Um nochmal auf die Reenactment-Scene und die Comic-Bemerkung zurückzukommen. Die meisten, die diese abfällige Einstellung gegenüber Standardwerken wie den Ospreys zur Schau tragen, halten das große \"A\" wie eine Reliquie vor sich. Meint das \"A\", in authentisch, entpuppt sich aber allzu oft als das \"A\" aus \"klugscheißerisches Ar....loch\". Will sagen, Osprey und Co. (also auch Squadron etc) sind m.E. gute und erschwingliche Standardwerke für unser Hobby, die sich, denke ich, hervorragend eignen, um eine, der historischen Wirklichkeit hinreichend angenäherte Darstellung zu produzieren. Insofern stimme ich Antipater auch zu, wenn er sagt, ein großer Teil der Reenactors greift auch darauf zurück.
Ich für meinen Teil bin - im TT, wie im RE-Bereich - damit auch vollauf zufrieden. Wirkliche Athentizität werden wir bei diesen weit zurückliegenden Epochen eh nie erreichen können. Und selbst später wird es schwierig. Ich verweise hier auf die in diesem Forum geführte (sehr angenehme und gar nicht \"klugscheisserische\") Debatte zur Uniformreform in der napoleonischen Armee von 1812, oder die Bemerkung eines Autors (ich glaube sogar es war in der Serie \"The Civil War\"), daß es zweifelhaft sei, ob im ACW jemals irgendwer in der konföderierten Arme irgendwo und irgendwann tatsächlich 100% gemäß den Uniformvorschriften entsprechend gekleidet gewesen sei. Oder die immer wieder beliebte Diskussion, welchen Farbton der Begriff \"Khaki\" nun eigentlich tatsächlich bechreibt....
Ich denke, wenn man soweit gehen und sich nicht einfach an die Verpackungsbildchen halten will, sollte man sich in dem Maß einlesen, in dem man dazu Lust hat, und etwas produzieren, was man für sich als logisch und begründbar ansieht. Letztlich ist die Frage: Geht es um den Spass am Modellbau und am Spiel und darum, daß die Truppentypen und Einheiten unterscheidbar daherkommen sollen? Oder geht es um Lehrmaterial für historische Studien?
Meine Empfehlung sind daher immer noch die Ospreys, die mir im Bezug auf einzelne, näher beleuchtete Armeen oder Einheiten meist mehr Anregungen gegeben haben und geben, als ich umsetzen kann.
Die Konsultation historischer Quellen ist, je nach gewolltem Zeitaufwand, eine nette Ergänzung, aber für den nicht studierten Hobbyisten mit Vorsicht zu geniessen. So sind zum Beispiel nach der Schlacht von Culloden einige sehr malerische Illustrationen von gefangenen Highlandern entstanden, die dann kurioserweise einen Mix von Tartan-Mustern trugen, der nach heutigem Kenntnisstand wohl eher der künstlerischen Freiheit des Zeichners zuzurechnen ist.
@ Antipater: Was Deine Bemerkung zu einer \"neuen Uniformität\" durch die Versorgung aus der Umgebung betrifft: Hier kann man gut sehen, wie die gleiche Ausgangssituation zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen führen kann, je nachdem, wie weit man den Gedanken spinnt. Die logische Abfolge für mich wäre: Neu ausgerüstete Truppe kommt an, fast im Paradezustand, fängt dann an, sich bei regionalen Quellen einzudecken, was zu einer vorübergehenden Buntscheckigkeit führt, und ist dann nach einiger Zeit wieder uniform und vermutlich in Zivil nicht mal mehr von der lokalen Bevölkerung zu unterscheiden.
@ Pitsen: Sorry, falls ich hier Auslöser einer Grundsatzdebatte war, die sich irgendwie von Deinem Thema entfernt hat, aber Du siehst schon, es gibt hier, je nach persönlicher Intention, recht unterschiedliche Ansätze...