Also...
Napoleon hat das Code Civil eingeführt - sozusagen der Vorfahre des BGB - welches (mit Anpassungen) heute immer noch in Frankreich, Italien und Louisiana gültig ist.
Zu sagen er hätte ein Gesetzbuch eingeführt ist gut und schön: aber was bedeutete dies?
1. Vor dem Gesetz sind alle gleich (heute selbstverständlich, damals nicht)
2. Einführung von Unabhängige Richter und Geschworene (keine Rechtsprechung durch Herrscher)
3. Gleichstellung der Religionen (Ende der Diskriminierung der Juden)
4. Trennung zwischen Staat und Kirche
5. Gewerbefreiheit und freie Berufswahl
Reformen der Verwaltung:
Die Regierungen wie sie uns heute geläufig sind, haben ihren Ursprung durch seine Reformen.
Die heutigen Ministerien, in ihrem Aufbau und Organisation.
Viele der heutigen Ämter (z.B. Einwohnermeldeamt, Finanzamt, Polizei).
Umstritten ist, ob Napoleon wirklich an einem vereinten Europa geglaubt hat. Seine Kritiker tun dies als Vorwand für Eroberungskriege; seine Bewunderer stellen den Grundgedanken im Vordergrund und betrachten die Abweichungen davon als aus der Not entstanden Massnahmen.
Fakt ist, dass er in seinen Schriften über die Notwendigkeit eines vereinten Europas schreibt.
Fakt ist, dass er in einem ersten Schritt, die eroberten Gebiete meistens nicht Frankreich angegliedert wurden, sondern einigermaßen unabhängig (wenigstens innenpolitisch).
Fakt ist, dass später diese Länder immer weniger unabhängig wurden (teilweise doch zu Frankreich annektiert).
Nun zu seinen negativen Eigenschaften:
1. Wenig Wertschätzung für Menschenleben.
Kann man psychologisch bestimmt durch die Kriegserfahrung begründen, es bleibt aber dabei, dass für ihn Menschenleben nun mal "militärische Währung" waren und damit ggf. auch ausgegeben werden konnten. Andererseits eine grundlegende Änderung kam erst nach dem 2. Weltkrieg zustande. Also ja, durch die Entstehung der Massenheere (nicht direkt eine Erfindung von Napoleon, aber von ihm durchaus vorangetrieben) ist der Wert eines Soldatenlebens drastisch gefallen und Napoleon war sich dessen bewusst; aber die ganzen Kriege danach waren nicht anders (amerikanischer Bürgerkrieg, deutsch-französischer Krieg 1870, die Weltkriege).
2. Unterdrücker der Verbündeten.
Seine Massnahmen um die Kriege fortführen zu können waren definitiv unbeliebt. Allerdings auch in Frankreich selber. Tatsächlich wurden Verbündete eher "verheizt" als Franzosen, aber beim Schach opfert man auch eher die Bauern als die Königin.
3. Machthungrig.
Bestimmt, und? Ein Leistungssportler will auch gewinnen und lässt freiwillig auch nicht andere auch mal vor...
Klar in seinem Fall hat es Menschenleben gekostet, aber Frankreich war vor ihm schon im Krieg und die meisten Kriege danach sind nun mal nicht von ihm erklärt worden. Also gilt der Vorwurf genauso für Großbritannien und die anderen Allierten.
Sonderthema Spanien:
Die Franzosen haben tatsächlich einschüchternde Repressalien durchgeführt, aber die Spanische Guerilla war eine Mischung aus religiösen Fanatikern und Räuber (wie die süditalienischen "Briganti" die gegen Murat und später gegen die piemontesische Regierung gekämpft haben, und aus denen sich dann die Mafia entwickelt hat).
Hierzu siehe auch den interessanten Beitrag von unseren Forumsmitglied Thrifles:
https://thrifles.blogspot.com/2018/05/das-regiment-gro-und-erbprinz-und-sein.htmlAm 30. November 1808 wurde der Grenadier Schneider zu einem Ochsenkarren, auf dem seine hochschwangere Frau saß, kommandiert, weil der Wagenfahrer entlaufen war: "Bei Cabrera, wo die Heerstraße an dem Fuße einer waldigen Höhe herläuft, war an dem Karren etwas auszubessern, und Schneider blieb nur tausend Schritte hinter der Hinterwache zurück. Plötzlich hörte diese einige Schüsse und ging im Laufschritt zurück. Bei dem Karren angekommen, fanden sie Mann und Frau ermordet und fürchterlich verstümmelt. Der Frau hatten die Kannibalen die Brüste ab- und den Leib aufgeschnitten; dem Mann hatten sie die Scham abgeschnitten und der Frau in den klaffenden Mund gesteckt."