...Puppen anzupinseln wär ein beknacktes Hobby. Vielleicht auch ein schöner Nebenzeitvertreib für die SS-Fans an den Volksnetzgeräten:
Fernfahrer bastelt seinen eigenen Privatpanzer - Von David Rott, dpa
Rheine (dpa) - Die Mündung des Privat-Panzers von Stefan
Wübbelmann ragt bedrohlich aus seiner Werkstatt. Seit mehr als vier
Jahren schraubt der Fernfahrer im westfälischen Rheine an dem Modell
des Tanks vom Typ Tiger. «Ich arbeite im Maßstab 1:1.» Und das ist
kein Kinderspiel. Achteinhalb Meter groß ist das stählerne Ungetüm,
das schon jetzt 15 Tonnen wiegt. «Ich bin der einzige in Europa, der
so etwas macht», ist sich der 45-Jährige sicher. Der Mann im braun
gefleckten Kampfanzug und sein Hobbygefährt mit Wehrmacht-Technik
ergeben ein martialisches Bild. Seine Lebensgefährtin habe sich mit
dem ungewöhnlichen Hobby abgefunden, sagt er. Dafür hat der frühere
Bundeswehr-Mechaniker das geliebte Gefährt nach ihr «Irina» getauft.
Angefangen hat Wübbelmann vor sieben Jahren. Damals hatte sich der
kräftige Fernfahrer in Lettland auf die Suche nach Originalteilen
von Tiger-Panzern gemacht. Drei Jahre lang suchte er in Sümpfen und
Seen mit Metalldetektoren nach Originalteilen - erfolglos. Bis auf
ein paar Kleinteile konnte er keine Funde machen. Aber aufgeben
wollte Wübbelmann nicht. «Dann baue ich mir eben meinen eigenen
Panzer», habe er sich da gesagt. Original-Tiger seien kaum noch zu
finden: «Weltweit gibt es noch sieben Stück.»
In einer Werkhalle auf einem früheren Kasernengelände in Rheine
hat sich Wübbelmann seinen «Hobbyraum» eingerichtet. Hier wird
geschraubt, geflext und gepinselt. Die Kette fehlt noch. Gerade ist
er aus Riga zurückgekommen und hat 22 Kettenglieder mitgebracht. «Die
kann man hier in Deutschland einfach nicht bezahlen», sagt er. Denn
allein die Ketten haben den Wert eines Kleinwagens. «Das Geld ist
auch das größte Problem.» Wenn er mehr im Portemonnaie hätte, könnte
er schon längst fertig sein, sagt der 45-Jährige. «In meinem Panzer
stecken schon über 100 000 Euro.» Er investiert den größten Teil
seines Arbeitslohns in sein Hobby. Darüber hinaus hat er nicht viele
Kosten, er wohnt in der Einliegerwohnung seines Elternhauses.
Doch nicht alles an dem Panzer ist originalgetreu, das würden die
Behörden auch nicht zulassen. «Die Panzerung muss dünner als drei
Millimeter sein», sagt Wübbelmann. Und auch die Kanone ist nur aus
Plastik. «Natürlich kann man damit nicht schießen», erklärt der
Rheinenser. Das Maschinengewehr auf dem Panzerturm ist ebenfalls eine
Attrappe, auch wenn es täuschend echt aussieht.
Mit seinem Panzer war Wübbelmann auch schon in der Fernsehshow
«Mein Mann, sein Hobby und ich» auf kabel eins zu sehen. Seitdem
bekommt er viel Post. «Die Leute finden toll, was ich hier mache.»
Kritische Worte hat er für seine Begeisterung für den Wehrmacht-
Panzer bisher kaum ernten müssen. Und auch seine Freunde und seine
Familie haben seine Leidenschaft mittlerweile hingenommen. «Die
respektieren das und wollen auch gerne helfen.» Er habe ja auch
nichts mit der rechten Ecke zu tun, sondern sei von der Technik
begeistert.
Für Wübbelmann ist der Tiger-Panzer «eine echte Legende des
Zweiten Weltkrieges». Von 1942 bis Kriegsende war der Panzer bei den
deutschen Truppen im Einsatz. Danach wurden fast alle Panzer
zerstört. «Alte Pläne gibt es nicht.» Und so muss Wübbelmann immer
wieder die Einzelteile mit Zollstock und Maßband vermessen. Das macht
er in einem Freilichtmuseum in Frankreich, wo ein alter Tiger
ausgestellt ist.
«Ich war Panzerschlosser bei der Bundeswehr», sagt Wübbelmann. Als
gelernter Kraftfahrzeugmechaniker hat er das nötige Know-How, um
seine Pläne in die Tat umzusetzen. Sein Ziel ist es, den Panzer ans
Laufen zu bringen. Einen 200 PS-starken Motor hat er bereits
eingebaut. «Ich brauche noch drei Jahre, bis ich endlich fertig bin.»
Wenn sein Panzer fertig ist, soll dieser für die Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden. «Ich will mit meinem Tiger zu
Ausstellungen», sagt Wübbelmann. Und auch in Filmen könnte er sich
sein Modell sehr gut vorstellen: «Vielleicht sieht den ja einer aus
den USA und will den Tiger für seine Aufnahmen haben.»
copyright Deutsche Presse-Agentur 2009