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Autor Thema: Post Captain - Spielvorstellung  (Gelesen 1050 mal)

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Nischenspieler

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Post Captain - Spielvorstellung
« am: 03. Februar 2022 - 18:40:12 »

Da ich letztens über ein paar Gussrahmen Black Sails Schiffchen gestolpert bin und ich sowas ja "immer schon mal machen wollte" habe ich halt zugeschlagen und mich danach über die diversen Systeme informiert und einiges an PDFs gekauft.
Eine Empfehlung in einer englischsprachigen Gruppe stach mir dabei besonders ins Auge: Post Captain.
Ein eher simlatives Spiel mit dem man (mit etwas Erfahrung) ganz gut Flottengefechte, aber auch spannende eins gegen eins Gefechte spielen kann. Der erste Blick aufs PDF erinnerte mich an Avalon Hill und GMT Spiele, ich war interessiert.
Ich habe in den letzten Tagen dann mal die Basisregeln gelesen, welche 30 von 130 Seiten umfassen. Dazu muss allerdings gesagt werden, auch wenn es kleine Schrift ist und das ganze definitiv kein B&B, sondern eine Simulation ist, ist etwa die Hälfte davon Erklärtext. Es werden nicht nur alle verschiedenen Arten Segel beschrieben, sondern auch die verschiedenen Kanonentypen. Für mich als jemand der sich damit gar nicht auskennt, ist das mega informativ.
Jedenfalls wurde gestern mein zweites Schiff fertig und dann kam auch noch meine Seematte an.
Da ich wegen ausfallender Kinderbetreuung spontan Urlaub genommen habe und meine Frau mit dem Nachwuchs beim Ikea war, bot es sich an heute ein Solitairespiel zum testen der Regeln aufzustellen.



Eine Runde ist immer in drei Subturns unterteilt, in denen man Bewegen und zu jedem beliebigen Zeitpunkt schießen kann (nachladen dauert dann aber wieder 2-4 Subturns, je nach Fraktion und Verfassung der Crew). Zu Beginn einer Runde kann sich dann der Wind drehen und man kann seine Crew für neue Aufgaben einteilen.
Ich hatte mir vorgenommen mich auf Manövrieren und Schießen zu beschränken und Crewverwaltung, Kollisionen und Entern erstmal außen vor zu lassen. Die Crewverwaltung war dann aber so einfach, dass ich die ohne Probleme im Blick hatte.
Jedenfalls ging es damit los, dass eine englische 5th Rate Fregatte Namens Endymion, den Wind im Rücken, hinter einer französischen 5th Rate mit dem Namen Clorinde her war.
Wem das nichts sagt (so wie mir bisher), die Schiffe in Master&Commander waren 6th Rate Fregatten und damit etwas kleiner.



Die Zugabfolge und das Manövrieren gingen erstaunlich flott von der Hand. Da ich beim Regelstudium einiges doppelt nachlesen musste, hatte ich etwas schwierigeres erwartet, das Spielen selbst geht aber ziemlich flott und easy.
Die Clorinde drehte bei und gab auf eine viel zu weite Entfernung eine Salve auf die Endymion ab. Wow, auch das Schießen geht sehr einfach von der Hand. Ich bin begeistert. Schaden wurde kaum welcher gemacht, aber nun hatte ich ein Gefühl dafür, wie es abläuft.
Der Engländer holte auf als der Wind sich drehte und die die Clorinde drehte sich nun einmal um 180° zu ihrer Startaufstellung. Dabei kamen beide Fregatten dazu, sich gegenseitig eine Breitseite zu verpassen. Hierzusei gesagt, man kann nach, oder vor einer Bewegung (egal von wem) jederzeit schießen - der Gegner aber natürlich auch.
Beim Schießen auf durchschnittliche Kampfentfernung wird schnell klar, Schaden nehmen ist immer sehr ärgerlich, aber selten fatal. Um ein Schiff zu besiegen bedarf es aber mehreren gekonnten Angriffen. Zwei Salven mit Glückstreffern reichen hier nicht. idR wird bis zur Aufgabe gekämpft, versenkt wurde zu dieser Zeit nur selten und das ist auch in den Regeln abgebildet.



Die Clorinde machte noch ein kleines Manöver um in den Wind zu gelangen und richtig Fahrt aufzunehmen, dies stellte sich als Fehler heraus.
Die Endymion konnte dadurch in einen Winkel, aus dem sie nur mit den Behelfskanonen am Heck des Franzosen beschossen werden konnte und gab selbst eine volle Breitseite ab, wobei diesmal auch die Carronaden zum Einsatz kamen (kleinere Kanonen mit schwerem Kaliber, kurze Reichweite aber oho!). Diesmal gab es ein paar schwere Treffer und die Clorinde verlor ihren Heckmast.
Einen Mast zu verlieren verringert die Geschwindigkeit, soweit nix Neues. Darüber hinaus ergeben sich aber auch ein paar Nachteile, solange dieser nicht gekappt wird (zwischen zwei Runden, also sobald ein Dreiersubturn abgeschlossen ist, kann die Crew einen recht einfachen Wurf machen, um die hängende Takelage abzutrennen). Der Mast hat zum einen einen Ankereffekt, der das Schiff immer in Richtung mit dem Wind driften lässt und zum anderen verhängt der auch noch ein paar Kanonen (einen von sechs Bereichen).
Hier hat mir mein Spiel gezeigt, dass die Bewegung mit so einem Mast im Schlepptau sehr vorhersehbar wird. Die Endymion manövrierte nun also auf die andere Seite der Clorinde. Dort wurden der Französischen Fregatte einige Kanonen vom Mast zugehangen, während die Kanonen der Endymion auf dieser Seite noch gar nicht gefeuert hatten und nun folgte die nächste Breitseite, welche ausgerechnet das noch freiliegende Kanonendeck wegfegten.



Die Clorinde verpatzte jetzt zweimal ihren Wurf den Mast zu kappen (was statistisch sehr selten ist), während die Crew der Endymion aus nächster Entfernung eins um andere mal ihre Kanonen nachluden und der französischen Crew zuwinkten.
An dieser Stelle ärgerte ich mich ein bisschen, dass ich nicht die Regeln für Marines gelesen hatte. Sonst hätten sich die Soldaten auf beiden Schiffen mit Volleys beschießen können.
Also gut, statt Gewehrsalven hieß es also lächeln (oder eher hämisch grinsen) und winken.



Verschiedene Teile des Schiffes wurden beschädigt und sowohl die Crew, als auch die Marines an Bord mussten Verluste hinnehmen.
Der Schaden den die Endymion austeilte, aufgrund der Umstände unter nur wenig Gegenfeuer, war allerdings so zufällig verteilt, dass die Clorinde an so unterschiedlichen Stellen Schaden nehmen musste, dass es zumindest anfangs immer noch nicht dramatisch war, obwohl sich die Lage langsam echt zuspitzte. Nach zwei Runden unfähig ein richtiges Manöver auf die Beine stellen zu können und ununterbrochenem Beschuss auf kurze Distanz waren einige Stellen des Schiffes so beschädigt, dass andere Crews an dieser Stelle den Kampf aufgegeben hätten.
Die Regeln sehen vor, dass wenn bestimmte Stellen bei einem Schaden von 30% aufweisen, Moraltests abgelegt werden müssen.
Doch auch hier war die Statistik für mein Spiel nicht bestimmend. Die französischen Seeleute waren in diesem Gefecht verdammt harte Hunde!
Endlich gelang es der Clorinde sich von ihrem Mast zu trennen, sie hatte die Initiative und startete ein Manöver, um endlich einen Gegenagriff starten zu können. Für dieses  Vorhaben musste sie allerdings noch einen Angriff der Engländer zulassen.....
Dieser Angriff war für die Fregatte jedoch einer zu viel. Zu groß war der Schaden, den die Endymion schon verursacht hatte. Dieser Angriff geschah auch noch unter sehr großem Würfelglück. Ich warf einen kritischen Treffer und dieser zerstörte ausgerechnet den Vordermast der Clorinde. Nun war jede Gegenwehr gebrochen und die Clorinde senkte ihre Flagge, während ihr Kapitän seinen Säbel lockerte um ihn dem Engländer zu überreichen.



Mein erster Spieltest hat mir richtig Spaß gemacht und die Zeit die ich gerade erkältet zuhause abhänge, wurde echt gut genutzt.
Ich habe jedenfalls echt Bock auf das Spiel und werde dran bleiben.
Die Würfel waren heute echt schräg. Die Franzosen haben eigentlich alles verhauen was nur ging. Die einzigen Erfolge hatten sie bei ihren Moralwürfen. Diese haben mich ein wenig gestört, da es schon etwas früher ein klares Ende hätte haben können. Da ich das Spiel aber noch nciht gut genug kenne, fühlte sich eine freiwillige Aufgabe irgendwie falsch an, außerdem wollte ich die Möglichkeiten noch ausreizen.
Ich schätze mit ein oder zwei Schiffen mehr, wäre das Ergebnis trotz dem Verlust des Mastes ein anderes gewesen. Dennoch lässt sich das Spiel gut 1vs1 spielen. Meine nächsten Spiele werden mit kleineren Briggs als Unterstützung laufen, aber die Großen sind natürlich auch interessant. Vor allem reizt mich, das größere Schiffe zwar wesentlich mehr Feuerkraft haben, aber im Verhältnis nicht so viel mehr Struktur. Den Gedanken finde ich jedenfalls ganz interessant.

Ich hoffe der Bericht hat euch Spaß gemacht und falls ihr an dem System interessiert seid tauscht euch gern dazu mit mir aus  :)
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Riothamus

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Re: Post Captain - Spielvorstellung
« Antwort #1 am: 04. Februar 2022 - 02:59:47 »

Danke für die Vorstellung. Die Regeln klingen in der Tat sehr interessant.
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Gruß

Riothamus

Frank Bauer

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Re: Post Captain - Spielvorstellung
« Antwort #2 am: 04. Februar 2022 - 12:25:13 »

Moin Niel,
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht!  Man konnte auch ohne Regelkenntnis super nachvollziehen, was warum passierte.
Seegefechte sind nicht mein Ding, aber so gut geschrieben hatte ich trotzdem Spaß beim Lesen.
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meyer

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Re: Post Captain - Spielvorstellung
« Antwort #3 am: 04. Februar 2022 - 14:05:14 »

Danke für die Vorstellung des Regelwerks. Klingt sehr interessant!
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Nischenspieler

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Re: Post Captain - Spielvorstellung
« Antwort #4 am: 05. Februar 2022 - 09:36:44 »

Vielen Dank für eure Rückmeldungen. Ich bin gerade wieder öfter im Forum und wollte mich mal wieder einbringen. Social Media erreicht in unserem Hobby nämlich schnell mal ihre Grenzen.
Ein paar Worte noch zur Systemwahl; ich hatte Fregatten und Briggs aus geöffneten Black Seas Boxen bekommen udn wollte schauen, was man damit so anstellen kann. Ich hatte mir zunächst die PDF von Oak & Iron, Black Seas und Fighting Sails (Osprey) gekauft bzw, frei runter geladen.
O&A macht einen vielversprechenden Eindruck, aber leider bekommt man die Stats für die Schiffe nur in den Boxen der Herstellerschiffe. Damit war das schon mal raus.
Black Seas macht von der ersten Sichtung her den Eindruck eines netten Spielchens, aber es ist nicht das was ich suche. Bei BS handelt es sich in meinen Augen um kein Wargame. Es ist ein Spiel mit einer netten Mechanik die sich locker und schnell spielen lässt, aber dieses Art Gefecht eigentlich nicht richtig abbildet. Das muss nicht schlecht sein, ist aber nicht das was ich suche.
Fighting Sails macht einen sehr guten Eindruck auf mich (ich hatte es bei Bayernkini auf Con auch schon mal angespielt), spielt aber definitiv auf einer anderen Ebene und behandelt Flottengefechte. Einzelkämpfe sind sicher möglich, aber dafür ist das System nicht gedacht. Ich werde es definitiv im Auge behalten, falls ich mal ein größeres Gefecht spielen will.
Als nächstes kommen zwei weitere Fregatten dran und dann habe ich noch einen ganzen Stapel Briggs, die zu Wasser gelassen werden sollen. Mal sehen wie ich voran komme, denn eigentlich ist das nur ein Nebenprojekt, da ich mal Abwechslung zu meiner DBA Armee brauchte. Was mich an den Schiffen stört ist, dass deren Preis nur in den großen Boxen ok ist. Bei den kleinen ist der Preis einfach zu hoch angesetzt.
« Letzte Änderung: 05. Februar 2022 - 11:36:57 von Nischenspieler »
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