Hier ein Spielbericht von der „Schlacht von Barletta 1502“ aus den frühen italienischen Kriegen. Wir spielten nach den Field of Glory Regeln mit 15mm Figuren. Da wir zeitlich etwas eingeschränkt waren und ich voll vom Spiel beansprucht wurde, habe ich keine Bilder direkt aus dem Spiel machen können. Daher habe ich danach einige meiner Figuren so arrangiert, wie bestimmte Situationen ausgesehen haben. \"In echt\" waren noch Wraith´s Spanier anwesend, die es aber leider diesmal nicht vor die Kamera geschafft haben.
Order of BattleFranzosen
2 x 4 Gendarmes, schwergepanzerte Lanzenreiter
1 x 4 Coustilliers, leichtgepanzerte Lanzenreiter
3 x 4 Handgunners, Plänkler
1 x 6 Francs Archers, Langbogenschützen
2 x 8 schweizer Pikeniere
1 x 8 Pikeniere aus der Gascogne
2 x 2 leichte Artillerie
Spanier
1 x 4 Men-at-armes, schwergepanzerte Lanzenreiter
1 x 6 Jinetes, berittene Plänkler
1 x 4 Arkebusenschützen
1 x 4 Arkebusiere, Plänkler
2 x 4 Sword & Buckler Men, schwer gepanzerte Schwertkämpfer
2 x 8 spanische Pikeniere
2 x 2 schwere Artillerie
Historischer Hintergrund:Der französische König Louis XII. mischt gerade in Rom bei der Papst-Wahl mit. Diese Ablenkung will König Ferdinand von Spanien nutzen um das Königreich Neapel der französischen Kontrolle zu entreißen. Der spanische Oberkommandant de Cordoba macht sich mit seinem Heer auf den Weg, um die Franzosen zum Angriff zu provozieren. Dies gelingt ihm auch und so erwartet er, hinter einer sorgfältig vorbereiteten Defensivstellung, die französische Attacke.
Auf französischer Seite hat man sich mittlerweile sehr daran gewöhnt, das Kämpfen den scheinbar unbezwingbaren Schweizern zu überlassen. Daher rücken diese auch alleine auf die Schanzen vor, während sich der Rest der französischen Armee zurückhält. Aber die angreifenden Schweizer werden zuerst durch spanisches Arkebusen- und Geschützfeuer geschwächt und danach durch den Graben und den Erdwall in große Unordnung gebracht. Das hat de Cordoba erwartet und er schickt die Schwertkämpfer vor, die sich gegen die ungeordneten Pikenieren durchsetzen. Als die Franzosen den fehlschlagenden Angriff sehen, beginnen sie, sich zurückzuziehen, anstatt die bedrängten Schweizer zu unterstützen.
Als die Spanier auf breiter Front zum Angriff übergehen, wird der französische Rückzug zu einer ungeordneten Flucht mit schweren Verlusten auf französischer Seite, vor allem unter den Schweizern.

Die Gendarmes, die Blüte des französischen Adels

Schweizer Pikeniere aus Bern und Uri
Das SpielIn den ersten Spielzügen rücken die Franzosen auf breiter Front vor. Die Gendarmes reiten vom Zentrum auf die linke Flanke, mit dem Fernziel, die spanische Verschanzung zum umgehen und die spanische Linie von der Seite her aufzurollen. Die spanischen Jinetes rücken mutig vor um den Vormarsch der Gendarmes zu verlangsamen. Zwei Einheiten schweizer Handbüchsenschützen plänkeln vor den Gendarmes um die Jinetes beschießen zu können. Sie müssen dabei aber sehr vorsichtig vorgehen, da sie im Nahkampf keine Chance gegen die Berittenen haben. Es dauert einige Runden, bis die Gendarmes so weit hinter die Handgunners manövriert sind, damit diese im Falle eines Angriffes durch die Jinetes, hinter die schwere Reiterei zurückweichen können.
Der Rest der französischen Armee kommt ebenfalls nur langsam voran, da man darauf bedacht ist, die schwerfällige Artillerie mitzunehmen.

Der Vormarsch der Schweizer, samt leichter Artillerie
Auf spanischer Seite ziehen sich die Ritter und eine Einheit Schwertkämpfer aus der Anfangsaufstellung und bewegen sich zur linken spanischen Flanke.
Es folgen einige Runden Schusswechsel zwischen Jinetes und den schweizer Handgunners, ohne dass eine Seite den Gegner entscheidend schwächen kann. Auch der spanische Artilleriebeschuss auf die stetig vorrückenden Pikenblöcke im Zentrum erfolgt zunächst noch auf lange Reichweite und ohne Wirkung.
Die Francs Archers und eine weitere Einheit Handbüchsenschützen auf der anderen Flanke sind erfolgreicher und fügen den vorpreschenden spanischen Rittern Verluste zu. Nach wenigen Runden Beschuss werden die jungen spanischen Adeligen zunehmend entmutigt und nur der angeschlossene Truppenbefehlshaber kann sie an der Flucht hindern. Außerdem sind mittlerweile die gascogner Piken heran, um die Ritter von einem Angriff auf die treffsicheren Langbogenschützen und die Artillerie abzuhalten. Es bedarf einiger Überzeugungsarbeit, damit der spanische Ritterkommandant erkennt, dass er mit seinem Trupp in dieser Situation nichts mehr bewirken kann (außer erschossen zu werden) und so ziehen sich die Ritter zerknirscht hinter die eigenen Fußtruppen in Deckung der Schanze zurück.
Die Einheit Schwertkämpfer, die die Ritter begleitet hat, gerät in ein ummauertes morastiges Feld, in dem sich eine französische Einheit Handgunners auf die Lauer gelegt hat und mit schmerzhaftem Flankenfeuer einige der tapferen iberischen Ritter aus dem Sattel holte. Mit Rachegelüsten greifen die Schwertkämpfer mehrmals diese Handgunners an, müssen aber letztendlich erkennen, dass sie zu langsam sind und die flinken Fussplänkler nicht einholen können.

Sie schweizer Schützen plänkeln vor der schweren spanischen Infanterie weg...


... und sind bald wieder zurück um weiter zu schießen.
Währenddessen haben sich die franz. Coustilliers durch eine Lücke in der Schlachtreihe forsch nach vorne bewegt, um den Jinetes den Rückweg abzuschneiden, oder die Flanke der spanischen Linie zu bedrohen. Davon unbeeindruckt verlässt eine spanische Pikeneinheit den Schutz der Verschanzung und zieht sogar den Coustilliers entgegen. Ob solcher Frechheit erbost, überkommt die Coustilliers ein Anfall von Übermut und Leichtsinn: gegen den ausdrücklichen Befehl ihres Hauptmannes unternehmen sie eine selbstmörderische Reiterattacke von vorn gegen den feindlichen Pikenhaufen. Es kommt, wie es kommen muss: bereits wenige Augenblicke später verlassen die wenigen Reiter, die diesen Aufprall überlebt haben, in heilloser Flucht das Schlachtfeld.

Die Coustiliers vor ihrem unrühmlichen Auftritt
Nachdem die spanischen Pikeniere dieses lästige Hindernis beseitigt haben, wenden sie sich dem Zentrum zu, um die schweizer Piken zu bedrohen, die mittlerweile nahe an die Schanze herangekommen sind. Bisher unbeeindruckt von dem intensiver werdenden Beschuss sind diese stoisch weiter vormarschiert. Aber je näher sie an die Schanze kommen, desto merkbarer werden die Treffer der gegnerischen Arkebusiere und schweren Artillerie und so bilden sich erste Lücken in den Pikenhaufen, die nicht mehr geschlossen werden können. Trotzdem stürmen die Schweizer zur Schanze und verwickeln die spanischen Fernkämpfer ins Handgemenge. Allerdings ist auch eine Einheit spanischer Schwertkämpfer zur Stelle, die durch ihre Handwaffen und bessere Rüstungen den Pikenieren überlegen sind, während die wegen der Verschanzung ihre volle Tiefe und Überzahl nicht zur Geltung bringen können. Als auch noch die Spanier eingreifen, die vor kurzem die Coustilliers vernichtet haben, wird langsam klar, dass die Sache der Schweizer immer schwieriger wird.


Der Sturm der Schweizer auf die Schanze
Währenddessen versperren die schweizer Handgunners immer noch den Gendarmen den Angriffsweg auf die Jinetes. Letztendlich befiehlt der ungeduldige französische Feldkommandant, dass das ineffektive Schießen sofort einzustellen und der Weg für die Gendarmen frei zu machen ist. Die Gendarmen gehen danach agressiv vor, kommen aber nicht an die ausweichenden Jinetes heran. Letztendlich stellt sich heraus, dass der Trupp Jinetes während des gesamten Spieles zwei Einheiten Handgunners und zwei Einheiten Gendarmes beschäftigt hat und die ganze Zeit verhindere, dass diese wirkungsvoll ins Geschehen eingreifen können.
Auf der anderen Seite wird die Lage kritisch, als die zweite spanische Pikeneinheit ebenfalls über die Verschanzung setzt und erfolgreich die Pikeniere der Gascogne angeht. Obwohl sich das französische Landesaufgebot zunächst tapfer schlägt, sind ihnen die Spanier überlegen und setzen sich bald durch.
Im Zentrum wird schließlich der Angriff der Schweizer zurückgeworfen. Fast zum gleichen Zeitpunkt brechen auch die Gascogner. Als somit die gesamte schwere Infanterie der Franzosen flieht und deutlich ist, dass die Gendarmes es nicht rechtzeitig schaffen werden, ihre Angriffswucht noch in die Waagschale zu werfen um den Ausgang der Schlacht zu ändern, gesteht der Duc de Nemours seine Niederlagen ein und bläst zum allgemeinen Rückzug.

Der französische Oberbefehlshaber zieht sich zurück um an einem anderen Tag weiterzukämpfen (und bis dahin neue Schweizer anzuheuern)
Post-Battle Analyse:Aus französischer Sicht muss ich zugeben, dass wir uns vorgenommen hatten, das Zentrum mit Artillerie und Pikenieren koordiniert vorgehen zu lassen und zu verzögern, bis die Gendarmes ihre Flanke geräumt hatten.
Im Gefecht konnten wir aber dann doch den Verlockungen des vermeintlich sicheren Beschusses nicht widerstehen und verstrickten uns über längere Zeit in ineffektivem Schießen mit den Handgunners auf die Jinetes und versperrten dadurch unseren Gendarmes den Angriffsweg.
Bereits nach wenigen Spielzügen waren die schweizer Piken im Zentrum vom feindlichen Artilleriefeuer entnervt und rückten doch schneller vor, als die eigene Artillerie folgen konnte. So kam es, dass unsere vier Geschütze während des gesamten Kampfes keinen einzigen Schuss abgaben. Die (poor Quality) Pikeniere der Gascogne verhielten sich erwartungsgemäß, d.h. sie sahen zunächst gefährlich aus, verloren dann aber doch gegen durchschnittliche spanische Truppen und flohen. Über das fliegende Suizid-Kommando der Coustilliers breiten wir hier mal das Mäntelchen des Schweigens. Solche ungestümen ungewollten Attacken kommen bei FoG halt bisweilen vor.
Die schweizer Pikenhaufen im Zentrum hatten öfters Würfelpech, hielten sich dann noch recht tapfer gegen vier teilweise verschanzte gegnerische Einheiten, mussten am Ende aber doch der Unterzahl Tribut zollen und das Feld räumen.
Wohingegen die Spanier unter dem Oberkommando von Wraith sich keine groben Schnitzer leisteten. Sie plänkelten da wo sie schwächer waren (Jinetes gegen Gendarmerie), hielten den ersten wilden Angriffen der Schweizer stand, wo sie sicher waren (hinter der Schanze) und gingen da vor, wo sie stärker waren (gegen die Gascogner).
Nur der Einsatz ihrer Rittereinheit war fragwürdig. Diese wurde durch Beschuss mehrmals an den Rand der Flucht gebracht, konnte aber, dank eines eigens abgestellten Kommandanten, immer wieder gesammelt werden und verweigerten somit den Franzosen sogar den schwachen Triumph, wenigstens eine gegnerische Einheit gebrochen zu haben.

Spanische Arkebusiere hinter der Schanze
Auf unserer Seite haben wir gegen die alte Wargamer-Regel verstoßen, dass man sich immer an den gemachten Plan halten soll und Planänderungen während dem Spiel oft nicht adäquat funktionieren und bestraft werden. So war es dann auch dieses mal.
Mit ein bischen mehr Zeit und Geduld auf französischer Seite hätte es auch anders ausgehen können, aber trotzdem war es ein sehr unterhaltsames und stylisches Spiel, das nebenbei (und unbeabsichtigt) auch sehr historisch ablief und endete.
Regeln und Miniaturen:Wir haben nach dem Field of Glory-Regelwerk (FOG) für das Mittelalter gespielt. Die Armeelisten sind aus dem Army-Supplement „Storm of Arrows“, mit kleineren Änderungen bei den Truppentypen für das Szenario.
Es hat sich mal wieder gezeigt, dass FOG nicht nur für ausgeglichene Turnierspiele geeignet ist, sondern auch gut zum Nachspielen historischer Schlachten. In unserem Szenario hatten die Spanier 50 Punkte weniger (610 gegen 660 Pkte.) aber eine schon voll entfaltete Anfangsaufstellung. Die Franzosen mussten erst manövrieren, was dazu geführt hat, dass sie von ihren 12 Kampfverbänden (Battlegroups -BGs) effektiv nur 8 ins Gefecht bekamen, während bei den Spaniern alle 10 BGs aktiv waren.
Die Miniaturen sind im 15mm-Maßstab und von den Firmen Essex, Gladiator und Venexia.