Interessantes Interview. Ja, das 18. Jahrhundert ist tatsächlich bei den meisten Menschen der Vergessenheit anheimgefallen. Friedrich der Große ist da noch das Relikt, über das man irgendwie, irgendwann stolpert, aber das Thema Struktur des Reiches ist, so würde ich mal behaupten, für den Großteil der Bevölkerung unbekannt und nicht greifbar. Schade, denn, wenn man mal in die Regional-, Ländergeschichte eintaucht, findet man so viele spannende Momente.
Schon schade, dass die Anzahl, Namen, Einsatzorte hessischer Regimenter im AWI mehr Amerikanern bekannt sein dürften, als Bürgern unseres Landes.
Was Museen angeht. Ich hatte in den 80er Jahren an einem Seminar Museumsdidaktik teilgenommen. Mein Kommilitone André schockte damals den Professor mit einem Zitat von Charles Bukowski. Der schrieb in einem seiner Romane sinngemäß, wer hat schon Lust diesen Säbelzahntiger anzuschauen, dem das Sägemehl aus dem Arsch rinnt. In jedem Museum müsste es eine Bar geben, wo dann hinter dem Tresen eine Frau steht, die gut aussieht. Mehr muss die nicht können, nur gut aussehen. Dann würden da auch Besucher hinkommen.
Wer Bukowski kennt, wird auch wissen, dass er das zum einen auch gerne so gehabt hätte, zum anderen bringt er aber ein Problem auf den Punkt.
Historiker sind oft in ihrer Welt, sie forschen für sich und ein gebildetes Publikum. Der Standardbesucher will aber Spaß, Unterhaltung, Freizeitgestaltung. Das ist für viele Museen eine Gratwanderung, weil sie da doch sehr in alten Denkmustern sind.
Nicht jeder Kurator oder Leiter ist da so am Zahn der Zeit, wie Herr Raths vom Panzermuseum Munster. Der zeigt aber gerade, wie eine moderne Präsentation von einem, der offensichtlich mit Menschen kann, Besucherzahlen in die Höhe treiben kann.
Nur nebenbei bemerkt. Der Prof. war damals ziemlich irritiert von der Bukowski Aussage, und ich befürchte das wäre noch heute so (mal ganz abgesehen davon, dass die Aussage ja heute als 100% sexistisch gewertet wird, und als Vorschlag somit komplett durch das Raster fallen würde).