Ein spannendes Experiment bei dem ich ja auch involviert war. Aber ob diese Art der Kommandoabfrage nicht doch zu mehr (und evtl. auch zu viel) Eigenmächtigkeit führte, als historisch doch realistisch gewesen wäre? Der Verdacht beschleicht mich, wenn ich von den divergierenden Befehlen lese... Urteilen wir hinterher.
Quistello war ja keine rangierte Schlacht wie etwa Mollwitz oder sogar Leuthen - jeweils aus preußischer Sicht. Sondern es war ein Nachtangriff. Wir denken z.B. an Culodden, wo ein Nachtangriff und das mit einer ganz kleinen Armee völlig in die Hose ging und sich die Armee buchstäblich in der Dunkelheit verlief. Bei Colorno gibt es bei der ersten Phase der Schlacht dasselbe. Dadurch kommen sich dann Kolonnen gegenseitig in die Quere und halten sich auf. Etwas ähnliches war bei Quistello seitens Königseggs mindestens zu befürchten, wenn es nicht sogar eintraf. Wenn ich mich recht entsinne, hatte der Feldmarschall sogar einen noch überragenderen Sieg erhofft, statt "nur" 3.500 Gefangene. Vor allem die Kavalleriekolonnen ganz links kamen sich wohl mehrfach in die Quere.
Jetzt aber mal zur Schlacht.
Das österreichische Oberkommando setzte sich aus FM Königsegg und GFZM von Württemberg zusammen zwischen denen scheinbar eine gewisse Rivalität bestand.
Während Königsegg allen Befehlshabern Befehle erteilen konnte, durfte Württemberg nur vier Kolonnenchefs (Suckow, S.-Hildburghausen, Lanthieri und Walsegg) versuchen Befehle zu erteilen. Die beiden Oberbefehlshaber konnten die Bewegung ihrer Armee maßgeblich dadurch beeinflussen indem sie sich Kolonnen mit weniger motivierenden Befehlshabern anschlossen.
Drei Unterheerführer wurden von Spielern übernommen. Alle drei durften die ihnen unterstehenden Truppen dirigieren, wobei sie Instruktionen des Oberbefehlshabers beherzigen oder ignorieren konnten.
Ein markanter Unterschied war, dass Feldmarschallleutnant Neipperg 4, FML Sachsen-Hildburghausen 3 und der Befehlshaber des rechten Flügels Walsegg (dem Walseggs und Lanthieris Truppen unterstanden) nur 1 Nachricht versenden konnten, um sich mit dem Oberkommando oder untereinander abzustimmen.
Der Oberbefehlshaber schickte eine allgemein gehaltene Order an alle:
"Meine Herren!
Ich befehle ihnen ohnverzüglich den Feind, so sie ihn vor sich finden zu attaquieren und zu werfen, ehe er weiß, was über ihn kommt.
Generalfeldmarschall
von Königsegg
im Hauptquartier
13.ter September 1734"
Diese Nachricht kam bis auf einmal an. Die Ausfertigung an Sachsen-Hildburghausen wurde allerdings von Broglies Vorposten abgefangen und von einem Füsilier Schneider aus Colmar sodann Coigny übersetzt. Danach wurden die Reserven in Alarmbereitschaft versetzt. Beim ersten Artilleriefeuer durften sie sich bewegen [machte effektiv keinen Unterschied zum letzten Game, gab dem Spiel aber etwas mehr Würze].
Davon abgesehen beschränkte sich Königsegg auf eine Korrespondenz mit FML Graf von Neipperg, welche in der Folge größere Auswirkungen haben sollte.
Der Herzog von Württemberg wurde unterdessen krank. Sein Adjudant erlaubte sich allerdings einen Brief an Walsegg abgehen zu lassen, welcher den ganzen künftigen Ruhm für Sachsen-Hildburghausens Plänen dem Württemberger beirechnete. Fies, gell?
Württemberg begab sich von Sachsen-Hildburghausen zum rechten Flügel, verzichtete aber auf weitere Einmischungen. Er ignorierte allerdings Königseggs Befehl.
Neipperg verfasste einen besonders schönen Befehl, den ich euch nicht vorenthalten möchte.
„EURE EXCELLENZ,
eure Ordres habe ich erhalten und werde danach handeln.
Doch würden Eure Ecellenz erlauben, einen Alternativvorschlag in Erwägung zu ziehen:
Die Grenadiere meiner Kolonne können den befohlenen Ort angreifen und unsere Truppen vom Zentrum sekundieren.
Die beiden Füsiliere aber, würde ich in Eilmärschen auf die Läger der franz. Cavalleira und Infanterie auf unsere linkesten Flanke ansetzen. Sie sollten den Feind beim Campieren angreifen um ihn bestenfalls in seinen Bettstätten zu erschlagen.
Noch haben wir das Überraschungsmoment. Zeit ist zur Stunde unser größter Vorteil und ich würde es bedauern, diesen Vorteil zu verschwenden mit einem Angriff auf einen Ort, den wir mittels Masse über kurz oder lang sowieso nehmen werden.
In vorzüglicher Hochachtung
Neippberg, General" (Neippergs Diktat an den Adjudanten)
Sachsen-Hildburghausen verzichtete darauf großartig mit dem Oberkommando zu korrespondieren und verhielt sich eher, als wäre er selber der Oberbefehlshaber des ganzen Abschnitts zwischen Gadiella und Quistello und sandte klare Anweisungen an Suckow, Walsegg und sogar an Württemberg.
Ganz bezeichnend sein Brief an den Herzog von Württemberg:
"Ihro Hochfürstliche Durchlaucht dem
Herzog von Württemberg, Fürst des
Reiches, General-Feldzeugmeister
seiner Maj. Armée!
Mein unterthänigster Gruß vorab. Wir haben dem Feind einen Marsch gestohlen. Mit Ihro Excellence Anwesenheit werden wir gewiss die Trouppen umb so mehr dahin bringen eilig vorzurücken und den Gegner vom Feld zu werfen. Ich habe vom rechten Flügel die Zeitung, daß General von Bärnklau incommodiret und malade ist. Ich beschloß einen Adjudanten dorthin zu abzusenden, der besorgen wird, daß dennoch der Aufbruch stattfindet. Es mag seyn, daß eine Depeche ihrerseits an Herrn General von Bärnklau nur zu Verwirrung beytrüge, weshalb ich nicht unterlassen will sie zu ersuchen, ob es nicht möglich seyn kann, daß sich ihro Durchl. selbsten auf den rechten Flügel begeben möchten, umb unseren Sieg allda zu befördern?
Derweil continuire ich zu seyn ihro Durchl. ergebenster Diener
Joseph Friedrich
Herzog in Saxen
Mirandola 13ter Sept. 1734"
Man spricht offensichtlich auf Augenhöhe - Herzöge unter sich.
Tragischerweise wurde Walseggs einzige Mitteilung, ein Hilfeersuchen an Sachsen-Hildburghausen abgefangen. Immerhin verbaselte ein betrunkener französischer Husar den Brief. Aber auch ein Schreiben von Sachsen-Hildburghausen an Walsegg geriet in feindliche Hände und dieses bestimmte fortan zum Teil die Aktionen der Franzosen [wenngleich eher zum Schaden Coignys]. Das da lautete:
“Wohlgebohrener Herr, Herr General!
Ich will sie bitten mit aller Macht Quiestello anzugreifen und den Feind über den Haufen zu werfen. Wo dieß gelänge, wäre es mir gelegen, sie möchten geruhen die Brücke über die Secchia zu sichern und gegen jeden Gegenstoß zu demonstriren.
Ihr ganz getreuer
Herzog von Saxen-Hildburghausen
An der Secchia den 13ten September 1734.“
Walsegg war mangels brauchbarer Kenntnisse über die Absichten Sachsen-Hildburghausens reichlich verwirrt, was zu einem absolut seltsamen Schwenk all seiner Truppen gen Osten führte, da er vermeinte den anderen Österreichern Platz machen zu müssen.
Suckow als Nicht-Spieler-Charakter ließ ich in Ermangelung klarerer Anweisungen einfach Sachsen-Hildburghausens Instruktionen folgen. Der Ernestiner wünschte, dass FML Suckow vor allem die Brigade Dauphin überrannte, aber auch Gadiella einnahm [obwohl Königsegg dasselbe schon von Neipperg gewünscht hatte].
Ich vermutete, dass sämtliche übrige Kolonnenführer in Ermangelung klarerer Befehle einfach versuchten der allgemeinen Anweisung Königseggs zu folgen. Das stellte sich in der Folge als schwerer raus, als erwartet.
AUSTRIANS
CinC FM Königsegg (Dash.)
Württemberg (Dash.) – would not be replaced!
Move first for the first 3 turns!
1) Right Column : Prinz von Sachsen-Hildburghausen (Dash.) / FML Valparaiso (Dep.)
3 x grenadiers (small)
2 x fusiliers
2) Left Infantry Column: FML Neipperg (Dith.) / GFWM Colmenero (Dep.)
3 x grenadiers (small)
2 x fusiliers
1 x light artillery
3) Center Infantry Column : FML Suckow (Dash.)
2 x fusiliers
4) Cavalry column GFWM Graf von Waldeck (Dash.) – entering the table behind Suckows Column in turn 1, after Suckow moved – Waldeck killed on a 8-12
2 x Cuirassiers
5) FML Hohenembs (Dep.) / GFWM Sachsen-Gotha (Dith.) – entering behind Waldeck’s column in turn 2
2 x Dragoons
6) FML Czungenberger (Dep.) / GFWM Kavenagh – entering right along with Hohenembs’ Column in turn 2
2 x Hussars
2 x Cuirassiers
7) RIGHT WING INF. FML Graf Wallsegg (Dep.) / Obrist Grünne (Dep.) – can move in turn 2
1 x grenadiers
1 x fusiliers
1 x light artillery
8 ) RIGHT WING CAVALRY FML Lanthieri (Dep.) / GFWM Anhalt (Dep.) – can move in turn 3
2 x Dragoons
BP: 7
FRENCH & PIEDMONTESE
(French CinC can command, rally etc. French and the king the Piedmonteses)
CinC
Maréchal de Broglie (Dith.) – captured on a 8-12 – can move after he was attacked
Maréchal de Coigny (Dep.) - can be moved after first French shots
King Charles Emanuel (Dash.)
1) Right wing cavalry: GL Marquis de Bonas (Dep.) / GL de Châtillon (Dep.) – can be moved in turn 2
2 x cavalry
1 x hussars
2) Clermont-Tonerre: Brigade Dauphin: (Dith.)
2 x infantry (small)
3) La Trémoille: Brigade Champagne (Dith.)
2 x infantry (small)
4) Marq. De Contades: Brigade Auvergne (Dith.)
2 x infantry (small)
1 x light artillery
5) Marq. De Pezé: Brigade Roi (Dith.)
2 x infantry (small)
6) Detachement (Dep.)
1 x infantry
1 x medium artillery
7) Montauban: Brigade Picardie (Dith.) – can be moved in turn 2
2 x infantry (small)
8 ) Savoya (Dep.) Piedmont – can be moved after artilleryfire
3 x infantry
1 x grenadiers (small)
1 x light artillery
9) Aix (Dep.) Piedmont – can be moved after first artilleryfire
2 x cavalry
1 x dragoons
10) D’Harcourt (Dith.) – can be moved after artilleryfire
3 x cavalry
1 x dragoons (large)
BP : 5
Capturing Broglie counting as 1 Point lost!
Terrain
Quistello: heavy cover
Other villages: light cover
All rivers, channels etc. fordable except river Po