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Verändert der 3D-Druck unser Hobby, zerstört er es etwa sogar?

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headbert:
Hi Community,
mich würde einmal interessieren, wie eure Meinungen zu dem Thema 3D-Druck sind. Ist es ein Segen für unser Hobby, oder eher das Einläuten des Untergangs? Seit die Resin Drucker nicht mehr so teuer sind und ein recht gutes Preis/Leistungsverhältnis aufweisen , wie ich finde , spriesen auf den bekannten Plattformen immer mehr Designer aus dem Boden. Auch die Qualität solcher Designs wird immer besser. Daher mache ich mir schon einige Gedanken , wie es mit dem Hobby in den nächsten Jahren weiter geht. Ich bin der Meinung, das es nicht mehr lange dauert und es immer weniger Firmen geben wird, die Figuren und evtl. auch Gelände für Tabletop auf den Markt bringt. Und Unternehmen die nur Regelwerke auf den Markt bringen, wird es wohl nicht geben, da sich das nicht Lohnen wird. Der meiste Umsatz wird, so denke ich,  doch durch Bausätze erwirtschaftet.
Wie seht ihr das? Habt ihr evtl. auch schon einen, oder mehrere Drucker zu Hause?

D.J.:
Eine sehr interessante Frage.
Für mich persönlich sind sie keine Konkurrenz zu den üblichen Herstellern, denn die Kosten / Nutzenrechnung geht für mich persönlich als Endkonsument einfach nicht auf.

Kostenseite Drucker:
- Gerät
- Software
- Einarbeitungszeit
- Filamente
- Fehldrucke
- Rechnerzeit (in der man ihn schlecht für anderes nutzen kann)
- Druckdaten (müssen gekauft werden)

Nutzen Drucker:
- halbwegs individuelle Figuren
- Gelände nach Maß
- ???

Altmodischer Kauf Nutzen:
- Zeitersparnis durch mangelnde Fehldrucke
- keine Kosten jensiets von Porto und normalen Kauf
- Man trifft sich oftmals im Laden um auch 'nen Plausch zu halten
- Meist auch Beratung / Befingern des Materials, das man kaufen mag
- feste Preise ohne fiese Überraschungen (ohne jetzt auf Zoll und Berexit einzugehen, ich bestelle Germany only)

Nachteile altmodischer Kauf:
- nicht immer alles lieferbar
- Paketboten die gerade Null Bock auf Job haben
- ... hm ... mehr fällt mir da gerade nicht ein

Im Großen und Ganzen ist der der 3D-Druck meiner Meinung nach eine Ergänzung unseres Hobbys, aber weder Untergang noch die Wachablösung für "herkömmliche" Käufe. Solange es keine Replikatoren gibt, die mit leisen Geräuschen und innerhalb von Sekunden das Gewünschte herstellen (oder auch wieder recyclen) sehe ich 3D-Druck eher als Spielerei für Experten an, die weniger spielen, als lieber malen und basteln (oder rendern?) mögen.
Alle anderen, die lieber spielen und malen dürfte alleine der Zeitaufwaufwand teilweise schon zu hoch sein, von den monetären Kosten, die ja auch trotz Hobby irgendwie wieder eingespielt werden wollen, zu hoch sein.
Ist aber wie gesagt nur meine persönliche Sicht der Dinge.

Wellington:
Genausowenig wie die Plastikbausätze die Zinnfiguren obsolete gemacht haben, wird der Drucker diesen Effekt haben. Zumal es viel Zeit und Erfahrung benötigt was vernünftig zu drucken, wie ich immer wieder bei meinen Druckerfreunden beobachte. Allein deshalb werden viele Leute weiter bei ihren Zinn- ind Plastik Minis bleiben.

Aber es ist eine super Ergänzung zu den bestehenden Möglichkeiten.
Und ich sehe die Vielfalt waschen. Statt wengier Firmen mehr! Den einzigen Koncentrationsprozess, den man immer wieder mal sieht, hat mir mal ein englischer Hersteller erklärt: Was als Garagenklitsche anfängt, steht irgendwann an dem Punkt, dass das Geschäft zu klein damit man ohne richtige Arbeit machen kann, aber zu erfolgreich als dass es neben der Arbeit weitergemacht werden kann. Dann verkauft man entweder an jemanden der es weiter entwickelt oder man kauft selber ein damit man es hauptberuflicht machen kann.
So eine Bereinigung, verstärkt durch Brexit wird sicher wieder kommen, aber das ist unabhängig von der Drucktechnik.
 

tattergreis:
Reden wir von der Zukunft in 5, 10 oder 50 Jahren?

Die Drucker werden immer besser, man kann also immer billiger und flexibler herstellen. meines Erachtens wird es immer irgendwelche nerds geben, die irgendwelchen TTlern dieses Hobby ermöglichen werden. 

Wir sind eine Nische und werden niemals mehr als eine Nische sein. Mit persönlichen Engagement kann man gegen Konkurrenz wie Computerspiele, Netflix und synthetische Drogen bestehen. Man braucht kein Fertiggelände für TT, Mitspieler sind m.E. das Problem.

JensN:

Ich denke nicht, dass mittelfristig die klassischen Modellbausätze / Figuren verschwinden werden. Es wird ein Nebeneinander geben.
Natürlich ist der Zuwachs von Anbietern im 3D Druckbereich dem erhöhten Interesse von Wargamern und Modellbauern an 3D Druckern geschuldet.
Immer mehr trauen sich. Die Kosten für gute 3D Drucker sind gefallen. Nachdem man sich mit der Technik ein wenig auseinander gesetzt hat, geht das Drucken auch problemlos von statten.

Die viel gescholtenen Fehldrucke bewerte ich in gleichem Maße wie: "meine Farben sind eingetrocknet, so ein Mist ...."

Natürlich muss man für sich entscheiden, ob man für die Anschaffung eines Druckers das Geld ausgeben will. Eine Kosten/Nutzen Rechnung ist nur in dem Fall gerechtfertigt (bei z.B. FDM Druckern für das Drucken von Gebäuden) wenn man eine grosse Vielfalt von Gebäuden, sei es thematisch oder maßstabübergreifend haben will.


Wer z.B. La Haye Sainte aus Waterloo von Waterloo, über Aspern/Essling bis hin zur Normandie oder den Ardennen einsetzt, für den ist das nix...
Wer allerdings Gebäude-Poweruser ist, also für jeden Anlass das passende Gebäude auf der Spielplatte haben möchte, rechnet es sich durchaus.

Die inzwischen sehr günstigen Resindrucker für den Einsatz von Figurendruck, machen auch dieses Segment sehr attraktiv. Je mehr diese Drucker in der Community zum Einsatz kommen, desto mehr (gute !!) Designer werden Figuren auf den Markt bringen. Inzwischen gibt es aus meiner Sicht wunderschöne Sets und es wird mehr kommen ...


Aus Produzentensicht kann ich nur sagen, 3D Druck ist ein Segen. Da ich ja die klassiche Produktion mit Resinmodellen lange Jahre betrieben habe, kann ich für mich bescheinigen, die Möglichkeiten des Designs sind besser. Auch Variantenreichtum und ggf. Nischenthemen geht man beherzter an. Wo man früher überlegen musste, ob man Mastermodelle baut, daraus Silikonformen herstellt und auf Vorrat abgiesst, kann man auch schon mal einen Flop basteln. Da steckt dann "nur" Konstruktionsarbeit drin und keine weiteren Nachfolgearbeiten.


Wie gesagt, Firmen oder One Man Shows - ob nun Figuren- oder Zubehörhersteller - verschwinden nicht vom Markt weil es 3D Druck gibt, sondern weil sie einfach kacke sind  oder die Nachfrage nicht da ist.

Die Frage ob das eine aufhört zu existieren, weil das andere da ist, sehe ich eher philosophisch.


Was allerdings der größte Vorteil für mich ist. Die Frage "gibts das auch in 15mm", kann ich in jedem Fall mit "JA" beantworten :)

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