So. Lang ist's her...
Das Projekt hat nicht geruht, ich habe nur versäumt den Thread zu pflegen. Also, los geht's!
Das hier war die Ausgangslage:
Man sieht ein paar begonnene Bases und das fertige ARVN Infantry Company HQ. Oben links die 'Tracks' der ACAV, oben rechts die drei M48 Pattons, noch mit den guten Metallketten und generell viel Metall dank mehrteiligen Turmaufbauten, dicker Kanone und Infrarotscheinwerferbox.
Unter den M113 stehen die 15 M41A3 Walker Bulldog, vor den Pattons die 81mm Mörser, Medic und Medevac Helicopter.
Im Infanterie-Segment sind auf braunen Bases die zwei voll ausgerüsteten ARVN Infantry Platoons, unten rechts auf klassischen grauen bases das Platoon ohne Unterstützungswaffen. Mittig, ebenfalls auf grauen Bases ist das 57mm Recoilless Rifle Platoon.
Dann führte mich die Recherche zunächst in eine etwas andere Richtung: Musik!
Gut, das mag beim Thema Vietnamkrieg nahe liegen, aber dabei denkt man ja meist nur an CCR, Buffalo Springfield, Jefferson Airplane und Co.
Ich mag den Sound der 60er und frühen 70er Jahre zugegebenermaßen sehr gern, aber gerade weil die amerikanische Phase des Vietnamkrieges in der medialen Darstellung natürlich häufig musikalisch durch die Rockmusik der Zeit gerahmt ist, stellte sich mir die Frage: Was hörten wohl ARVN Soldaten im Radio, neben den amerikanischen Importschlagern? Vielleicht sowas:
Thanh Lan - Sáng Rừng (Der glänzende Wald)
https://youtu.be/bC-R2UeOy2cDie englische Fassung des Textes gibt es hier, wen es interessiert:
https://infracom.bandcamp.com/track/s-ng-r-ngEs gibt natürlich eine ausgiebige Sprachbarriere, die die weitere Recherche erschwert und das Verschwinden des Ursprungslandes trägt natürlich seinen Teil dazu bei, dass es schwierig ist sich wirklich "umzuhören". 1-2 Sammlungen habe ich aber entdeckt und sie - soweit möglich - meiner 'Nam-Playlist auf Spotify hinzugefügt.
So, nun folgen endlich Minis!
Medic TeamDie Bandagen zwischen den Beinen des Medics mache ich vielleicht nochmal etwas schmutziger, aktuell sind die sehr, sehr sauber, aber ich wollte auch nicht, dass sie untergehen. Mal gucken. Insgesamt bin ich zufrieden. Wie man sieht rechne ich mit ein paar mehr Verlusten als bei den Amerikanern (Hit On 3+ statt Hit On 4+) und hatte zum Glück noch die Modelle übrig, um das abzubilden. Das etwas überfüllte Medic Base passt nicht nur zum angesprochenen Hit On-Wert, die ARVN-Soldaten beschwerten sich auch tatsächlich regelmäßig, dass ihre Verwundetentransporte denen der Amerikaner nachgeordnet würden. Insofern ergäbe es doppelt Sinn, dass der Medic sich länger um eine größere Anzahl Verwundeter kümmern muss.
Offizielle Angaben widersprechen einer solchen Bevorzugung allerdings und sie könnte sich tatsächlich eher im Observation-Bias der ARVN-Soldaten abgespielt haben, die - zurecht - auf die vielen Vorzüge der Amerikaner neidisch waren: Bessere Unterbringung, Urlaubszeiten, Versorgung und Ausbildung. Bevorzugte Notversorgung würde diese Reihe also gut ergänzen.
Im Spiel dient das Medic Team als „Schwamm“ für bis zu drei Wounded-Tokens, um Infanterieteams zu entlasten, die jeweils nur ein Wounded Token aufnehmen können – und dann weder assaulten noch mit voller ROF schießen können. Da bei Hit On 3+ mit entsprechend vielen Wounded Tokens zu rechnen ist also eine für die ARVN noch wichtigere Einheit als für andere Truppen der „Freien Welt“.
Infantry HQDas ARVN Infantry Company HQ hier sind eigentlich zwei ehemalige Platoon Command Teams des Machine-Gun Platoons und Mortar Platoons meiner US Airmobile Rifle Company, die jedoch in NAM nicht mehr als solche gebraucht werden und die ich deshalb umgemalt habe. Beim Chef habe ich mich an der Tiger Stripe Camo der Rangers versucht, die später auch von den amerikanischen Special Forces gern getragen wurde. Ich bin ganz zufrieden soweit, werde es aber wohl beim Chef belassen, den man dadurch perfekt erkennt und für den so eine „Sonderuniform“ auch historisch passt. Außerdem möchte ich ja gerade keine Marines, Airborne oder Ranger Kompanie, sondern eben die durchschnittliche Infanterie abbilden.
Wie alle Company Command Teams der ‚Free World‘ Forces kommen die M16 Teams im HQ ohne Buckshot Sonderregel (+1 ROF im Defensive Fire) und mit Firepower 6 statt 5+ daher, weil sie keine M79 Granatwerfer dabei haben. Auch die LAW der Infanterie fehlt. Daran sollte man während des Spiels definitiv denken! Spielerisch kann der Wiederholungswurf für Motivation, insbesondere für Rally/Remount durch den ARVN Commander entscheidend sein, da ARVN-Einheiten für diese Tests nur Reluctant motiviert sind. Da die HQ-Teams wie alle ARVN-Einheiten auf 3+ getroffen werden ist es wichtig den CO einerseits in Sicherheit, aber gleichzeitig in einer günstigen Position in Sicht- und Reichweite der eigenen Unit Leader zu halten.
Kleiner Geschichtsexkurs zu den ARVN OffizierenWie in vielen anderen Armeen gab es auch in der ARVN eine spürbare Kluft zwischen den Offizieren und den einfachen Soldaten. Viele Offiziere stammten aus wohlhabenden Familien von Landbesitzern oder aus den großen Städten , hatten französische Oberschulen besucht und teilweise in Frankreich studiert. Sie waren katholisch erzogen und verstanden wenig vom täglichen Leben der Landbevölkerung. Die einfachen Soldaten und Unteroffiziere stammten hingegen aus den buddhistisch geprägten Dörfern und einfachsten Verhältnissen. Es wurden keine organisierten Versuche unternommen, diese Spaltung zu überwinden.
Korrupte Offiziere nutzten ihre Posten zur Abzweigung (auch militärischer) Hilfslieferungen für den Eigengebrauch oder Schwarzmarkt und ließen sich vom Widerstand oder Politikern bezahlen, um in ihren Stützpunkten zu bleiben, Umstürze auszuführen oder abzuwehren. Dieses Verhalten, insbesondere der Kavallerietruppen brachte ihnen den spöttischen Titel "Palastwachen" ein, die auf "Search and Avoid"-Einsätze "gingen".
Unfähige Offiziere wurden vielfach in die Ausbildung versetzt, entweder aufgrund ihrer guten Beziehungen oder damit sie im Feld keinen Schaden anrichteten. Darunter litt merklich die Qualität der Ausbildung, was auch den auszubildenden Soldaten nicht verborgen blieb, deren Fragen mit Verweisen auf Handbücher beantwortet wurden und die von Veteranen und US-Soldaten natürlich auch ein Bild vom Einsatz bekommen hatten. Dies war einer der Faktoren, die die Etablierung eines Zusammengehörigkeitsgefühls und Kampfgeistes in der Truppe untergruben.
Es sorgte auch dafür, dass die wirklich guten Offiziere der ARVN bis zum Tod oder Zusammenbruch im Einsatz blieben; sie mussten die Truppe im Feld zusammenhalten, was sie erschöpfte, entmutigte und verhinderte, dass sie ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben konnten.
Infantry Mortar FirebaseDie ARVN Infantry Mortar Firebase bildet die vier Mörser ab, über die ein Infanterie-Bataillon in der ARVN verfügte. Wie bei so viel Ausrüstung der ARVN handelt es sich um geerbtes US-Gerät aus Beständen der französischen Kolonialarmee und Neuanschaffungen aus den USA. Die 81mm Mörser wurden, wie die meisten schweren Waffen, nicht mit ins Feld genommen, sondern in Fire Support Bases aufgestellt und dort eingegraben. Diese Fire Support Bases wurden ausgiebig mit Bulldozern umgegraben und bestanden nur noch aus Lehm, Erde und Sand; deshalb haben meine Bases auch kein Flock drauf. Vielleicht kommen irgendwann nochmal „Firebase-Utensilien“, aber eigentlich passen sie so schön für Firebases oder falls sie mal als Airborne gespielt doch ins Feld dürfen.
Genau wie andere Artillerie in NAM werden die Mörser der Firebase nur in der Mission ‚Firebase Assault‘ auf den Tisch gestellt; es gibt keine andere Möglichkeit sie auf den Tisch zu bringen. Das bedeutet einerseits, dass die Mörser in Sicherheit sind, aber andererseits auch, dass sie nicht für den Formation Last Stand (Company Morale) zählen und sich selbst keine Ziele suchen können. Allerdings dürfen alle ARVN Unit Leader Artillerie anfordern - US Funkgeräten sei Dank! Mit Skill 5+ sind sie aber sehr unzuverlässig, was die Verlegung von Beschuss angeht, womit sowohl mangelnde Ausbildung als auch die ab 1972 extreme Rationierung von Munition abgebildet wird; es wird schlichtweg nicht immer geschossen, wenn Feuer angefordert wird. Als pre-planned Bombardment können sie aber Einfluss auf die Aufstellung und Vorstoßachsen des Gegners nehmen und ich habe auch schon erlebt, dass sie mehrfach im selben Spiel beim ersten Versuch eingerichtet haben – wohlgemerkt auf die
sechs!
Für 5 Punkte sind sie fast ein bisschen zu teuer, aber gegen die Infanteriemassen der Kommunisten ist jede Schablone Gold wert.
Infantry Anti-Tank PlatoonDas ARVN Infantry Anti-Tank Platoon ist nur dem Namen nach eine Panzerabwehr-Einheit. Dabei war die geringe Durchschlagsleistung bereits bei der Einführung des M18 57mm recoilless rifle bei der US Army im März 1945 ein Problem (der erste Kampfeinsatz war übrigens bei der 17th Airborne Division). Die schlechte Leistung des 57mm Leichtgeschützes bei der Panzerabwehr war jedoch angesichts der nach wie vor ausreichenden Bazooka sowie späteren ‘Super Bazooka‘ unproblematisch. Stattdessen diente die Waffe, insbesondere im Pazifik als ‘pocket artillery‘ bei der Bekämpfung befestigter Stellungen, da sie schlagkräftig und gleichzeitig leicht zu transportieren war und von der Schulter aus abgefeuert werden konnte. Da die Waffe also in dieser Funktion nach wie vor überzeugte und durch die während des Krieges und danach amerikanisch ausgerüstete französische Kolonialarmee bereits im Land war, übernahm die ARVN also ebenfalls das M18 57mm Recoilless Rifle in ihren Bestand - offiziell in Panzerabwehr-Einheiten, defacto aber für die Bekämpfung von Bunkern und verschanzter Infanterie. Auch die PLAF (Viet Cong) konnte die Waffe in größeren Stückzahlen erbeuten und setzte diese regelmäßig bei Angriffen auf leichtgepanzerte Konvois, Special Forces Camps und Fire Support Bases ein. Die Modelle von Battlefront feuern alle von der Schulter, in der Realität gab es jedoch auch die Möglichkeit stabilisiert von der Lafette des schweren M1917A1 Maschinengewehrs zu feuern.
Im Spiel erfüllen die 57mm Recoilless dieselbe Aufgabe wie in der Realität: Mit schlechter AT (7), aber guter Reichweite (20“/50cm) und Firepower (4+) eingegrabene Infanterie und MG-Nester bekämpfen. Zwei Punkte für vier Teams sind trotz des schwachen Profils okay. Und selbst, wenn es keine guten Ziele für sie geben sollte, kann man mit ihnen Aufstellungsräume für Guerilla Fighter blockieren. Die Leichtgeschütze haben natürlich auch noch die Sonderregel
Recoilless, sind also nach dem Feuern nie
Concealed, was sie recht verwundbar macht.
UH-1H 'Dustoff' MedevacWeiter geht es mit dem ARVN Medevac Hubschrauber, der die Verwundeten ausfliegt. Im Gegensatz zu den Amerikanern, bei denen die Army (nach erheblichen Zuständigkeitsdebatten mit der Air Force!) diverse Hubschrauber einsetzte, blieben die Hubschrauber der RVN der dortigen Air Force (VNAF = Vietnamese Air Force) unterstellt. Eingebunden in das amerikanische System und ausgebildet in der entsprechenden Doktrin flogen die Piloten der VNAF auch „Dustoff“-Einsätze, also die Evakuierung von Verwundeten, die so vom Schlachtfeld direkt in richtige Krankenhäuser gebrachten werden konnten, oft innerhalb von 15 Minuten. Dies steigerte die Überlebenschancen verwundeter Soldaten drastisch.
Die Überlebenschancen der oft in noch laufende, dichte Feuergefechte einfliegenden Medevac oder Dustoff-Hubschrauber sanken indes rapide, unter anderem, weil die PLAF und PAVN die roten Kreuze auf weißem Grund nur allzu gern als Zielmarkierung verstand, da sich derart markierte Fahrzeuge und Personen ideal eigneten, um die Moral des Gegners zu brechen – so hoffte man.
Die USA hielten sich über die Dauer des Konflikts an ihre eigenen Regeln, nach denen medizinisches Personal (inklusive der Transporter) unbewaffnet blieb. Die Südvietnamesen gingen die Sache pragmatischer an und bewaffneten ihre Sanitäter und Medevac-Hubschrauber ganz regulär.
Im Spiel ist ein Medevac-Hubschrauber geradezu Pflicht, wenn man auch nur ein einziges Platoon Infanterie in der Armee hat. Er kostet lediglich einen Punkt und kann alle zwei Runden bis zu sechs Verwundete abtransportieren, wodurch die entsprechenden Teams wieder voll einsatzbereit werden. Insofern ist es auch immer wichtiger einen Medevac zu haben als einen Medic. Der Medic kann die Verwundeten nur bis zu seinem Limit von drei sammeln, der Medevac evakuiert die Verwundeten tatsächlich.¹ Und: Der Medevac kann nie dauerhaft zerstört werden, selbst wenn er abgeschossen werden sollte. Der Gegner bekommt zwar Punkte für den zerstörten Hubschrauber, der Medevac wird allerdings umgehend durch einen neuen ersetzt. Es handelt sich also um eine extrem wertvolle Einheit, insbesondere für die ARVN, die „Hit On 3+“ mit wesentlich mehr Verlusten rechnen muss!
Der ARVN Medevac verfügt außerdem über Doorgunner. Die sind jetzt nicht wahnsinnig effektiv, aber: zwei Würfel haben oder nicht haben!
Ich habe mich nach langer Zeit durchgerungen Decals zu suchen und zu bestellen. Kommen aus den USA und sind eigentlich für T-28 gedacht. Bin froh, dass so eine zentrale Einheit damit endlich fertig gestellt ist. Als nächstes folgen (vermutlich) die neuen M41A3, vielleicht schummeln sich aber auch die M114 dazwischen.
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¹in V3 konnten sowohl Medics als auch Medevacs Verwundete einfach auf 3+ "wegwürfeln" - da finde ich das tatsächliche "Ausfliegen" in V4 eine stilistisch sehr schöne Änderung!
Demnächst™ mehr! Dann auch mit Bildern außerhalb des Ladebildschirms der Matrix, sondern mit Spielzeug in seinem natürlichen Umfeld.