Freiwillige Jäger und reguläre Jäger waren trotz derselben Bezeichnung zwei ganz verschiedene Sachen. Wir sind heute gewohnt auf den Truppentyp zu schauen. Damals stand aber der Status im Vordergrund.
Die Jäger hatten ein höheres gesellschaftliches Ansehen. Und das sollte auch den Freiwilligen zukommen. FdG hatte ja über den Dienst die schnellere Verwendung im Staatsdienst in Aussicht gestellt -ein kleines soziales Ventil, da die Regelung als gerecht empfunden wurde- und die berittenen Jäger waren ja sowieso ein Adelsklübchen. Demgegenüber galten die anderen Soldaten vielen eher als Bodensatz der Gesellschaft. Sie konnten sich durch den Sold allein nicht ernähren und waren nach der Dienstzeit sehr oft auf Almosen angewiesen, also für viele Protestanten durch Gott gestrafte Parier. Die offizielle Staatsideologie sah das zwar anders, aber Preußen schrieb seinen Bewohnern bekanntlich weder Gedanken noch Religion vor. Die Möglichkeit als Jäger zu dienen machte den Dienst als einfacher Soldat für viele überhaupt erst denkbar. Da stand also klar das Ansehen im Vordergrund. Preußen hatte nämlich auch das Problem, dass mittlerweile viele Schichten vom Militärdienst befreit waren und der Militärdienst immer noch als lebenslänglicher gesehen wurde. Also wurde zur Lösung der nur für den Krieg verpflichtete Freiwillige Jäger geschaffen. Bekanntlich wurde die Aufhebung der Befreiungen für den Militärdienst erst spät beschlossen, da sich die Regierung auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen sah und kein böses Blut wecken wollte. Es spielten also auch politische Gründe hinein, den Jägerstatus an die Freiwilligen zu vergeben.
Und damit hatte der Staat einen durchschlagenden Erfolg. Nicht nur die vom Militärdienst befreiten, sondern sogar hauptsächlich dienstpflichtige meldeten sich als Freiwillige Jäger. Manche Städte und Kommunen rüsteten gar einige ihrer Bürger aus, um ihnen diesen Dienst zu ermöglichen. Als hier im benachbarten Salzkotten Landwehr aufgestellt wurde, aber keine Ausrüstung geliefert wurde, brachte die Bevölkerung des Amtes binnen Wochenfrist das Fehlende zusammen. (Ein Teil des Amtes gehörte noch zum westfälischen Leinenanbaugebiet und auf den heute verschwundenen Heidegebieten gab es viele Schafe.) Auch für die Abteilung Freiwilliger Jäger. Nach mündlicher Überlieferung wurde, als nicht genügend Männer das Geld zahlen konnten, gelost, wer noch in Grün marschieren durfte. Nach modernen Schätzungen (viele Listen sind leider verloren) gab es über 25.000 Freiwillige Jäger und nur 3 bis 5.000 davon gehörten den vom Dienst befreiten und eigentlich "jägerberechtigten" Kreisen an. Schließlich war dies die erste Möglichkeit für Juden, in Preußen Militärdienst zu leisten. Allerdings wurden sie später wieder aus der Armee entfernt, auch wenn sie befördert oder ausgezeichnet worden waren.
Die regulären Truppen hatten gemischte Gefühle bezüglich der Jäger. Klar, man fühlte sich gegenüber unerfahrenen Rekruten zurückgesetzt, aber Disziplin, Ausdauer und Erfahrung stellen sich ja tatsächlich nicht auf Kommando ein.
Wegen all dieser Zusammenhänge sehe ich auch den Freiwilligen Jäger im Sinne der neuen Rechtschreibung als stehenden Begriff.
Was das Kaliber angeht, war das 1813 nicht mehr so einfach wie 1618. Gewiss, jemand konnte Kartuschen mitbringen. Aber nach je nach Feuergeschwindigkeit waren die, wenn es wirklich mal hart auf hart ging, in fünf bis fünfzehn Minuten aufgebraucht. Denn die Taschen fasten ja nur 20 bis 24 Stück. Doch schon nach 12 Schuss, also möglichst nach 5 Minuten sollte Ersatz kommen, verteilt von den schließenden Unteroffizieren. Und die haben bestimmt nicht erst mal nach den Kartuschen des Freiwilligen Jägers xyz gesucht.
Was die Vorschriften angeht, finden sich durchaus Briefe von Kommandeuren, die beschreiben, was sie akzeptieren mussten. Bei denen, die mir in Erinnerung sind, geht es aber mehr um die Sensation, wenn etwa beim Alter der Seitengewehre übertrieben wird. Es gab mehrere Verordnungen hinsichtlich der Freiwilligen Jäger. Ich kann nicht sagen, ob alle von Scharnhorst stammen, was aber durchaus sein kann. Ich begebe mich mal auf die Suche nach dem Wortlaut hinsichtlich Uniform und Ausrüstung. Das kann aber etwas dauern.
Noch drei Anmerkungen:
Die Freiwilligen Jäger von 1813 wurden natürlich 1814 entlassen und bei denen von 1815 funktionierte einiges anders. So wird z.B. die Uniform mehr den Vorschriften entsprochen haben.
1813 war tatsächlich angedacht, sie beweglicher und für die Aufklärung einzusetzen. Dem stand aber dann ganz praktisch die mangelnde Ausbildung und die mangelnde Erfahrung entgegen. Schon bei normalen Märschen waren sie anfangs eine Behinderung.
Schließlich ist auch zu bedenken, dass sie ihre Schusswaffen in der Regel vom Staat kauften. Schon damals kam der Privatmann ja nicht mehr so leicht an Militärwaffen, auch wenn Klingenwaffen, insbesondere Hirschfänger, sicher noch leicht zu erlangen waren. Es dürfte sogar, wie wohl zu allen Zeiten, günstiger gewesen sein, Uniform und Ausrüstung vom Staat (oder in früheren Zeiten Regiment) zu kaufen.