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  • 22. April 2025 - 13:56:57
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Autor Thema: مرحبا بيقوم في بير قاشم „Marhabaan bikum fi bir qu’ashem“ - Tobruks Soldatenheim  (Gelesen 3884 mal)

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Sturmtiger

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Mitten zwischen Tunis und Karo gelegen: „Bir Qu’ashem“. Die Idee dazu stammt ursprünglich von meinem Kumpel Ariovist – ein echter Bastler mit einem Hang zu spleenigen Themen. Der Name selbst klingt wie ein Sandsturm in der Kehle, ist aber im Grunde einfach die verschlungene Bezeichnung für ein Soldatenheim irgendwo in Nordafrika. Mich hat das sofort gepackt: Genau das richtige Setting für ein neues Terrain Tile im Maßstab 1:72. Die Grundfläche ist klassisch nach dem PBI-System aufgebaut – sprich, 15x15 cm Raster, ideal für Infanterie-Action in engen Gefechtszonen. Das Projekt vereint atmosphärisches Scratchbuilding mit spieltechnischer Funktionalität. Und jetzt geht’s los mit dem Aufbau – Sand, Staub und Wellblech warten!

Wüstenglanz in 15mm – Die Rückkehr der legendären Bierkaschemme von Bir Qashem

Beim Lesen einer augenzwinkernden Mail meines Kumpels Ariovist („Meine Inder können natürlich mitmischen beim Kampf um Bir Qashem – Bierkaschemme für die Wüstenfüchse!“) war’s um mich geschehen: Der Ort musste einfach in Miniaturform auferstehen! Zwar hat die Geschichte (und vermutlich auch Rommel selbst) sämtliche Beweise für die Existenz dieser Oase der Fröhlichkeit unter Verschluss gehalten – kein einziges zeitgenössisches Foto weit und breit – aber das hält uns Tabletopper ja nicht auf, oder?

Also begann ich mit einer ausgedehnten Bildrecherche zu nordafrikanischer Architektur – und landete prompt in den Trümmern aktueller Krisenregionen. Viele RPG-Opfer, wenig stimmungsvolle Lehmbauten. Aber hey, auch das hat was Gutes: Die Fundgrube an Ideen für Gelände im Maßstab 15mm/20mm ist enorm! Ich habe mich letztlich für einen rechteckigen, typischen Lehmbau entschieden, wie man ihn in der Gegend erwarten würde – dazu eine hofartige Einfriedung mit mannshoher Mauer und ein bisschen Dioramenleben: ein paar Palmenreste, Gerümpel, vielleicht ein streunender Hund?

Kurzum: Die legendäre Bierkaschemme von Bir Qashem wird wiederbelebt – zumindest auf meiner Spielplatte. Wer weiß, vielleicht bekommt sie sogar eine eigene Missionskarte…



Geländebau für Bir Qu’ashem – der Startschuss fällt

Ich habe mal wieder in meine Reste-Ecke gegriffen – von den kunststoffbeschichteten Schaumplatten, die ich ursprünglich für das Stalingrad-Fabrikprojekt (das wartet ja auch noch auf seine Vollendung…) verwendet hatte, ist noch genug Material übrig. Genau das nutze ich jetzt für den Bau der Wände meines neuen Gebäudes im Setting von Bir Qu’ashem. Als Basis dient mir – ganz nach meinem Standard – eine 15x15 cm große Terrain Tile im Sarissa-Stil, wie ich sie für mein modulbasiertes Spielfeld einsetze.

Das Gebäude bekommt zur Straßenseite hin ein großes Tor mit halbrundem Bogen – stilecht orientalisch angehaucht. Für den Innenhof plane ich zwei einfache, rechteckige Türen. Damit die Optik stimmt, ritze ich die Oberfläche des Tores mit einem scharfen Bastelmesser in feinen Linien an – das ergibt eine realistische, geriffelte Struktur, wie sie bei Metalltoren oder Holzlamellen vorkommen könnte. Ein kleines, aber feines Detail: Alle Tür- und Torausschnitte werden exakt wieder an ihrer ursprünglichen Position eingeklebt – nur 1–2 mm nach innen versetzt. So entsteht eine dezente Tiefenwirkung, die dem Gebäude ein wenig mehr Plastizität verleiht, ohne es zu überladen.











Sneak Preview...



Stützfest und Enkel-sicher: Die Mauern von Bir Qu’ashem

Beim Bau meiner Wüstenfestung Bir Qu’ashem stand für mich eines ganz oben auf der Prioritätenliste: Stabilität. Das Gelände soll im Gefecht nicht gleich in sich zusammenfallen – sei es durch hektische Bewegungen auf dem Spieltisch oder durch die ungestüme Neugier meiner Enkel. Klar, ganz erdbebensicher krieg ich’s nicht hin, aber ich nähere mich der Sache mit robustem Modellbauhandwerk. Für die Mauern der Einfriedung habe ich daher entschieden, Stützmauern einzuplanen. Diese kleinen Verstärkungen – meist einfache Dreiecksprofile aus dem gleichen Hartschaummaterial wie die Hauptmauern – habe ich schon bei meinem Stalingrad-Diorama erfolgreich eingesetzt. Sie werden nicht nur mit PONAL verklebt, sondern sorgen durch ihre Form für echte strukturelle Stabilität. So halten die Mauersegmente auch stärkeren Beanspruchungen im Spielalltag stand – und das ganz ohne magischen Schildgenerator.



Lehm-Style

Alle Baukomponenten wurden inzwischen fest auf dem Terrain-Base verklebt. Bevor’s ans Bemalen geht, habe ich die komplette Außenhaut – also Wände und Mauern – nochmal mit einer Lage PONAL überzogen. Der Trick dabei: Durch das Trocknen entsteht eine leicht unregelmäßige, wellige Oberfläche, was die typische Struktur von sonnengebackenem Lehm ziemlich gut imitiert. So wird das Ganze weniger steril und bekommt diesen authentischen Wüstencharme, den wir für Nordafrika brauchen. Jetzt musste das Ganze nur noch durchhärten – und dann gings mit dem Farbtopf weiter!





Lehmhaus-Bemalung – Farbschichten mit Überraschungspotenzial

Ich habe mich dann mal an die Bemalung eines Lehmhauses gemacht – ihr kennt das sicher: In der Vorstellung hat man erstmal eine ganze Palette an Farbtönen im Kopf. Ich wollte Struktur, Tiefe und dieses typische, sonnengegerbte Finish hinkriegen, also hab ich mutig in den Farbtopf gegriffen. Ausgangspunkt war Revell Aquacolor, und zwar in folgender Reihenfolge aufgetragen: Rost, Hautfarbe, Afrikabraun, dann 314er Beige (geht leicht ins Gelbliche), das 36189er Beige (mit leicht grünlich-weißem Einschlag) und zum Schluss klassisches Weiß.

Interessanterweise haben sich beim Layering die ersten Farbtöne größtenteils verabschiedet – überdeckt durch die späteren Trockenbürst- und Lasur-Schichten. Am Ende haben vor allem das 89er Beige und das Weiß dominiert – und die sorgen wirklich für diesen pudrig-lehmigen Look mit natürlicher Aufhellung. Der Rest? War ein Versuch wert, auch wenn er sich dezent wieder verabschiedet hat. Aber genau das ist ja das Spannende beim Bauen und Bemalen im Tabletop: Man testet, man staunt, man lernt.









Ein Hauch von Orient – Türen & Tor im Märchenstil

Ich habe mich bei den Türen bewusst für einen schlichten Look entschieden: klassisch mit Lederbraun grundiert – nicht zu aufdringlich, aber schön warm im Ton. Das große Tor sollte hingegen ein echter Hingucker werden. Hier kam königliches Blau zum Einsatz, um direkt diesen orientalischen Flair einzufangen. Die Idee: später goldene Beschläge aufsetzen, um das Ganze noch opulenter wirken zu lassen. Ich wollte dieses 1001 Nacht-Feeling spürbar machen – ein bisschen Sheherazade fürs Auge, ihr wisst schon... Dieses geheimnisvolle Vibrieren zwischen Märchen und Miniaturen – genau das soll’s sein.





Fensterzauber

Ich stand vor der Frage: Wie sehen eigentlich Fenster in Nordafrika aus, wenn gerade mal keine RPG7 durchs Glas geflogen ist? Die typischen Internetfotos lieferten mir eher kriegsgerupfte Varianten – nichts, was ich auf meinem Wüstengebäude sehen wollte. Also entschied ich mich für eine stimmigere Lösung: funktionale Fensterläden, wie sie dem Klima dort entsprechen. So bleibt die Illusion gewahrt, dass sich dahinter Fenster befinden – wie genau die aussehen, darf sich der Betrachter ruhig selbst ausmalen. Um dem Ganzen einen Hauch von „Tausendundeine Nacht“ zu verpassen, habe ich mich für ein feines, diagonal verlaufendes Gittergeflecht vor den Fensteröffnungen entschieden – inspiriert vom Serail und Harem. Das wirkt nicht nur stilecht arabisch, sondern befeuert beim Betrachter auch gleich die Fantasie: "Was mag sich wohl hinter diesen filigranen Gittern abspielen...?"







Fensterläden

Die hat es auch. Als Verschlag davor, damit die Sonne draußen bleibt. Und weil ich dann keine Lösung brauche für die Frage "Gibt es in der Wüste Nordafrikas Fensterglas?"

Auf Pappe fertigte ich die Fensterläden durch Ritzen und Schnibbeln.











Torbeschläge deluxe – ein Hauch von 1001 Nacht

Die letzten Handgriffe am Gebäude sind getan – der finale Akzent: goldene Beschläge am Tor. Ich wollte dem Ganzen ein edles Finish geben, und was passt da besser als ein Hauch von orientalischem Flair? Inspiriert von den Palästen aus 1001 Nacht, habe ich die Torhalterungen mit metallischen Akzenten in Gold versehen – stilistisch irgendwo zwischen Fantasy und märchenhafter Wüstenarchitektur. Damit sind die baulichen Maßnahmen am Haus abgeschlossen, und ich gönne mir erstmal den Rundumblick. Das Tor ins Paradies steht.







Staub statt Fliesen – der Innenhof bekommt Charakter

Beim Gestalten des Innenhofs meiner Wüstenplatte habe ich mich bewusst gegen deutsche Sauberkeitsideale entschieden – Feuchtraumfliesen sucht man hier vergeblich! Stattdessen setze ich auf eine realistische, „biologische“ Optik mit Sand, Staub und Geröll, wie sie in Libyen, Tunesien, Algerien oder Ägypten häufig anzutreffen ist. Der Boden bleibt bewusst unaufgeräumt – lebendig und narrativ. In einer Ecke hat sich offensichtlich mal eine RPG7-Vorfeldaktion abgespielt – dort gestalte ich eine kleine, eingeebnete Zone mit etwas Schutt und Trümmern. Der Rest bleibt eher schlicht. Das Ganze bringt nicht nur Atmosphäre auf die Spielplatte, sondern auch Spieltiefe: Deckung, Sichtlinien, Bewegung – alles bekommt durch die Bodengestaltung eine zusätzliche Ebene. Auch um das Anwesen herum verteile ich Sand.











Staub, Sand und Style

Ich hab mich beim Bemalen des Bodens und Innenhofs für eine simple, aber wirkungsvolle Technik entschieden. Die RPG7-Ecke hab ich zuerst mit Strukturpaste "Sand" grundiert – gibt sofort eine schön körnige Textur. Danach kam eine Lasur in Lederbraun drüber, um Tiefe reinzubringen. Das Ganze hab ich dann mit Revell 314 Beige trocken gebürstet, um die Details rauszuholen. Die gleiche Behandlung haben auch alle umlaufenden Bodenteile des Gebäudes bekommen. Für den Innenhof bin ich etwas heller geblieben: Grundiert mit Revell 189 Beige, dann mit Weiß trocken gebürstet – ergibt einen richtig staubigen, ausgetretenen Look, der ganz gut zur Umgebung passt.



Grünzeug muss sein – Rosen, Gemüse und andere botanische Wunder

An die Wände im Innenhof hab ich noch ein paar Rosenhecken von MiniNatur gesetzt. Historisch korrekt? Keine Ahnung. Aber optisch machen die richtig was her – und manchmal muss man dem Diorama einfach seinen eigenen Charme geben. Basta! Außerdem wollte ich ein bisschen Alltagsleben reinbringen, also gibt’s jetzt auch ein kleines Gemüsegärtchen. Dicke Grasbüschel in sattem Grün, ebenfalls von MiniNatur, markieren da jetzt irgendwelche Kulturpflanzen unbekannter Herkunft. Vielleicht landen die in der Feldküche von Bir Qu’ashem auf dem Teller – oder verdursten glorreich in der Sonne. Egal wie: Sie geben dem Szenario einen Hauch von Leben.







Bir Qu’ashem – voll unter deutscher Kontrolle

Bir Qu’ashem scheint fest in deutscher Hand zu sein – zumindest, wenn man sich die Szene so anschaut. Auf den folgenden Bildern hab ich mich mal ein wenig umgesehen und ein paar Eindrücke eingefangen. Kleine Details, ein bisschen Leben im Diorama. Sorry, die Sonne schien so verlockend...























« Letzte Änderung: 07. April 2025 - 10:00:12 von Sturmtiger »
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Utgaard

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Das ist wirklich sehr gut geworden, richtig gut sogar!

meyer

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Schönes Geländestück!
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Sturmtiger

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Danke für die Blumen. Ich hatte ebenfalls viel Freude beim Bau. Schön, dass es euch gefällt.

Vorsicht: britische LRDG gesichtet

Kaum fertiggestellt, gewann Bir Qu'ashem schnell die Aufmerksamkeit des britischen CI5. Es mag am häufigen Erscheinen deutscher Offiziere in Bir Qu'ashem liegen. Oder an einer allgemeinen Hinterhältigkeit des Gegners. Jedenfalls hatte Herr Auchinleck die Anweisung erhalten, mit einer schnellen und schlagkräftigen LRDG dem gar lustigen Treiben der deutschen Offiziere in Bir Qu'ashem ein jähes Ende zu bereiten.

Das Unternehmen wäre womöglich auch geglückt. Wäre da nicht der umsichtige Regimentskommandeut Hauptmann Ott-Friedrich Senfft von Pilzach gewesen, der eine Abordnung der II. Abteilung in direkter Nachbarschaft von Bir Qu'ashem stationierte. So kam es, dass die Long-range-Desert-Group auf die Short-Barrel-Panzer der II. Abteilung traf.

Der Lärm draußen führte dazu, dass Hauptmann Senfft von Pilzach die Party kurz unterbrach und vom Dach des Gebäudes die Lage peilte. Beruhigt kehrte er wieder nach drinnen zurück. Die verbliebenen Tommies der LRDG marschierten bereits in Reihe entlang der Rollbahn nach hinten.

Hier ein paar Schnappschüsse.

Foto: Die Schutztruppe posiert für die PK-Kompanie


Foto: Eine Aufnahme bei Dämmerung. Ein PzKpfWg. II und ein PzKpfWg I vor dem Soldatenheim Bir Qu’ashem. Die Fahrzeuge wurden etwas verkehrswidrig geparkt. ich nehme an, die hormonelle Not war sehr groß.


Foto: Aus dem Fieseler Storch gesehen.


Foto: Der Panzer IV Ausf. G hat heute ebenfalls am Soldatenheim Bir Qu’ashem gehalten. Das Etablissement genießt einen angenehm zweifelhaften Ruf bei der Truppe. Es könnte am Personal liegen… Hier allerdings hat Leutnant Wagner auf 10 Uhr ein verdächtiges Fahrzeug entdeckt.


Foto: Auch Hauptfeldwebel Wanninger lauscht dem Funkverkehr. Er hat von Leutnant Wagner einen heißen Tipp bekommen.


Foto: Mission completed !


Foto: Man zieht im Sichtschutz der Palmen unter. Die Blenheims und Spitfires sind oft lästig.


Foto: Vorher hilt man sich aber an der Getränkeausgabe noch ne Ladung Durstlöscher.


Foto: Ups !   Feind auf 09:00 Uhr? Oder war es nur ein Fennek?


Foto: Man sollte sicher gehen…


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Utgaard

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Wirklich stimmungsvolle Fotos!

Sturmtiger

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Danke für die Blumen, lieber Utgaard. Manchmal scheint die Sonne im Wohnzimmer ganz günstig. So wie hier:

Der Herr rechts hinten ist übrigens Hauptmann Alsdruf von der Propagandakompanie 4711. Er fotografiert grade ein wenig ...
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Parmenion

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Schöne Bilder :).

Parmenion
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