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Autor Thema: Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen  (Gelesen 13275 mal)

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Antipater

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« am: 27. Mai 2011 - 16:07:26 »


Okay, eigentlich kein \"größeres Projekt\", eher eine Ordnungsinitative.
Wie mittlerweile bekannt sein dürfte, bin ich ein großer Fan römischer Centurionen – und Sammler entsprechender Miniaturen. Zwar ist die Menge immer noch überschaubar, aber langfristig möchte ich so viele und unterschiedliche Interpretationen zusammen haben wie möglich. Um einen Anfang zu machen, kam mir die Idee, hier in mehr oder minder regelmäßigen Abständen die Miniaturen vorzustellen. Die Gelegenheit, auch ein bisschen über den historischen Kontext zu schwadronieren, kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Wer davon genervt ist, hat vielleicht mehr Freude an den vorgeschalteten kleinen Hintergrundgeschichten – oder schaut einfach nur die Bilder an. ;)

Ich freue mich über Kommentare, Wünsche, Anregungen!

Den Anfang macht eine Miniatur aus dem Hause Gorgon Studios, ursprünglich Promofigur anlässlich einer Ausgabe des Ancient Warfare-Magazins zum vorrömischen Italien.

Frühjahr 444 v. Chr.: Gerade erst hat er seine Waffen beim alljährlichen lustrium rituell reinigen lassen, schon ist Poplios Vibennas Ausrüstung wieder gehörig eingesaut. Schmutzige Geschäfte nimmt er aber gern in Kauf, solange die Kasse stimmt. Und hier kann sich Vibenna über seinen Auftraggeber (einen Patrizier, der eigentlich nicht genannt werden möchte) keinesfalls beschweren: Stets fällt für seine suodales nach einem Fischzug ein fettes Schaf oder eine fesche Sabinerin ab – ganz nach Belieben, versteht sich. Der Löwenkopf, der Vibennas Schild ziert, ist deshalb bei Viehhirten und Ehemännern der Nachbarschaft so gefürchtet wie bei den Einwohnern Roms gefeiert. Nur verständlich, dass seine Waffenbrüder Vibenna zu ihrem centurio gewählt haben und er den quergestellten Helmbusch mit Stolz trägt.


Die Figur stellt einen frührömischen Centurio dar und basiert auf der Rekonstruktion etruskischer Ausrüstung des 5. Jhs. v. Chr. Vieles davon ist hypothetisch – aber das trifft auf eigentlich alles zu, was die „römische Armee“ dieser Zeit angeht. Allgemein geht man davon aus, dass unter den etruskischen Königen Roms (ca. 8.-6. Jh.) die Hoplitentaktik eingeführt wurde. Die schwerbewaffnete Phalanx unterstützten Reiter und leichter gerüstete Krieger zu Fuß. Ob diese Einheiten von Centurionen geführt wurden, ist ebenso fraglich wie die militärische Bedeutung der centuriae selbst. Dazu später vielleicht mehr.


Zugegeben, der große Rundschild (clipeus) passt nicht so recht zur eher leichten Ausrüstung des Modells: Ihm fehlen Beinschienen, und das gesteppte Lederwams ersetzt keinen Metallpanzer. Der quergestellte Helmbusch scheint ein verbreitetes Rangabzeichen gewesen zu sein. Wobei man annimmt, dass er rangniederen Anführern vorbehalten war, die zusammen mit den Kriegern „in der Reihe kämpften“ (griech. lochagoi) und dort sichtbar bleiben mussten.

Bei der Bemalung habe ich mich am Cover des besagten Hefts und an Peter Connollys Greece and Rome at War orientiert. Auch habe ich dem Druck nachgegeben und mich mal an der Verschmuddelung der Figur versucht – es soll niemand sagen, ich nähme mir Kritik nicht zu Herzen. Allerdings muss ich wohl noch mal bei forenbekannten Schmutzfinken wie Lt. Hazel oder Regulator in die Lehre gehen. :whistling:
Das Ganze gibt\'s in Englisch, dafür mit größeren Einzelbildern auch auf meinem Blog zu sehen.
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Thorulf

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #1 am: 27. Mai 2011 - 16:21:28 »

Sehr, sehr schöne Figur und sehr schöne idee für einen Tread. Bin auf den nächsten Teil gespannt. :applaus:
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Lettow-Vorbeck

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #2 am: 27. Mai 2011 - 16:51:51 »

Schönes Projekt :thumbup:

Hat die goldene Farbe am Ende des Helmbusches eine besondere Bedeutung?
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Antipater

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #3 am: 27. Mai 2011 - 16:55:25 »

Danke, ihr zwei. :)

Zitat von: \'Lettow-Vorbeck\',index.php?page=Thread&postID=85753#post85753
Hat die goldene Farbe am Ende des Helmbusches eine besondere Bedeutung?
Nö, das ist schlicht ein matschiges Altweiß. Ich hab hier nur die Vorlage (weißes Haar, rote Spitzen) umgekehrt, weil mir Rot als dominante Farbe besser gefiel.
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Frank Becker

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #4 am: 27. Mai 2011 - 17:42:22 »

Sehr schönes Projekt! Vor allem gefallen mir die schönen Hintergrundinfos. Die Figur ist ebenfalls klasse…auch schön der Bartschatten und der abgewetzte Schild.Die Sache mit dem quergestellten Helmbusch ist in der Tat interessant. Ich denke, dass dieses Merkmal wohl erst in der späten Republik aufgetaucht ist (wie auch die traditionellen Beinschienen und das links getragene Schwert). Vorher wurde der Centurio von seiner Centuria gewählt, nachdem diese aufgestellt worden war. Die Ausrüstung dürfte sich also nicht von den übrigen Männern unterschieden haben. Als Rangabzeichen hat er wohl nur den Vitis getragen. Der rot-weiße Helmbusch deiner Figur ist ebenfalls unwahrscheinlich, da Rosshaar sehr schwer zu Färben war. Höchstwahrscheinlich wurden deshalb auch nur einfarbige, naturbelassene Haare verwendet.

Antipater

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #5 am: 27. Mai 2011 - 18:20:37 »

Ah, Widerspruch, sehr schön. :)
Es besteht halt das große Problem, dass die Informationen zur römischen Frühzeit allesamt aus zweiter, oft dritter Hand stammen. Bei vielem scheint es sich auch schlicht um nachträgliche (im Wortsinn) Re-Konstruktionen zu handeln, die bestenfalls vom Status quo der mittleren Republik ausgehen. Da werden Einrichtungen und Verfasstheiten dann munter rückdatiert bzw. archaisiert. Zur Zenturiatsverfassung schreibe ich, wie angekündigt, wahrscheinlich später noch mal was.
Den quergestellten Helmbusch hat man wohl aus Fundstücken abgeleitet, die zwar eine Montierung aufweisen, aber keine Ösen zum Festbinden über dem Scheitel, sondern eben über den Schläfen. Wie stichhaltig das ist, sei natürlich dahingestellt. Als Vergleichsbeispiel für eine frühe Verwendung der quergestellten Helmzier fällt mir auf die Schnelle nur der \"Draped Warrior\" aus der Wadsworth-Sammlung ein.
Rosshaar lässt sich meines Wissens wie menschliches Haar färben. Henna habe ich schon in beiderlei Verwendung gesehen. ;)
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1306518050 »
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opa wuttke

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #6 am: 27. Mai 2011 - 19:35:57 »

Ein Thread der mir sowohl gefällt, als auch gelegen kommt, will ich doch aus meiner fröhlich zusammengemischten umfangreichen Sammlung römischer Legionäre aus allen Epoche gerade sowohl eine frühkaiserzeitliche Armee für Impetus als auch eine spätrepublikanische für FoG aufstellen. Die Legionäre an sich bereiten mir dabei weniger Kopfzerbrechen, weil ich anhand der jeweiligen lorica bzw. des verwendeten scutum schon eine relativ genaue zeitliche Einordnung treffen kann. Schwierig wirds bei meinen Figuren mit den Centurionen...Gut es gibt ja genug Material allein an Ospreys, aber sie lassen eben doch immer noch Fragen offen und komme ich dann erst zur Auxilia, dann blick ich nicht wirklich immer durch. Roßhaarhelmbusch ?...ja klar ! Crista transversa ?...aber sicher doch ! Aber verwendeten die Centurionen der cohortes dieselben, wie die in Legionen ?? Wo gibt es zeitliche Überschneidungen bzw. gibt es überhaupt welche ?? Welche Farben wurden verwendet und hatten sie eine bestimmte Bedeutung ?? Fragen über Fragen, die ich hoffentlich aus kompetentem Munde beantwortet bekomme ;)

Die Bemalung ist übrigens sehr schön...

Gruß

Opa, der Deinen Thread mit Spannung verfolgt
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Poliorketes

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #7 am: 27. Mai 2011 - 20:03:29 »

Prima! Daß bei all dem Dreck der Helm noch so glänzt hat mich zuerst irritiert, aber dann ist mir aufgefallen, daß ja auch der Schild nach oben noch etwas blinkt. paßt also. Ist der Kerl blond? Das paßt nicht.
Steppwämser als Kampfkleidung kannte ich fürs antike  Südeuropa noch nicht, gibt es mehr dazu?
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Frank Becker

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #8 am: 27. Mai 2011 - 22:37:44 »

Klar gibt es Fundstücke die zu einem quergestellten Helmbusch passen, aber der muss nicht unbedingt einem Centurio gehört haben. Da zur Zeit der Repubik die Soldaten ihre Ausrüstung selbst gestellt haben, müßte ja jeder einen solchen Helmbusch im Gepäck gehabt haben, nur für den Fall das er gewählt wird...das halte ich für unwahrscheinlich. Bei Polybius wird ein solchen Merkmal ebenfalls nicht erwähnt, er hätte in seinen Beschreibung der Ausrüstung dieses Detail sicher erwähnt.

Antipater

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #9 am: 27. Mai 2011 - 22:59:59 »

Und noch mal vielen Dank!

@opa: Zu den Hilfstruppen komme ich sicher auch noch. In Kürze nur soviel: Großartige Unterschiede gab es in der Kaiserzeit zwischen Legions- und Auxiliarcenturionen wahrscheinlich nicht. Zu den Farben: In der römischen Armee kamen sicher Rot und (Natur-)Weiß vor, wie auch verschiedene Gelb- und Brauntöne wahrscheinlich sind. Was wann und von wem getragen wurde, war nicht zuletzt eine Frage des Anlasses. Man weiß einfach nichts Genaues - aber das erlaubt einem zugleich, zumindest in vernünftigem (!) Rahmen, künstlerische Freiheiten.

@Poli: Ich hab mir einen kalten Frühjahrsregen vorgestellt, der zwar den Staub oben abspült, ihn unten herum aber als Schlammspritzer wieder kleben bleiben lässt. :D Nein, ehrlich, ich wollte nicht gleich die ganze Figur einseifen. Ist mir so schon schwer genug gefallen. Und nein, das ist höchstens ein schmutziges Aschblond (wobei auch nicht alle Italiener schwarze Krause tragen). ;) Das Steppwams basiert laut dem Begleittext im Heft auf einem Grabrelief aus Volterra. Selbst würde ich die Darstellung eher als Lamellen- oder Schuppenpanzer interpretieren, musste mich aber an das Modell halten.

EDIT:

@Frank Becker: Du hast Recht, das muss nicht so gewesen sein. Die Interpretation passt aber einfach zu schön mit der Position des Anführers in der Phalanx zusammen. Deshalb bringe ich sie, nicht weil ich sie für absolut gültig halte. Dass das für alles gilt, was ich hier schreibe - eben weil die Quellenlage so dünn ist und wir daher niemals \"definitive\" Aussagen treffen können - habe ich wohl leider nicht hinreichend deutlich gemacht.
Trotzdem zur Erwiderung auf die beiden Punkte: Gewählt wurde der Anführer nicht während, sondern vor dem Feldzug. Da blieb also, im Falle einer wirklich überraschenden Wahl, genug Zeit, umzudekorieren. - Polybios macht vornehmlich auf die Unterschiede zur Erfahrungswelt seines griechischsprachigen Publikums aufmerksam. Weil er etwas nicht kannte oder nicht beschrieb, heißt das nicht, dass es schlicht nicht existierte oder nicht wenigstens schon einmal existiert hatte.
Wie gesagt, auch hier versuche ich erst mal der Interpretation des Modells zu folgen. Ob man es als Centurio bezeichnen kann, darf oder muss, weiß ich nicht zu entscheiden.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1306565544 »
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Poliorketes

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #10 am: 28. Mai 2011 - 00:07:08 »

Danke für die schnelle Antwort. Was das Blondhaar angeht - das haben die heutigen Italiener wohl von den keltischen und vor allem germanischen Einwanderern. Aber was solls, Achilles und Alexander werden auch mit Vorliebe blond dargestellt.
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opa wuttke

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #11 am: 28. Mai 2011 - 16:00:52 »

Vielen Dank Antipater für die Antwort, ich warte dann mal ganz entspannt auf die weiteren Ausführungen zum Thema.
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hallostephan

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #12 am: 28. Mai 2011 - 19:25:18 »

schön! Ja, fang ganz früh in der Epoche an, superidee! mfg Stephan Auch reiterführer...
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Welf VIII.

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #13 am: 29. Mai 2011 - 08:15:34 »

Zitat von: \'Frank Becker\',index.php?page=Thread&postID=85783#post85783
Klar gibt es Fundstücke die zu einem quergestellten Helmbusch passen, aber der muss nicht unbedingt einem Centurio gehört haben. Da zur Zeit der Repubik die Soldaten ihre Ausrüstung selbst gestellt haben, müßte ja jeder einen solchen Helmbusch im Gepäck gehabt haben, nur für den Fall das er gewählt wird...das halte ich für unwahrscheinlich. Bei Polybius wird ein solchen Merkmal ebenfalls nicht erwähnt, er hätte in seinen Beschreibung der Ausrüstung dieses Detail sicher erwähnt.
Polybios schreibt Mitte des 2. Jhd. v. Chr., ihn als Gewährsmann für eine Zeit 300 Jahre früher haranzuziehen halte ich für etwas abenteuerlich. Ab davon ist es doch so, dass gerade irgendwelche verfassungsrechtlichen Darstellungen (und Polybios als römischer Propagandist nochmal ganz besonders) dazu neigen, Zustände zu idealisieren und zu glätten. Wie frei war diese Wahl denn wirklich, wir wissen es nicht. Das spricht übrigens keinesfalls dafür, dass man diesen quergestellten Helmbusch für Centurionen, von denen man ja, wie Antipater schrieb, nicht mal weiß, ob sie es damals überhaupt gab, als gesichert oder auch nur wahrscheinlich annehmen sollte. Aber was will man machen? Ohne auch nur annähernd sicheren Boden muss man sich eben auf das morastige Gelände der Spekulation begeben. Zumindest irgendeine auch im Schlachtggetümmel sichtbare Kennzeichnung (Helmzier irgendeiner Art) halte ich doch für plausibel.

Ich hätte lieber etwas gedämpftere Farben (Helmbusch) gesehen, aber das mag auch an der Belichtung der Aufnahme liegen. Ansonsten ist die Figur natürlich sehr hübsch geworden.
« Letzte Änderung: 01. Januar 1970 - 01:00:00 von 1306657317 »
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Antipater

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Eine kurze Geschichte der römischen Centurionen
« Antwort #14 am: 01. Juli 2011 - 22:31:59 »

Und weiter geht\'s. Erstaunlicherweise sogar in halbwegs chronologischer Reihenfolge, weil ich mich dazu habe hinreißen lassen, Aventine Miniatures selbst in Augenschein zu nehmen. Und ich bin schwer begeistert! So wenig Arbeit hatte ich mit noch keiner Figur, und in direkter Anschauung sind sie wesentlich gefälliger als auf den Bildern des Webshops.

Wie dem auch sei, wir machen einfach weiter im Text. Diesmal verschlägt\'s uns in die Zeit der Mittleren Republik, genauer in die Jahre um 280 v. Chr.


Für diese Zeit ist die Existenz des centurio als militärischer Rang einigermaßen sicher. Abgebildet hier ist ein Kollegenpaar, links Balbos (\"der Stotterer\") und rechts Vaala (\"der Mauernbezwinger\"). Vaala posiert noch im Feiertagsstaat auf dem Marsfeld (ich bin mir bewusst, dass es damals wohl noch nicht gepflastert war). Er trägt eine eher zeremonielle weiße Tunika (candida), und sein Schild ist mit der durchgestrichenen Zahl \"IIII\" markiert. Beides soll darauf verweisen, dass die Centurionen in dieser Zeit sehr wahrscheinlich öffentlich gewählt wurden, und zwar von den jeweils sechs Militärtribunen einer Legion. Getreu dem römischen Wahlrecht hat man vielleicht nur solange gewählt, bis eine Stimmenmehrheit erreicht war - bei vier Voten wäre also Schluss. Die andere Markierung, \"II FAB\", deutet an, dass Vaala der zweiten Legion des Konsuls C. Fabricius zugeteilt worden ist. Im frühen 3. Jh. v. Chr., als Fabricius gegen die italischen Bergvölker zog und mit Pyrrhos verhandelte, befehligte jeder Konsul sicherlich mindestens zwei Legionen.


Die von den Tribunen gewählten Centurionen kommandierten jeweils die erste bzw. vordere centuria innerhalb eines Manipels. Die Manipel waren als taktische Einheiten innerhalb der Legion entstanden, als die Römer sich von der starren Phalanxformation verabschiedeten und auf offenere Formationen zu setzen begannen. Der \"vordere Centurio\" (prior) nominierte nach seiner Wahl einen Kollegen, der wiederum die zweite bzw. hintere Zenturie kommandierte und folgerichtig posterior hieß. Dessen Rolle übernimmt hier Balbos. Sein Schild zeigt - nein, keine Joghurtwerbung, sondern die Abkürzung für E(nos) M(armor) I(uvato) (\"Mars, hilf uns!\"), ein Vers aus dem altlateinischen Carmen Arvale zu Ehren des Kriegsgottes. Ob man so was auf Schilde pinselte, weiß ich natürlich nicht sicher - aber genauso unsicher sind die Schildbemalungen oder alles, was man über die Militärverfassung dieser wirklich spannenden Zeit zu wissen glaubt.


Auch deshalb, diesmal weniger Text. Wer noch ein paar zusätzliche Bildchen sehen will, ist herzlich eingeladen, mein Blog zu besuchen. Dort oder hier darf auch fleißig kommentiert und kritisiert werden. :)
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