Sweetwater Forum

Sweetwater Forum

  • 28. März 2024 - 11:01:39
  • Willkommen Gast
Erweiterte Suche  

Neuigkeiten:

Autor Thema: Österreicher Landwehr - Ich hab da mal eine Frage...  (Gelesen 1090 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Sir Leon

  • Bürger
  • ****
  • Beiträge: 1.054
    • 0
Österreicher Landwehr - Ich hab da mal eine Frage...
« am: 26. Dezember 2020 - 21:24:45 »

Hallo zusammen,

ich bin nun auch irgendwie ins Napoleonische geschlittert. Hatte es zwar vor 2 Jahren schonmal versucht, das ging schief, aber ich will einfach auch mal Massenschlachten mit echter Kavallerie (also nicht mit amerikanischer).

Jetzt plane ich gerade meine Sammlung etwas durch und finde zur Landwehr der Österreicher einfach nicht die ausreichenden Informationen. Daher hoffe ich, dass ihr mir da helfen könnt.
Es geht um das Jahr 1813, also die Befreiungskriege. Wenn ich das richtig verstanden habe, wurden da einige Landwehr-Bataillone den Linienregimentern als 4. Bataillon angegliedert. Dann - soweit ich weiß - wurden entsprechend die Landwehr-Uniform modifiziert. Die bekamen die Aufschläge (also, was die Engländer so Facings nenenn...) des Linienregiments. Soweit so klar, aber jetzt trugen ja die Landwehrregimenter sehr unterschiedliche Uniformen.
Wie finde ich denn jetzt raus, ob einem Regiment meinetwegen die Landwehr aus Kärnten, Salzburg oder Böhmen zugeteilt wurde? Irgendwie erscheint mir da die Quellenlage etwas dünn (oder ich wurde noch nicht fündig).

Dann waren ja Österreicher Bataillone sehr groß. Die der Landwehr ja anscheinend auch. Die hatten aber ja keine Grenadiere sondern zwei Kompanien Scharfschützen oder Jäger. Wurden die vor der Schlacht als Kundschafter vom Bataillon abgespalten oder blieben die während der Schlacht bei dem Bataillon dabei?


Das war es erst einmal, evtl. kommen da aber noch ein paar Unklarheiten...  Vielen Dank schon einmal im Voraus. :)
Gespeichert

Riothamus

  • König
  • *****
  • Beiträge: 6.343
    • 0
Re: Österreicher Landwehr - Ich hab da mal eine Frage...
« Antwort #1 am: 27. Dezember 2020 - 10:13:13 »

Die Landwehren waren 1809 aufgelöst und 1813 bei den Regimentern neu gebildet worden. Nach dem Scheitern der Verhandlungen am 10. August. (Im Juli gab es noch ca. 50.000 der alten Landwehrmänner, allerdings nicht beim Militär, wenn meine Literatur zuverlässig ist.) Die Vergrößerung der Armee bis Jahresende von ca. 125.000 auf 550.000 Mann ist damit ähnlich beeindruckend wie der Aufbau der Preußischen in der ersten Jahreshälfte. 

Danach -das habe ich aber nur dunkel im Kopf- sollten sie 1813 entsprechend der deutschen Regimenter, bzw. bei den ungarischen blau uniformiert gewesen sein.

Keine Kundschafter. Für das Schützengefecht wurden Paare aus der Formation herausgezogen, um als Schützenlinie das Bataillon zu decken und den Feind durch Nadelstiche zu beunruhigen. So etwas wie moderne Plänkler. Meist blieb ein Teil der Tirailleure an beiden Flanken auf halbem Weg zum Bataillon in Formation um einen Rückzugspunkt und Ablösung zu bieten ("Soutien"). Die Schützenlinie zog sich, sobald sich die Einheiten näher kamen, in die Formation zurück, um den Angriff mitzumachen. Alternativ konnten sie den Raum zwischen den Bataillonen füllen. Sie gehörten also die ganze Zeit zum Bataillon. Das war aber bei allen Nationen etwas verschieden ausgeprägt. In Preußen, Rußland und Österreich standen die Tirailleure im dritten Glied. In England, Frankreich und den Armeen nach Französischem Vorbild an den Flanken. Es war auch unterschiedlich, ob sie eigene Kompanien bildeten oder normalen Kompanien zugeordnet waren und dann nur im Gefecht eine besondere Rolle spielten.

Die Scharfschützen bei den Österreichern wurden aber zum Teil schon ähnlich wie heutige Scharfschützen eingesetzt. Besonders gefürchtet waren sie, wenn sie mit der Windbüchse, einem Luftgewehr mit Magazin für 20 Schuss und Luft-Kartusche für 30 Schuss und 2 Ersatzkartuschen ausgerüstet waren. Napoleon hat als Belohnung für die Ausschaltung oder Gefangennahme eines solchen Schützen den Gegenwert eines mittleren Landguts ausgelobt. Ich kann über die Verteilung in den Einheiten nichts sagen, aber sie wurde wohl von 1780 bis 1814 eingesetzt.
« Letzte Änderung: 27. Dezember 2020 - 10:15:30 von Riothamus »
Gespeichert
Gruß

Riothamus

D.J.

  • Bürger
  • ****
  • Beiträge: 2.012
Re: Österreicher Landwehr - Ich hab da mal eine Frage...
« Antwort #2 am: 27. Dezember 2020 - 12:02:58 »

Windbüchse? Das klingt interessant und das werde ich mal googeln müssen!
Es kann nämlich sein, dass nächstes Jahr ein paar Österreicher (und eventuell Bayern) bei mir dazu kommen.
Klasse, was man hier an "Knowledge-to-go" nebenher mitnehmen kann  :D
Gespeichert
Wer Kölsch trinkt, verliert die Kontrolle über sein Leben

Riothamus

  • König
  • *****
  • Beiträge: 6.343
    • 0
Re: Österreicher Landwehr - Ich hab da mal eine Frage...
« Antwort #3 am: 27. Dezember 2020 - 13:32:54 »

Bitte sehr, D.J.: https://de.wikipedia.org/wiki/Windb%C3%BCchse

Die Girandoni-Version haben die Österreicher verwendet und eine solche ist auch auf dem Foto. Die Kartusche ist gleichzeitig der Kolben.
Gespeichert
Gruß

Riothamus

Decebalus

  • Bürger
  • ****
  • Beiträge: 2.413
    • 0
Re: Österreicher Landwehr - Ich hab da mal eine Frage...
« Antwort #4 am: 28. Dezember 2020 - 00:34:09 »

Rio hat das gut zusammengefasst. Hier nochmal die Wargamer-Fassung:
- Die verschiedenen Uniformen, die Du kennst (für die Steiermark usw.) sind von 1809, also für 1813 uninteressant.
- 1813 gab es eine graue Uniform mit Corse-Hut und Aufschlägen in den Farben des Regiments, dem das Landwehr-Bataillon zugeordnet war.


Hier die linke Figur.
Gespeichert

D.J.

  • Bürger
  • ****
  • Beiträge: 2.012
Re: Österreicher Landwehr - Ich hab da mal eine Frage...
« Antwort #5 am: 28. Dezember 2020 - 07:38:25 »

@Riothamus
Danke dir für den Link :) Unglaublich, was es damals schon alles gab! 150 Meter Reichweite mit dem ersten Schuss ...
 :o
Gespeichert
Wer Kölsch trinkt, verliert die Kontrolle über sein Leben