... khartoum ... die amazon rezensionen sind gut, aber wir hier sehen das ja teils aus einem etwas anderen blickwinkel (was nicht heisst das der film schlecht ist, aber wenn ich nen film mit der intention kaufe korrektes zu sehen will ich nicht das alles falsch ist )
Ach, da werden Erinnerungen wach. Habe ihn damals (1966) im Original gesehen (Berlin, im brit. MilitĂ€rkino am Theodor-Heuss-Platz, neben dem NAAFI Summit House). Kurz danach in deutscher Fassung im Royal Palast im Stadtzentrum von Berlin. Dort natĂŒrlich noch eine Klasse imposanter wegen z.B. der (fĂŒr damalige VerhĂ€ltnisse!) gigantischen Leinwand und erstklassigenTonverhĂ€ltnisse. Damals eines der modernsten Kinos Europas. Khartoum ist ein Film den man in einem solchen Kino gesehen haben sollte. Seitdem schaue ich ihn mir alle paar Jahre immer wieder an.
Ein Film den man gesehen haben sollte. Und sei es allein aus cineastischen GrĂŒnden heraus (Technik des Films, Ton und Musik (natĂŒrlich nur im Original), schauspielerische Leistung von z.B. Sir Laurence Olivier (Mahdi). Heston (von dem ich kein Fan bin) zeigt hier eine seiner stĂ€rkeren Leistungen als Gordon.
Alles falsch? Na, ich denke einen solche Film gibt es nicht, aber das ist wohl eh nur eine rhetorische Ăbertreibung Deinerseits. Insgesamt fiel/fĂ€llt auf, dass der Film auĂergewöhnlich nah an den (bekannten) Fakten bleibt. Immer unter dem Blickwinkel das Filme gemacht werden um primĂ€r Geld zu verdienen. Nicht um \"Geschichte\" zu zeigen (oder was auch immer). Deshalb sind Skripts, Dramaturgie ein wichtiger Bestandteil. Wer \"Geschichtsunterricht\" haben will ... sollte ein Buch lesen. Aber selbst dort haben wir das Dilemma ... wleche Geschichtbeschreibung ist nun korrekt. Letztendlich keine, da wir uns immer nur der \"wahren Geschichte\" nĂ€hern können. Denn Geschichte ist \"Bericht\" von einzelnen Menschen (gefangen in ihrer individuellem (!) Erleben, individueller Wahrnehmung und Deutung. Dazu kommt dann noch die Analyse und Deutung eben dieser Geschich(ten). Und dann schlieĂlich deren Darstellung. So stellt man z.B. fest, dass Menschen immer wieder verschieden berichten (in Details eh, manchmal sogar im groĂen Bild) von einem gemeinsamen Erlebnis. Faszinierend. Dazu kommt, dass wir inzwischen wissen, dass der Mensch mit jeder abgerufenen Erinnerung und insb. ErzĂ€hlung dessen (!), die erlebte \"Geschichte\" neu (!) erschafft und ... verĂ€ndert (!). AnpaĂt etc. Nicht bishaft, nicht absichtlich. Jeder der z.B. den groĂen Vorteil seiner eigenen TagebĂŒcher zu lesen, sofern er sich die MĂŒhe gemacht hat ein solches zu fĂŒhren, kann hieraus ein stets wiederholbares Selbstexperiment ausfĂŒhren. Er \"erinnere\" sich an etwas, \"male\" (schöner Begriff, kreativer Vorgang!) es sich aus, am besten schreibe es auf und vergleiche anschlieĂend beide Texte (am besten wenn beide Jahre, Jahrzehnte auseinander liegen). Faszinierend. Insb. wg. der Unterschiede. Ein noch faszinierenderes Beispiel: Ein Ehepaar (o.Ă€.) beschreibe die erste Zeit des Kennenlernens, Werben, frĂŒhe Zeit der Liebe. Am besten schriftlich! Dann vergleiche man beides. In manchen Teilen denkt man es handelt sich um veschiedene VorgĂ€nge *lach*. Insb. Schreiber von \"Geschichte\". so z.B. solche die Gefechte o.Ă€ aus dem 2.WK zu Papier bringen, offizielle Berichte etc. auswerten und (!) Veteranen und/oder Zeitzeugen befragen stellen immer wieder Unterschiede, ja sogar klare WidersprĂŒche fest. Regeln ist dann (die aber eben auch nicht unfehlbar ist) sich an die Mehrheit der \"Versionen\" zu halten. Sofern diese existieren.
Aber er schweife ab ... zum Film: Wenn Du ein GefĂŒhl fĂŒr den Film bekommen willst, hier findest Du den Einstieg zum Film (plus 10 (!) weiterer Teile) bei YouTube:
http://www.youtube.com/watch?v=RQHMa5NhJF8&feature=relatedNatĂŒrlich wird es immer jemand geben der meint der Film sei \"völlig unrealistisch\", weil ein Knopf bei einer Uniform falsch sitzt, ein Schreibfehler bei einer Mahdi Fahne zu sehen ist etc. etc. etc. C\'est la vie. Nur ... jeder Film ist eh unrealistisch, auch jedes Wargaming z.B.. da er ein Abbild der realitĂ€t ist (ein Versuch). Der Einstieg allein motiviert wohl fast jeden Wargamer sich mit der Periode zu befassen, in seiner Phantasie (und schon ist er kreativ!) das GelĂ€nde inkl. der Truppen auf Spielbrett zu bringen.
Die historischen Fixpunkte (Orte, Zahlen, Einheiten, Personen etc.) sind genau. Hier und da nimmt er sich Freiheiten, wo wir schlicht die genauen Fakten nicht kennen. An einigen wenigen Stellen nimmt er sich Freiheiten die Fakten dramaturgisch zu erhöhen. So gibt es z.B. keinen Beleg dafĂŒr, dass der Mahdi und Gordon sich je persönlich gegenĂŒberstanden. Per Brief haben sie jedoch tatsĂ€chlich korrespondiert. Auch das Treffen zwischen Premierminister Gladstone (hervorragend gespielt, selbst im Detail korrekt) und anderen Politikern ist nicht belegt. Das Ende von Gordon ist historisch richtig dargestellt, inkl. dem bei fanatischen Moslems beliebten Kopfabtrennen (natĂŒrlich nicht im Detail).
Hört man genau zu (allein am oben erwĂ€hnten YouTube Beitrag) und ist an gegenwĂ€rtigem Zeitgeschehen interessiert, so fallen die höchstaktuellen Parallelen auf. So zeigt sich Olivier als Mahdi, der zum seinen \"wahren GlĂ€ubigen\" redet, seinen AnhĂ€ngern. Der Mahdi (der Erwartete und vorher VerkĂŒndete, Parallen zum hebrĂ€isch/christlichem Messias sind nicht zufĂ€llig) begrĂŒndete seine Feldzug gegen die \"UnglĂ€ubigen\" dadurch, das er der (! natĂŒrlich) der wahre Mahdi sei, berufen durch Gott und dessen Prophet Mohammed (der sogar in Visionen zu ihm spricht). Durch Rhetorik, ein paar Handwinken und primitiven Weltbild (das Volk will es wohl immer wieder so) fĂŒhrt und \"motiviert\" er seine KĂ€mpfe. Hintergrund ist auch der Unterschied (besser Glaubenskrieg) zwischen moslemischer Shia und Sunni Fraktionen. Dieser gĂ€rt noch heute (siehe die Irak und Iranproblematik). Welche Sprengkraft (durchaus doppeldeutig gemeint) der Mahdiglauben noch heute hat, zeigt sich u.a. darin, das Irans Staatsoberhaupt eben auch an den Mahdi glaubt (natĂŒrlich an den wahren, wahren Mahdi *lach* un dieser Glauben offensichtlich sein Leben und Politik bestimmt. \"Gegenspieler\" im Film ist natĂŒrlich der \"Christ\" Gordon \"Pascha\", der Ăbervater (wie passend fĂŒr Heston). Wobei Gordon bei einigen EnglĂ€ndern eher eine höhere Reputation als christlicher Evangelist hatte, als militĂ€rischer Befehlshaber. Angeblich war das einzige Buch das er las ... die Bibel (siehe auch im Film). Was natĂŒrlich erklĂ€ren wĂŒrde, warum es sich als \"Retter\" des Sudans sehen konnte, insb. seinem \"Auftrag\" gerecht werden sollte, 2500 Zivilisten zu evakuieren. Hoffend auf eine Wunder der Rettung (man muĂ ja nur gerecht leben, richtig glauben und beten). Kommt das erhoffte und erbetene Wunder nicht ... so schaltet man im Kopf schnell um und fĂ€hrt die MĂ€rtyrerschiene. Religion kann so unterhaltsam sein. Kommt im Film hier und da dezent rĂŒber, insb. im Widerspiel eben zum moslemischen, selbsternannten WĂŒstenpropheten, dem Mahdi.