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Autor Thema: Regie und Regiment - Deutschland und das Militär in dokumentarischen Filmen von 1914 - 1989 im Zeughauskino in BERLIN  (Gelesen 3438 mal)

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El Comandante

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Regie und Regiment - Deutschland und das Militär in dokumentarischen Filmen von 1914 - 1989

Retrospektive des Bundesarchiv-Filmarchivs und des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr - Nachspiel in Kooperation mit dem Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums Berlin im Januar und Februar 2011
Als Ergebnis einer erstmaligen Zusammenarbeit präsentieren das Bundesarchiv-Filmarchiv und das Militärhistorische Museum der Bundeswehr (Dresden) eine gemeinsam kuratierte Retrospektive. Unter dem Titel \"Regie und Regiment\" versuchen mehr als 30 Filme aus dem Bestand des Bundesarchiv-Filmarchivs, den jeweiligen Stellenwert des Militärs in den verschiedenen deutschen Gesellschaftsordnungen zu taxieren. Die Retrospektive lief bereits erfolgreich auf dem diesjährigen 53. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm.
Beginnend mit Bildern aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, gehen die einzelnen Programme zunächst der individuellen und kollektiven Erfahrung von Krieg und Militär nach. Darunter fallen Filme zur Werbung und Ausbildung von Soldaten ebenso wie zum physischen und psychischen Leiden am Krieg sowie zu dessen Umdeutung und gezielten filmischen Instrumentalisierung. Zum anderen zeigt die Filmauswahl beispielhaft die unlösbare Verbindung zwischen Militär und Wirtschaft, Geschlechterrollen im Krieg und andere Themen, die deutliche Spuren in der filmischen Überlieferung hinterlassen haben.
Neben bekannten propagandistischen Produktionen aus der Zeit des Nationalsozialismus von Leni Riefenstahl oder Walter Ruttmann umfasst das Programm auch bislang unbekannte Filme wie etwa den Aufklärungsfilm \"Ein Wort von Mann zu Mann\" (1941), eine Drehbucharbeit des später legendären Berliner Theaterkritikers Friedrich Luft für die Heeresfilmstelle, oder Filme, die nur für interne Vorführungen vorgesehen waren, wie zum Beispiel den medizinischen Lehrfilm \"Kriegs-Sanitätsdienst\" (1940), in dem sich ausdrucksstarke Bilder von der Verwundetenversorgung auch gegen die Propagandainteressen der militärischen Hersteller behaupten.

Flyer - FLYER Zeughauskino BERLIN

Das Programm im Ãœberblick:

6. Januar 2011, 20 Uhr
Programm 1:
Rekrutierung des Publikums – Werbefilme deutscher Streitkräfte
Hein Petersen – Bilder aus dem Leben eines Schiffsjungen
D 1917/1921, P: Kaiserliches Bild- und Filmamt / Ufa, 19’, 35 mm, stumm
Jungens wollen zur See
D 1940, R: Wilhelm Stöppler, 18’, 35 mm
Warum/Wofür fragen sich Bonner Berufsschüler
BRD 1966, Idee/Gestaltung: Bonner Berufsfachschule in Zusammenarbeit mit der
Bundesmarine, 19’, 16 mm
Soldatenpflicht
DDR 1976, P: Armeefilmstudio der NVA, Akademie der pädagogischen Wissenschaften der
DDR, 30’, 35 mm
Welche Spuren hat das Erleben von Krieg und Militär in der filmhistorischen Überlieferung
hinterlassen? Das erste Programm der Retrospektive stellt Werbefilme verschiedener deutscher
Streitkräfte vor. Neben visuellen und dramaturgischen Kontinuitäten wird deutlich, wie unterschiedlich
in den verschiedenen politischen Systemen für den Militärdienst geworben wurde. Am Anfang steht
ein Werbefilm für die kaiserliche Marine aus dem Jahr 1917, der - stark gekürzt - drei Jahre nach
Kriegsende Nachwuchs für die nur scheinbar zivile Schiffsjungen-Ausbildung werben sollte (Hein
Petersen). Der NS-Film Jungens wollen zur See (1940) ist vor allem ein typischer HJ-Werbefilm, in
dem verschiedene Freiluftaktivitäten (Zeltlager, Sportwettkämpfe) zu Trugbildern jugendlicher Freiheit
montiert werden („Herrlich, so ein freies Leben!“). In den 1960er Jahren stellt die Filmgruppe einer
westdeutschen Berufsschule der Wehrpflicht die Sinnfrage (Warum/Wofür fragen sich...). Über seine
Hauptperson konstatiert der Film eine negative Voreingenommenheit gegenüber der Bundeswehr und
lässt ihn diese durch eigene Erfahrung – einen Tag bei der Bundesmarine – überwinden. Ein NVAFilm
aus dem Jahr 1976 schließlich versucht eine Legitimation von Soldatentum generell aus den
ideologisch-historischen Grundparametern des Sozialismus. Die jungen Zuschauer werden
aufgefordert, „den Sinn des militärischen Daseins in weltweiter Klassenauseinandersetzung zu
begreifen“ (Soldatenpflicht). (jk)
Einführung: Jan Kindler, mit Publikumsgespräch
am 6.1. um 20.00 Uhr

11. Januar 2011, 20 Uhr
Programm 2:
Auf der Schulbank der Nation – Militärische Lehrfilme als Spiegel von Kriegserfahrungen
Beispiele für die taktische Verwendung von künstlichem Nebel
D 1931, P: Dr. Ing. F. Stier im Auftrag der Reichswehr, 8’ (Ausschnitt, Gesamtlänge: 62’), 35
mm, stumm
Anwendung des Schanzzeuges der Infanterie im Gefecht
D 1934, P: Heeresfilmstelle, 7’ (Ausschnitt; Gesamtlänge: 54’), 35 mm, stumm
Snaiperi
Scharfschützen im Gebirge
UdSSR/D 1939/1942, R: B. Gubatschew, dt. Bearb: Heeresfilmstelle, 23’, 16 mm, OmU
Männer gegen Panzer
D 1943/1944, R: Kurt Fels, Wilhelm Niggemeyer, 14’, 35 mm
Der alte Fritz sprach seinerzeit
D 1943, P: Hauptfilmstelle der Luftwaffe, 3’, 35 mm
Gesundheitspflege in den warmen Ländern
D 1942/43, P: Mars-Film im Auftrag des Oberkommandos des Heeres, 22’, 16 mm
Neben der Anwerbung von Soldaten wurde der Film seit seiner Erfindung auch zur militärischen
Ausbildung eingesetzt. Handwerkliche Professionalisierung und eine zunehmende politische
Instrumentalisierung sind zentrale Merkmale der Entwicklung des militärischen Lehrfilms bis zum
Ende des Zweiten Weltkrieges. Bis zu Beginn der 1940er Jahre dominieren verfilmte
Ausbildungsvorschriften. Erst die Erbeutung aufwändig inszenierter russischer Lehrfilme wie z. B.
Snaiperi (1941) führte zu einer Umstellung der deutschen Produktion. Es dauerte weitere zwei Jahre,
bis 1943 ein erster deutscher Lehrfilm konsequent auf Mittel des Spielfilms zurückgriff. Gezeigt wird
eine für das Kino bearbeitete, stark propagandistische Kurzfassung mit dem Titel Männer gegen
Panzer, die systematisch versucht, feindlichen Panzern ihren „Schrecken“ zu nehmen. Ein interner
Lehrfilm der Luftwaffe belegt, dass sich die politische Indienstnahme preußischer Zitatenschätze in
der NS-Zeit nicht auf den Spielfilm beschränkte (Der alte Fritz sprach seinerzeit) und ein Lehrfilm über
hygienische Gefahren „in den Tropen und heißen Ländern“ verdeutlicht in zum Teil unfreiwillig
komischen Spielszenen durch Anleihen bei der Vernichtungs-Rhetorik („Ein Hauptfeind ist die
Fliege… schlagt sie tot, wo ihr sie trefft!“) und durch rassistische Anweisungen den ideologischen
Kontext deutscher Kriegführung im NS-Staat. (jk)
Einführung: Jan Kindler, mit Publikumsgespräch
am 11.1. um 20.00 Uhr

13. Januar 2011, 20 Uhr
Programm 3:
Dosierung des Schreckens – Darstellung und Umdeutung von Kriegsleid
Reserve-Lazarett Hornberg i. Schwarzwald. Behandlung der Kriegsneurotiker
D 1914-1918, R: Stabsarzt Ferdinand Kehrer, 8’, 35 mm, stumm
Kamerad Pferd ist krank
Ein Film von der Betreuung des Pferdes im Heere
D 1942, R: Alfred Stoeger, 13’ 35 mm
Kriegszerstörungen in einer französischen Hafenstadt
D 1940, Privatfilm, 9’, 16 mm, stumm
Kriegs-Sanitätsdienst
D 1941, Gestaltung: Militärärztliche Akademie, 30’ (Ausschnitt, Gesamtlänge: 60’), 35 mm
Hunde mit der Meldekapsel
Ein Film vom Einsatz der Meldehunde
D 1942, R: Anton Kutter, 22’, 35 mm
Ein Programm über das physische und psychische Erleben und Erleiden von Krieg sowie dessen
Umdeutung und gezielte filmische Instrumentalisierung. Dass hierbei auf zynische Weise der
Leitgedanke des soldatischen Kameradschaftsbegriffs auch Tiere mit einschließt, belegen die beiden
Filme Kamerad Pferd ist krank und Hunde mit der Meldekapsel. In ersterem wird der hohe Aufwand
demonstriert, mit dem scheinbar erfolgreich und schnell geholfen wird. Dabei werden Bilder von
lebensbedrohlich verletzten oder sterbenden Tieren ausgespart. Im zweiten Beispiel können allerdings
auch die Bilder des verlustfrei errungenen Triumphes nicht über den realen Missbrauch der Vierbeiner
durch den Menschen hinwegtäuschen.
Aus der Zeit des Ersten Weltkriegs ist so gut wie keine dokumentarische Darstellung menschlichen
Leidens überliefert. Neben Geheimhaltungsgründen fürchtete man vor allem die abschreckende
Wirkung auf die eigene Bevölkerung. Eine Ausnahme sind die dokumentarischen Aufnahmen zu
medizinischen Zwecken. Diese interessierten sich meist weniger für die Ursachen des Leidens,
sondern betonten vielmehr eine angeblich schnelle und erfolgreiche Behandlung, die eine
problemlose Reintegration der Invaliden in die Zivilgesellschaft vorgab. (Reserve-Lazarett Hornberg i.
Schwarzwald – Behandlung der Kriegsneurotiker). Eine Vielzahl während des Zweiten Weltkriegs
entstandener Filme stellte vor allem einen funktionierenden Apparat dar, der – geprägt von deutscher
Wissenschaftsqualität und logistischer Gründlichkeit – anscheinend jedem verwundeten Soldaten
optimale Versorgung angedeihen lässt (Kriegs-Sanitätsdienst). (bhp)
Einführung: Barbara Heinrich-Polte, mit Publikumsgespräch
am 13.1. um 20.00 Uhr

18. Januar 2011, 20 Uhr
Programm 4:
Wunde Seelen, versehrte Körper – Realität, Verharmlosung, Instrumentalisierung
Die Wirkung der Hungerblockade auf die Volksgesundheit
D 1921, R: Hans Cürlis, Nicholas Kaufmann, Georg Reimann, E. Rosenthal, Curt Thomalla, 53’
35 mm, stumm
Nur nicht bange machen lassen
D 1940, 8’, 16 mm, stumm
Der Schutzraum
BRD 1950er, R: Wolfgang Bublik, 9’, 35 mm
Kriegsopfer – Bericht über eine Hinterlassenschaft aus zwei Weltkriegen
BRD ca. 1965, R: Kurt Freund, 30’, 16 mm
Die filmische Erzählung der menschlichen Erfahrungsgeschichte von Militär und Krieg findet im vierten
Programm der Retrospektive ihre Fortsetzung und ihren Abschluss. Physisches und psychisches Leid
wird hier wie im Programm zuvor nicht vornehmlich als schreckliche Kriegsfolge dokumentiert,
sondern durch Kontextualisierung bagatellisiert oder instrumentalisiert. So reduzieren die Filme Nur
nicht bange machen lassen und Der Schutzraum systemübergreifend die realen Gefahren eines
Luftangriffs auf eine vorgeblich kalkulier- und dadurch handhabbare Bedrohung. Besonnenes Handeln
bzw. spezielle Schutzbauten suggerieren eine Ãœberlebensgarantie im Fall eines Fliegeralarms oder
eines Nuklearangriffs und bedienen somit das menschliche Grundbedürfnis nach Schutzversicherung.
Dem gegenüber stehen die Bilder mittelbarer und unmittelbarer körperlicher Kriegsversehrungen.
Ursprünglich für medizinische Lehrzwecke hergestellte Aufnahmen ließ das Auswärtige Amt zwischen
1919 und 1921 von der UFA zum revanchistischen Anklagefilm Die Wirkung der Hungerblockade auf
die Volksgesundheit erweitern. Die zum Teil drastischen Bilder sollten die fatalen Auswirkungen der
alliierten Hungerblockade auf die deutsche Zivilbevölkerung nicht nur belegen, sondern auch die
Inhumanität einer solchen Kriegspolitik geißeln. Unter dem Aspekt einer fürsorglichen Bundesrepublik
sowie der erfolgreichen Reintegration körperlich Versehrter in die Nachkriegsgesellschaft steht
schließlich die Dokumentation von Kriegsleid in Kriegsopfer. (hs)
Einführung: Helge Siegert, mit Publikumsgespräch
am 18.1. um 20.00 Uhr

20. Januar 2011, 20 Uhr
Programm 5:
Made in Germany – Wirtschaftsfaktor Militär
Deutsche Panzer
D 1940, R: Walter Ruttmann, 12’, 35 mm
Rüstungsarbeiter
D 1943, R: Wolf Hart, 15’, 35 mm
Der Westwall
D 1939, R: Fritz Hippler, 42’, 35 mm
Kriegsanleihe-Werbefilme der Reichsbank
D 1917/1918, P: Julius Pinschewer, 8’, 35 mm, stumm
Der Preis der Freiheit
BRD 1961, R: Kurt Stordel, 14’, 16 mm
Die Wirtschaft mit ihren Sparten Rüstung und Finanzen ist nicht nur eine conditio sine qua non für
Militär und Krieg, sie gehört auch zu den wichtigsten Profiteuren der zeitlosen Spirale aus Schutz und
Zerstörung. Die im Genre der Rüstungsfilme verherrlichte industrielle Produktion von militärischem
Gerät steigert sich 1940 in Walter Ruttmanns avantgardistischem Deutsche Panzer zu einer Jubelarie
über die Verwandlung von deutschem Stahl in deutsche Tanks. Ein Jahr zuvor wurde der mit hohem
menschlichen und materiellen Aufwand errichtete Westwall filmisch als Demonstration der deutschen
Wehrhaftigkeit und der Mobilisierung des „Dritten Reichs“ inszeniert. Der selbstherrliche und
siegesgewisse Tenor weicht jedoch 1943 im Durchhaltefilm Rüstungsarbeiter weitaus leiseren Tönen,
in denen zum sparsamen Umgang mit den im Kriegsverlauf immer knapper werdenden Rohstoffen
gemahnt wird.
Dem Thema der Finanzierung von Militär und Krieg widmen sich die beiden Filme Kriegsanleihe-
Werbefilm der Reichsbank (1917/18) und Der Preis der Freiheit (1961). Die seit Beginn des Ersten
Weltkriegs emittierten Staatsanleihen ließ die Reichsbank zu Berlin ab 1917 zumeist in kurzen
Trickfilmen oder in Trickfilm-/ Realfilmformaten bewerben. Um hingegen die Verwendung von
Steuergeldern für den Verteidigungsetat der bundesrepublikanischen Nachkriegsarmee zu
legitimieren, betont der 1961 von Kurt Stordel für das Verteidigungsministerium produzierte
Zeichentrickfilm die sicherheitspolitische Relevanz der Bundeswehr als Schutzschild gegen
kommunistische Aggressoren. (hs)
Einführung: Helge Siegert, mit Publikumsgespräch
am 20.1. um 20.00 Uhr

27. Januar 2011, 20 Uhr
Programm 6:
KriegFilmKunst? – Inszenierung und Überhöhung des Soldaten
Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht
D 1935, R: Leni Riefenstahl, 28’, 35 mm
Sprung in den Feind
D 1942, R: Paul Otto Bartning, Karl-Ludwig Ruppel, 26’, 35 mm
Asse zur See
D 1943, R/B: Hermann Stöß, 18’, 35 mm
Nachhaltig prägende Beispiele einer heroisierenden Darstellung von Krieg und Militär stammen vor
allem aus der Zeit des Nationalsozialismus. 1935 übertrug Leni Riefenstahls Parteitagsfilm Tag der
Freiheit! – Unsere Wehrmacht im Anfangsteil die zuvor in Triumph des Willens angelegten
heroisierenden Inszenierungsstrategien uniformierter Formationen auf die Darstellung der Wehrmacht.
Militärische Beiprogrammfilme wie Sprung in den Feind (D 1942) konnten die ästhetischen Strategien
der Riefenstahl-Filme anfangs auch während des Kriegs fortführen. Riefenstahls Gestaltungsideen
prägen in diesem Film vor allem den Einleitungsteil, eine ausführliche Appellsequenz in einem
düsteren Flugzeughangar. Als ab 1943 militärische Überlegenheit kaum noch glaubhaft propagiert
werden konnte, wurden verstärkt heroische Einzeltaten kleinerer Gruppen in den Vordergrund gestellt.
So auch in Asse zur See, einem NS-Film über den Einsatz deutscher Schnellboote von 1943. Im
Hauptteil – der Darstellung zweier nächtlicher Angriffe gegen einen britischen Geleitzug – zeigt der
Film eine geschickte Durchmischung dokumentarischer und fiktionaler Gestaltungsmittel. Die
heroisierende Inszenierung ausführlich gezeigter militärischer Vorgänge in Asse zur See erinnert
unwillkürlich an die quotenorientierten Kriegsbilder moderner, „embedded“ arbeitender Filmteams. (jk)
Einführung: Jan Kindler
Mit Publikumsgespräch
am 27.1. um 20.00 Uhr

3. Februar 2011, 20 Uhr
Programm 7:
Genossen und Bürger in Uniform – Selbstdarstellung deutscher Streitkräfte nach 1945
Die ersten Schritte
BRD 1956, R: Kurt Neher, 51’, 35 mm
Studieren in Marineblau
DDR 1989, R: Heinz Killian, P: Armeefilmstudio der NVA, 32’, 35 mm
Mit der ersten Auftragsproduktion der jungen Bundeswehr von 1956 und einer der letzten NVAProduktionen
von 1989 stellt dieses Programm zwei Selbstzeugnisse deutscher Nachkriegsarmeen
einander gegenüber, die deutsches Militär in Zeiten der Verunsicherung und auf der Suche nach
einem neuen Selbstverständnis zeigen. Der Bundeswehr-Film Die ersten Schritte vermeidet den
forciert heroischen Stil vieler militärischer Kulturfilme bzw. Kriegswochenschauen der NS-Zeit. Er steht
für den Versuch, unter dem kritischen Blick der Öffentlichkeit die neugegründete Armee als ein
legitimes Kind der jungen Demokratie vorzustellen. Dennoch stieß der Film im Kontext der
Wiederaufrüstungsdebatte auf ein sehr gespaltenes Echo. Studieren in Marineblau zeigt anschaulich,
wie sich die NVA in der Umbruchsituation 1989 zu verorten suchte. Deutlich erkennbar sind die
Versuche, Zugeständnisse an demokratische Reformen innerhalb der Armee zumindest anzudeuten.
So wird ein schulinternes Kabarett mit dem vielversprechenden Namen Die Feuerquallen ausführlich
vorgestellt, das mit bedingt kritischen Texten als Beweis für eine angeblich beginnende demokratische
Selbsterneuerung dienen soll. Letztlich lässt der Film aber keinen Zweifel daran, dass es sich bei der
NVA auch noch 1989 um eine durch die SED kontrollierte Parteiarmee handelte. (jk)
Einführung: Matthias Rogg
Mit Publikumsgespräch
am 3.2. um 20.00 Uhr

10. Februar 2011, 20 Uhr
Programm 8:
Muttertiere, treue Kameradinnen, züchtige Krieger – Geschlechterrollen für den Ernstfall
Der Ameisenstaat
D 1934, R: Ulrich K.T. Schulz, 14’, 35 mm
Barbara
D 1939, P: Deutsche Filmherstellungs- und Verwertungs-GmbH, D: Paul Klinger, Lotte
Werkmeister, 16’, 35 mm
Blitzmädel
D ca. 1940, 4’, 35 mm, stumm
Hof ohne Mann
D 1944, R: Walter Robert Lach, 15’, 35 mm
Briefe von der Fahne
DDR 1984, R: Ernst Cantzler, K: Thomas Plenert, 20’ , 35 mm
Ein Wort von Mann zu Mann
D 1941, R: Alfred Stöger, B: Friedrich Luft, D: Doris Krüger, Karin Evans, Maria Hofen, Erich
Dunskus, Günther Lüders, Franz Schafheitlin, 31’, 35 mm
Um Geschlechterrollen vor und während des Krieges zu vermitteln, wurden in der NS-Zeit biologische
Filme bevorzugt, die Phänomene aus dem Tierreich mit soziologischen Begriffen beschrieben und die
auf diese Weise eine Verwurzelung des NS-Gesellschaftsbildes in den Naturgesetzen suggerierten
(Der Ameisenstaat). Während nach 1939 eine Vielzahl von Kurzfilmen auf die veränderte Rolle der
Frau in Kriegszeiten hinwies, die kurzfristig – eben nur bis zum angestrebten „Endsieg“ – auch ihren
Mann stehen müsse (Barbara, Blitzmädel, Hof ohne Mann), versucht der DEFA-Film Briefe von der
Fahne das ungeliebte Thema Armeedienst unter das Thema „Friedensschutz“ zu stellen. Es zeigt
sich, dass kritische Positionen zur Wehrpflicht seitens der Frau eines NVA-Soldaten nur noch
teilweise plausibel widerlegt werden können.
Schließlich machten auch Aufklärungsfilme vor körperlichen Aspekten der geschlechtsspezifischen
Rollenzuweisung nicht halt. Der Film Ein Wort von Mann zu Mann weist Frauen die Rolle eines
sexualhygienischen Risikos zu, vor dem „Mann“ sich zwecks Erhaltung der Kampfkraft zu hüten habe.
Der Drehbuchautor Friedrich Luft schreibt 1942: „Er [der Film] sollte nur unter Männern gezeigt
werden; er sollte nicht prüde sein; er sollte nicht bei den Abgründen dieses Themas ungebührlich
lange verweilen; er sollte sich nicht in medizinischen Darstellungen verlieren; er musste in seiner Art
und in seinem Ton jeden erfassen. Er sollte nicht den Intellekt treffen, sondern mit jedem einzelnen
Beschauer des Films persönlich sprechen, vertraut, männlich, verantwortungsvoll und verbindlich.[...]
Wir durften warnen, helfen, heilen.“ (Der deutsche Filme). (bhp)
Einführung: Barbara Heinrich-Polte
Mit Publikumsgespräch
am 10.2. um 20.00 Uhr
Gespeichert

- ich kaufe jegliche Mengen und Größen von KATZENGOLD an :pleasantry: -