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  • 28. März 2024 - 19:26:43
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Autor Thema: Exotischer Spielbericht - FoG: Renaissance: Moghul Inder gg. koloniale Holländer  (Gelesen 1090 mal)

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Sorandir

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Es war die letzten Monate in unserem Spielerkreis immer mal wieder das Bedauern zu hören, dass man schon lange kein Field of Glory (FOG) im allgemeinen und die Renaissance-Variante im besonderen gespielt hat, u.a. auch angeregt durch den Meinungsaustausch hier im Forum bzgl. Art de la Guerre, DBA, Triumph und FOG.

Da sich derzeit Strand in noch halbwegs vertretbarer Schlagdistanz berufsbedingt aufhält, haben wir die Möglichkeit genutzt um endlich mal wieder FOG zu spielen.

Strand brachte seine fabelhaft bemalten 15mm Moghul-lnder mit und ich stellte koloniale Niederländer auf, die noch ein verbündetes indonesisches irreguläres Kontingent dabei hatten.

 

Aufbau:

Da wir ein ansprechendes Spielfeld haben wollten, baute ich den Spieltisch mit meinem Dschungel- /Fernost-Gelände vor dem Spiel auf. Wir sparten uns deshalb die Geländeplatzierungs-Prozedur von FOG und klärten nur vorher ab, welches Gelände was darstellt.

Da beide die gegnerische Armeeaufstellung nicht kannten, platzierten wir die Einheiten möglichst flexibel. Die kolonialen Holländer haben so gut wie keine Reiterei und deshalb machte ich mir Sorgen um beide Flankenzonen, die ich nicht adäquat besetzen konnte. Ich nahm deshalb möglichst viele Pike&Shot-Einheiten mit und verteilte sie über meine gesamte Linie, um überall was gegen Berittene zu haben.

Für das große Kontingent der alliierten indonesischen Warbands entschied ich mich für den Platz wo viel dichtes Gelände (Brush) lag. Auf der rechten Flanke wollte ich eher defensiv sein und nur die Heckenreihe (linear Obstacle) mit einigen Schützen besetzen. Es stellte sich aber heraus, dass auch die Inder dort nichts größeres vor hatten, da sie gegenüber nur ungeschützte Artillerie aufstellten.

Die Inder brachten zwei gute Reitereinheiten, dreimal Elefanten und ganze 5 Artilleriebatterien mit. Das Fussvolk waren im wesentlichen altmodische Bogenschützen.



Auch die Inder verteilten ihre guten Einheiten größtenteils über die ganze Linie, was mich schonmal erleichterte, da ich einen harten Schwerpunkt auf einer Flanke befürchtet hatte.



Feine Freehands auf den Sänften der Elefanten. Ein indischer Kommandeur auf Elefant ist in Begleitung seiner Jadekriegerinnen (Strand hat ein paar sehr nette Phantasie-Elemente in seiner Armee).


Das Gefecht:

Die Holländer hatten den 1 Spielzug. Ihre indonesischen Warbands sprinteten in die Deckung der Felder. Die europäische Infanterie formierte sich tief oder drückte sich um ihre Kanonen herum, da sie nicht abschätzen konnte, mit was sie rechnen musste und eher defensiv bleiben wollte. Die beiden mittleren Kanonen eröffneten das Feuer auf die Moghul-Reiterei und zwang sie auch sofort zu einem Moraltest, den diese aufgrund ihres inspirierendem Oberbefehlshabers aber problemlos bestanden. Trotzdem waren die Moghuln entsprechend aufgeschreckt, dass sie schnell Reiterei und Elefanten im Zentrum aus dem Schusswinkel der Artillerie bewegten.

Die wesentlich zahlreichere Artillerie der Inder traf nichts.

Die Inder bewegten dann doch Kavallerie, eine Einheit Bogenschützen und zwei Einheiten Elefanten auf meine linke Flanke.



Ich schickte zwei Pike&Shot-Einheiten dagegen und die wesentlich schwächere Reiterei der Indonesier, die aber nicht recht wusste, was sie gegen schwere Moghul-Reiter und Elefanten ausrichten sollte.





Eine der indonesischen Warbands verließ das schützende Gelände in dem Versuch, die indischen Bogenschützen zu erwischen. Diese gingen aber hinter einer langen Hecke (linear Obstacle) in Deckung, welche die Kampfvorteile meiner Warband negierte. Somit war die Einheit ziemlich nutzlos vor den generischen Reihen gestrandet und bald gefährlich exponiert, da es zu spät war, sie wieder zurückzuziehen. Die restliche lange Reihe der Inder blieb vollkommen statisch und verließ sich auf die nominell überlegene Feuerkraft ihrer schweren Artillerie, so dass die Holländer zögerlich beschlossen, dann halt doch in die Offensive zu gehen. Es dauerte einige Zeit, die defensive Aufstellung im Zentrum zu einem koordinierten Vormarsch umzuformieren.



Ganz rechts begannen meine beiden Schützeneinheiten schnell aus ihrer Hecke auf die vollkommen ungedeckte Artillerie der Inder zuzumarschieren und Strand schickte seine zentrale Einheit Elefanten...

Im Zentrum trieben zwei holländische Kommandanten ihre Infanterie zu Eilmärschen an und auch die beiden leichten Schiffsgeschütze wurden zur Feuerunterstützung schnellstmöglich nach Vorne gezerrt.



Zu ihrem überaus großen Glück, trafen die Inder mit ihren Kanonen weiterhin nur sehr wenig, obwohl der Vormarsch die ganze Zeit unter Beschuss lag.

Die exponierte indonesische Warband links wurde langsam von Elefanten und Moghul-Reitern eingekesselt und machte daher doch noch einen verzweifelten Angriff auf die Bogenschützen hinter der Hecke.



Der gelang wider alle Wahrscheinlichkeit mit Bravour und die Bogenschützen brachen schnell. Allerdings ließen sich die blutdürstigen Indonesier nicht mehr von der Verfolgung abhalten und liefen genau vor die Lanzenspitzen der herangalloppierenden Moghul-Reiter, welche die Warband dann auch überitten.


Das Ende einer indonesischen Warband: oben preschen die indischen Reiter heran.

Auf der linken Flanke kamen die beiden Elefanten immer weiter heran, aber es konnte nur eine der beiden Pike&Shot-Einheiten in Stellung gebracht werden, die zweite Einheit manövrierte etwas unentschlossen hinter der ersten herum.

Doch die Musketenschützen bewiesen die Durchschlagskraft ihrer großkalibrigen Feuerwaffen und trafen eine Elefanteneinheit voll. Strand legte beim Verlusttest die unglückliche 1 hin und die Elefanten waren Geschichte.



Die zweite Elefanteneinheit wurde anschließend in die Pike&Shot-Einheit getrieben. Diese erwiesen sich als äußerst zäh und wollten vor den Rüsseltieren über viele Runden nicht weichen. Plötzlich hatten auch die indonesischen Reiter ein Ziel. Sie begannen, vorsichtig in die Flanke der Elefanten zu manövrieren und griffen sie dann von der Seite an. Dass die Elefanten die scheuenden Pferde durcheinander brachten, fiel dann nicht mehr groß ins Gewicht und zusammen mit den Resten der dezimierten Pike&Shot-Einheit kämpften die indonesischen Kavalleristen die Elefanten nieder.

Die indische leichte Raketenartillerie rechts konnte immer noch nicht die anmarschierenden Holländer und Indonesier schwächen und wurde in einer kombinierten Salve erschossen. Das gab den dahinter stehenden indischen Elefanten die Gelegenheit, die niederländische Infanterie anzugreifen und niederzutrampeln. Die unterstützenden indonesischen Arkebusiere fielen den Elefanten zwar in die Flanke, konnten aber keinen Eindruck auf die Dickhäuter machen, die sich zudrehten. Der Nahkampf wogte hin und her.

Die Entscheidung fiel im Zentrum. Der großangelegte Vormarsch von indonesischen Warbands und holländischer Infanterie kam nahezu unversehrt an die Inder heran. Da die indischen Reiter auf der linken Flanke gebunden waren, konnten die alliierten Stammeskrieger eine schwere Geschützbatterie der Inder überrennen. Dann griffen sie zusammen mit alliierten Europäern indische Bogenschützen mit Artillerieunterstützung an und nahmen weitere Kanonen ein.



Im anschließenden Handgemenge mit den Bogenschützen konnte keine Seite Vorteile erringen, jedoch wurde der indonesische alliierte Befehlshaber erschlagen. Das ist normalerweise eine Katastrophe, da somit alle Indonesier nicht mehr sammeln können, hatte aber in dieser späten Phase der Schlacht keine größere Auswirkung mehr.

Um sich nicht im Offenen der schwereren europäischen Infanterie stellen zu müssen, rückte weiter rechts die zweite große Einheit indischer Bogenschützen in das Grasfeld, in dem zwei holländische Einheiten standen. Die Bogenschützen mussten ihren Beschuss auf beide Gegner verteilen, was uneffektiv war, während sie selbst kontinuierlich durch konzentriertes Musketenfeuer Opfer hatten.



Als sie nahe genug dran waren, griffen die beiden Niederländer die Bogenschützen an. Nicht zuletzt um dem Beschuss zu entgehen, den zwei indische Artilleriebatterien aus nächster Nähe permanent auf sie nieder gehen ließen (wenn auch ohne großen Erfolg).

Die zahlenmäßig unterlegenen Bogenschützen wehrten sich zunächst standhaft, wurden aber dann doch schwer ungeordnet.

Zusammen mit den verlorenen Elefanten und überrannten Kanonen reichte das aus, um die indische Armee zu brechen. Das Spiel endete 15:4 für die kolonialen Niederländer.

 
Nachbetrachtung:

Auch wenn das Ergebnis sehr eindeutig ausfällt, war der Ausgang der Schlacht lange Zeit ungewiss. Der niederländische Sieg kam vor allem dadurch zustande, dass die indische Beschusskraft mit der vielen Artillerie und Bogenschützen weit hinter ihren Möglichkeiten blieb und die gute Moghul-Reiterei kaum ein lohnendes Ziel im Offenen erreichen konnte.
Ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass der lange Vormarsch mit nur durchschnittlicher Infanterie gegen so viele Bogenschützen und Kanonen so gut angekommen ist.
Die Elefanten haben, trotz guter Faktoren, nur vergleichsweise wenig Schaden angerichtet, sind aber aufgrund ihrer kleinen Einheitengröße auch schnell verloren gegangen.

Trotzdem war es ein sehr spannendes und unterhaltsames Spiel und wir waren uns beide einig, dass FoG(R) für uns das beste Rank&File-Regelwerk ist, welches wir kennen :-)

Einige Fotos mehr gibt es hier:
http://www.kurpfalz-feldherren.de/fotogalerie/spielbericht-renaissance-moghul-inder-gegen-koloniale-niederl%C3%A4nder
« Letzte Änderung: 08. September 2020 - 13:21:45 von Sorandir »
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Driscoles

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Elefantenmörder !  ;)

Abgesehen von diesem Frevel ein sehr schöner Bericht mit tollen Fotos von vielen klasse bemalten Figuren!

Gruß
Björn
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alabastero

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Echt super Spielbericht von einem eher selten gesehenen Schauplatz. Da macht es umso mehr Spaß zu schmökern...
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gwyndor

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Sehr schöner Spielbericht und ein nicht ganz untypischer Ausgang für Strands Inder: Malen kann er, aber gut würfeln kann er nicht... ;) :)
Mehr davon!
Gruß Gwyndor
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\"My Lord, I have a cunning plan!\"

Pappenheimer

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Moghul Inder gg. koloniale Holländer
« Antwort #4 am: 28. September 2020 - 15:17:34 »

Das ist mal so richtig was für mich - ein Konflikt, den keener kennt.

Super Thema, Minis usw.. Macht wie immer höllisch Spaß Deinen Abenteuern zu folgen (erinnert mich irgendwie an diese Einsteigertipps: orientiere Dich daran, was in Deinem Umkreis gespielt wird und so  ;D ).
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