Epochen > Frühes Mittelalter bis zur Renaissance
Ausgehobene Bauern / "Levy" 28mm
Sunzi:
Ja, das ist natürlich das Schöne, dass man sich da querbeet bedienen kann. Bezüglich der Sensen: ich kannte das aus Darstellungen zum Bauernkrieg, waren das einfach spätere - nunr stabilere - Modelle oder ist die "Kriegssense" nur eine romantische Erfindung?
Ich lese gerade ein bisschen durch die Osprey Bände. Dort werden Levy, Shire Levy und Fyrd teilweise als mit Schild und Speer oder Axt bewaffnet bezeichnet. Schottische Einheiten generell schlechter ausgerüstet, aber oft mit Hirnhaube dargestellt.
Riothamus:
Die Kriegssense ist eine eigens geschmiedete Waffe, keine umgeschmiedete Sense. Und sie wurden wohl auf die hinteren Reihen verteilt genutzt, um die vorderen durch schnelle Schnitte und Stiche zu unterstützen.
(Hast du mal eine richtige Sense in der Hand gehalten? Das sind für die damaligen Verhältnisse Präzisionsinstrumente. So eine 'umzuschmieden' wäre ein großer Verlust. Ich habe mich hier im Forum, glaube ich mal anders geäußert. Der hier gegebene Hinweis hat mich aber überzeugt, schließlich habe ich mal -in meiner Jugend, keine Ahnung, ob ich das noch kann- gelernt, mit solchem Werkzeug umzugehen.)
In England gab es Vorschriften, wer welche Waffen zu halten hatte. Die Könige brachten es zwar dahin, dass statt Wehrdienst Steuern geleistet wurden, die Pflicht zum Waffenbesitz wurde aber beibehalten: So konnten auch die Strafgelder kassiert werden.
Die genauen Bestimmungen sind bei Delbrück nachzulesen. Der Mittelalterband sollte leicht online zu finden sein.
Davon sind aber die älteren Aufgebote wie der Fyrd zu unterscheiden, als noch jeder Stammesgenosse Krieger war. An einem Ende dies, am anderen das oben Angedeutete. Im Gegensatz zu modernen Armeen, die sich nach terminierten Verordnungen richten, haben wir es da fast immer mit allmählichen Entwicklungen zu tun.
Du kannst auch noch nach Frankreich schauen, wo es eine Art von bäuerlichen Selbsthilfegruppen gab. Nachzulesen etwa bei Georges Duby, Der Sonntag von Bouvines 27. Juli 1214, das sowieso das Buch ist, wenn man an diese Zeit angelehnten Fantasyrittern ein wenig mehr aus der Historie mitgeben will. Es ist natürlich auf Frankreich zentriert, aber damals begann gerade eine Phase, in der man sich kulturell dorthin orientierte, auch wenn die kulturelle Bedeutung einiger Gegenden Deutschlands und Burgunds erst 40 Jahre später mit der kaiserlosen Zeit verschwand. Die Zukunft warf eben schon ihre Schatten voraus, wie es schon früher formuliert wurde. Übrigens war das auch ein Ansatzpunkt, die kaiserlose Zeit gleichsam als dunkles Loch der mittelalterlichen Geschichte zu relativieren: Viele 'Handlungsstränge' begannen lange vorher, um mal ein Bild der modernen Belletristik zu verwenden.
Es gibt da noch andere Beispiele, aber der Sachsenspiegel liegt eben für uns nahe und irgendwie musste ich mich beschränken. Duby dürfte sich aber für dich eher lohnen als viele Ospreys: Keine bunten Bilder, aber dafür ein Gemälde der kriegerischen Zustände und der damit zusammenhägenden Kultur jener Zeit. Duby brachte in seinen Werken meist alle Apekte einer Zeit - auch Wirtschaft und sozialer Aufbau - zusammen. Er gehörte zu den Historikern, die den Historismus durch andere Ansätze ersetzten. Bei ihm war es die Einbindung in die und die Bindung an die Gesellschaft, was einen ganzheitlichen Ansatz bedingte, wie er ihn in dem genannten Werk auf 192 Seiten großartig vorführte. Von der Sprache her ist es eher gehobene Literatur als Fachsprache, weshalb er sich auch besser verkaufte als viele andere Historiker.
Ach ja, Kopfschutz: Hirnhauben und ähnliche Sachen wurden oft unter der Kopfbedeckung getragen, schon weil sie so in der Sonne nicht heiß wurden. Das macht es Historikern oft schwer, Aussagen dazu zu treffen, weil sie auf Abbildungen -oft die einzigen Quellen- nicht zu sehen sind.
Sunzi:
Danke, alles sehr spannend. Das mit der Sense macht Sinn. Ich habe mal eine anfassen fürfen. Die steilen Hänge meiner Heimat waren nicht anders zu bearbeiten. Aber mit dem Tot der letzten Bauern macht das dort auch niemand mehr.
Ich muss nochmal mit deinen Angaben recherchieren. Bist du Historiker oder machst du das nur wegen dem Hobby? :D
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