Populärwissenschaftliche Werke nach wissenschaftlichen Standards zu zerreißen ist ein alter, schändlicher Sport (
), zumal wenn eine schüttere Quellenlage zu Spekulationen zwingt. Der freundliche Blickwinkel ist etwas, was schon seit den 60ern immer wieder gefordert wurde: Normalerweise wird er aus Blickwinkel der Römer betrachtet. Aber ja, als populärwissenschaftliches Werk schießt es über das Ziel hinaus.
Nun, hin oder her, ist immer noch Théodore Reinach, Mithradates Eupator, König von Pontos, Paris 1890, dt.: Leipzig 1895, ND Hildesheim 1975 das Standardwerk. Und das wird wohl auch noch länger so bleiben, u.a. eben wegen der Quellenlage. Die Forschung interessiert sich eher für Aspekte wie Kultur und die Frage Barbar oder griechischer Held. Netterweise ist die deutsche Ausgabe online zu finden:
https://archive.org/details/mithradateseupa00goetgoog/page/n10/mode/2upWer die Quellen, die er ausführlich erklärt, -etwa auf der Perseus-Seite- nachliest, hat dann auch schnell alles, was überliefert ist, zusammen.
Für spätere archäologische Funde und eine modernere Diskussion kannst du immer noch etwas neueres hinzuziehen, wenn du mit Reinach nicht weiter kommst. Zumindest die Teile über Quellen, Forschungsgeschichte und die Literaturliste wurden in seinem Wikipedia-Artikel von jemandem geschrieben, der sich auskennt (oder zumindest so ziemlich dasselbe über ihn gelernt hat, wie ich). (Den Rest muss ich mir erst noch durchlesen.) Da kannst du also auch schauen, was neben dem Pontischen Gift genannt wird.
Aber im Grunde wird seine Militärgeschichte, teils auch andere Aspekte, eher in Büchern über seine Gegner abgehandelt: Lucullus und Pompeius, sowie, was es über die Außenpolitik Roms gibt.
Aber die militärischen Vorgänge, Organisation und Ausrüstung sollten aus Reinach und den Quellen hervorgehen, soweit bekannt. Schau dir einfach mal das Inhaltsverzeichnis an, wenn du skeptisch bist. (Die Seitenzahlen von Buch und Datei stimmen wie so oft leider nicht überein.) Spätere Autoren gehen auf vieles gar nicht ein oder nur dort, wo es (ihrer Meinung nach oder tatsächlich) Änderungen gibt.
Und ja, für jemanden, der Ende der 80er die Wiederholungen der ganzen Sandalenfilme gesehen hat, ist es entäuschend wie wenig es gibt.