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Autor Thema: Imperiell-römische Auxilia  (Gelesen 1841 mal)

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Nobel

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Imperiell-römische Auxilia
« am: 02. Juli 2008 - 02:36:12 »

Ich stolperte gerade durch eine Diskussion über die Kampfweise von römischen Auxiliareinheiten der frühimperiellen Zeit.

Ich ging bisher immer davon aus, dass sie eine Rolle mittlerer Infanterie eingenommen haben, also sowohl in der Lage waren in geschlossener Formation als auch offener ähnlich Plänklern zu kämpfen, womit sie gegenüber den Legionären Vorteile in Beweglichkeit hatten, allerdings bin ich diesbezüglich stark von Phil Barker beeinflusst. Dazu habe ich eine stark an top-down-Design orientierte Sichtweise, die die Funktion einer Einheit über die Details der Kombatanten stellt.

Die Diskussion drehte sich um die Charakteristike von Auxilia-Einheiten innerhalb bottom-up designeten Spielsystemen, in diesem Falle die Herr der Ringe- und die Warhammer-Engine. Nun sind die Auxilia mit einem Stoßspeer ausgerüstet gewesen - was bei genauer Abbildung in diesen Systemen die Möglichkeit beinhaltet eine tiefer gestaffelte Formation zu bilden (Kampf bzw Unterstützung aus der zweiten Reihe), was nicht zwingend meinem Bild derrömischen Auxilia entspricht. Aber vielleicht ist mein Bild ja falsch, irgendeinen Sinn wird es ja gehabt haben, dass den Auxilia die Speere gelassen wurden, sei es um eine gestaffelte Formation oder gar etwas Phalanxähnliches bilden zu können. Vielleicht überinterpretiere ich hier auch nur die simulationistische Wirkung der Speeres.

Äh, also, taktische Rollenvorstellung meets Simulationssystem meets Unwissenheit - wie haben denn wohl Auxilia gekämpft, welche taktische Rolle haben sie eingenommen - kann man das überhaupt in einem Spielsystem kategorisieren, und welche Charakteristika würdet ihr Auxilia in einem Spielsystem zuordnen?
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Cederien

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Imperiell-römische Auxilia
« Antwort #1 am: 02. Juli 2008 - 04:18:14 »

Das Grundproblem dürfte darin liegen das es eigentlich ziemlicher Humbug ist bestimmten Truppentypen eine Etikett wie \'geschlossene Formation\' oder \'gelockerte Formation\' anzukleben. Mit ein paar Ausnahmen (im wesentlichen Schildwall oder Phalanxformationen und selbst hier bei weitem nicht alle) waren wohl praktisch alle (Kampf)Truppen in der Lage je nach Gelände und Notwendigkeit in einer mehr oder weniger dichten Formation zu kämpfen. Einige warin hierin besser als andere, aber gekonnt haben es (soweit wir das beurteilen können) fast alle. Legionäre (und Auxliare) waren eher bei denen die sich recht gut unterschiedlichen Geländebedingungen anpassen konnten.
Soweit es sich sagen lässt wäre es wohl korrekter Auxilia einfach als \'Hilfslegionen\' zu betrachten, also als in ähnlicher Formationen und Art wie die Legionen kämpfend. Es ist allerdings sicherlich auch so das den Auxlias oft die Aufgabe zugewiesen wurde die Vorhut zu bilden oder die Flanken zu sichern und sie dabei wohl öfters in die Verlegenheit kamen in Gelände und damit in lockerer Formation operieren zu müssen. Aber wirkliche Hinweise das sie im Freien ebenfalls in offenerer Formation gekämpft haben als die Legionäre gibt es keine, eher schon umgekehrt. Ebenso ist es ziemlicher Unsinn anzunehmen das die Legionen wenn sie in schwieriges Gelände gerieten unbedingt eine enge Formation beizubehalten versuchten. Vielmehr haben sie sich dem genauso angepasst wie die Auxiliare. Beide sollten also im freien wie im Gelände ähnlich effektiv sein. Für DBA Verhältnisse würde das also bedeuten das Legionäre wie Auxiliare im Freien als Blades und im Gelände als Auxilia zählen sollten (evtl. nach dem zahlen von einem PIP für Formationsänderungen o.ä.).
Derzeit gibt es aber nur eine Regel (Shattered Lances) von der ich weiß das sie einigen Truppentypen die Möglichkeit zubilligt ihre Formation während der Schlacht dynamisch zu verändern.

Was übrigens Auxilia mit Stoßspeer angeht, das ist höchst umstritten. Es basiert im wesentlichen auf einer uneinheitlich bewerteten Figur auf der Trajanssäule und einer Bemerkungen von Tacitus das einige germanische Auxiliare weiter mit ihren Speeren gekämpft haben sollen. Wobei Germanen idR ja nicht als Langspeerinfanterie dargestellt (bei WAB weiß ich das jetzt allerdings nicht), es ist also recht fraglich ob man sie von ihrer Wirkung anders bewerten sollte als normale Auxilia, selbst wenn sie als Speerkämpfer unterwegs waren.
Die standard Auxilare hatten zwei Speere (Lancea) die zum Werfen gedacht waren. Generell ist es aber wohl schon ab und an passiert das Einheiten für bestimmte Aufgaben auch schon mal andere Waffen an die Hand gegegen wurden. So wird z.B. von einigen Legionären berichtet das sie sich während Aurelians Feldzug gegen die Palmyrer mit Äxten (die eigentlich zum Lagerbau u.ä. mitgeführt wurden) bewaffnet haben da diese gegen die Kataphrakten deutlich effektiver waren. Dennoch hat (glaube ich) noch niemand ernsthaft vorgeschlagen Legionäre auch mit der Option für zweihändigen Hiebwaffen o.ä. auszustatten.
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Lucky Jack

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Imperiell-römische Auxilia
« Antwort #2 am: 02. Juli 2008 - 08:21:43 »

@Cederien: Ich kann dir voll zustimmen! Noch ein paar Aspekte bezüglich der Kampfformation. Im offenen Gelände ist das Bilden geschlossener Reihen wesentlich einfacher als das Bilden einer gelockerten Formation. Man mußte den Soldaten lediglich befehlen, sich Schulter an Schulter (bzw. Schildrand an Schildrand) aufzustellen. Diese Formation werden auch die Auxiliare von ihren Appellen gewohnt sein. Insbesondere bei Gefahr ist es außerdem ein natürliches Verhalten, die Reihen zu schließen (Bei der Bedrohung durch Kavallerie etwa). Die enge Formation hat auch einen psychologischen Vorteil. Der Soldat spürt seinen Nebenmann und daß er nicht alleine ist. Im schweren Gelände ergibt sich eine offene Formation von alleine. Die Frage ist nur, inwieweit die Soldaten diese Art des Kämpfens gewohnt sind. Möglicherweise haben hier die Auxiliare einen psychologischen Vorteil (und eine leichtere Ausrüstung). Weil die Auxiliarinfantrie keine größere Organisationsform als (Doppel-)Kohorten besaß, bot sich ihr Einsatz in schwerem unübersichtlichen Gelände an, weil hier der Überblick schneller verloren geht als im offenen Gelände. Legionen provitierten wohl von ihren größeren Organisation. Das gemeinsame Vorgehen großer Truppenverbände, ließ sich im offenen Gelände deshalb mit ihnen besser bewerkstelligen. Eine einzelne Kohorte aus dieser Organisation rauszureissen, wäre Verschwendung gewesen. Da schickte man schon lieber die (billigeren) Hilfstruppen in den Wald.

Gruß LJ
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vodnik

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Imperiell-römische Auxilia
« Antwort #3 am: 02. Juli 2008 - 12:32:01 »

…ein Merkmal, der zum Erfolg römischer Kriegsführung beigetragen hat, ist bestimmt die Fähigkeit der Römer, erfolgreiche gegnerische Kampfarten zu übernehmen + diese der römischen Gesellschaft anzupassen. Lange Zeit konnten ausschliesslich römische Bürger der Legion beitreten. Assimilierte Barbaren dienten als Hilfstruppen – Auxilia, da die römischen Feldherren die Qualitäten von leichtbewaffneten Truppen nicht zuletzt aus Spanien kannten. Hilfstruppen unterschiedlicher Völker haben ihren Dienst höchstwahrscheinlich nicht immer auf die gleiche Weise versehen.

Kein TT-Regelwerk kommt ohne Generalisierungen + Definitionen aus. Jeder Regel-autor gewichtet die zahlreichen Faktoren; Moral, Bewaffnung, Rüstung, Ausdauer usw. auf seine Art. Um Qualitäten einzelner Kampfverbände zu unterscheiden, gibt’s mehrere Möglichkeiten.
1. Möglichkeit: Die Ausrüstung, Kampfbereitschaft, Herkunft + mögliche zusätzliche Faktoren eines einzelnen Mannes werden in seinem Kampfverband geklont, bestim-men also das Verhalten dieser Einheit auf dem Schlachtfeld.
Die Fähigkeit dieser Truppe einen Formationswechsel durchzuführen wird hier meis-tens mittels Moralwürfen oÄ getestet.
2. aber nicht die letzte Möglichkeit: Bestimmte Truppenverbände, deren Kampfweise sich von jener ande-rer Verbände merklich unterscheidet, werden als eigenständige Truppentypen defi-niert. Solche generellen Truppentypen lassen sich zB. als Elemente gruppieren. Von den Besatzungen solcher Elemente wird angenommen, dass sie sich der Situation entsprechend verhalten + nicht, dass sie im Gefecht in Reih + Glied stehend verhar-ren.

Das kann uA bedeuten, dass einige Elemente Auxilia im freien Feld Legionären gleich, den Gegner ihre Wurfspeere entgegenschleudern, danach aber mit Schwert oder Stossspeer in den Nahkampf wechseln, bei etwaiger Überlegenheit des Geg-ners aber eher ihre Beweglichkeit ausnutzen.

Während bei DBX-Regeln durch Würfeln Bewegung + Kampf entschieden werden, setzt man bei FOG auf zufälligen Mut oder Feigheit von ganzen Truppenverbänden.

TT soll aber eher Spass machen… jeder Spieler kann sich in seinen bevorzugten Regelwerken behaupten…
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