Ich denke, es kommt darauf an, ob das jeweilige Regelwerk eher eine Simulation oder ein Spiel sein soll. Erstere arbeiten eher mit klar definierten Zeit- und Bodenmaßstäben, gerade in napoleonischen Regelwerken hab ich das öfter gesehen, wobei ein Spielerzug dann öfter einer Viertelstunde \"Realzeit\" entspricht.
Das Regelwerk \"Subs and Sams\" von Phil Barker, welches moderne Seekriegsführung behandelt, ist eine mE sehr realistische und hochkomplexe Angelegenheit und benutzt zum einen \"Cruising Hours\", in der Verbände ohne Feindberührung fahren und in der jede Runde 1 Stunde Realzeit darstellt, und \"Tactical Bounds\", in denen offensiv und defensiv agiert wird und welche 15 Minuten Realzeit repräsentieren. \"Tactical Bounds\" sind außerdem Teil der jeweils nächsten \"Cruising Hour\".
In Skirmish-Systemen, gerade solchen, die nah am Rollenspiel sind, kommt es auch vor, wobei dann die Runde oftmals nur Minuten oder gar Sekunden Realzeit umfasst.
Generell kann man denke ich sagen, je höher die Ebene, auf der das Spiel stattfindet, bzw. je detaillierter das Simulationsniveau, desto wahrscheinlicher ist, dass es auch einen definierten Zeitmaßstab gibt.
Meine persönliche Meinung ist, dass ein fixer Zeitmaßstab meist unnötig und oft eher irritierend ist, und man lieber im Verlauf des Spiels generelle \"Zeitpunkte\" definieren sollte, wenn das denn gewünscht oder erforderlich ist - so z.B. \"Sonnenaufgang zu Beginn der n-ten Runde\", und/oder \"Sonnenuntergang zu Beginn der n-plus-x-ten Runde\" (wobei beides in einem Spiel eher selten sein dürfte). Diese Events können dann z.B. \"globale Sonderregeln\" auslösen, oder in einem \"historischen Szenario\" das Erscheinen verschiedener Elemente definieren. Dafür braucht man aber nicht zwingend einen Zeitmaßstab, sondern geht eben nach Rundenzahl. Was möglicherweise gerade in Epochen, in denen es keine weite Verbreitung von Chronometern gab, sogar \"realistischer\" sein dürfte.
Die Frage ist halt - braucht man das? Ich denke, nur in einer tatsächlichen und detaillierten Simulation. Ansonsten vergisst man es sowieso, und ich hab auf meine alten Tage keine Lust mehr, mehr Buchhaltung als notwendig zu betreiben.