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Autor Thema: Gill, 1809 Thunder on the Danube  (Gelesen 2864 mal)

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Decebalus

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Gill, 1809 Thunder on the Danube
« am: 27. Juli 2010 - 12:43:07 »

Da der Krieg zwischen Frankreich und Österreich von 1809 mein eigentliches Sammelthema zur napoleonischen Zeit ist (1815 also nur ein durch die Perry-Figuren inspiriertes Abweichen) musste ich das jetzt fertig gewordene, dreibändige Werk von John H. Gill doch haben.

Dank Amazon UK als Plattform für günstige Buchanbieter war der Erwerb zwar trotzdem ein finanzieller Brocken (insgesamt mit Porto so ca. 90 Euro für drei Bände), aber durchaus machbar. Interessanterweise war der älteste, erste Ban dabei der teuerste.

Beim Lesen bin ich jetzt in der Mitte des zweiten Bandes und kann daher meinen Eindruck doch wiedergeben.

Gills Bände sind klassische Kriegsgeschichte, d.h. er beschreibt die Truppenbewegungen und Schlachten des Krieges von 1809 en detail. Dabei werden auch die ungewöhnlicheren Kriegschauplätze, wie etwa Dalmatien, Tirol usw. berücksichtigt. Das ganze ist durch umfangreiche OOBs (Order of Battles) abgerundet. Sehr gut sind außerdem die zahlreichen Karten in den Bänden, in denen man die Bewegungen und Schlachten verfolgen kann. M.E. hat man auch wirklich nur Spaß an den Büchern, wenn man parallel zum Lesen die Karten verwendet (manchmal mit Blättern verbunden), da man das Gelesene nur so nachvollziehen kann.

Gills Bände sind keine Abenteuer-Kriegsgeschichte im Stil von Ryan (A Bridge too far) oder anderen. Man findet sehr wenige Kriegsanekdoten, sehr wenige bildhafte Beschreibungen, keine Hinweise auf taktische Prinzipien der Zeit. Uniformen spielen ebenfalls keine Rolle (in der Mitte sind einige Schwarz-Weiß-Bilder, auch von Uniformen, das ist aber doch eher nebensächlich). Das mag auch an der Quellenlage liegen, aber letztlich liegt es wohl doch eher an der Absicht des Autors. Der Osprey-Band zu Eckmühl etwa ist deutlich populärer und beschreibender.

Was bringen die Bücher für den Wargamer. Wer gerne historische Szenarien spielt, kommt hier voll auf seine Kosten. Gills beschreibt nicht nur die richtig großen Schlachten (Eckmühl, Aspern, Wagram), die wir meistens sowieso wegen der Größe schwierig umsetzen können. Er hat vor allem eine Fülle von Begegnungen auf Divisions-Ebene, die optimal mit den gängigen Regeln (GdB, Lasalle, BP) spielbar wären. Mein Favorit wäre hier etwa Volano 24.4.1809: Österreicher mit Tiroler Aufständischen gegen Italiener. Vor allem aber finden sich auch zahlreiche Begegnungen, die sogar auf Skirmish-Ebene umzusetzen sind (etwa mit Sharps Practice). Wer weiß schon von Major Ameill, der mit einer Abteilung der 17ten Infantrie nördlich der Donau auf Erkundung ging, und dort von dem Rittmeister von Menniger überfallen wurde. Oder dem Gefecht bei der Schwarzen Lackenau, als franz. Voltigeure versuchten eine Insel bei Wien unter Kontrolle zu bringen, um den späteren Übergang über die Donau zu erleichtern.

Inhaltlich war für mich faszinierend, wie sehr dieser Krieg geprägt war von Dingen, die wir Wargamer schlecht umsetzen können. Insbesondere bei den Österreichern verblüfft immer wieder die Unfähigkeit. Langsames Marschieren, die Erwartung, die Franzosen werden einen schon einen Tag Rast machen lassen, Reservenaufstellung, so dass sie nicht mehr eingreifen können, ein überlegener Angriff, der nicht richtig durchgezogen wird, weil man auf einen Entlastungsangriff wartet, der nicht kommt, etc. Ansonsten verblüfft einen immer wieder (auch auf französischer Seite) das Stochern im Nebel. Wo der Gegner steht, ist meistens unbekannt.

Für mich hat sich die Anschaffung gelohnt. Jetzt müssen nur dringend mehr Österreicher angemalt werden.
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Rusus

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Gill, 1809 Thunder on the Danube
« Antwort #1 am: 27. Juli 2010 - 13:02:12 »

Kingt sehr interessant. Vielen Dank für\'s Review.
Ja, mach mal mit den Ösis hin. Meine Bayern wachsen auch allmählich.
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Gruß und Nice Dice
Rusus

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Graf.Dominic

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Gill, 1809 Thunder on the Danube
« Antwort #2 am: 06. August 2010 - 16:06:27 »

Ich kann dieser Rezension nur voll zustimmen! Die drei Bücher sind für den in diesen Feldzug interessierten Wargamer wirklich eine lohnende Anschaffung.

Zudem würde ich aber noch auf folgendes Werk von Gill, verweisen, das ebenfalls sehr gelungen ist wie ich finde.

With Eagles to Glory: Napoleon and His German Allies in the 1809 Campaign

Dort findet sich viel über die innere Struktur der Heere und ein grober Überblick über den Feldzug.
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xothian

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Gill, 1809 Thunder on the Danube
« Antwort #3 am: 06. August 2010 - 17:34:09 »

sehr gute rezension Decebalus!  :sm_pirate_thumbs1:
da ich die buecher des herrn gill auch zu meinem 1809 projekt herangezogen habe kann ich der kaufempfehlung aus vollem herzen zustimmen
wer sich fuer die schlachten der (5ten)koalitionskriege interessiert wird an der serie nicht vorbeikommen und mit mehr als wertvollen informationen belohnt
gute buecher sind allemal ihr geld wert und ich hoffe der herr gill schreibt davon noch ein paar

ciao chris
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