Es gibt auf dem Sweetwater die schöne Tradition, dass im Sommer irgendein Thema wild diskutiert wird. So etwas der Sommeraufreger. Meistens hat das Frank bauer angestossen, aber ich finde dein Beitrag ist dafür doch ganz brauchbar.
Im folgenden also einige Anmerkungen und einge Kritik. Alles bitte mit Spaß nehmen.
"Irgendwie scheint es wirklich so zu sein, dass Napoleon immer nur eine Alternative zulässt.
Entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn.
Irgendwas zwischendrin scheint es tatsächlich nicht zu geben.
Das gilt tatsächlich auch fürs Tabletop."
Ich glaube ja, dass hat einfach soziologische Gründe. Napoleonisches Wargaming hat den tiefsten historischen Hintergrund und benötigt das umfangreichste Uniform-Wissen. Daher zieht es nun mal besonders Experten, Nerds und Spezis an. Und das führt wiederum zur Abwehr: Mit denen will man nichts zu tun haben. Ich glaube, mit der Person Napoleon hat das wenig zu tun.
"Viele Begeisterte behaupten immer wieder, dass napoleonisches Tabletop nur im Großen geht.
Also mit ganz vielen Minis, in epischen Schlachten, am besten in 15 mm oder sogar in 6 mm."
Ich empfehle mehr Sweetwater zu lesen. Die größten Schlachten, die hier präsentiert werden, sind von Davout (20mm) und Dirk Tietten (28mm) und ab und zu meine Wenigkeit (ebenfalls 28mm).
"Die großen Schlachten prägten diese Epoche. Marengo, [usw. ...] Viele Wargamer wollen das unbedingt nachspielen.
Dies ist jetzt beispielsweise für mich der Horror.
Solche Spiele dauern stundenlang, und sind für Menschen wie mich, total ermüdend."
Genau. Wenn Davout mit etwa 60 Basen für beide Seiten ganz Waterloo spielt, dann bist Du mit Deinen etwa 200 einzelbasierten Figuren auf Deinen Fotos bestimmt viel schneller und weniger ermüdet.
"... können wir da nicht mal ein Skirmish spielen?
Das ist doch eigentlich DIE Alternative zur Massenschlacht. ...
Ich liebe Skirmishspiele und bin auch der Meinung, dass es gerade für die napoleonische Epoche auch prima passt.
... Nicht weiter verwunderlich, dass ich meine ersten Napos einzelbasiert habe, eben für solche Skirmish Gefechte.
... Die Franzosen sehen sie in diesem Bericht."
So meine Hauptkritik: Du macht die Unterscheidung zwischen großtaktisch und skirmish Spielen auf. Tatsächlich gibt es aber für napoleonisch (und eigentlich jede andere Epoche) vier Größen:
Großtaktisch: Einheit = Brigade (meistens 6mm-15mm), z.B. Blücher
Taktisch: Einheit = Bataillon (15mm-28mm), z.B. Black Powder
Gruppenskirmish: Einheit = so ein Haufen Modelle, der nichts richtig darstellt, z.B. 40k (Witz!), naja wohl Sharpe Practice.
Einzel-Skirmish: Einheit = Einzelfigur, z.B. Songs of Drums and Shako.
Von diesen sind, so meine Einschätzung die langwierigsten tatsächlich (je nach Regelwerk) Taktisch und Gruppenskirmish. Einfach, weil da die Tendenz zu immer mehr auf dem Tisch riesengroß ist.
Großtaktisch ist meistens eher flott, weil man garnicht soviele Brigaden hat.
Einzel-Skirmish mit vielleicht 12 Einzelfiguren ist natürlich erst recht flott (und mit 90*90cm Tisch auch überschaubar).
Dein einzelbasiertes Gruppenskirmish ist jetzt für mich (also aus meiner Sicht und völlig parteiisch) aus mehreren Gründen ein Apltraum:
1. Skirmish ist halt immer das gleiche. Ob jetzt Sharpe 1812 die Jungfrau aus den Händen des französischen Oberst rettet oder der britische Fallschirmjäger 1944 das Dokument aus den Händen des deutschen Oberst stehlen muß, ist vom spielerischen fast gleich. Ja, mit Spaß und Atmosphäre funktioniert das, aber warum nicht einfach die sowieso (und mit gutem Grund) einzelbasierten WW2 Figuren nehmen.
2. Da ist gar nichts schneller. Einzelbasierung ist einfach bewegungstechnisch total nervig. Und ja, ich weiß: in der Zeit wo andere Spieler eine weitere Armee anmalen, kann man sich hinsetzen und irgendein kompliziertes System (meistens mit Magneten) basteln, damit von dem Movement-Tray meistens nur 3 Figuren abstürzen und nicht 15. (Hab ich alles bei WAB mitgemacht.)
3. Und dann braucht man das nicht mal! Bei allen Gruppen-Skirmishs und sowieso allen Einzel-Skirmishs braucht man eigentlich nur relativ wenige einzelbasierte Figuren. Sharpe-Practice hat z.B. auch Formationen, für die man problemlos Multi-Basen nehmen kann. Also braucht man vielleicht 20 Einzelfiguren und die kann man für taktische Regeln als Skirmisher benutzen. Beide Welten gehen!
Es ist schön, dass jeder Wargamer sowieso macht, was er will. Ne' Runde rumdissen ist auch nett! Danke für die Möglichkeit.