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Autor Thema: Erklärung für die Uniform eines österreichischen Generals?  (Gelesen 2565 mal)

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Decebalus

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Folgendes Bild von Heinrich von Bellegarde zeigt ihn in einer hellblauen/graublauen Uniform.

Irgend jemand eine Idee, was das für eine Uniform ist, bzw. warum er die trägt?

Man freut sich bei napoleonischen Österreichern ja immer darüber, wenn mal jemand nicht in weiß ist. Wargames Foundry (also die damals noch jungen Perrys) haben zu Bellegarde auch eine Figur, aber sonderbarerweise im Mantel, obwohl es keine Abbildung im Mantel gibt.

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Decebalus

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Re: Erklärung für die Uniform eines österreichischen Generals?
« Antwort #1 am: 08. Februar 2025 - 13:57:08 »

Mir ist jetzt nochmal aufgefallen, dass auch die im Hintergrund sichtbaren Husaren hellblaue Uniformen haben. Bellegarde war aber ursprünglich Oberst eines Dragoner-Regiments, ab 1801 ist er Inhaber eines Infanterie-Regiments. Also auch das erklärt seine Uniform nicht.
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Slo

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Hallo Decebalus,

habe deinen Beitrag erst jetzt gelesen. Eine direkte Antwort kann ich dir darauf auch nicht geben. Aber vielleicht ist das ja eine Herleitung oder ein Anhaltspunkt.

1. Idee: Bellegarde selbst war ja bereits seit 1771 im österreichischen Staatsdienst eingetreten und hat dadurch mehrere Uniform-Eras mitgemacht.

Hier ein Link zur Webseite: Uniformenportal von Napoleon Online https://uniformenportal.de/index.php?/category/9

Wenn du dir mal die Uniformtafeln von 1798 anschaust fällt auf, das gerade in den Truppengattungen des Fuhrwesenskorps, der Jäger zu Pferd, der Leichten Infanterie, des Pontonnierkorps, des Sappeur- und Ingeneurkorps sowie im allgemeinen Stabs- und Oberoffiziere hellblaue/himmelblaue Uniformen getragen wurden. Eventuell hat er ja eine diese Einheiten geführt...

2. Idee: bei den Uniformtafeln von 1810 (Landwehr) fällt auf, das Offiziere der Mährisches Landwehr und Freikorps eine ähnliche Uniform getragen haben.

3. Idee: bei den Uniformtafeln von 1821 fällt wieder auf, dass Offiziere der Jäger und auch Sappeure, Mineure und Pioniere hellblaue Uniformen haben. (ist zwar vom zeitlichen her Irrelevant, soll aber das Argument von Idee 1 etwas untermauern)

Zumindest von den optischen Merkmalen her würde ich auf eine frühere Verwendung bei den Jägern, der leichten Infanterie oder seiner allgemeinen Verwendung als Offizier in der Österreichischen Armee schließen. Ich selbst habe aber keine bis wenig Erfahrungen mit dem Charakter Heinrich von Bellegarde und habe keine Ahnung welche Truppengattungen er geführt hat oder angehörig war.

Viele Grüße
Slo
« Letzte Änderung: 08. Mai 2025 - 14:47:08 von Slo »
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Darkfire

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Frage 1: Von wann ist das Gemälde? Von 1815, also nach Ende der napoleonischen Kriege
Frage 2: Wie gut kannte sich der Maler mit Uniformen aus (ist ja nicht Don Trojani)? Albrecht Adam war Bayer...er lebte in München und war vor allem für den bayerischen König tätig. Er war zwar spezialisiert auf Schlachtgemälde...aber man sieht ja auch bei Hoffmann, dass das nicht unbedingt heißt, dass man Spezialist ist. Vor allem für östereichische Uniformen.

Lt. Peter Fichtenbauer "Die Geschichte der österreichischen Armee" (S. 130 General in deutscher Uniform) würde die Uniform sehr genau der Nachkriegsuniform der K.u K. Offiziere entsprechen, Grauer Rock mit roten Aufschlägen.

Die Abbildung ist zwar auf 1837 datiert, aber möglich ist der Übergang zur grauen Unifom bereits früher stattfand.
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Ich würde mich darkfire anschließen wollen. Es ist ja keine konkrete Schlacht benannt wofür das Bild stehen soll oder  wo der genannte General mit Stab präsent ist. Es kann sich daher auch um die Darstellung eines Manövers nach 1815 handeln und da kamen auch schon veränderte Modelle der Generalsuniform auf. Dem Künstler wurde wahrscheinlich der Auftrag erteilt den Auftraggeber zu malen und dieser trug die hellblaue Uniform. Die Schlacht dahinter entspringt den dann wohl den Fantasien und Erinnerungen des Künstlers .... oder dem Wunsch des Auftraggebers.
Das macht eine genaue Erklärung welchen Uniformrock er trug und zu welchem Anlass etwas schwerer.
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Decebalus

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Ich hjätte ergänzen sollen, dass ich die Frage auch auf TMP gepostet hatte, wo sie eine größere Diskussion hervorgerufen hat (die dann zu den anderen Uniformen auf dem Bild driftete).

Die für mich überzeugendste Antwort war, dass es der kleine Dienstanzug ist, der in "hechtgrau" sein soll und hier eher bläulich dargestellt wurde.

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Slo

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Moin Zusammen,

ich hab mich dann doch nochmal etwas genauer damit Beschäftigt. Zumindest mal bei Wikipedia nachgelesen. Zur Geschichtlichen Einordnung:

1.) zu Adam Albrecht
Albrecht war Bayer, das ist wahr. Doch ca. 1808 ist er nach Wien gegangen und hat die Akademie besucht. Im Jahr 1809 trat Adam als Augenzeuge bei den damaligen Schlachten von Aspern (21./22. Mai) und Wagram (5./6. Juli) im Gefolge österreichischer und bayerischer Heerführer auf. Während der Schlacht bei Wagram hat er Skizzen angefertigt, welche noch heute im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum ausgestellt sind. Bei den beiden Schlachten waren Österreichische Truppen dabei.

1812 hat Adam Albrecht am Russlandfeldzug in der Grande Armée (also auf französischer Seite) teilgenommen. Von dort ist er dann bereits im Dezember 1812 nach München zurückgekehrt. Im Anschluss hält er sich in Italien bis 1815 auf. Danach kehrte er nach München zurück und hat Schlachtenbilder aus den letzten Kriegen sowie ein lithografisches Werk (101 Tafeln) veröffentlicht.

2.) zu Bellegarde
Im Feldzug von 1799 befehligte Bellegarde ein selbständig operierendes Korps von 25.000 Mann ... Im Verlauf von 1799 und 1800 nahm er an verschiedenen Schlachten Teil (Schlacht bei Novi 15.08.1799, eventl. Schlacht bei Marengo 14.06.1800, Schlacht bei Mincio 25.12.1800)

Auch Bellegarde war bei den Schlachten von Aspern und Wagram dabei.

Später übernahm Bellegarde ab 15. Dezember 1813 in Vicenza den Oberbefehl der österreichischen Armee in Italien. Nach Beendigung des Krieges wurde Bellegarde am 5. April 1815 erster Generalgouverneur des neu gegründeten Königreich Lombardo-Venetien. Im Herbst 1816 ist Bellegarde dann privat nach Paris gereist.

Mein Fazit daraus:
Es gibt durchaus Überschneidung bei den Schlachten von Aspern und Wagram und auch in der Zeit von 1813 bis 1815, sodass Adam Albrecht auf Bellegarde getroffen sein muss und das er eben auch ein Bild der Österreichischen Uniformen hatte. (über einen längeren Zeitraum) Wie oft er nun auf Bellegarde getroffen ist oder Österreicher selbst, weiß wohl keiner genau.

Auch finde ich, das Adam Albrecht schon ein Hang zum Detail hat. Und gerade in Bezug auf die oben geposteten Uniformtafeln finde ich, dass die Uniformen wirklich sehr ähnlich scheint im Zusammenhang mit dem Bild von 1815 sowie den Offiziersuniformen aus 1798, 1810 und auch die späterer aus 1821. Schon das Hellblau / Himmelblau / Helle Blaugrau und die roten Aufschläge.

Dazu ist zumindest mein Eindruck, dass Generäle und allgemein höhere Führungspersonen nicht immer Uniformen nach dem Vorbild und der Norm der eigenen Streitkräfte getragen haben. Sondern abgewandelte Formen mit Verzierungen (Goldene Litzen und Kordeln) oder gänzlich andere Kleidung tragen. Und dazu kommt wie @Waterproof schon geschrieben hat, das auch der Auftraggeber des Bildes sich ja in einer gewissen Form darstellen oder sehen möchte ...
« Letzte Änderung: 09. Mai 2025 - 13:01:44 von Slo »
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