Kurzer geschichtlicher Abriss:Ich entschuldige mich im Vorhinein, wenn ich die eine oder andere Tatsache auslasse. Aber ich muss darauf achten, dass die Zusammenfassung nicht zu einer seitenlangen Abhandlung wird. Falls gewünscht, kann ich jedoch noch weitere Informationen rund um die beiden Freikorps A7V und die Organisation von Kokampf ergänzend beifügen. Also einfach Frage im Chat stellen und ich werde sehen, ob ich euch diese beantworten kann.
Der Freikorps A7V ist wohl eines der unbekanntesten deutschen Panzer. Ursprünglich als schnell zusammengezimmerte Kopie eines A7V Kampfpanzers (aus minderwertigem Stahl auf dem Chassis eines zweckentfremdeten Überlandwagens) verkannt, entpuppte sich dieses Fahrzeug später als eine weiter offizielle A7V Panzer-Variante, die schon im Krieg ihren Anfang nahm.
Aber beginnen wir am Anfang:
Als an der Front die Waffen ruhten und die deutschen Soldaten aus Frankreich zurück in ihre Kasernen marschierten, blieb ein Großteil der deutschen Kampfpanzer in den ehemaligen Bereitstellungsräumen zurück. Tatsächlich gab es wahrscheinlich nur einen einzigen A7V Kampfpanzer, dem dieses Schicksal erspart blieb.
Zudem standen auf einem Fabrikgelände in der Nähe von Berlin zwei halbfertige Panzerwagen. Diese waren als Kommunikationsfahrzeuge konzipiert gewesen. Ausgerüstet mit einer Funkanlage mit ausfahrbarem Sendemast, Morsescheinwerfern (sogenannten Blinkern) und mit einem Kabelpflug, der während der Fahrt ein Telefonkabel in einer Bodentiefe von 30 cm verlegen konnte, sollten diese Fahrzeuge als mobile Kommunikationszentralen an der vordersten Frontlinie dienen.
Doch dazu kam es nicht mehr. Als der Krieg vorbei war, standen diese zwei Fahrzeuge nun unberührt auf einem Fabrikgelände.
Als aber 1919 das Deutsche Reich von Unruhen und Aufständen bedroht wurde, fing man an einen Kampfverband aufzustellen, unter dem der Großteil der verbliebenden Radpanzerwagen und Kampfpanzer vereint wurde. Dieser Verband war als Kokampf (Kommando der Kampfwagenabteilung(en)) bekannt und umfasste verschiedene Abteilungen in denen auch die letzten verbliebenen Kampfpanzer (vom Typ A7V, Mark IV und Mark A Whippet) zusammengefasst wurden.
Hierzu wurden auch die beiden Kommunikations-A7V herangezogen. Die Fahrzeuge wurden umgebaut, erhielten eine neue Dachkonstruktion, der Kabelpflug wurde entfernt, die Öffnung für diesen wurden mit einer Panzerplatte auf der Rückseite des Fahrzeuges verschlossen.
Standardmäßig erhielten die beiden A7V-Varianten vier MG08 in den Kasematten. Ergänzt werden konnten die Bewaffnung mit weiteren MGs in den zahlreich vorhandenen Luken.
Es ist aber davon auszugehen, dass nur die vier MGs in den Kasematten standardmäßig mitgeführt wurden und die zusätzlichen MGs nur zu Showzwecken in den zusätzlichen Luken eingesetzt wurden. (Wären alle diese MGs im Kampf besetzt worden, hätten sich die zwei-Mann-MG-Teams gegenseitig im Inneren des Panzers behindert.)
Auffälligstes Merkmal der beiden Panzer ist wohl die Dachkonstruktion, die aus zwei separaten Kuppeln (eine für den Kommandanten, die andere für den Fahrer) bestanden. Es ist klar, dass dies eine notdürftige Improvisation war. Zum einen erschwerten diese beiden Kuppeln die Kommunikation zwischen dem Kommandanten und dem Fahrer und zum anderen wäre eine Fahrt durch unebenes Gelände eine gefährliche Aktion für die beiden Männer geworden, die sich durch das Geruckel und Geschaukel wahrscheinlich mehr als nur Beulen an den Köpfen geholt hätten.
Da die Fahrzeuge aber nur auf der Straße eingesetzt wurden (wahrscheinlich hauptsächlich in Großstädten), war diese Improvisation verschmerzbar.
Zum Einsatz der beiden Fahrzeuge ist nicht viel bekannt. Durch Fotos ist belegt, dass beide Panzer in Berlin eingesetzt wurden. Das zweite Fahrzeug mit dem Namen „Hedi“ fand ebenfalls Verwendung in Leipzig. Hier fällt auf, dass bei ihm später die seitlichen Kettenabdeckungen fehlten.
Ob die Panzer tatsächlich an Kämpfen teilgenommen haben, ist nicht bekannt. Allerdings ist sicher, dass sie sowohl durch die Straßen Berlins patrouillierten und symbolträchtig auf öffentlichen Plätzen abgestellt wurden. Zudem waren sie als Fotomotive sehr gefragt. Ist gibt mehrere Bilder mit Soldaten, die sich vor den vollaufgerüsteten Fahrzeugen (fast jede Luke war mit einem MG bestückt), ablichten ließen.
Es ist anzunehmen, dass die Fahrzeuge im Zuge des Versailler Vertrages Mitte 1919 verschrottet wurden. Zudem ist Nichts über weitere Einsätze außerhalb Berlins und Leipzigs bekannt.
Persönliche Anmerkung zu der Besatzung und Bewaffnung:Es ist davon auszugehen, dass die Panzer standardmäßig mit vier MG 08 ausgerüstet waren. Weitere Waffen konnten bei Bedarf in den zusätzlichen Luken eingebaut werden, was aber aufgrund des beschränken Platzes im Inneren eher unwahrscheinlich ist.
Geht man von der Aufteilung der Besatzung bei einem A7V-Kampfpanzer des ersten Weltkriegs aus, muss ein „Freikorps A7V“ mindestens 12 Mann gehabt haben: Einen Fahrer, einen Kommandanten, acht MG-Schützen (je ein Lader und ein Schütze bei vier MGs), einen Mechaniker und einen Melder.[/i]
Der Bausatz (von John Hart)Umfang:1 x Hauptrumpf (Resin 3D-Druck)
2 x Kettenlaufwerkssektion (Resin 3D-Druck)
1 x Bodenplatte (Resin 3D-Druck)
2 x Stange für Rumpfplatte (Messing)
(Kettenlaufwerke, Bodenplatte und Messingstangen sind bereits zusammengesteckt, können aber auch ganz einfach zum Bemalen wieder getrennt werden)
4 x Turm – je zwei mit zwei verschiedenen Öffnungen (Resin 3D-Druck)
4 x MG08 für die Türme (Resin 3D-Druck)
8 x MG08 für Rumpföffnungen
4 x Luke (groß) (Resin 3D-Druck)
4 x Luke (klein) (Resin 3D-Druck)
Keine Decals!
Keine Anleitung!

Abb 1) Rumpfversion von „Hedi“ während des Einsatzes in Leipzig, ohne seitliche Schürzen

Abb. 2) Rumpf von „Wagen 54“ bzw. „Hedi“ in Berlin

Abb. 3) Grundplatte mit Kettensektionen

Abb. 4) Grundplatte von unten mit Support-Messingstäbe
Maße (Maßstab): Es gibt keine Offiziellen Baupläne dieser A7V-Variante. Es ist aber anzunehmen, dass die Abmessungen mit denen des A7V Kampfpanzers grundsätzlich übereinstimmen (Zumal dasselbe Chassis verwendet wurde). In diesem Falle sind die Grundmaße (Höhe, Länge, Breite) vollkommen korrekt. Interpretation ist bei der Dachkonstruktion gefragt. Denn hierzu existieren nur einige Bilder des Panzers, die zudem das Fahrzeug nur von der Seite in verschiedenen Winkeln zeigen.
Tatsächlich hätte ich nur zwei Abweichungen zum Original anzumerken (und diese sind zudem eher eine Interpretationssache):
• Die obere Dachkante fällt bei dem Model nach hinten ab. Vergleicht man dies mit der Grundform des A7V Kampfpanzers, würde ich sagen, dass sie absolut waagerecht zum Grund verlaufen müsste.
• Die seitlichen Kettenabdeckungen müssten senkrecht zum Boden stehen und nicht im selben Winkel mit der seitlichen Panzerplatte verlaufen.
• Im hinteren Bereich des Panzers fehlt die zusätzliche Panzerplatte, die die ursprüngliche Öffnung für eine Kabeltrommel abdeckte. Da ich ein Vorabmodell habe, kann es sein, das John Hart diese noch ergänzt. (siehe Abb. 5)
Diese beiden Abweichungen sind allerdings auf den Fotos nicht deutlich ersichtlich! Deshalb kann ich hier nur meinen Eindruck schildern, diese aber nicht als Abweichungen zum Originalpanzer bezeichnen!!!
Abb. 5) Mit etwas Plastiksheet habe ich auf der rechten Seite die fehlende Panzerplatte dargestellt.

Abb. 6) Sorgfältig verpackte Maschinengewehre

Abb. 7) Maschinengewehre für die Türme

Abb. 8 ) Türme für die Kasematten mit unterschiedlichen Öffnungen
Detaillierung:Das Fahrzeug ist wirklich unglaublich detailliert. Man kann schon fast sagen: „Hier stimmt jede Niete“.
Zudem hat man die Optionen fast alle Klappen an dem Fahrzeug zu öffnen und diese mit einem MG08 zu bestücken (wie man es auf vielen Bilden der Fahrzeuge sieht).
Die Türme können in unterschiedlichen Winkeln in die Kasematten eingeklebt werden oder ihr macht es wie ich, reduziert leicht die Höhe der Türme, befestigt von innen am Dach kleine Stopper und sorgt somit dafür, dass die Türme sogar beweglich bleiben.
Kleiner Tipp: Wenn ihr die MGs in heißes Wasser taucht, könnt ihr diese etwas verbiegen, womit ihr die Elevation verändert und die MGs nicht alle uniform dieselbe Höhenausrichtung haben.
Zudem bietet John Hart zwei Versionen des Kampfpanzers an. Einmal die Grundversion mit seitlich angebrachten Schürzen und einmal die spätere Version von Hedi, wie man die in Leipzig sieht, mit fehlenden Seitenschürzen.

Abb. 9) Meine Lösung mit ein paar Gussästen die Türme in den Kasematten zu befestigen und drehbar zu lassen.

Abb. 10) Klappen für die Sichtluken

Abb. 11) Maschinengewehre für die seitlichen Sichtluken
Gussqualität/Druckqualität:Der 3D-Druck ist wirklich gut. An meinen Modellen waren nur minimale Bereiche, die ich Ausbessern musste. Hierzu gehörten eine kleine fehlende Ecke an den Rändern der sehr fein gedruckten Kasematten, sowie ein kleines Loch im hinteren Teil des Daches. Zudem musste ich einige wenige Druckäste im Bereich des Fahrwerks entfernen.
Leider hat das Fahrzeug große gerade Flächen und auf denen kann man leider doch an einigen Stellen die Linienführung des Druckers erkennen. Zudem habe ich auf der jeweils rechten Rumpfseite einen deutlichen Verwurf auf halber Höhe der Panzerung. Ebenfalls betroffen sind die runden Kasematten, die nicht perfekt rund sind sondert Kanten und Linien aufweisen. Während man die Druckerlinien teilweise mit etwas Schleifpapier glätten kann, ist im Bereich der Kasematte ein Schleifen abzuraten, da man sonst die feine Nietenstruktur ebenfalls entfernt und das schon dünne Material noch dünner schleift.
Der Designer hat mir zugesichert, dass er immer noch an der Optimierung des Druckes arbeitet. So können wir gespannt sein, ob dies nicht schon in naher Zukunft behoben wird. Würde der Druck perfekt sein, könnte man dieses Fahrzeug auch jeden Modellbauer empfehlen.
Tipp von mir: Die runden Einsätze für die Kasematten habe ich alle noch einmal nachgeschliffen, um die leichte Kantenstruktur zu entfernen. Ebenfalls habe ich zumindest an den großen freien Flächen der seitlichen Panzerung dir Linien des Druckers leicht abgeschliffen.
Abb. 12) In der Seitenansicht sieht man leicht die Linienführung des Druckers. Auch an den runden Kasematten sieht meine eine „Eckenbildung“ und zudem eine Drucklinie. Im mittleren Bereich wurde die Oberfläche mit Schleifpapier geglättet.
Passgenauigkeit:Die Passgenauigkeit ist phänomenal. Der Designer hat bereits die Bodenplatte und die Laufwerke mit Messingstangen fest verbunden. Diese fertige Baugruppe kann man problemlos in den Rumpf einfügen. Zum Bemalen kann man alle Bauteile problemlos aus einander nehmen und einzeln lackieren. Alle Luken und MGs passen ebenfalls hervorragend in die dafür vorgesehenen Öffnungen am Rumpf. Lediglich bei den Türmen muss man unter Umständen etwas schleifen, damit diese in die Kasematten passen. Die Kasematten/ der Rumpf weißt leider im Inneren in dem Bereich der Öffnungen leichte Verwerfungen auf, die beim Einpassen stören könnten.
Tipp von mir: Schleift vorsichtig etwas von der Oberkannte der Türme ab. In der Regel sollten sie dann problemlos in die Kasematten passen.Matetrial (Qualität):Das für das Modell ausgewählte Resin ist relativ robust und leicht. Zudem hat es den Vorteil in heißem Wasser biegsam zu werden, womit man die eine oder andere Sache „reparieren“ oder individualisieren kann (z.B. die Elevation der MGs).
Decals:Bei diesem Bausatz sind keine Decals enthalten. Ihr könnt euch u.U. an „Black Lion Decals“ wenden. Diese haben einen Decal-Bogen für diese Freikorps Fahrzeuge in 1/72 im Programm. Auf Anfrage skalieren sie diese ebenfalls auf 1/56 hoch. (Hier habe ich auch meine Decals her. Die Version für Hedi mit dem Nummernschild habe ich zusätzlich in Auftrag gegeben.) Die Decals sind nicht 100%ig korrekt. Trotzdem sind sie recht gut und im Augenblick die beste Wahl. Es gibt noch einen australischen Anbieter auf Ebay, allerdings sind die Decals nicht korrekt skaliert und zudem sehr dick, was dazu führt, dass sie sich nicht richtig an die Nietenstruktur anfügen.
Im Augenblick plane ich, selbst Decals zu erstellen, die in Zukunft u.U. den Bausätzen beigelegt werden können.

Abb. 13) Der Schriftzug ist leider nicht 100%ig mittig. Hier müssten die Decals korrigiert werden.
Anleitung: Der Bausatz besitzt keine Anleitung. An sich benötigt er diese auch nicht. Trotzdem solltet darauf geachtet werden, welcher Turm in welche Kasematte kommt! Die Türme mit der halbrunden Aussparung gehören in die niedrigen Kasematten mit den abgerundeten Ecken. Die Türme mit den eckigen Aussparungen wiederum haben ihren Platz ein den Kasematten mit den Großen Öffnungen. (Schaut euch einfach hierzu die Bilder von meinem Modell an.)
Bei den Luken solltet ihr darauf achten, dass alle Sehschlitze nach oben gehören.
Zur Sicherheit schaut euch vorher Fotos der Fahrzeuge im Internet an. Diese helfen u.U. die verschiedenen Details zu ermitteln.

Abb. 14) Ansicht der linken Fahrzeugseite. Man beachte das unterschiedliche Design der Totenköpfe auf beiden Seiten.

Abb.15) Dachansicht mit den lamellenartigen Abdeckungen.
Preis:Das Modell kostet zurzeit 25,00 GBP. Dies ist für diesen 3D-Druck ein absoluter fairer Preis. Leider ist der Panzer nur beim Hersteller in Groß Britannien erhältlich. Weshalb noch die Transport- und Zollkosten für europäische Kunden auf den Preis des Modells entfallen.
Weitere Hinweise:Es wird zum Zusammenbau Zweikomponentenkleber oder besser Sekundenkleber benötigt.
Um verbogene/verzogene Resinteile zu korrigieren empfiehlt es sich die betroffenen Bauteile in eine Schüssel mit heißem Wasser ein paar Sekunden einzutauchen und dann Vorsichtig wieder in die korrekte Form zu biegen. Dies kann bei Bedarf beliebig wiederholt werden.
Man sollte zudem ein Bastelmesser zum Entgraten und etwas Sandpapier zum Abschleifen von Unebenheiten haben.
ACHTUNG! Bitte nur Draußen oder über einer Absaugvorrichtung schleifen! Resinstaub ist hoch gesundheitsschädlich und ist höchstwahrscheinlich krebserregend!
Abmessungen:Höhe: 6,1 cm
Breite: 5,5 cm
Länge: 12,8 cm
Zusammenfassung Bewertung:Maße (Maßstab): sehr gut
Detaillierung: sehr gut
Gussqualität/Druckqualität: gut
Passgenauigkeit: gut plus
Material (Qualität): sehr gut
Decals: - nicht vorhanden-
Anleitung: - nicht vorhanden -
Preis: gut